Schneller Marathon als Nicht-Afrikaner?
Ich bin immer noch hin und weg vom Marathon aus Berlin heute Morgen. Ehrlich gesagt habe ich mir sogar heute Morgen das Ziel gesetzt, das ich eines Tages auch einmal beim Berlin-Marathon mitlaufen möchte. Womöglich wird das noch ein paar Jahre Training erfordern, aber im Moment würde ich persönlich schon behaupten, dass ich einen Halbmarathon zumindest ins Ziel bringen könnte.
Aber heute im Fernsehen konnte man beinahe nur Afrikaner, also vor allem Kenianer und Äthiopier vorne an der Spitze sehen. Warum ist das überhaupt so? Haben denn die Europäer nichts auf Lager. Und wenn ich auch einmal Läufer einer solchen Strecke werden möchte, habe ich da als Europäer überhaupt keine Chance gegen diese vielen Afrikaner? Oder ist das einfach nur Zufall gewesen, dass heute beim Marathon beinahe ausschließlich Kenianer + Co. zu sehen gewesen sind?
Ich habe mal eine Dokumentation im Fernsehen gesehen, da ging es um solche Läufer und deren Herkunft. In Afrika gibt es Dörfer die viele Kilometer auseinander lagen und natürlich nicht mit Bussen oder ähnlichen verbunden war. Autos gibt es dort natürlich auch keine. Wie kommt man denn nun von einem Dorf in das andere? Richtig! Es wird gelaufen. So rennen manche am Tag zum anderen Dorf und wieder rüber. Warum genau weiß ich leider nicht mehr aber es gab genauere Gründe. Man könnte also meinen, dass das Laufen bei denen bereits drin steckt. Klingt jetzt etwas komisch formuliert aber eine andere Ausdrucksweiße fällt mir momentan einfach nicht ein.
Das heute so viele dunkelhäutige an der Spitze vertreten waren ist eigentlich kein ungewöhnliches Bild. Im Bereich des Laufens sind sie einfach eine Stufe höher als die anderen. Auch auf den kurzen Distanzen trumpfen Leute wie Ursain Bolt auf. Wenn du wirklich einmal solche Distanzen laufen willst und dann noch auf Sieg brauchst du viele Jahre lang ein intensives und strukturiertes Training. Ein gewisses Talent braucht man auch. Schon alleine um mit den deutschen Athleten mithalten zu können braucht man diese jahrelange Training und selbst dann heißt es nicht, dass man dies auch wirklich kann.
Es gibt wohl mehrere Gründe, warum die Afrikaner so gut in den Langlaufdisziplinen sind: Gerade die Läufer aus Äthiopien, Kenia und Erithräa laufen schlichtweg ökonomischer. Das ist dadurch bedingt, dass deren Muskelmasse wohl optimal auf die Laufleistung abgestimmt ist. Bei Tempi über 18 km/h macht sich das besonders bemerkbar. Folge ist, dass die weniger Sauerstoff bei gleicher Geschwindigkeit benötigen. Das mag nun vor allem genetisch bedingt sein. Eine "laufende Kindheit" schadet dabei bestimmt nicht, wie bereits oben jemand angesprochen hat.
Ein weiterer enorm wichtiger Faktor ist die Motivation. Laufen ist eine der wenigen Möglichkeiten für einen gesellschaftlichen Aufstieg. Einige hundert Euro für einen City-Lauf sind in Äthiopien richtig viel Geld. Das geht uns Europäern natürlich vollkommen ab. Uns fehlt Willensstärke und Motivation. Ich halte den Faktor schon fast für wichtiger, als die körperlichen Vorteile.
Falsche Trainingsmethoden mögen auch noch dazukommen. Gerade im Marathon muss man Kilometer schrubben und sich nicht in harten Wintertrainings vergehen. Dass da einiges schief läuft, zeigen die immer langsamer werdenden Zeiten, deutscher Langstreckler. Mitte der 80er Jahre wurde doch in Deutschland schneller gelaufen, als es in den letzten Jahren der Fall war. Da stimmt gar nichts mehr, auch nicht in der Sportförderung.
Also Till, es ist an der Zeit, da was zu ändern. Ein Halbmarathon hat nicht allzu viel mit einem Marathon zu tun, das ist kein großes Ding, wenn man mal ehrlich ist. Wenn du Spaß an längeren Strecken hast, würde ich erst mal die Grundlagen über 10 km entwickeln. Das kann etwas dauern, je nach Vorbelastung. Hast du da eine sichere Zeit stehen und kannst die stabil reproduzieren, kennt man deine Grundschnelligkeit. Die dann auf den Halbmarathon auszubauen ist relativ schnell gemacht und eine Frage von einigen Monaten.
Vielleicht merkst du aber auch, dass dir die Mittelstrecke viel mehr liegt. Man ist auch ein Läufer, wenn man keinen Marathon läuft. Hast du einige reproduzierbare, stabile Halbmarathonzeiten, kann man auch vernünftig an den Marathon rangehen. Dafür solltest du mit ca. 6 Monaten Aufbau rechnen. Im Schnitt solltest du schon als Hobbyläufer durchaus mit Umfängen von 60-90 km je Woche rechnen. Das braucht Zeit, Biss und Geduld, was denn auch gleich die Grundvoraussetzungen für ein Marathontraining sind.
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