Erste Kündigungen im Betrieb - sich selbst anders bewerben?
A ist seit etwa drei Jahren fester Mitarbeiter in einer Produktionsfirma. Nun war A erst kürzlich im Urlaub und wurde gleich bei der Rückkehr in den Betrieb mit einer Kündigung eines Kollegen konfrontiert. Dazu sieht die Auftragslage wie immer ab Herbst wohl eher mau aus, so dass damit gerechnet werden muss, einige Kurzarbeitstage zu haben. Dies ist jedoch in den letzten Jahren, also seitdem A in dieser Firma beschäftigt ist, so Gang und Gebe und mit dem neuen Jahr war die Auftragslage aber schon immer besser geworden.
Allerdings ist A selbst verunsichert, obwohl er nichts weiter zu befürchten hat. Immerhin hat sich A sehr gut eingearbeitet und ist für die Kollegen, aber auch für die Geschäftsführung mehr oder weniger unentbehrlich geworden. Zudem ist A mit einer der Angestellten, der sich in nahezu allen Bereichen der Produktion auskennt und dazu noch einer der besten Verdiener in dieser Firma ist. Doch die Angst, auch den Job zu verlieren ist groß.
Nun hatte er von einem ehemaligen Kollegen gehört, der inzwischen in einer anderen Firma als Mitarbeiter in der Produktion arbeitet, dass dort weiterhin Leute gesucht werden. Da A lernfähig und -willig ist, würde sich A sicherlich auch schnell damit zurecht finden. Allerdings ist A dann schon auf einem Level, wo er quasi wieder bei Null beginnt. Wäre es dennoch sinnvoll, sich dort einfach mal zu bewerben und es da zu versuchen, auch unterzukommen? A würde bei einer Einstellung aber zunächst erst einen Vertrag für sechs Monate erhalten. Wie es danach aussieht, steht in der Stellenbeschreibung nicht dabei. Selbst die übliche Notiz, eine Verlängerung oder eine Übernahme sei möglich, ist nicht vorhanden.
Sollte A es dennoch versuchen, dort hineinzurutschen oder ist es besser, bei der bisherigen Firma seinen Job weiterhin so gut wie möglich zu erledigen und zu hoffen, dass eben der Kelch einer potentiellen Arbeitslosigkeit vorübergeht? Eben, weil die letzten Jahre auch ähnlich verliefen. Was ratet Ihr A?
Generell würde ich keinen unbefristeten Vertrag aufgeben, wenn ich ehrlich bin. Allerdings kann man sich auf so Sachen wie, man kennt alle Bereiche etc. heute nicht mehr verlassen. Ich bin in einem Betrieb auch schon die iinzige gelernte Vollzeitkraft gewesen und mein damaliger Arbeitgeber hat dann lieber drei Auszubildende eingestellt und mir gekündigt. Ok mittlerweile hat der Betrieb geschlossen. Aber ich dachte damals auch, der kann mir nicht kündigen, weil ich seine einzige gelernte Vollzeitkraft bin. Sozialauswahl griff auch nicht, weil alle die er nach mir eingestellt hatte, entweder Auszubildende waren oder er ihnen bereits gekündigt hatte.
Sich generell umschauen ist sicherlich keine schlechte Idee. Die neue Stelle scheint ihn ja zumindest schon mal anzusprechen. Ich würde mich auf alle Fälle mal bewerben und dann weiter sehen. Beim Vorstellungsgespräch kann man auch immer noch nachfragen, wie das mit einer Übernahme ist und so weiter. Vielleicht ergeben sich dann noch andere Sichtweisen, die die Entscheidung leichter machen. Aus ungekündigter Stellung hat man einfach eine andere Verhandlungsbasis und ist nicht wirklich auf die Stelle angewiesen.
Person A. sollte in seine Überlegungen generell auch mit einbeziehen, falls gekündigt wird, wie die Sozialauswahl generell aussieht. Wie ist sein Familienstand? Angestellten die nicht verheiratet sind und/oder keine Kinder haben, kann man einfacher kündigen. Wie lange ist er im Betrieb und wurden nach ihm noch Kollegen eingestellt? Du hast zwar geschrieben er ist dort nun seit drei Jahren. Nur wenn er der letzte war der eingestellt wurde, kann man ihm auch als ersten kündigen.
Dieser Gedanke mit dem unbefristeten Vertrag ist auch bei A schon Thema. Woanders würde er ja wie gesagt bei Null anfangen und damit dann eben wesentlich weniger verdienen. Jedoch ist A derzeit auf jeden verdienten Cent angewiesen, so dass es vielleicht der falsche Zeitpunkt sein könnte. Würde A ein anderes, finanzielles Polster haben, so würde sich A sicherlich schon nach etwas anderem umschauen.
A ist zwar ledig und kinderlos, aber nicht der letzte, der eingestellt wurde. Man hatte zwischendurch auch Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen und andere Arbeitssuchende eingestellt. Eine Kündigung ging an jemanden heraus, der erst vor einem Jahr dort angefangen hat. Aber ich gehe davon aus, dass es auch etwas mit der Arbeitsweise zu tun hatte, da dieser Arbeitnehmer sich nicht gerade mit guter Arbeit hervorgetan hat. Wobei auch die Annahme besteht, es handelte sich einfach um einen befristeten Vertrag, der eben nicht verlängert wurde. Zumindest wurden A's Verträge anfänglich stets um sechs Monate verlängert, die dritte Verlängerung wurde dann umgewandelt.
Ob da nach einem Sozialplan gehandelt wird, weiß ich nicht. Ich denke aber schon, dass es eher um die Arbeitsleistung geht. Jedoch ist die dortige Personalpolitik eher mit Skepsis zu betrachten und man kann sich eben nicht wirklich auf Logik und Verstand verlassen. Wahrscheinlich ein Nachteil, wenn es um einen Familienbetrieb geht.
Da A der teuerste Arbeitnehmer im Produktionsbereich ist, sollte sich A nicht darauf ausruhen, das er in allein Bereichen eingesetzt werden kann. Zumal er keinerlei familiäre Verpflichtungen hat, wird er bei weiteren Stellenabbau wohl mit dabei sein. Denn wenn streng nach Sozialpunkten gegangen wird, spielt die Länge der Betriebszugehörigkeit weniger eine Rolle, wenn andere dafür verheiratet und/oder für Kinder zu sorgen haben. Auch das Alter spielt dabei eine Rolle.
Allerdings, wenn bisher nur ein Kollege entlassen wurde, dürften die Gründe weniger in der Auftragslage liegen. Denn sonst wären sicherlich schon mehr Kollegen gekündigt worden. Zumal dies, so verstehe ich das jedenfalls, bisher nicht so gemacht wurde, wenn die Aufträge weniger wurden.
A kann sich aber trotzdem bei der anderen Firma bewerben. Im Falle der Chance dort anzufangen kann man meist mit dem aktuellen Arbeitgeber einen Aufhebungsvertrag aushandeln. So das man schneller wechseln kann. Wobei man vielleicht, soweit vorhanden, mal beim Betriebsrat vorsprechen kann. Diese müssen ja wissen, ob weitere Kündigungen geplant sind.
Ich denke, dass ich mich in einem solchen Fall als Betroffener durchaus nach anderen Stellen umsehen würde, allerdings nicht nur, weil ich so große Angst davor hätte, der nächste auf der Liste zu sein, dessen Stelle abgebaut wird, sondern auch, um meine eigene Position zu verbessern. Es kann teilweise wirklich Sinn machen, eine Arbeitsstelle zu wechseln, beispielsweise, um in einem anderen Betrieb eine Position anzunehmen, die höher ist als die bisher bekleidete. Wenn A also tatsächlich recht umfangreich einsetzbar ist und viele Bereiche der Produktion in seinem jetzigen Betrieb kennt, wäre es doch denkbar, dass er mit diesem Wissen in anderen Unternehmen derselben Branche gut einsetzbar ist, die vielleicht wiederum besser auf dem Markt positioniert sind. Eine Stellensuche wäre also unter Umständen ein taktisch kluger Schritt für das berufliche Weiterkommen von A und nicht zwingend nur eine vorsorgliche Maßnahme für den Fall, dass er beim nächsten Stellenabbau berücksichtigt werden soll.
In dieser Hinsicht finde ich jedoch Punktediebs Hinweis zum Betriebsrat ganz gut und ich denke, dass dort auch mein erster Gang hingehen würde, wenn ich A wäre, in diesem Unternehmen bleiben wollen würde und insofern wissen müsste, ob ein weiterer Stellenabbau geplant wird. Einen Anhaltspunkt sollte ein Gespräch mit dem Betriebsrat, falls vorhanden, auf jeden Fall bieten und wäre schon insofern nicht ganz verkehrt. Allerdings würde ich als A dennoch grundlegender darüber nachdenken, wie ich mich als Arbeitnehmer attraktiver machen kann, wenn ich befürchten muss, irgendwann einmal bei einem Stellenabbau dabei zu sein, schlimmstenfalls in die Arbeitslosigkeit zu geraten und mir schnell wieder einen Job besorgen zu müssen, der bestenfalls dann nicht zwingend schlechter wäre als der, den ich zuletzt ausgeübt habe.
Wenn es also einen Betriebsrat gibt und dieser angibt, dass kein weiterer Stellenabbau geplant ist, so würde ich als A mal meine Möglichkeiten der berufsbezogenen Weiterbildung neben dem Job prüfen und gegebenenfalls Kurse belegen, um mich weiter zu qualifizieren und mir auf längere Sicht eine bessere Position zu sichern. Ob diese dann im aktuellen Betrieb ausgeübt wird oder in einem ganz anderen, wäre mir dabei erst einmal recht gleichgültig, ich denke nämlich, dass es hier primär nur darum gehen sollte, die eigene Berufstätigkeit zu sichern, eben auch im Hinblick darauf, dass ich mich flexibel halte und auch als zukünftiger Mitarbeiter für andere Unternehmen nicht gerade wenig Wert aufweise. In anderen Unternehmen kann A sich ja ganz unabhängig davon bewerben und so vielleicht auch den eigenen "Marktwert" ein wenig testen. Bestenfalls findet er auf diese Weise ein Unternehmen, das ihm wirklich bessere Konditionen und einen sichereren Arbeitsplatz bietet, bei dem er nicht so schnell befürchten muss, ihn wieder loszuwerden.
Ich habe keine Ahnung, wie gut das Betriebsklima und auch das Verhältnis zu As Vorgesetzten so sind. Aber statt mir hier unnötig Sorgen zu machen, würde ich doch erst einmal um ein Gespräch bitten. Das wäre bei längerer Betriebszugehörigkeit ohnehin ganz gut um seine eigene Leistung objektiver einschätzen zu können. Dies wiederum wäre dann wichtig, um einschätzen zu können, ob ein Wechsel des Arbeitgebers sinnvoll ist oder nicht.
Wenn es denn begründete Sorgen gibt, dann macht es Sinn sich nach anderen Stellen umzusehen. Man muss ja nicht warten, bis es denn zum Schlimmsten kommt und natürlich muss man auch nicht die erste Stelle annehmen, die sich bietet.
Auch wenn das niemand hören will, der in einer Position ist, in der sich A wähnt: es gibt Angestellte, welche leicht und schnell zu ersetzen sind und es kann Angestellte geben, die im Falle eines Ausscheidens ein bisschen Ärger erzeugen, weil kurzfristig mehr zu tun ist. Aber das ein Angestellter unentbehrlich wäre, ist ein Gerücht! Ist dies wirklich der Fall (wovon nicht auszugehen ist), sollte die Firma wirklich darüber nachdenken, die Geschäftstätigkeit einzustellen. Denn offenbar wäre sie nicht dagegen gewappnet, wenn so ein Unersetzlicher stirbt, mal krank ist oder aber den Arbeitgeber wechselt.
Ansonsten ist es schon so, dass die Situation auf Dauer kaum befriedigend sein kann. Daher ist es sicher nicht verkehrt, nicht bis zum Schluss darauf zu vertrauen, dass der Kelch an einem vorüber geht. Zumal die Kurzarbeit ja auch immer wieder droht. Inkl. der daraus resultierenden Einkommensverluste. Gerade auch aus einer Position aus der heraus man auch nicht jeden angebotenen Job annehmen muss, ist eine Bewerbung sinnvoll!
Letztlich verliert A hier ja nichts (außer den Aufwand für die Bewerbung selbst) wenn er sich ein wenig umhört und tatsächlich seine Unterlagen (Lebenslauf und Zeugnisse) aktuell hält und sogar ein paar (Probe)Bewerbungen verschickt. Sofern dann die Angebote unzureichend sind, kann A diese ablehnen. Sollte dann aber tatsächlich ein passendes Angebot kommen, kann A hier zusagen. Das ist letztlich das Gesetz des Marktes und der Arbeitgeber würde genauso handeln.
Wenn A das Gefühl hat, sich in der aktuellen Firma gut (oder eben überdurchschnittlich gut) integriert zu haben, dann sollte das genügend Selbstbewusstsein geben, dass das auch in einem anderen Betrieb so funktioniert. Natürlich beginnt man dann wieder bei praktisch 0 was die Vernetzung und die Kenntnisse hinsichtlich der offiziellen und inoffiziellen Kommunikationswege und Entscheidungsprozesse angeht. Aber dies lässt sich mit Sicherheit mit der Zeit herausfinden. Wie es eben im aktuellen Betrieb auch war.
Ein Risiko ist es eigentlich immer, zumal man ja aus einer Festanstellung ausbrechen würde. Anderseits scheint es ja auch ein nicht unerhebliches Risiko zu sein, beim jetzigen Arbeitgeber zu verharren. Daher: in so einer Situation spricht nichts dagegen, selbst aktiv zu werden. Ohne sich irgend einem Druck ausgesetzt zu fühlen oder sogar zu sein!
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