Internet macht einen "unsterblich" - beängstigend?
Ich habe eben mal Langeweile gehabt und habe mal nach einigen Namen im Netz gesucht. Dabei habe ich auch wieder einige alte Bekannte "getroffen". Allerdings war ich doch erschrocken, als ich aus Langeweile auch mal nach Leuten aus meinem Bekanntenkreis gesucht habe, die bereits verstorben sind. Ich fand es schon beängstigend, wie "lebendig" diese Leute doch sind. So, als wenn keiner weiß, dass diese Leute schon lange verstorben sind. Mir ist irgendwie eiskalt den Rücken runtergelaufen.
Bei ein paar Leuten habe ich wohl auch gelesen, dass sie verstorben sind und eine Art Nachruf gefunden. Aber bei einigen Leuten war es wirklich so, dass man sie hätte anschreiben können. Auf Antwort kann man da selbstverständlich nicht hoffen. Aber ich stelle mir es auch für die Angehörigen schrecklich vor, wenn eine mail ankommt, die eigentlich für die verstorbene Person gedacht ist.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich sterbe und keiner sich darum kümmert, dass meine Daten aus dem Internet irgendwie gelöscht werden, dann wird mir schon ganz anders. Irgendwie "lebt" man für viele Leute ja dann weiter. Was denkt ihr? Findet ihr es komisch oder gar beängstigend, wenn man darüber nachdenkt?
Hatten wir nicht mal die Diskussion darum, wie sinnvoll solche Firmen sind, die nach dem Ableben die Spuren im Internet beseitigen? Klar muss man die beauftragen. Aber wenn man keine Spuren mehr im Netz haben möchte nach seinem eigenen Tod, wird das wohl die sinnvollste Lösung sein und auch die Angehörigen werden damit nicht belastet.
Du hast Sorge, wie man sich als Angehöriger fühlt, wenn man E- Mails bekommt, die an einen verstorbenen Angehörigen gerichtet sind. Ich weiß nicht wie du das machst, aber ich habe meine eigene E-Mailadresse, zu der auch nur ich das Passwort kenne. Wenn ich aus irgendeinem Grund sterben sollte, dann ist vielleicht einem meiner direkten Angehörigen eine meiner E- Mailadressen bekannt. Aber mehr auch nicht. Falls sich meine Angehörigen überhaupt darum kümmern würden, dann würden sie die Adresse wohl löschen. Aber mit Sicherheit nicht noch jahrelang abrufen, um zu sehen, ob irgendwann irgendwer eine Mail an eine Tote schreibt.
Wenn man Zugriff auf den Computer eines Toten hat, kann man an sich fast alles in Erfahrung bringen, wo der Verstorbene so aktiv war. Dann kann man entweder die Accounts löschen oder lässt sie halt bestehen. Bei einem bestehen lassen hat man dafür ja an sich schon Gründe dafür. Zum Beispiel das Informieren von anderen Bekannten des Verstorbenen. Account die trotzdem später noch auftauchen, waren für den Verstorbenen dann in der Regel nicht wirklich wichtig.
Ja, das Thema gab es bereits, war aber doch nicht so ganz mit der Fragestellung hier kompatibel gewesen. Jedenfalls würde ich zusehen, dass die Accounts meiner verstorbenen Angehörigen wohl so gesperrt werden, damit sie auch wirklich keiner mehr aufrufen kann. In einem Forum, in welchem ich mitschreibe, sind auch schon bereits Menschen verstorben. Das war schon richtig heftig, der eine Account wurde tatsächlich gelöscht, existiert aber insofern, dass der Username noch vorhanden ist, aber eben kein Profil mehr. Der Account des anderen verstorbenen Users existiert wohl noch, weil keiner sich weiter bemüht hat, den Account schließen zu lassen.
Vor ein paar Wochen ist hier ja ein junges Mädchen an den Folgen eines sehr schweren Verkehrsunfalls gestorben. Sie war bei Facebook angemeldet und nach der Todesnachricht ist es auf der Pinnwand schon heiß hergegangen. Inzwischen wurde dieses Profil gelöscht, es ist zumindest nicht mehr auffindbar und ich gehe mal stark davon aus, dass die Eltern sich dafür eingesetzt haben. Es ist ja auch ein Unding, wenn man noch Streitereien oder sinnlose Diskussionen auf der Seite der verstorbenen Tochter lesen muss.
Normalerweise sind die Mails doch gesichert und es wird immer wieder eingeprägt, Passwörter und Co für sich zu behalten und sie nicht weiterzugeben. Wie soll man da als Angehöriger sich darum kümmern, wenn der Verstorbene nun wirklich keine bis kaum Spuren hinterlassen hat? Das geht ja auch gar nicht, so kann man dann im Idealfall auch nicht auf die Mails oder sonstigen Nachrichten zurückgreifen. Bei manchen Seiten wird der Account nach einer gewissen Inaktivität sowieso gelöscht. Bei manchen muss man sich dahinter klemmen. Und ich stelle mir gerade schon vor, wäre damals mein Bruder im Internet aktiv gewesen und wir hätten uns um so etwas Banales wie Daten im Internet kümmern müssen, dann wäre es noch einmal schlimmer gewesen. Man löscht ja nachträglich doch noch ein Leben aus, wenn es eben auch nur ein virtuelles gewesen ist.
Die Frage ist am Ende nur: Wen interessiert es? Es mögen Daten vorhanden sein, aber die werden im Laufe der Zeit entweder gelöscht oder rücken in den Suchmaschinen irgendwo hinter Seite 10, wo sowieso niemand mehr schaut. Und die Zunahme an Datenmengen macht die Daten einer einzelnen Person ohnehin immer unbedeutender. Die Identität versinkt im Durchschnitt der Masse.
Vergleiche es mal mit Fotos oder Briefen. Auch die schwirren durch die Welt. Hier und da wird es Bilder von uns geben und irgendwann in 50 Jahren sagt dann einer: "Das war ... ich glaube, die Schwester von ... wie hieß die nochmal?" Wenn ich mir Bilder meiner Großmütter anschaue, dann ist das zwar irgendwo rührend, aber schaudern tut es mich deswegen nicht.
Ich sehe das so und so. Zum einen sind die Menschen vielleicht gestorben. Aber es gab sie doch einmal und wieso sollte man sie dann vollständig löschen lassen. Sicherlich ist es merkwürdig, wenn man dann ein Profil sieht, wo man die Person dann hätte anschreiben können. Aber vielleicht hat sich auch die Familie bewusst dafür entschieden? Sowas soll es ja auch geben. Und diejenigen, die demjenigen nahe stehen, wissen ja sicherlich, dass er verstorben ist oder erfahren es vielleicht dann auch dadurch.
Andererseits muss ich sagen, dass ich vermutlich auch erst einmal schlucken würde, wenn ich da eine Person finde, die schon verstorben ist und es den Eindruck erweckt, als würde diese Person eigentlich noch glücklich und zufrieden im Kreise der Familie leben. Das ist schon auf den ersten Gedanken hin irgendwie schockierend.
Ich finde es auch ein wenig seltsam, wenn man Profile von Leuten im Internet findet, die bereits verstorben sind. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man diese Seiten dann immer noch besuchen kann. Dieses Jahr hat sich ein Arbeitskollege und sehr guter Freund von mir das Leben genommen. Das kam für alle total überraschend und bis heute rätselt man noch über die Beweggründe, weil er eigentlich ein sehr lebensfroher Mensch gewesen ist. Er hatte auch Profile in diversen sozialen Netzwerken und ich hatte ihn da auch in meiner Freundschaftsliste. Als ich dann vom Tod erfahren habe, bin ich wie automatisch auf sein Profil gegangen. Dort konnte man dann seine Bilder sehen, den Zeitpunkt des letztes Logins (einen Tag vorher!) und einiges mehr. Es hat mich echt ziemlich fertig gemacht, muss ich sagen.
Auf dieser Seite hat man auch ein Gästebuch, in welches man sich natürlich immer noch eintragen konnte. Dort fand man dann Beileidsbekundungen und einiges mehr. Viele haben das Ganze dann auch wie eine Nachricht an die verstorbene Person selbst geschrieben. Das Profil war auch Wochen nach der Beerdigung noch online und dann fing man irgendwie an, im Gästebuch des Jungen über die Todesumstände usw. zu spekulieren. Ich fand das echt unmöglich und mehr als unpassend und da konnte ich echt nur noch den Kopf schütteln. Zwei Wochen später war das Profil dann auf einmal verschwunden. Ich glaube, dass die Familie die Löschung beantragt hat, denn so konnte man diesen ganzen Gerüchten und wirren Spekulationen, die sich im Gästebuch finden ließen, einen Riegel vorschieben. Die Familie hatte schon genug mit Schmerz und Trauer zu kämpfen, dann muss man nicht noch solche Dinge lesen.
Ich hätte als Mutter wohl genauso gehandelt. Aber auf der anderen Seite ist es wirklich schwierig, die Löschung des Profils zu beantragen, denn meistens kann man das nur auf der Profilseite selbst machen und die Familie hat je meist keinerlei Passwörter. Da müsste man sich wahrscheinlich an den Betreiber der Seite wenden und die Sachlage schildern, um das Profil löschen zu können. Mich schockt es immer wieder, wenn ich auf Profile von Verstorbenen stoße. Von mir sind bisher leider drei sehr gute Bekannte gestorben und deren Profile existieren allesamt nicht mehr. Da hat die Familie wohl eine Löschung beantragt und ich kann das auch wirklich sehr gut nachvollziehen. Es ist ja nicht so, dass man mit der Löschung des Profils diese Person auch aus den Gedanken oder dem Herzen löscht.
Ich sehe dabei auch kein wirkliches Problem. Wenn User8672 aus Community xy verschwindet, interessiert das kaum jemanden und es bemerken auch die wenigsten. Bei den "bekannteren" Leuten gibt es meist auch die eine oder andere reale Verbindung, so dass das Profil ggf. gelöscht werden kann. Aber wer ein Profil jahrelang nicht benutzt, bekommt darüber meistens auch wenige bis keine Mails nach einiger Zeit. Und wer eine Mailbox eines Verstorbenen "betreut" rechnet ja mit so etwas und macht diesen "Job" genau deswegen, um Freunden und Bekannten, die traurige Neuigkeit zu überbringen. Wenn ich bei einem Verstorbenen den Briefkasten leere, sieht es nicht anders aus. Dort kommt u.U. auch Post an von Menschen, die noch nichts vom Tod wissen.
Wenn man sich Videos, Fotos oder ähnliches von Verstorbenen anschaut, wirken diese für mich lebendiger, als ein Profil irgendwo im Netz. Und Dinge von Verstorbenen, bzw. jene die man mit einer verstorbenen Person in Verbindung bringt, haben immer ihre eigene Wirkung. Viele Profile erledigen sich mit der Zeit jedoch selbst: Webseiten wechseln, Portale löschen regelmäßig inaktive Leute oder es ergeben sich neue AGB.
Ich habe kürzlich eine Fernsehsendung zu dem Thema gesehen, da sind die Angehörigen ganz unterschiedlich damit umgegangen. Eine junge Frau hat nach dem Tod ihrer Schwester das Profil nicht gelöscht, sondern aktualisiert und mitgeteilt, dass ihre Schwester tot ist. Natürlich bekam sie dort dann auch ein großes Feedback und ihr hat das geholfen, mit ihrem Schmerz umzugehen. Eine andere Familie wollte die Löschung eines Profils, da war die Tochter verstorben und die Mutter hatte große Probleme damit, dass die Profile im Internet weiterhin aktiv waren. Sie hatte aber einen großen Kampf aus zu fechten, denn es ist wohl nicht ganz so einfach, für einen anderen das Profil löschen zu lassen, wenn man das Passwort nicht weiß, selbst wenn man nachweisen kann, dass man die Berechtigung hat und der Profilinhaber verstorben ist.
Ich hab mir natürlich dann auch Gedanken gemacht, was ich für mich wollen würde und ehrlich gesagt ist es mir egal, ob von mir weiterhin Spuren im Netz existieren würden. In Social Communities gebe ich sowieso nicht viel von mir und was Verbraucherplattformen etc. betrifft: ich hatte mal was zu sagen und das ist ja nicht ungültig, nur weil es mich nicht mehr gibt. Ich finde den Gedanken, dass etwas übrig bleibt irgendwie sogar gar nicht schlecht.
Nur wäre es natürlich schön, wenn Bekannte dennoch wissen, dass ich gestorben bin. Was ich nämlich schlimm finde ist, wenn man nicht weiss, warum jemand nichts mehr von sich gibt und keine Nachrichten mehr beantwortet. Manchmal stehen einem ja Menschen irgendwie nahe, die man nur übers Netz und nicht persönlich kennt. Ich habe das schon ein paarmal erlebt, dass sich Leute von einem Tag auf den anderen nicht mehr aktiv in einem Forum oder auf einer Plattform beteiligen, ohne dass man einen Grund erfahren würde. Da mache ich mir schon oft so meine Gedanken, ob es demjenigen gut geht oder ob ihm was passiert ist. Leider völlig sinnlose Gedanken, denn man hat ja keine Möglichkeit, das heraus zu finden.
Das Thema Was passiert mit der virtuellen Existenz nach dem Tod? trifft es wohl wirklich nicht ganz, da hier mehr die möglichen Vorgehensweisen diskutiert werden. Im Thread Daten "ewig" im Internet? ist dieses Thema auch aus anderer Sicht diskutiert worden.
Ich empfinde das auch nicht unbedingt als Problem, wenn man tote Menschen im Internet noch wiederfindet. Es erschüttert mich nicht mehr als wenn ich die Fotos dieser Personen in den Fotosammlungen (auch) anderer Menschen wiederfinde. Gerade wenn ich die Person kenne, dann ist da oft ein wenig Wehmut dabei. Je länger der Tod aber zurückliegt, desto mehr schöne Erinnerungen mischen sich dann in die Wehmut.
Ich finde es weder beängstigend, dass Leute darüber nachdenken, noch die Tatsache selbst, dass nach dem Ableben Spuren im Internet verbleiben. Im Grunde genommen war das früher auch nicht anders, nur dass die Spuren dann eben nicht im Internet blieben, sondern zum Beispiel in der Tageszeitung, allein durch die dort abgedruckten Todesanzeigen. Irgendwo in den Archiven der Zeitschriften stehen Millionen Namen von Verstorbenen. Leute, die in ihrem Leben Bücher geschrieben haben, bleiben durch ihre Werke auch für eine größere Öffentlichkeit praktisch unsterblich. Das betrifft natürlich nicht die Mehrheit, aber doch einen Teil der Bevölkerung. Der Unterschied zum Internet besteht nur darin, dass so gut wie niemand die alten Zeitungen durchforstet, während das Internet praktisch zum stöbern einlädt.
Ich denke ja, dass jeder selbst verantworten muss, was er von sich im Internet und an anderen Stellen preisgibt. Dabei sollte man natürlich nicht mehr veröffentlichen, als man selbst vertreten kann und man muss auch bedenken, dass es sich vielleicht um Dinge handelt, die auch nach dem eigenen Tod noch von Leuten gelesen werden können.
Ich fand es zunächst auch kurios, als ich den Namen meiner verstorbenen Oma mal gegoogelt habe. Ich fand den Namen tatsächlich und zwar durch eine Todesanzeige, die wir damals in der Zeitung haben abdrucken lassen. Diese werden scheinbar auch für immer oder zumindest für eine längere Zeit im Internet zugänglich gemacht. Schlimm finde ich das aber nicht.
Mir ist es ehrlich gesagt ziemlich egal, wenn mein Name oder sonstige Spuren von meiner Existenz nach meinem Tod im Internet bleiben. Ich bin dann eh tot und somit kann es mir auch vollkommen egal sein. Ich wüsste nicht, warum ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben sollte. Meine Freunde und Bekannten werden es sicher mitbekommen, wenn ich tot bin, und dann einen Weg finden, gut damit umzugehen. Leute, zu denen ich weniger Kontakt habe, finden dann vielleicht meinen Namen im Netz, falls sie überhaupt danach googeln sollten. Wenn sie dann überhaupt herausfinden sollten, dass ich tot bin, kann ihnen das doch eigentlich egal sein. Warum sollte man sich darum Gedanken machen?
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