Diskriminierung älterer IT-Profis

vom 26.09.2011, 15:02 Uhr

Als ich den Bericht von Chip gelesen habe, hat es mir glatt die Sprache verschlagen. Laut einer Umfrage gab jeder vierte IT-Profi im fortgeschrittenen Alter an, dass er aufgrund seines Alters diskriminiert wurde. Hierbei handelt es sich um 250 Angestellte aus diversen Firmen. Dies schlägt sich natürlich auch auf den beruflichen Werdegang aus. Somit werden jüngere Spezialisten schneller befördert oder nehmen an schwierigen Entscheidungen Teil, als ältere Leute, die teilweise über 20 Jahre Erfahrung haben.

Habt ihr schon einmal mitbekommen, dass jemand aufgrund seines Alters diskriminiert wurde? Ich habe dies persönlich noch nicht mitbekommen, aber schon davon gehört. Meistens handelt es sich dann um Angestellte kurz vor der Rente oder mit sehr jungen Mitarbeitern.

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» Likey » Beiträge: 162 » Talkpoints: 24,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist ja leider nichts neues und spiegelt bloß die Realität wieder. Das kann man eigentlich schon daran festmachen, welche Kurse einem älteren Arbeitnehmer angeboten werden bzw. welche Kurse abgelehnt werden. Dabei wird mitunter auch offen ausgesprochen, dass man nicht mehr glaubt, dass entsprechende Mitarbeiter dem Unternehmen nach der Schulung einen Mehrwert bringen können, weil diese Mitarbeiter nichts neues mehr "wollen".

Wobei man hier bei fortgeschrittenem Alter in manchen Branchen für die IT-Experten mitunter 45 Jahre ansetzt! Normalerweise unterstellt man so was "erst" ab 55 Jahren (was dann aber die Sache nicht besser macht). Und schlimmer als bei der Frage nach Beförderung ist tatsächlich die Aussicht, dass solchen Leuten eben keine Perspektive geboten wird!

Dass das noch kein echtes Unternehmensproblem geworden ist, bei dem sich viele betroffene zusammen tun, liegt aber schon daran, dass die "Älteren" schon oft vorher "aufgeben" bzw. aus den Firmen gedrängt werden. Dazu muss man sich selbst einfach fragen, ob man viele z.B. 60 Jährige kennt, die noch einer geregelten Erwerbstätigkeit in Großunternehmen nachgehen oder aber ob hier nicht längst Maßnahmen wie "Altersteilzeit" oder "Frühverrentungen" greifen. Wobei ich hier den Fokus auf den IT-Bereich lege.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


In meinem derzeitigen Unternehmen wird niemand wegen seines Alters diskriminiert, was sicher auch damit zusammenhängt, dass wir noch mehr erfahrene Profis gebrauchen könnten als wir derzeit haben. Daher wird mit den wenigen Profis gut umgegangen.

Was ich mich allerdings gefragt habe, ist es wirklich das Alter, weswegen diskriminiert wird? Wenn man den Artikel einmal liest dann stellt man fest, dass es nicht unbedingt das Alter ist, sondern Attribute, die man mit Jugend oder aber eben Alter verbindet. Wenn sich dann manch einer, gerade in der schnelllebigen IT-Branche, auf seinen Lorbeeren ausruhen möchte, dann wird es eben schnell einmal auf das Alter geschoben, statt genauer nachzusehen, was genau kritisiert wird.

Natürlich gibt es auch Situationen, wo Menschen allein aufgrund des Alters diskriminiert werden, auch wenn sie genauso fit sind wie junge Menschen. Aber wie so oft im Leben, sollte man fragen, was der wirkliche Grund für die Diskriminierung ist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mit solchen Presseberichten muss man immer sehr vorsichtig umgehen. Oft will man damit nur Stimmung machen und stellt daher sehr extreme Fälle dar. Es kommt außerdem sehr auf die Formulierung an. Würde man sagen "über 75% der älteren Arbeitnehmer in IT haben keine Probleme mit Altersdiskriminierung" klingt das schon etwas anders. Sicherlich ist Altersdiskriminierung nicht sehr schön, aber nur weil jemand damit konfrontiert wurde, heißt das doch noch lange nicht, dass er überhaupt keinen Job mehr bekommt. Wenn er von zehn Bewerbungen fünf Absagen wegen seines Alters bekommen hat, könnte er immer noch fünf Zusagen bekommen haben und sich trotzdem diskriminiert fühlen.

Außerdem muss man gerade im IT-Bereich scharf darüber nachdenken, ob wirklich das Alter der Kern des Problems ist. Vielleicht ist das Wissen der Leute auch einfach veraltet und sie können nicht mit der rasanten Entwicklung der Technik mithalten? Leider sagt die bloße Zahl der Berufsjahre nichts über die relevante Erfahrung aus.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Leute in dieser Situation einfach nicht merken, dass ihre fachlichen Kenntnisse nicht ausreichen, sondern schieben es dann auf das Alter. Also kann es durchaus sein, dass sich jemand diskriminiert fühlt, obwohl es gar nicht um das Alter ging, sondern einfach ein fachlich besser geeigneter Bewerber genommen wurde.

Dazu kommt noch, dass es tatsächlich schwierig sein kann, ältere Arbeitnehmer in jüngere Teams zu integrieren. Wie viele Leute über 45 kommen wirklich gut damit klar, wenn ihr Chef unter 30 ist? Sicher kann das auch gut gehen, oft führt es aber zu Konflikten.

Meiner Erfahrung nach passen sich die meisten Mitarbeiter aber mit steigenden Alter an die Gegebenheiten an. Viele wechseln von reinen Entwicklerpositionen entweder in Projektleitung, in die Führungsebene oder in eine Beraterposition. Viele ältere IT-Experten machen sich selbstständig. Dann gibt es das Problem mit jüngeren Teams nicht mehr, weil man ja quasi außer Konkurrenz spielt und so auch wenig Konflikte mit jungen Führungskräften haben kann.

Alles in allem würde ich also die Aussagen des Artikels nicht so kritisch sehen. Natürlich gibt es Leute, die mit steigendem Alter Probleme im Arbeitsleben haben. Aber das liegt eben an den Gegebenheiten in der Branche und ist nichts, was man durch politische Maßnahmen mit Gewalt beseitigen darf.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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