Was haben Radfahrer auf Bundesstraßen zu suchen?

vom 14.09.2011, 09:41 Uhr

Equilibrium hat geschrieben:Ich ärgere mich wahnsinnig über Radfahrer und ich hupe denen auch. Allerdings ausnahmslos nur wenn direkt neben der Straße ein Radweg ist, welchen man dazu auch noch kaum übersehen kann. Und über diese Umstände darf ich auch wütend sein.

Ja prima. Ist aber leider eine Ordnungswidrigkeit und für Radfahrer mitunter sogar gefährlich, weil man sich als Radfahrer schon sehr erschrecken kann, wenn ein Auto 1 Meter neben einem plötzlich hupt. Und Schreck im Verkehr ist immer gefährlich. Weil diese hupenden Oberlehrer prinzipiell aber auf von ihnen selbst begangene Ordnungswidrigkeiten und Gefährdungen schei*en, kontere ich in solchen Gelegenheiten von meiner Retourkutsche auf 2 Rädern aus mit einem gepflegten Doppeltick an die Schläfe. Das bringt Oberlehrer dann aber so richtig zum Kochen, aber als soziales Experiment ist das nicht zu verachten.

Man darf halt nicht hupen, um lediglich seine Meinung auszudrücken und genau das gibst du ja schließlich tatsächlich zu. §16 i. V. m. § 49 StVO helfen dir weiter, um das mit der Ordnungswidrigkeit zu begreifen.

Menschen begehen Fehler im Straßenverkehr. Das tun Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer. Deshalb fange ich aber nicht an, die alle mit der Hupe erziehen zu wollen. Ich rotze ja auch nicht auf dein Auto, wenn du mal wieder mit dem Ding auf dem Fußweg stehst, nur um meinen Unmut auszudrücken.

Natürlich sollten Radfahrer prinzipiell auf den Radweg, wenn es durch ein Zeichen angeordnet ist. Wer allerdings Erkenntnisse der Statistik und Unfallforschung heranzieht, der wird sich wundern. Was zu denken geben sollte, dass man prinzipiell auf dem Radweg eher verunfallt, als auf der Straße. Das Risiko ist mehr als dreimal so hoch. Auf linken Radwegen sogar fast zwölfmal. Der von euch befürchtete "Unfall im Längsverkehr" kommt in Wirklichkeit bei Radfahrern eher selten vor.

Equilibrium hat geschrieben:Der Radfahrer kann ja schließlich nichts dafür wenn es keinen eigenen Weg für ihn gibt.

Es wäre ein großer Fortschritt, wenn Autofahrer anerkennen würden, dass die Straße nicht der eigene Weg des Autofahrers ist, sondern ein Verkehrsraum, den er sich mit gleichberechtigten Partnern teilt.

Equilibrium hat geschrieben:Meiner Meinung nach sollten also Radfahrer die Bundesstraßen vermeiden, solange sie dies können.

Könnte da nicht auch der Radfahrer beanspruchen: Meiner Meinung nach sollten Autofahrer die Bundesstraßen meiden, solange sie dies können?

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Auf meinem Weg zur Arbeit überhole ich öfters Fahrradfahrer und ich habe auch schon oft den Gedanken gehabt dass sie wirklich mit ihrem Leben spielen. Ich bin schon sehr früh am Tag unterwegs, so gegen sechs Uhr, deshalb vermute ich dass es sich um Leute handelt die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Manchmal kommt auch noch dazu dass sie ohne Licht und mit dunklen Sachen unterwegs sind oder doch ziemlich straßenmittig fahren so dass ich wirklich Schwierigkeiten habe sie immer rechtzeitig zu erkennen. Beim Überholen sehe ich natürlich zu dass ich einen gewissen Abstand lasse, aber nicht immer lässt sich das auch einhalten.

Verbieten kann man so etwas natürlich nicht, dazu müsste die Straßenverkehrsordnung geändert werden. Ich wüsste jetzt auch nicht dass diese Radfahrer besonders häufig in Unfälle verwickelt sind was eigentlich logisch wäre. Vielleicht greift ja doch noch die gegenseitige Rücksichtnahme so dass man als Autofahrer und Radfahrer doch etwas mehr mitdenkt als normalerweise üblich. Das diese morgendlichen Pendler nicht auf Feldwegen unterwegs sind erscheint mir dagegen logisch. Sie wollen auf den kürzesten Weg zur Arbeit und die Feldwege sind meistens in so einem schlechten Zustand so dass es dort unweigerlich im Dunkeln zu gefährlichen Stürzen kommen kann.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hier sind gerade im Frühling und Sommer viele Radler unterwegs, die eben auch zur Arbeit wollen und für sie scheint der Weg über die Bundesstraße eben der schnellste Weg zu sein. Würden sie nun ausschließlich Neben- und Feldwege nutzen, wäre das nicht selten ein Umweg. Von daher scheinen sie die Bundesstraße dann eher zu nutzen. Auch spricht die Nutzung der Bundesstraßen dafür, dass bei einer Panne des Radfahrers dieser nun einmal schneller gesehen wird und ihm auch schneller geholfen werden kann. Ich weiß nicht wirklich, ob dies als Argument gelten kann, aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus.

Mir macht es komischerweise nichts aus, wenn hier Fahrradfahrer auf den Straßen unterwegs sind. Das mag an meiner Toleranz liegen, aber auch an der Breite der Straße und dass die Radfahrer schon möglichst seitlich fahren, eben im Seitenstreifen. Damit halten sie hier auch keinen Verkehr auf, das machen dann eher andere Verkehrsteilnehmer, die eben nicht so schmal sind, dass sie auch auf dem Seitenstreifen fahren können.

Was mir aber doch sauer aufstößt, ist einfach die Tatsache, dass, sofern Radwege nicht einmal genutzt werden, obwohl sie eben angeboten werden. Nein, man fährt dann lieber auf einer Straße. Das muss nun wirklich nicht sein. Und noch schlimmer ist es, wenn mehrere Radfahrer gemeinsam unterwegs sind und nebeneinander fahren. Dennoch käme ich nie auf die Idee, zu hupen, weil es doch eher zu einem Unfall führen kann, als wenn ich nun die Radler an einer übersichtlichen Stelle überholen.

Es ist schon so, dass trotz aller Aufregung man einfach Aufmerksamkeit an den Tag legen sollte und auch Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Ich kann ein wenig den Frust verstehen, denke aber, dass es weitaus schlimmere Dinge gibt, über die man sich ärgern kann. Und Radfahrer gehören da in den seltenen Fällen zumindest bei mir einfach nicht dazu.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Also, die Nutzung von Bundesstraßen ist ja laut Gesetz nicht nur für Autofahrer erlaubt, denn auch Radfahrer und gar Fußgänger, dürfen diese nutzen, um sich vorwärts zu bewegen, aber ich bin auch der Meinung, dass das Risiko wirklich zu hoch ist, das es dadurch zu einem Unfall kommen kann, denn es wird ja nicht immer so aufeinander geachtet, wie man es eigentlich sollte. Bei einem Unfall eines Fußgängers, bzw. Radfahrers mit einem Auto kann man sich ja auch an einer Hand abzählen, wer den kürzeren da ziehen würde, aber dennoch kann man ihnen die Nutzung der Bundesstraße nicht verbieten. Man muss einfach auch als Autofahrer mehr Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen und für mich ist das einfach selbstverständlich.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



EmskoppEL hat geschrieben:[...] ich bin auch der Meinung, dass das Risiko wirklich zu hoch ist, das es dadurch zu einem Unfall kommen kann, denn es wird ja nicht immer so aufeinander geachtet, wie man es eigentlich sollte.

Wenn du das Risiko heranziehst, dann müsstest du das Fahren auf Radwegen in der Stadt an vielen Stellen verbieten. Das ist z. T. unverantwortlich, so wie die Radwegeführung und -beschilderung sich häufig darstellt. Auf der Straße wäre es für Radfahrer in vielen Fällen deutlich sicherer. Weiter oben habe ich das mit Zahlen angedeutet.

Wenn du die Schwere von Unfällen zur Argumentation heranziehst, müsstest du Autofahrern das Fahren auf Landstraßen komplett verbieten. Die Unfallschwere ist dort ca. sechsmal so hoch wie in der Stadt und fast doppelt so hoch, wie auf Autobahnen. Man ist im Grunde verrückt, wenn man sich freiwillig mit dem Auto auf eine Landstraße begibt.

Aber was nützen einem schon Zahlen: Radfahrer verunfallen häufiger in der Stadt, aber richtig, die Unfallschwere ist auf Landstraßen höher. Welchen Schluss soll man denn nun aus dieser Erkenntnis ziehen?

EmskoppEL hat geschrieben:[...] Man muss einfach auch als Autofahrer mehr Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen und für mich ist das einfach selbstverständlich.

Genau. Das ist die einzige Erkenntnis die man da mitnehmen kann und die gilt natürlich genauso für Radfahrer und Fußgänger.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Richtlinie2 hat geschrieben:Wenn du die Schwere von Unfällen zur Argumentation heranziehst, müsstest du Autofahrern das Fahren auf Landstraßen komplett verbieten. Die Unfallschwere ist dort ca. sechsmal so hoch wie in der Stadt und fast doppelt so hoch, wie auf Autobahnen. Man ist im Grunde verrückt, wenn man sich freiwillig mit dem Auto auf eine Landstraße begibt.

Aber was nützen einem schon Zahlen: Radfahrer verunfallen häufiger in der Stadt, aber richtig, die Unfallschwere ist auf Landstraßen höher. Welchen Schluss soll man denn nun aus dieser Erkenntnis ziehen?

Ob die Zahlen aktuell im Detail stimmen kann ich nicht sagen. Es ist jedoch richtig, dass Radfahrer häufiger in der Stadt verunfallen da dort einfach mehr Gefahrenquellen herrschen als auf einer Landstraße. Das fängt von Kreuzungen an und endet bei hohen Bordsteinkanten. Ebenfalls sind in der Stadt die Straßen schmaler als auf den Bundesstraßen das die Autofahrer insgesamt näher an den Radfahrern dran sind. Jedoch gilt in der Stadt auch nur das Tempo 50 sofern nichts anderes angeschrieben steht was einige Unfälle auch begünstigt. Trotzdem passieren auch bei geringen Geschwindigkeiten tödliche Unfälle da ein Radfahrer einfach keine Knautschzone hat wenn ihn ein Auto berührt, dass man bereits bei Schrittgeschwindigkeit sein Leben lassen könnte. Bei Autofahrern fangen die statistischen Zahlen ab einer Geschwindigkeit von ca. 30 km/h an.

Die Unfallschwere auf Bundesstraßen ist vor allem durch die wesentlich höhere Geschwindigkeit gegeben und dem Gegenverkehr der oftmals falsch eingeschätzt wird, vor allem in Überholvorgängen. Treffen sich zwei Autos frontal bei Tempo 100, wirkt eine doppelt so hohe Kraft als bei einem Auffahrunfall. Alleine das führt zu schwereren Verletzungsmustern.

Auf den Autobahnen ist das Risiko wieder etwas geringer da sich nur in eine Richtung bewegt wird und man keinen Gegenverkehr in dem Sinne hat. Trotzdem werden auch dort die Geschwindigkeiten und Abstände unterschätzt und gerade in Baustellenbereichen noch die breite der Spur. Teilweise wenn man dort nur gering das Lenkrad verzieht, weil man der Meinung ist der Nachbar kommt zu weit auf die eigene Spur, klebt man schon in der Leitplanke.

Insgesamt gesehen, egal wo man als Radfahrer unterwegs ist es kann etwas passieren und da keine Knautschzone um einen herum ist, hat man eine schlechtere Prognose unabhängig von der Geschwindigkeit. Passieren kann immer überall etwas, aber ich denke würde jeder Verkehrsteilnehmer mit der notwendigen Aufmerksamkeit, Voraussicht und Rücksicht unterwegs sein, könnten sich viele Unfälle vermeiden lassen.

Ebenfalls kann ich mich deiner Meinung anschließen, dass es absolut unverschämt ist von Autofahrern zu Hupen wenn sie einen Radfahrer sehen nur um ihm seine Meinung zu demonstrieren. Wegen solcher Autofahrer habe ich mich auch schon zu Tode erschreckt wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs war.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kann es schon verstehen. Ich meine wenn jemand wirklich kein Auto hat und auch zu Arbeit muss, dann hat er eh wahrscheinlich einen langen Weg vor sich, wenn es über eine Bundesstraßen muss. Und auch gibt es nicht überall entsprechende Seitenwege, die man mit dem Fahrrad nutzen könnte. Von daher kann ich es verstehen.

Ich finde nur das sie, statt diese Straßen zu meiden, darauf achten müssten das sie eben so gut wie möglich zu sehen sind. Für ausreichend Beleuchtung sorgen und auch mal ein extra Licht anbringen um das Risiko übersehen zu werden zu minimieren. Aber wer kein Auto hat, der möchte dennoch zum Ziel kommen und da sollten wir Autofahrer einfach vorausschauend fahren.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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