Wie kann man einen 59 jährigen Arbeitslosen motivieren?
Der Schwager meiner Freundin ist mit 59 Jahren arbeitslos geworden, weil die Firma geschlossen wurde. Er steht nun seit 4 Monaten auf der Straße und weiß mit sich selber nichts anzufangen. Die ersten 2 Monate war er noch motiviert und lebte sein leben nach dem Motto "Wer arbeiten will bekommt auch Arbeit". Aber selbst Zeitarbeitsfirmen wimmeln ihn ab, weil er zu alt ist. Er hat 40 Jahre in ein und derselben Firma gearbeitet und hat Fortbildungen mitgemacht, damit er als KFZ Mechaniker auch die modernen Autos reparieren kann.
Die komplette Verwandtschaft versucht ihn nun einzuspannen, damit er nicht völlig in die depressive Phase rutscht und sie drücken ihm das Auto aufs Auge, weil immer irgendwas kaputt ist. Aber lange kann man das nicht mehr machen. Denn er soll ja auch Geld dabei verdienen.
Der Mann ging anfangs jeden Tag zum Arbeitsamt. Erst ab dem dritten Monat ging er nur noch einmal die Woche und nun geht er nur noch, wenn das Arbeitsamt was von ihm will. Er will wirklich arbeiten. Aber in dem Alter kann man wirklich nichts mehr finden. Aber was kann man machen, wie kann man ihn motivieren, damit er nicht völlig in Selbstmitleid zerfließt und sich nur noch einigelt, weil er wie er selber sagt, zu nichts mehr Nutze ist?
Aber selbst Zeitarbeitsfirmen wimmeln ihn ab, weil er zu alt ist. Er hat 40 Jahre in ein und derselben Firma gearbeitet und hat Fortbildungen mitgemacht, damit er als KFZ Mechaniker auch die modernen Autos reparieren kann.
Na ja, das wird damit zusammen hängen, dass Zeitarbeitsfirmen ihre Mitarbeiter meist bundesweit einsetzen und er da auf Montage gehen müsste. Und bei einem 59jährigen geht man wahrscheinlich davon aus, dass er nicht mehr dazu bereit ist, all zu viel zu reisen. Vielleicht könnte er in seinen Bewerbungen ja extra mit hineinschrieben, dass Montage für ihn kein Problem wäre – natürlich nur, falls das auch so ist.
Sicherlich ist das traurig für ihn; viele warten aber, wenn sie in dem Alter arbeitslos werden, dann einfach nur noch auf die Rente und ich glaube, ich würde es auch so machen oder mir höchstens noch einen kleinen Nebenjob suchen. Bestimmt gehen die Firmen davon aus, dass er sich nur bewirbt, weil er muss (gibt ja da Auflagen vom Arbeitsamt, wie oft Bewerbungen geschrieben werden müssen) – daher könnte er ja signalisieren, dass er wirklich arbeiten möchte, indem er bei den Firmen anruft oder selber vorbei kommt.
Es wäre ja auch eine Idee, dass er keine Vollzeittätigkeit anstrebt, sondern eventuell als jemand, der ab und an einspringt, in einer Werkstatt mitarbeitet.
Vom Arbeitsamt würde ich aber nicht all zu viel erwarten, die Sachbearbeiter müssen sich um so viele kümmern, dass sie einzelnen keine individuelle Betreuung zukommen lassen können. Es macht daher gar keinen Sinn, öfter dort hinzugehen als unbedingt nötig. Vor allem sendet das Amt einem auch nur die Stellenangebote, die man sich genauso gut selber in der Jobbörse heraussuchen könnte: http://jobboerse.arbeitsagentur.de/
Also, ich würde auch sagen, dass er nicht zu viele Hoffnungen ins Amt setzen sollte. Aber du schreibst ja schon, dass er nun auch nur noch geht, wenn er soll. Schlimm finde ich diese Eingliederungsmaßnahmen - wo man dann Window-Color-Bildchen malt etc., wie es einem ehemaligen Freund von uns ergangen ist - und soetwas nennt sich dann "Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt".
Bei wie vielen Zeitarbeitsfirmen hat er sich denn beworben? Ich kenne einige Leute die bei ZAFs gearbeitet haben oder es immernoch tun. Mit dem Alter war es immer nur ein Problem, wenn es sich um körperlich schwere Arbeit handelte. Aber auch mit 59 könnte an ja beispielsweise am Fließband stehen. Mein Freund arbeitet selbst in einer Firma, die in der Produktion immer Zeitabreiter hat - da sind durchaus auch Leute in dem Alter dabei. Nur werden diese Leute definitiv nicht übernommen, da die Firma selbst nur bis maximal 40 Jahre einstellt. Echt traurig, zumal die Zeitarbeiter ja dieselbe Arbeit, wie die Festangestellten machen.
Ich kenne die finanzielle und familiäre Situation von dem Schwager deiner Freundin nun nicht - eventuell wäre es möglich nur einen 400,00€-Job anzunhemen? Oder zumindest einen Teilzeitjob - da müsste er sich ja wenigstens nicht um Kranken- und Pflegeversicherung kümmern. Wenn er sich dort in einem Betrieb gut anstellt, hätte er ja vielleicht auch so die Möglichkeit einen festen Vertrag zu bekommen. Oder hat er das auch schon versucht und war erfolglos? Auf jeden Fall soll er nicht den Kopf hängen lassen! Ich weiß aber in Sachen Motivation - also was ihr als Umfeld machen könnt, leider auch keinen Rat. Die Chancen stehen mies und das weiß man ja im Allgemeinen auch - was gutzureden gibt es ja leider nicht.
Das wird schwer werden, jemanden in dem Alter aufzufangen, wenn ihn niemand mehr haben will. Wobei es gerade bei den Zeitarbeitsfirmen weniger mit dem Alter zu tun hat, als mit seinem Beruf. Denn die meisten Zeitarbeitsfirmen setzen auf Handwerker in der Baubranche und da sieht es als KfZ-Mechaniker doch eher schlecht aus.
Nun kommt es halt darauf an, welche zusätzlichen Qualifikationen er aufweisen kann. Nur Fortbildungen, damit er auch moderne Autos reparieren kann, reichen da eben nicht mehr aus. Wenn er ausbilden dürfte, dann wäre das natürlich ein Pluspunkt für ihn, weil solche Leute meist rar sind. Allerdings lohnt es sich halt in seinem Alter auch nicht mehr den Ausbilderschein zu machen, da dieser auch mit Kosten verbunden ist.
Das er von der Agentur für Arbeit nichts weiter zu erwarten hat, was Stellenangebote angeht, dürfte klar sein. Da bekommen schon wesentlich jüngere Leute nichts angeboten. Aber es wäre sicherlich eine Alternative, wenn er sich auch Branchenfremd bewirbt. Bei uns im Vogtland wurde zum Beispiel neulich jemand dringend gesucht, der Kurierfahrten übernehmen kann, aber eben so fit ist, das auch kleine Reparaturen am Fahrzeug ohne Werkstatt erledigt werden können.
Und auch Firmen, wie Bosch, welche ja eigene Werkstätten für KfZ-Reparaturen haben, suchen ab und an Fahrer, welche die Ersatzteile dann an Fachwerkstätten ausliefern. Eventuell wäre das eine Alternative, wo er bei Bedarf eben auch in seinem Beruf eingesetzt werden kann.
Blöde Situation! Da biegt man schon fast auf die Zielgerade seiner beruflichen Laufbahn ein und dann macht die Firma Pleite. In dem Alter kann man ja auch schlecht noch auf einen anderen Beruf umschulen. Und die Agentur für Arbeit wird hier auch nichts bewegen können, bei Arbeitslosen dieser Altersklasse winken die doch auch nur ab nach dem Motto: Erstmal Arbeitslosengeld kassieren und sich dann die letzten Jahre bis zur Rente mit Hartz IV durchschlagen.
Ich weiß nicht, ob fähige Kraftfahrzeugmechaniker derzeit gesucht werden oder eher weniger gefragt sind. Sicher bin ich aber, dass er über das Arbeitsamt mit Sicherheit keinen Erfolg haben wird. Eine weitere Möglichkeit, außer sich bei weiteren Zeitarbeitsfirmen zu bewerben, wäre, selber aktiv zu werden. Vielleicht sollte der Gute einfach mal diverse Kfz.-Werkstätten in seiner Umgebung aufsuchen und fragen, ob dort nicht noch Personal gesucht wird. Dabei könnte er den Firmen auch noch anbieten, eine Woche kostenlos auf Probe dort zu arbeiten, damit sich der Chef von seinen Fähigkeiten überzeugen kann. Denn allein mit einem Angebot der Probearbeit zeigt er ja ganz offensichtlich, dass er noch willig und motiviert ist, zu arbeiten. Wenn er dann auch bei der Arbeit einen guten Eindruck hinterlässt, hat er zumindest schon mal einen Fuß in der Tür. Selbst wenn die Firma aktuell kein Personal braucht, so könnten Sie in der Zukunft vielleicht an ihn herantreten, wenn Bedarf da ist oder ihn bei anderen Werkstätten weiterempfehlen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Ich glaube, dass der Mann unabhängig vom Alter die ganz normale Karriere eines Arbeitssuchenden gegangen ist. Anfänglich ist man schon arg motiviert, schnellstmöglich eine neue Arbeitsstelle zu finden und sucht sich auch so seine Aufgaben. Aber je länger eine Arbeitslosigkeit stattfindet, man keinerlei Erfolgserlebnisse bekommt, desto geneigter ist man, die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen. Man fällt auch selbst in ein tiefes Loch und wenn man da nun keine Menschen hat, die unterstützend sind, sieht es ganz mies aus.
Der Mann sollte sich nicht nur auf die Arbeitsagentur versteifen, sondern auch selbst aktiv werden. Sollte dieser Mann wirklich alle Zeitarbeitsfirmen in seiner Region abgeklappert haben und da keine Hilfe erhalten haben, so ist es ihm doch möglich, dass er sich selbst auch noch einmal genau umschaut, Firmen in der Region abklappert und nachfragt. Dabei sollte er schon darauf achten, dass er sich eben nicht nur als KFZ-Mechaniker bewirbt, sondern auch schaut, dass er vielleicht verwandte Berufe mit in Augenschein nimmt. Auch Produktionshelfer, was schon nach niederer Arbeit klingt, aber doch manchmal anspruchsvolle Arbeit ist, werden gesucht und gern eingestellt.
Dass eine Arbeitssuche nicht einfach ist, erleben alle Leute, die eben selbst eine Arbeit suchen. Egal, ob es sich nun um Menschen handelt, die gerade frisch von der Schule kommen, als schwer vermittelbar gelten, ihre Ausbildung frisch beendet haben und so weiter - man kann es nicht mehr nur am Alter festmachen. Von daher ist das Alter nicht mehr ganz so relevant. Ich habe da auch ein Beispiel aus meinem Umfeld, als jemand mit Mitte 50 arbeitslos wurde und auch nicht wusste, wie es nun weitergeht. Nach mehreren Monaten einer Arbeitslosigkeit wurde er eben als Mitarbeiter in einer Produktion und als Lagerist eingesetzt, obwohl er etwas ganz anderes gelernt hat und dort auch erst einmal eingearbeitet werden musste. Es mag vielleicht nur ein kleines Erfolgserlebnis sein, aber es ist nicht unmöglich.
Der Mann ist alles abgegangen in seiner Nähe. Er hat wirklich so viel Eigeninitiative in die Arbeitssuche gesteckt, dass man wirklich sagen kann, dass dieser Mann arbeiten will. Ihm ist es auch egal, was er macht. Nur mittlerweile sitzt er nur noch zu hause rum, weil er alle Firmen in seiner Umgebung abgeklappert hat. Auch im Umkreis ist einfach nichts für sein Alter zu finden. Er wird entweder sofort weggeschickt oder aber bekommt keine Antwort, wenn er Bewerbungen wegschickt. Aber auch das macht er mittlerweile nicht mehr, weil er keinen Sinn darin sieht.
Der Mann redet kaum noch und ist wirklich in ein tiefes Loch gefallen. Ihm wurde jetzt wohl vom Arbeitsamt gesagt, dass er Frührente beantragen soll. Das ist für ihn noch ein weiterer Niederschlag gewesen, weil er nicht weiß, warum. Denn er ist nicht krank und Rente würde er kaum durchbekommen. Aber das Amt meinte, dass so was wohl geht.
Auch, wenn dies wahrscheinlich unternommen wurde, so kann der Mann ja schauen, ob er sich nicht bei einem privaten Arbeitsvermittler meldet oder selbst ein Stellengesuch aufgibt. Bei uns stehen immer mal Rentner drin, die ihre Rente noch aufpolieren wollen, warum sollte ein 59jähriger Mann da nicht auch mal Erfolg haben? Und einen privaten Arbeitsvermittler kann er mithilfe eines Vermittlungsgutschein aus der Agentur für Arbeit aufsuchen. Er darf sich nur nicht abkanzeln lassen, obwohl das nicht so einfach ist.
Ansonsten, wenn der Mann nicht örtlich gebunden ist, sprich, Kinder schon aus dem Haus sind, doch schauen, ob er sich nicht noch überregional bewirbt. Dass Bewerbungsunterlagen nicht zurückgeschickt werden, ist definitiv nicht nur bei dem Schwager deiner Freundin so, sondern leider eine Unart, die es bereits vor zwanzig, zehn, fünf Jahren gegeben hat. Davon sollte man sich keinesfalls entmutigen lassen.
An konkreter Hilfeleistung in der Hinsicht, dass dem älteren Herrn, um den es hier geht, eine Arbeit vermittelt wird, fällt mir ehrlich gesagt nicht mehr sonderlich viel ein, weil ich meine, dass vor allem sein persönliches Umfeld schon ziemlich viel unternommen hat, um das zu verhindern, was nun doch passiert ist, nämlich, dass er die Hoffnung verliert. Das, was Du schreibst, hört sich schon nach einer Depression an, also wäre es zunächst wohl wichtig, dass ihm dahingehend weiter geholfen wird, den auf diese Weise findet er definitiv keinen Wirkungskreis mehr, weil ihm schon die Energie dazu fehlt – und natürlich die Antwort auf die Frage nach dem Warum.
Wenn der Gang zum Arbeitsamt, das Ablaufen der einzelnen Betriebe in seiner räumlichen Nähe und alle anderen Formen von Eigeninitiative, die er gezeigt hat, nichts gebracht haben, wird der betreffenden Person wohl zunächst nichts anderes übrig bleiben als das zu tun, was viele andere Arbeitslose auch tun müssen: konsequent am Ball bleiben. Dass ältere Herrschaften grundsätzlich nicht mehr eingestellt werden, ist glücklicherweise nicht richtig, dass sie es aufgrund ihres Alters schwerer haben mögen, kann aber durchaus sein.
Vielleicht gibt es dennoch eine Möglichkeit, in Sachen genauer Tätigkeit umzudenken, sich also beruflich neu zu orientieren. Wäre nicht ein Job als Hausmeister etwas, das er wenigstens überbrückend machen könnte? Scheinbar ist es für den betreffenden Herrn ja am unerträglichsten, sich überhaupt nicht mehr im Berufsleben einbringen zu können, also wäre es doch vielleicht sinnvoll, diesen Punkt als erstes zu bedienen. Vielleicht gibt es da einen entsprechenden Zugang zu ihm und ich denke, wenn man Überlegungen anstrengt, wird es auch noch weitere Berufe geben, die er als Quereinsteiger auch in höherem Alter durchaus noch ausüben kann. Sicherlich wird es außerdem Arbeitgeber geben, die ihm unabhängig von seinem Alter eine Chance geben.
Er wird es wohl probieren müssen und dabei mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen haben wie alle anderen Arbeitslosen auch, die eine Tätigkeit suchen. Es geht eben leider nicht schnell und es ist auch tatsächlich nicht immer so, dass jeder, der Arbeit sucht, auch Arbeit findet. So bitte das in seinem Fall auch sein mag, aber ich finde diese Erkenntnis wichtig, denn in diesem Punkt hat sich der gute Mann wohl wirklich all die Jahre schwer getäuscht. Es wird Zeit, dass er sich wieder aufrafft und kämpft, denn sonst hat er tatsächlich schon verloren.
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