Medizinisches Personal - Unverschämt oder abgestumpft?
LittleSister hat geschrieben:Und ja ich mag verbittert klingen. Ich bin eher verzweifelt, weil ich nicht weiß was ich tun kann, um Hilfe zu bekommen, die mir auch hilft. Weil ich nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist. Beziehungsweise ich weiß, dass ich in jeder Situation brav sagen muss: Tag war gut, mir geht es gut. Ich kann mich glaubhaft von suizidalen Gedanken distanzieren. Die Leute sind so verdammt nett, wenn ich keine Suizidgedanken habe. Aber es kostet enorm viel Kraft, dass immer wieder zu vermitteln, obwohl man nur noch verzweifelt ist und die größte Sorge ist, dass man den Suizid nicht schafft und mit nur einem Suizidversuch in einer Klinik landet und einem vorgeworfen wird, warum man das getan hat.
Meinst du medizinischem Personal geht es anders? Ich kenne beide Seiten, die Sicht aus Patientenweise und die aus professioneller Ebene. Du ahnst auch nicht wie gerne ich meinen Patienten die auf dem Dach gestanden haben gesagt hätte, spring dann hast du es hinter dir. Zum einen darf ich nicht, und zum anderen was hätte es dem Betroffenen gebracht? Wusste aber auch nicht wie ich diesen Menschen helfen sollte, hat einfach nur geholfen zu erzählen wie es bei einem selbst gelaufen ist.
Im Job habe ich viele schlimme Dinge gesehen, die ich bis heute nicht vergessen kann. Unter anderem wie Eltern ihr Baby zu Tode geschlagen und geschüttelt haben, auch Menschen die im Haus verbrannt sind während ich davor stand und nichts machen konnte oder auch Unfälle bei denen ich selbst an der Leitplanke hing um mich zu übergeben. Hat mir jemand geholfen? Meinen Arbeitgeber hat so etwas gar nicht interessiert, entweder ich pack es alleine oder meinen Job bekommt jemand anderer der damit umgehen kann. Es gibt zwar die Möglichkeiten der Krisenintervention, schönes Wort doch wenn man das in Anspruch genommen hat, wurde hinter der Hand über einen gelästert und man wurde als nicht psychisch Belastbar abgestempelt. Ich habe es mir einige male nach solchen Tagen überlegt, bin ich richtig in meinem Job oder ob es doch nicht einfacher wäre den Suizid zu wählen.
Du wirst lachen, wer mir zuletzt geholfen hatte nach einem solchen beschissenen Tag, mit einem Unfall bei dem zwei Kinder gestorben sind und ihre kompletten Körperteile auf 20 Meter Landstraße verteilt hatten. Danach hab ich eine alte Frau von Zuhause abgeholt und zum Arzt gefahren. Diese Dame war 103 Jahre alt, sah man ihr überhaupt nicht an war total fit und ist zu unserem Fahrzeug gelaufen. Das was diese Frau mir hinten über ihr Leben erzählt hat in einer Fahrt die 15 Minuten gedauert hat, hat mir doch gezeigt, dass es sich lohnt. Erzählt hat sie vom Krieg, dass sie zwei Ehemänner und 6 ihrer Kinder und 2 Enkel schon überlebt hat - das es nicht alles einfach ist im Leben aber solang es noch irgend etwas gibt an dem man hängt, es sich auch zu Leben lohnt. Das hab ich auch oft meinen Patienten erzählt, aber es war die Art und Weise wie sie es erzählt hat und am Ende musste nicht sie sich bei mir Bedanken sondern ich mich bei ihr. Ich kam nach diesem Gespräch den nächsten Tag wieder zur Schicht, mein Kollege der vorne gefahren ist und das vorher auch erlebt hat, kam bis heute nie wieder und wird es wohl auch nicht.
Auch heute erinnere ich mich oft an diese 15 Minuten zurück gerade in den letzten Jahren war es nicht leicht als ich selbst Dauerkunde der Kliniken war mit meiner Leukämie. Hier Chemotherapie, dort Strahlentherapie, dann wieder eine Operation und wieder alles von vorne. Während der Zeit war ich so fertig, dass ich mich nicht einmal selbst umdrehen konnte. Das was ich 6 Monate gesehen habe, waren die Pfleger die von oben bis unten vermummt zu mir ins Zimmer gekommen sind und man nur die Augen gesehen hat. Klar hab ich oft gemerkt das einige keinen Bock haben, aber waren viel mehr dabei die ihren Job wirklich gut gemacht haben. Klar kam auch keiner direkt wenn ich geklingelt habe, aber ich weiß auch das man mal einen Moment für sich braucht oder etwas anderes zu tun hat.
In den 6 Monaten die ich isoliert in einem Zimmer gelegen hab und die meiste Zeit die Decke angestarrt habe, hab ich auch oft daran gedacht wie es nun weiter geht und wusste keine Antwort. Da hab ich auch über Suizid nachgedacht und musste es überall verleugnen wenn ich gefragt wurde, falls denn überhaupt einmal jemand mit mir gesprochen hat. Und seit ich wieder Zuhause bin ist es auch noch oftmals so, das ich auf andere angewiesen bin und manchmal so schlechte Tage habe, dass ich manchmal nicht mal laufen kann weil die Narben an den Beinen richtig weh tun. Weiß jetzt immer noch nicht wie es weiter läuft, meinen Job im Rettungsdienst werde ich wohl nicht mehr machen können und das Studium mit dem Bürojob kotzt mich auch dermaßen an, weil es einfach nicht meine Welt ist. Mir hilft auch niemand dabei das ganze zu verarbeiten muss damit auch klar kommen. Würde ich wohl einen ernsthaften Versuch betreiben, dann käme vielleicht einmal etwas aber so wie es momentan ist - never ever.
Und so wird es noch einigen anderen gehen die keine Therapie kriegen. Bei dir hört es sich nur immer so an, als wenn sich die Welt nur um dich dreht. Rate mal wie viele Burn-Out Kandidaten nichts bekommen, oder Leute die in der selben Sparte arbeiten wie ich? Würden die auch alle einen Therapieplatz haben wollen gibt es noch weniger Förderungen für andere. Und das mit den Kosten kommt nicht von ungefähr, genau das ist der springende Punkt warum immer mehr Leistung weg fällt. Die Menschen werden immer älter, deswegen geht auch dort mehr Geld rein - zeitgleich werden die Arbeitnehmer die ein bezahlen immer weniger, und müsse dadurch schon einen höheren Preis bezahlen. Über kurz oder lang wird noch mehr wegfallen und vielleicht auch bald alles, was in den Bereich in dem du dich befindest. Trotzdem wirst du dann nicht zu hören bekommen, springen Sie doch.
Ich würde gar nicht wollen, dass sich alles um mich dreht. Mir geht es generell um den Umgang mit Patienten. Das war zumindest Auslöser für den Thread auf den du dich bezogen hast. Das die Situation auch mein Handeln irgendwo beeinflussen wird, ist denke ich nachvollziehbar. Wobei ich generell einen Brief an jemand schreiben würde, um den allgemeinen Unmut über so Entscheidungen zu bekunden. Ich würde das aber nicht machen, wenn es nur um mich gehen würde.
Da du dein Beispiel genannt hast. Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie kann Haarausfall sein. Wenn also dem Patienten die Haare ausgehen, wird man das zwar eventuell bedauern, aber die Haare halt entferne. Wie würdest du dich aber fühlen, wenn nun die Mehrheit der Pflege zu dir sagen würde: Boah Ihnen gehen ja die Haare aus! Wegen Ihnen habe ich nun mehr Arbeit! Müssen Ihnen denn die Haare ausgehen, mich belastet das zu sehr! etc pp. Wahrscheinlich würdest du so Aussagen halt hinnehmen, wärst aber innerlich auch verletzt, weil du dafür ja absolut nichts kannst. Oder wie würdest du dich fühlen, wenn dir der Großteil der Pflege zu verstehen gibt, dass man mit dir nicht zu tun haben möchte,weil du Leukämie hast und sie Patienten mit einer anderen Krebserkrankung dir vorziehen? Würde dich das nicht verletzen? Und genauso geht es mir in vielen Dingen auch. Bis zu einem gewissen Punkt nimmt man hin, dass man sich selbst überlassen wird, aber irgendwann wird der innerlich Schmerz einfach zu groß.
Ich kann verstehen, dass manche Situation andere Menschen belasten. Aber gerade Psychologen, Psychiater, Psychotherapeuten müssen doch damit rechnen, dass auch mal Themen behandelt werden, die sie nicht unbedingt hören wollen? Oder sehe ich das falsch? Das nicht jeder Pfleger oder jede Schwester mit jeder Situation umgehen kann, kann ich bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Trotz allem ist keiner wirklich gezwungen, in der Psychiatrie zu arbeiten. Und ich finde es äußerst schwer, wenn man von dem Pflegepersonal gesagt bekommt, wo kann man ihnen helfen? Was können WIR tun? Bitte sagen sie uns das. Und so weiter. Und das war bei meinem letzten Aufenthalt das Hauptstatement der Pflege. Egal mit was ich kam und ich wollte sicherlich keine Wunderdinger- die haben genau das Gegenteil gemacht. Ich habe verzweifelt mehrfach versucht eine Beziehung zur Pflege aufzubauen, mit der wir alle hätten arbeiten können. Wurde ständig boykottiert, aber man ließ mir über Dritte ausrichten, dass ich so schwer durchschaubar sei, weil ich ja nicht rede.
Ich kann verstehen das auch medizinische Personal abhängig von der Tagesform ist. Aber so Leid es mir tut, ist es die Aufgabe der Patienten auszuloten, ob die Personen bereit zu einem Gespräch sind oder heute einen schlechten Tag haben? Ist es Aufgabe der Patienten, wenn sie nicht weiter wissen, sich absolut mies sind, sich selbst zu helfen, weil das Personal schlechte Laune hat? Wobei sich das wiederum widerspricht. Denn man sagt uns ja, wenn was ist, bitte sprechen sie uns an. Anekdote aus meinem Umgang mit Fachpersonal. Allerdings im ambulanten Rahmen. Thema war immer mal wieder Suizidalität. Ich brauche die Gespräche dazu und sie mögen manchen Menschen auch ein wenig merkwürdig erscheinen. Ich kann durchaus damit umgehen, wenn man mir klar sagt, das belastet mich nun zu sehr. Ist in einer professionellen Beziehung dann auch so passiert. Ich habe das Thema Suizid daraufhin an sich fallen gelassen. Auch ohne das Gefühl zu haben, mir wurde verboten darüber zu sprechen. Die Ansage die getroffen wurde, war mir klar und verständlich. Besagte Person brachte bei den folgenden Terminen immer wieder das Thema Suizid auf den Tisch. In allen Varianten. Solche Fragen wie: Frau LittleSister wer soll denn Ihre Grabrede halten und so weiter. Einfach so, ohne das das in irgendeiner Form vorher Thema war. Das ging eine ganze Zeit lang so. Irgendwann aus dem Nichts und im absolut unpassendsten Moment teilte mir die Person mit, dass sie mit mir nicht mehr arbeiten wolle. Keine Begründung etc. Monate später gab es ein Gespräch mit ihr und einer weiteren Person. Da sagte sie dann, sie hätte mit meiner Suizidalität nicht umgehen können. Sorry warum hat sie dann ständig danach gefragt? Und es waren keine Fragen die meine Suizidalität abschätzen sollten. Es waren bewusst Fragen, auf die ich halt geantwortet habe. Keine konkrete Suzidankündigungen oder ähnliches. Noch nicht mal versteckte. Einfache Gespräche über Suizidalität. Ok einfach passt nicht. Einfach im Sinne von, wir haben nicht darüber gesprochen, wie ich mir am Besten das Leben nehme.
Und auf deine Aussage, es wird mir niemand sagen, dann spring doch. Da muss ich dich enttäuschen, hatte ich auch schon. Da wurde mir später zu erklärt, dass man hätte abschätzen können, dass es mir in dem Moment zu gut dafür ging. War auch keine direkte Suizidsituation. Trotzdem sind das Aussagen die im professionellen Bereich nicht wirklich passend sind. Und mir wurde auch schon konkret gesagt, ich hätte eine bestimmte Äußerung nicht machen sollen. Einmal wurde ich da sehr direkt von Menschen, denen ich in dem Moment blind vertraut habe, gefragt und habe ehrlich geantwortet. Verzweifelt gehofft, dass man mir hilft. Hätte ich nicht geredet, wäre das Ergebnis ein Suizidversuch gewesen. Mit der Aussage, ich hätte das nicht erzählen dürfen, sagt man mir ja auch, ich hätte die Fragenden belügen sollen und hätte gehen sollen und es tun sollen. Mein Eindruck, mein Gefühl. Verzweifelte versuche die Ereignisse aufzuarbeiten werden abgeblockt.
Hilfe suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke, ist eine nette Lebensweisheit. Ich finde das passt zu der einen Aussage von dir recht gut. Ich habe keine Ahnung wie es im Rettungsdienst zu geht und das gebe ich auch zu. Im Radio und Fernsehen hört man nach größeren Katastrophen nur immer, dass dem Rettungspersonal psychologisch geholfen wird. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass das auch so ist.
Mich stört nicht mal nur der Umgang mit mir. Wobei ich es extrem belastend finde, dass man von mir Absprachen erwartet, aber die andere Seite zu ihren Absprachen nicht steht. Ich persönlich finde das aber wichtig für solche Beziehungen. Gerade weil ich an sich mal lernen müsste, was Vertrauen heißt. Dadurch das andere Seiten ihre Absprachen mit mir selten einhalten, fällt mir das schwer. Aufgrund welcher Umstände sollte ich denn dann vertrauen? Klar kann ich so Sache nur auf mich beziehen, was in deinen Augen aussehen mag, als wenn ich will, dass sich alles nur um mich dreht. Ich bin aber durchaus eine Patienten, die im Rahmen der Klinikarbeit ( ob nun ambulant oder stationär ist egal), eher für andere auf manches verzichtet oder sich auch für schwächere Patienten einsetzt.
Mich stören auch andere Dinge, die in dem Haus normal zu sein scheinen. Eine Mitpatientin die sich mir anvertraut, dass einer der Pfleger Nachts in ihrem Zimmer steht und verlangt, sie solle doch mal aufstehen, damit er sie in Hot Pans bewundern kann. Da der betreffende Pfleger ihr generell eh anders gegenüber eingestellt war und das auch sonst zumindest ihr und mir bewusst war, glaube ich ihr die Aussage. Ich bat jemand um Hilfe, weil mich das Ganze auch belastet hat und ich nicht wusste, wie ich hier helfen sollte. Man bot mir an, die betreffende Mitpatientin soll zu meinem Gesprächspartner kommen. Sie hat sich aber so geschämt und hatte solche Angst, dass sie das nicht getan hat. Nach ihrer Entlassung sprach ich einen Pfleger an, dem ich vertraute. Der war geschockt. Sagte dann aber auch, betreffende Patientin muss das selber melden. Thema erledigt, betreffende Patientin ist ja entlassen. Monate später war sie wieder auf der Station. Ich besuchte sie und wir redeten. Irgendwann meinte ich zu ihr, wer ist denn dein Bezugspfleger? Sie bekam ein panisches Gesicht und sagte voller Angst: Rat mal WER!. Da war er mir klar. Ich wusste absolut nicht wie ich ihr helfen sollte. Mir machte sie Sorgen. Gerade weil man auch ihre Angst spürte. Ich sprach jemand auf einem höheren Posten an. Erstmal nur vorsichtig, ob man an ihn mit was heiklem ran treten kann und ob er, falls jemand auf ihn zukommen würde und ihn um ein Gespräch unter vier Augen bitten würde, ob er das tun würde. Ich hätte ihr dann halt gesagt, ich habe mit Person X gesprochen, du kannst zu ihm hingehen, er wird mit dir reden. Ende vom Lied das ich ihm sagte was passiert ist. Mir auch nichts anderes übrig blieb als ihm Namen zu nennen. Er hakte so lange nach, bis er seinen Namen hatte, ihr Name war eh klar. Er war baff. Sagte aber auch, dass muss sie ihm sagen. Er sprach sie wohl auch vor mehreren Leuten an, dass sie wohl was mit ihm würde besprechen wollen. Ihr ging es zu dem Zeitpunkt aber so mies, dass sie zu so einem Gespräch nicht in der Lage war. Und dann hatte sie Angst, vor dem was ihr passieren könnte. Ängste die ich nachvollziehen kann, weil besagter Pfleger auch mich mit anderen Sachen unter Druck gesetzt hatte. Ergebnis: Der Pfleger arbeitet dort immer noch, weil der Sache nicht nachgegangen wurde.
Ich habe auch mit jemand außerhalb des Krankenhauses darüber gesprochen. Monate später sprach man mich an, ob ich Namen nennen kann. Klar kann ich. Es gäbe noch jemand, die mit sexueller Belästigung durch die Pflege Probleme hat. Auch hier hat sich die Sache im Sande verlaufen, weil die Patientin so sehr Angst hat, dass sie lieber schweigt. In ihrem Fall weiß aber keiner aus dem Krankenhaus davon.
LittleSister hat geschrieben:Hilfe suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke, ist eine nette Lebensweisheit. Ich finde das passt zu der einen Aussage von dir recht gut. Ich habe keine Ahnung wie es im Rettungsdienst zu geht und das gebe ich auch zu. Im Radio und Fernsehen hört man nach größeren Katastrophen nur immer, dass dem Rettungspersonal psychologisch geholfen wird. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass das auch so ist.
Natürlich berichten die Medien immer wieder das es auch Hilfe für solches Personal gibt, das bezieht sich allerdings nur auf Großschadensereignisse. Dort läuft das ganze dann als Gruppentherapie ab, und fängt mit einer Nachbesprechung des Einsatzes ab. Danach kommst du dann in Gruppen und sollst das ganze ausdiskutieren in wenigen Stunden. Zum einen sagt in diesen Gruppen nicht jeder alles und zum anderen wie gesagt, das findet alles ein paar Tage nach dem Ereignis statt. Auf lange Frist gesehen passiert nichts, wenn man nicht selbst total verrückt wird davon und die paar Tage nach dem Ereignis hat man es selbst noch nicht so begriffen was da eigentlich abgelaufen ist, das kommt erst Wochen oder Monate später.
Wie ich auch gesagt habe, in dem Bereich ist es eine Schwäche das ganze nicht an sich abprallen zu lassen und es gibt genug andere Kollegen die sich darüber lustig machen wenn man so etwas in Anspruch nimmt. Und wenn man mit einem Einsatz so aus dem Alltag nicht klar kommt, kommt man an die Krisenintervention nur über den Arbeitgeber heran der dann auch davon Bescheid weiß und einem im Auge behält. Kommt sogar soweit, dass man zum psychologischen Test geschickt wird, ob man überhaupt noch tragbar für den Dienst ist wenn nicht, dann hatte man die längste Zeit wohl einen Job.
Und wenn man sich selbst privat an einen Psychiater wendet, über kurz oder lang bekommt es doch jemand mit. Immerhin geht man in den örtlichen Praxen ein und aus, egal in welcher Fachrichtung und dann reicht schon ein falsches Wort und es ist draußen. Dann fängt das Szenario wie oben beschrieben an.
Woanders sind die Rahmenbedingungen doch auch nicht die besten, es ist doch relativ egal, wo und was man arbeitet. Aber wo sind die Bedingungen schon optimal, dass es noch eine reine Freude ist, zu arbeiten? Ich denke, man kann dies nicht als Hauptgrund dafür anführen, dass medizinisches Personal immer mehr abstumpft und Dienst nach Vorschrift macht. Das ist in vielen Bereichen so, was eben schon an den Bedingungen liegt, aber einfach auch daran, dass man keine Impulse hineinbekommt. Jedenfalls finde ich, kann man diese Gleichgültigkeit eben nicht nur auf Pflegeberufe beziehen, sondern generell bei Berufen, mit denen man viel mit Menschen zu tun hat.
Undankbarkeit seitens von Patienten/ Kunden ist woanders genauso der Fall, wie es eben in der Medizin der Fall ist und daher kann ich diese ganze Diskussion, die sich nun entwickelt hat, nur schwer nachvollziehen und verstehen. Dabei möchte man als Patient doch gar nicht mal im Mittelpunkt stehen, sondern eher einfach nur menschlich behandelt werden. Das ist ein Geben und Nehmen und ich denke, man sollte sich dann eher über freundliche Patienten freuen anstelle sich über die negativ auffallenden Patienten zu beschweren.
Zu den Erlebnissen, die man als medizinische Person erlebt, wenn Menschen unter den Händen wegsterben, das stelle ich mir schon heftig vor. Ehrlich, ich bewundere eben schon die Leute, die sich dennoch diesen Dingen stellen. Der Tod gehört zum Leben dazu, und ich habe mir schon oft vorgestellt, wie es eben den Leuten geht, die Leben retten wollen und es dann doch nicht schaffen, wobei es nicht ihre eigene Schuld ist. Damit umzugehen ist schon schwierig, aber was soll man selbst als Patient dazu sagen? Wie soll man als Patient damit umgehen? Dazu kann der Patient an sich ja nun nichts ist und ich finde es auch nicht okay, das unverschämte oder abgestumpfte Verhalten somit zu erklären. Vermutlich würde mehr Menschlichkeit und Respekt auf beiden Seiten besser sein, als eben den Patienten wie einen Gegenstand zu behandeln.
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