Wie seht ihr heute die Erziehung eurer Eltern?

vom 05.03.2008, 14:57 Uhr

Hallo!

Die Erziehung meiner Eltern war für mich eine Kathastrophe. Und das habe ich meinen Kindern nicht angetan. Stubenarrest war da noch das Feinste, was man als "Strafe" bekommen hat. Meiner Mutter ist bei mir sehr schnell die Hand (und manchmal auch ein Kleiderbügel aus Holz) ausgerutscht.

Eine eigene Meinung durfte man bei meiner Mutter nicht haben. Die wurde mit einem Klaps auf den Mund schon unterbrochen. Meine Mutter ging nach dem Motto "Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst...". Wenn ich rückblickend auf meine Kindheit schaue, dann könnte ich heulen. Denn die Kindheit war alles andre als schön und an schöne Momente kann ich mich kaum bis gar nicht erinnern.

Aber trotzdem finde ich, dass aus mir ein Mensch geworden ist, den man als "gut erzogen" ansehen würde. Aber die Menschen, die das so sehen, wissen nicht, wie diese "gute Erziehung" wirklich war.

Als Kinder galt ich immer als "gut erzogen", weil ich immer freundlich sein musste. Schon ein vergessenes "Danke" oder "Bitte" wurde mit bösen Blicken bestraft und wenn ich als Kind mal trotzig war, was ja jedes Kind ab und an mal ist, dann wurde das mit einem Handfeger ausdiskutiert.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Die Erziehung, die ich genossen habe, sehe ich durchaus gemischt. Auch bei mir gab es viel Schönes, aber eben nicht nur. Meine Elten sehen das heute aber selbst so, allerdings empfinden meine Eltern auch heute noch Dinge als richtig, die ich überhaupt nicht gut heiße. Da prallen noch immer mal Welten aufeinander. Da es aber in der Erziehung keine allgemein gültigen Algorithmen existieren, deren (genaueste) Anwendung dafür sorgen, dass man am Ende ein wohlerzogenes Kind hat, halte ich mich in der Beurteilung meiner eigenen Erziehung doch eher zurück. Dazu sind auch die Werte, die man dem Kind vermitteln möchte einfach zu verschieden. Meine Eltern, bei meiner Erziehung doch andere Werte in den Vordergrund gestellt als ich es heute bei der Erziehung meines Kindes tue.

Trotzdem gibt es einige Dinge, die ich trotz unterschiedlicher Werte ablehne: Geschlagen wurde ich nach Aussage meiner Eltern nur einmal, daran kann ich mich aber nicht erinnern. Trotzdem gehörten und gehören der Klaps auf den Po durchaus zu den Erziehungsmitteln, die meine Eltern in Ordnung finden. Es hat lange gedauert, bis ich meinen Eltern klar machen konnte, dass dies kein Mittel für mich ist.

Auch wenn es physisch keine Misshandlungen gab, so gab es psychisch doch recht viel Druck. Eine Sache, die meine Eltern zwar heute zunehmend ablegen, aber die immer noch latent vorhanden ist. Das kann man ihnen wohl nicht so richtig zum Vorwurf machen, denn meine Eltern sind so aufgewachsen und damit jahrelang (zumindest ihrer Meinung nach) gut gefahren. Alte Gewohnheiten abzulegen ist nun mal schwer.

Ob man an dem Menschen, der letzten Endes durch die Erziehung der Eltern entstanden ist, wirklich ablesen kann, dass diese Erziehung gut oder zumindest gar nicht so schlecht bzw. verkehrt war? Ich weiß es nicht! Denn immerhin wird mit der Erziehung durch die Eltern zwar ein Grundstein gelegt, allerdings muss auf diesem Grundstein weiter aufgebaut. Und das ist durchaus möglich, trotz nicht perfekten Grundsteins etwas Schönes drauf aufzubauen. Und um mal beim Beispiel aus dem Bau zu bleiben. Mit einigen Schönheitsreparaturen lässt sich auch einiges vertuschen. Anders sieht es nur aus, wenn der Grundstein völlig vermurkst wurde. Darauf etwas schönes aufzubauen wird unendlich schwer wenn nicht sogar unmöglich sein.

Eine weitere Anmerkung dazu, dass Eltern, die selbst eine schwierige Kindheit hatten, es selbst besser machen, wenn sie es sich nur fest genug vornehmen. Dem kann ich so nicht uneingeschränkt zustimmen. Ich habe eine Freundin, die eine wirklich schwierige Kindheit hatte. Ich finde, dass sie (gemeinsam mit ihrem Mann - der eine durchwachsene Kindheit erlebt hat) ihr zweites und drittes Kind wirklich toll erzieht. Ich kannte sie noch nicht, als sie ihr erstes Kind bekam und habe auch den größten Teil der Kindheit des Erstgeborenen verpasst. Aber meine Freundin ist der Meinung, dass sie viele Fehler ihrer Eltern, wenn auch in abgeschwächter Form, wiederholt hat und das tut ihr unendlich leid. Mittlerweile hat sie erkannt, was nicht so gut gelaufen ist und arbeitet daran, dass in ihrer eigenen Erziehung zu ändern. Auch wenn sie kaum Rückfälle hat - sie zweifelt immer wieder daran, ob sie alles richtig macht. Darum glaube ich, dass Eltern, die eine schwierige Kindheit hatten, immer mehr Probleme bei der Erziehung haben werden, als Eltern, die ihre Kindheit uneingeschränkt oder wenigstens sehr positiv in Erinnerung haben.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


ich wage zu behaupten, dass meine Eltern so ziemlich fast alles richtig gemacht haben was meine und die Erziehung meiner Geschwister angeht. Wir waren alles ziemlich schnell selbstständig und haben unser Leben eigentlich immer irgendwie alleine gemeistert, was wir ohne die Erziehung unsere Eltern so mit Sicherheit nicht geschafft hätten.

Wir wurden recht locker erzogen, mit recht viele Freiheiten für die wir aber auch was tun mussten. Wir hatten immer unsere Aufgaben im alltäglichen Familienleben zu erfüllen. Damals habe ich es gehaßt, heute sage ich, dass es mir gut getan hat so früh Verantwortung und Aufgaben zu übernehmen.

Wir wurden auch "bestraft" wenn wir nicht hörten bzw zu aufmüpfig waren. Wir wurden nie geschlagen - das gleich dazu aber es durfte dann am Wochenende mal nicht lange weg oder es gab nicht die heiß ersehnte Hose.
Diese Art von Erziehung mit den dazu gehörigen Sanktionen hat mir persönlich nicht geschadet. Ich wurde zur Selbstständigkeit erzogen, was natürlich toll war als ich mit 19 auszog. Ich finde es manchmal schon traurig wenn man Leute trifft die sich z.B. nur von Tiefkühlkost ernähren weil sie nie kochen lernten.

Auch finde ich es enorm wichtig Werte zu vermitteln. Unsere Tochter ist 2,5 Jahre und sagt von sich aus Danke und Bitte. Sie sagt Guten Appetit und Gesundheit wenn jemand niest. So wie ich und auch mein Mann es gelernt haben.

Am Ende ist es ansichtssache ob man das weiter gibt wie man es anerzogen bekommen hat. Ich bin mit der Erziehung meiner Eltern mir und meinen Geschwistern gegenüber sehr zufrieden und gebe davon viel an meine Tochter weiter. Sich ich stimme nicht in allen Punkten mit ihnen überein aber im Großen und Ganzen schon - ich finde sie haben viel geleistet und es richtig gemacht.

lg
stance

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, dass ich im Großen und Ganzen doch wirklich Glück mit meinem Eltern gehabt hab. Auch wenn es eine relativ lange Zeit gab, in der meine Schester und ich uns nicht gut mit unserem Vater verstanden haben. Waren wir wohl alle irgendwie dran Schuld...

Allerdings gibt es zwei Dinge, die mich heute noch an ihrer Erziehung und besonders an der meiner Mutter stöten. Zum einen war es immer so (ist es eigentlich heute auch noch), dass sie, wenn wir etwas nicht so gemacht haben wie sie das wollte, richtig beleidigt war. Sie hat dann nicht gemeckert, sondern uns mit Nichtbeachtung bestraft. Ich hätte in vielen Situationen alles ertragen, nur nicht dieses Ignorieren und eisige Anschweigen. Das hasse ich heute noch, aber ich habe gelernt, darüber hinwegzugehen. Ich hoffe, dass mir bei meinen Kindern gelingt, in Konfliktsituationen anders zu reagieren.

Das zweite, was mich stört, war das "Hintern versohlen". Viele sagen "das war noch eine andere Zeit" (ich bin 1981 geboren), damals war es ja auch noch nicht gesetzlich verboten, aber wenn ich mich heute so bei meinen Altersgenossen umhöre dann bemerke ich doch, dass viele von ihnen ohne "Arsch voll" groß geworden sind und ihnen das nicht geschadet hat. Wir sind auch nicht wegen jeder Kleinigkeit geschlagen worden, aber ich empfand es doch jedes mal als sehr demütigend. Auch wenn es Streit gab und eine von uns dann geweint hat hat meine Mutter oft gesagt "Hör jetzt auf, oder du hast gleich Grund zum heulen." Und an eine Situation kann ich mich erinnern, da hat sie mir mit meiner Reitgerte eine verpasst. Ich hatte bis dahin nicht gedacht dass man seine Mutter so hassen kann...

Wir haben heute noch ein gutes Verhältnis, auch das zu meinem Vater ist wieder besser geworden. Aber meine Mutter ist immer noch der Ansicht, dass "ein Klaps auf den Hintern noch keinem Kidn geschadet hat.". Ich bin anderer Ansicht und habe mir fest vorgenommen dass, sollte es jemals soweit kommen dass meine Kinder mir erzählen dass Oma oder Opa sie geschlagen haben, ich ihnen jeglichen Kontakt zu ihren Enkeln untersagen werde.

» Ashley » Beiträge: 510 » Talkpoints: -0,48 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich wurde nie geschlagen und habe meine Kindheit wirklich genossen. Ich hatte etwas konservative Eltern oder besser gesagt altmodische. Im nachhinein denke ich , hätten einige Dinge anders laufen müssen, aber das ich jetzt Wunden mit mir trage,davon kann ich nicht sprechen. Ich habe noch guten Kontakt zu meinen Eltern, sie sind meine Eltern, sie haben mich adoptiert, und ich bin froh, das ich nicht bei meiner reichtigen Mutter aufwachsen musste. Wer weiss was diese mir noch alles angetan hätte.

» JanaJosh » Beiträge: 70 » Talkpoints: -0,09 »


Meine Mutter war immer überfordert mit mir und meinem Bruder. Wobei mein Bruder wahrscheinlich noch das einfachere Kind von uns beiden war, daran kann ich mich aber so genau nicht mehr erinnern. Sie war den Tag über meistens mit uns alleine und unternommen haben wir nie besonders viel. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir mal auf einem Spielplatz waren oder im Freibad mit ihr alleine. Meistens sind wir zu einer Freundin von ihr gegangen, die auch zwei Kinder hatte, aber auch da saßen wir eigentlich nur in der Bude rum während die beiden Frauen getratscht haben.

Wenn ich heute daran zurück denke, finde ich das schon sehr traurig. So richtige Kinderausflüge, die man eigentlich mal macht, haben wir nur mit unserem Vater oder dann später mit Opa und Oma gemacht. Aber die übrige Zeit als mein Vater arbeiten war und meine Mutter mit uns alleine, haben wir nichts unternommen. Ich weiss wohl, dass meinen Eltern das Geld dafür fehlte, aber es hätte nichts gekostet, wenn meine Mutter mit uns beiden einfach raus gegangen wäre. Es hätte schon ausgereicht, einfach auf einen Spielplatz zu gehen. Das hat mir als Kind schon sehr gefehlt. Und das werde ich mit Sicherheit bei meinen Kindern später anders machen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Die Kindheit möchte ich einfach nur verdrängen. Meine Mutter war damals Allein erziehend. Ich denke dass sie einfach überfordert war mit mir. Sie hat mich damals bei ihrem Abitur bekommen und so war ich einfach ein Störfaktor. Das ist jedoch dafür nichts konnte, hatte sie irgendwie außer acht gelassen. Leider hat sie es immer wieder an mir ausgelassen. Leider auch mit körperlicher Gewalt, welches auch der Grund war, dass ich schon sehr bald von zu Hause raus genommen wurde.

Die Kindheit hat mich leider so geprägt, dass ich regelrecht Angst habe ein eigenes Kind zu bekommen. Ich habe einfach Angst, dass ich genauso wie meine Mutter werden könnte. Meine Freunde verneinen dies zwar, doch die Angst ist schon immer da und wird auch immer bleiben. Daher, Thema verdrängen, ist das beste, daher möchte ich nun auch nicht so ausführlich werden.

Das Schlimme ist eigentlich dass meine Mutter noch ein Kind bekommen hat nach mir. Lange Zeit nach mir, jedoch hat sie in der Sache Kindererziehung nichts dazu gelernt. Sie geht mit ihr heute genauso schlecht um, wie mit mir damals. Leider kann man dazu nur sagen.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn ich meinen Bruder und mich so ansehe und sehe, was aus uns beiden geworden ist und wie wir leben, komme ich immer wieder zu dem Entschluss, dass meine Eltern alles richtig gemacht haben! Ich könnte mir keine besser Kindheit vorstellen.

Auch, wenn meine Eltern und somit auch mein Bruder und ich niemals im Reichtum geschwommen sind, so konnten meine Eltern und nun auch wir gut mit Geld umgehen und uns so einiges leisten (Reisen, Spielsachen, usw.) Meinem Bruder und mir wurden die grundlegenden Werte vermittelt und wir stehen beide mit beiden Beinen fest im Leben! :roll:

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Im Nachhinein, jetzt wo ich erwachsen bin, denke ich, dass ich schon manchmal ein anstrengendes Kind war. Wenn ich meine Tochter heutzutage so ansehe, dann wird mir oft klar, warum meine Eltern auch manchmal die Nerven mit mir verloren haben. Ich habe als Kind an meinem Vater kritisiert, dass er nie mit mir gespielt hat. Heute, da ich selber Kinder habe, merke ich, dass es wirklich nicht immer gerade interessant ist, abermals dasselbe Legohaus aufzubauen oder immer dieselbe Geschichte vorzulesen, aber ich tue es eben meiner Tochter zu liebe und hätte auch damals dasselbe von ihm erwartet. Außerdem habe ich den ganzen Tag geredet und ihm von der Schule erzählt. Er hat dann immer auf Durchzug geschalten. Ich habe dann immer eine Frage gestellt und wenn er nicht antwortete, wusste ich immer, dass er eben wieder einmal überhaupt nicht zuhörte. Natürlich kränkte es mich, aber heute redet meine Tochter auch so viel, dass ich manchmal wünschte, sie würde Ruhe geben. Ich ertappe mich sogar ab und zu selber dabei, dass ich einfach nur "ja" sage und überhaupt nicht zuhöre.

Teilweise verstehe ich meinen Vater heute besser (bei mir war immer der Vater zu Hause und die Mutter am Arbeiten), teilweise kann ich aber manche Reaktionen, die er früher an den Tag gelegt hat, überhaupt nicht nachvollziehen. Also er hat mich beispielsweise wegen Kleinigkeiten immer so fertig gemacht. Wenn ich schon ein kleines bisschen gekleckert hatte, warf er mir vor, was ich denn alles wäre. Schon aus reiner Angst, dass er wieder schreien würde, wenn mir wieder etwas passieren würde, kleckerte ich mich an, oder warf die Tasse um. Er war wahrscheinlich der Ansicht, dass ich das extra getan hatte, aber das hatte ich nicht. Es gab dann schon das eine oder andere Mal eine Ohrfeige. Das wollte ich bei meiner Tochter beispielsweise nie tun. Und ich habe es bis jetzt auch ohne derartige sinnlosen Beschimpfungen gemeistert.

Man kann sehr viel aus der eigenen Erziehung mitnehmen, was man eben anders machen möchte, oder besser. Ob es dann gelingt, was man sich vornimmt, ist nicht einmal so sicher. Es ist auch nicht einfach, das, was man selber erlebt hat, bei den eigenen Kindern anders zu machen, da man immer dieses Vorbild der Eltern im Kopf hat. Man muss sich erst eigene Strategien zurecht legen oder einfach eine Menge ausprobieren, bis man merkt, was am besten fruchtet. Gewalt oder seelisches Niedermachen sollte natürlich keine Lösung sein. Ich bin meinem Vater dankbar, dass er mir gezeigt hat, wie sich das anfühlt, denn ich werde bei meinem Kind sicher nicht denselben Fehler machen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich kann heute eindeutig sagen, dass ich wahnsinnig viel Respekt vor meinen Eltern habe dafür, wie sie mich und meinen Bruder großgezogen haben und was sie mit uns so mitgemacht haben. Und ich meine wirklich Respekt, keine Angst oder dergleichen.

Schläge gab es bei uns nie. Auch wenn ich ab und zu dachte, dass meiner Mutter gleich wirklich die Hand ausrutscht und ich mich innerlich bereits duckte ist sowas nie passiert. Und meinem Vater sowieso nicht, da dieser allgemein ein sehr ruhiger Mensch ist, der sich auch nur sehr selten überhaupt mal aufregt und die Stimme hebt.

Meine Eltern haben mein wissbegieriges und neugieriges Wesen immer gefördert und haben mir allerlei Chancen gegeben, um mich auch andernorts fördern zu lassen (Vereine und Musikunterricht zum Beispiel). Im Haushalt hatte jeder seine Pflichten, aber sie waren dem Alter angemessen und wenn wir sie mal nicht erfüllt haben waren meine Eltern natürlich sauer und es gab Konsequenzen, aber nichts, wovor man richtige Angst hätte haben müssen (Fernsehverbot oder Hausarrest waren schon blöd, aber eben nichts wirklich Schlimmes).

Wir wurden früh zur Selbstständigkeit erzogen. Bereits im Kindergarten war ich in der Lage, mir meinen Kakao mit warmer Milch auf dem Herd selbst zu machen, ohne mir weh zu tun oder das Haus abzufackeln, worüber übrigens selbst meine Oma als Wochenend-Babysitter respektvoll den Hut vor meiner Mutter zog. Da meine Mutter ab der Grundschulzeit wieder halbtags arbeiten ging (Vater schon vorher Volzeit), mussten wir uns ab dann in den Schulferien vormittags auch selber zurechtfinden, was ebenfalls gut immer klappte.

Und besonders in der Pubertät, wo ich auch meine schwierigen Phasen voller Weltschmerz hatte, hat meine Mutter das richtige Maß gefunden, sich für mein Leben zu interessieren, ohne mir dabei auf die Nerven zu gehen und mich in akuten Phasen auf die richtige Art zu trösten, bevor ich auf die Idee kam, mir was anzutun. Wenn ich mich mal wieder von meinen Freundinnen hintergangen gefühlt habe (ach, Teenager-Zeiten :roll:), war sie mir eine Freundin, und wenn mit meinen Freunden alles wieder grün war zog sie sich wieder angemessen weit zurück. Man ließ uns auch allgemein gerade das ausreichende Maß an Freiheit, um unsere eigenen Erfahrungen zu sammeln und uns dabei nicht alleingelassen zu fühlen.

Bis heute finde ich allerdings immernoch, dass meine Mutter die Tattoo- und Piercing-Geschichte auch mal lockerer hätte sehen können :D Aber da dies glücklicherweise mein Vater tat und die Einwilligung eines Erziehungsberechtigten ja ausreicht, konnte ich mich da trotzdem voll entfalten :D

Derzeit plane ich ja noch keine eigene Familie, aber irgendwann will ich das schon. Und ich hoffe sehr stark, dass ich dann an das Erziehungstalent meiner Eltern herankomme. Offen gestanden habe ich heute schon Angst, das das nicht so sein könnte. Denn ich denke auf jeden Fall, dass man seine "Erziehungsmethoden" nicht in dieWiege gelegt bekommt, denn wie man hier öfter lesen kann wollen so einige die Methoden ihrer Eltern nicht nutzen und tun das teilweise heute auch schon. Der Mensch ist also sehr wohl in der Lage, eben nicht die Erziehungsmethode anzuwenden, die von den Eltern praktiziert wurde und so wie es in die eine Richtung möglich ist (Fehler nicht wiederholen) habe ich Angst, dass es in der anderen Richtung ebenfalls leicht passieren kann, natürlich ohne dass man das aktiv will, sondern zum Beispiel aus Überforderung o.ä.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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