Schlechte Rechtschreibung- War das immer schon so?

vom 13.09.2011, 12:18 Uhr

Ich habe mich letztens mit einem Realschullehrer unterhalten, der bereits seit 30 Jahren auf dieser Schule unterrichtet. Ich habe ihn mal gefragt, ob er einen Unterschied sieht zu der Rechtschreibung der Kinder heute und vor 20-30 Jahren und er meinte, dass er einen sehr großen Unterschied sieht. Diktate fallen sehr viel schlechter aus und man kann von Jahr zu Jahr zuschauen, wie die Diktate schlechter werden. Es wird immer noch genauso unterrichtet wie früher, aber er hat den Eindruck, dass die Schüler einfach mit den Gedanken nicht in der Schule sind und bei der Handschrift das Rechtschreibprogramm suchen.

Liegt die schlechte Rechtschreibung am Computerzeitalter? Auch hier im Forum und in anderen Foren kann man ja auch bemerken, wer ein Rechtschreib PlugIn installiert hat und wer nicht. Die einfachsten Rechtschreibregelungen werden falsch geschrieben und dass die Lehrer da verzweifeln kann ich schon verstehen.

Was denkt ihr? Wir die Rechtschreibung einfach in der Schule nicht mehr richtig beigebracht oder wird es einfach überbewertet? Sollte in der Schule mehr auf Rechtschreibung geachtet werden? Liegt es vielleicht auch daran, dass den Kindern schon in der Grundschule beigebracht wird, dass sie im ersten Jahr schreiben, wie sie wollen und sich an keine Regeln halten müssen? Woran liegt die schlechte Rechtschreibung heutzutage?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Bei mir ist es nie der Fall, dass ein Diktat schlecht ausfällt. Schon immer habe ich Diktate gemocht. Am liebsten wäre es für mich sogar, wenn Deutscharbeiten nur aus Diktaten entstehen würden. Im Gegensatz zu Diktaten habe ich Aufsätze gehasst. Bei den Aufsätzen spielt die Rechtschreibung keine allzu große Rolle. Man muss viel Fantasie haben. Das war bei mir nicht so der Fall. Aber meine Rechtschreibung bei den Aufsätzen hat mich auch vor schlimmeren Noten gerettet.

Ich weiß es selber nicht so Recht, warum bei mir die Rechtschreibung immer so gut war bzw. ist. Lesen tue ich auch nicht so oft. Schon in der Grundschulzeit hatte ich sehr gute Noten in Diktaten. :D

» uA_Musti » Beiträge: 542 » Talkpoints: 25,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich war in dem Fach Deutsch auch immer recht gut und hatte da wenig bis keine Probleme. Mir lag das auch einfach und ich tat mich damit nicht schwer. Es gab natürlich auch andere in der Klasse, bei denen es nicht so war.

Allerdings denke ich auch, dass sich viele Jugendliche eher keine Gedanken mehr über Schule, Noten und eben auch über Rechtschreibung machen. Vielleicht denken sich viele, dass sie Bewerbungen ja am Pc schreiben und dort ein Rechtschreibprogramm mal darüber laufen lassen können. Ich denke, dass es den meisten einfach gleichgültig ist, ob sie eine gute Rechtschreibung haben oder nicht. Vor kurzem wurde am Fernsehen ein Bericht gezeigt, in dem deutlich würde, dass jeder zweite in Deutschland Probleme beim lesen und schreiben hat. Das finde ich schon wirklich erschreckend und frage mich auch, wie das sein kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke auch, dass die Rechtschreibung der heutigen Jugend deutlich schlechter ist als noch vor zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren. Dafür sehe ich mehrere Gründe: zum einen das schon erwähnte Computerzeitalter, in dem die Schüler eben einfach ein Rechtschreibprogramm über ihre Texte laufen lassen können, dass dann die Fehler anzeigt. Wobei das nur eingeschränkt schlecht ist, denn letztlich müssen sie ja selber verbessern und dadurch sollten sie eigentlich mit der Zeit lernen, wie man die Worte richtig schreibt.

Mit zur heutigen Computergeneration gehört leider auch, dass deutlich weniger Bücher gelesen werden. Wenn man etwas liest, dann meist am Rechner, also z.B. in Foren, wo aber wiederum die Rechtschreibung leider sehr oft zu Wünschen übrig lässt. Das ist letztlich also ein Teufelskreis, den man wirklich nur sehr schwer durchbrechen kann (Talkteria ist da aber auf einem guten Weg :D). Bücher werden ediert und deshalb kann man schon davon ausgehen, dass da auf 500 Seiten vielleicht mal ein Fehler ist oder noch weniger. Das ist nun mal bei Internetseiten leider nicht der Fall. Gerade kleine private Homepages strotzen oftmals nur so vor Fehlern (mal von den teilweise Augenkrebsfördernden flackernden und grellbunten Layouts abgesehen :lol:).

Dann spielt sicherlich auch die schon angesprochene Gleichgültigkeit der heutigen Schüler gegenüber der Schule und dem Lernen eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Es ist den Schülern egal, wie sie schreiben, denn sie können es ja lesen und hoffentlich auch verstehen. Dass die Lehrer es allerdings nicht lesen und verstehen können, ist ihnen in dem Augenblick dann wohl einfach egal.

Bei einem Punkt muss ich deinem befreundeten Realschullehrer allerdings widersprechen. Das Schreiben- und Lesenlernen wird keineswegs mehr so unterrichtet, wie noch vor 25 oder 30 Jahren. Heute ist es in der ersten Klasse so, dass die Schüler vom ersten Tag an alle Buchstaben kennen und sie auf einer Tafel stehen haben, wo Bilder dabei sind, die jeweils mit dem entsprechenden Buchstaben anfangen. Nun müssen die Schüler anhand der Laute selber herausfinden, wie die einzelnen Wörter geschrieben werden. Und genau diese Methode finde ich mehr als fragwürdig. Gerade weil eben kaum noch Bücher gelesen werden, können die Schüler eben nicht herausfinden, wie die Wörter denn nun richtig geschrieben werden. Eventuell muss man da aber auch den Eltern einen Vorwurf machen, dass sie auch zu gleichgültig damit umgehen.

Bei mir und sicherlich auch bei vielen von euch in meinem Alter war es doch so, dass man das Alphabet erst mit und mit gelernt hat, einzelne Wörter auch mal gemeinsam buchstabiert hat, mit der Fibel gearbeitet und Schreibübungen gemacht hat etc. Diese Art des Lesen- und Schreibenlernens mag zwar anstrengender und etwas langwieriger sein, aber sie führt meiner Meinung nach zu einem besseren Ergebnis.

Wenn eine der größten Parteien Deutschlands zur Landtagswahl vor einigen Wochen mit dem Slogan "C wie Zukunft" wirbt, dann ist das für die Ausmerzung von Rechtschreibschwächen bei Schülern sicherlich auch nicht förderlich. Und diese Liste der fehlerhaften Slogans könnte man auch auf die ganze Werbe- und Medienwelt ausdehnen, wobei mir aber gerade spontan kein weiteres Beispiel einfällt.

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» diezeuxis » Beiträge: 1207 » Talkpoints: 964,75 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mal da angefangen wo es mich selbst trifft: bei mir ist es mit Rechtschreibung seit der Reform vorbei. Die habe ich nicht verstanden, außerdem sehe ich immer noch nicht ein, warum ich 13 Jahre in die Schule rennen musste und nun soll ich Worte mit drei gleichen Buchstaben schreiben, was immer noch Panne aussieht.

Wovon ich heute an den Schulen nichts halte, ist dieses Schreiblernsystem, wo Kinder nach Gehör schreiben sollen egal ob das Wort nachher richtig oder falsch geschrieben ist. Seit es das gibt, trifft man nämlich dann in Internetforen immer wieder auf die jüngeren Leute, die alle komischerweise die gleichen Fehler machen. Einen Haken kann man nicht von Hacken unterscheiden und Gestalt wird fast grundsätzlich mit Doppel-L geschrieben und der Standard leitet sich neuerdings wohl auch von der Standarte ab.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@diezeuxis: Ich habe mich falsch ausgedrückt. Er meinte, dass in seiner Schule, also in der Realschule genauso unterrichtet wird. Dass die Grundschüler alles anders lernen ist mir schon klar. Aber angeblich soll das doch viel besser für die Kinder sein und das Lernen vereinfachen, was sie in der Grundschule lernen oder besser gesagt, "Wie" sie es lernen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:@diezeuxis: Ich habe mich falsch ausgedrückt. Er meinte, dass in seiner Schule, also in der Realschule genauso unterrichtet wird. Dass die Grundschüler alles anders lernen ist mir schon klar. Aber angeblich soll das doch viel besser für die Kinder sein und das Lernen vereinfachen, was sie in der Grundschule lernen oder besser gesagt, "Wie" sie es lernen.

Ok, hätte ich mir auch fast selber denken können, zumal du ja schriebst, dass es sich um einen Realschullehrer handelt. Aber ehrlich gesagt: selbst dort sollte nicht mehr genau so wie vor 25 Jahren unterrichtet werden, aber das ist ein anderes Thema.

Wie du schon schreibst: es soll "angeblich" besser sein, ich sehe das keineswegs so. Wenn die Kinder viel lesen würden, dann wäre das sicherlich eine gute Methode, aber das ist ja leider nicht der Fall. Es wird ja auch gesagt, dass die Rechtschreibung in den ersten Jahren mit dieser Methode schlechter ist als mit der alten Methode. Später soll man dann aber eine deutlich bessere Rechtschreibung haben, da man eben anhand des Klangs auch fremde Wörter selber erschließen kann, nur leider schaffen wohl viele Schüler diesen Absprung in die gute Rechtschreibung nicht wirklich. Ich muss aber auch sagen, dass ich mich zu wenig mit dieser Methode auskenne, da ich kein Grundschullehrer bin. Ich bin nur immer wieder schockiert, wie schlecht die Rechtschreibung mancher Schüler in der fünften Klasse ist.

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» diezeuxis » Beiträge: 1207 » Talkpoints: 964,75 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe auch das Gefühl, dass die Rechtschreibung so schlecht geworden ist bei Kindern und Jugendlichen. Warum lernen die Kinder in der Grundschule keine vernünftige Orthographie mehr? Sie dürfen Fehler über Fehler machen, Hauptsache ist nur, dass der Inhalt stimmt. Wie sollen die Kinder lernen, die Wörter richtig zu schreiben, wenn es niemand mit ihnen übt. Die Eltern kümmern sich weniger um die schulischen Leistungen ihrer Sprösslinge, als es früher üblich war. Die wenigsten Kinder sind in der Lage, Bücher zu lesen oder auch nur einen Text flüssig zu lesen. Kaum Eltern kümmern sich darum, ob ihr Kind richtig lesen und schreiben kann, dafür ist die Schule da! Aber die Schule kann nicht alles, die Eltern sind gefragt und müssen helfen, sonst geht es nicht.

Was vorher an Rechtschreibung versäumt und zu lasch gehandhabt wird, erwarten die Lehrer aber beim Übergang auf eine weiter führende Schule. Denn auf einmal ist die Rechtschreibung wichtig. Kinder haben dadurch oft keine Chance, sich weiter zu entwickeln. Warum wird nicht schon früher in der Grundschule darauf geachtet, dass mehr für die Rechtschreibung getan werden muss? Natürlich werden die Kinder und Jugendlichen heute mehr abgelenkt vom Computer und Co. Aber da sind die Eltern gefragt, das zu unterbinden und dafür zu sorgen, dass genügend Zeit zum Lernen bleibt. Vielleicht sollten zu Beginn jeden Schuljahres die Eltern angesprochen werden, was von ihnen erwartet wird und wie sie ihrem Kind am besten helfen können. Überbewertet kann die Rechtschreibung nicht sein. Denn wenn man seine eigene Sprache nicht überwiegend richtig schreiben kann, ist das ein Armutszeugnis. Die Grundlage der richtigen Schreibweise der eigenen Sprache sollte den Schülern in der Grundschule vermittelt werden. Doch daran hapert es ganz gewaltig.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Das die Rechtschreibung, gegenüber früherer Zeiten schlechter geworden ist, glaube ich gerne. Was manche heutzutage abliefern ist wirklich eine Katastrophe. Ich meine, ich verschreibe mich auch ab und zu mal und perfekt bin ich in Rechtschreibung und Grammatik keinesfalls. Wenn dann aber Leute zum Beispiel das Wort "viel" mit "f" statt dem "v" schreiben oder "seid" und "seit" nicht unterscheiden können, stehen mir doch schon die Haare zu berge. Solche Kleinigkeiten sollte man doch drauf haben, oder? Das ist ja nun wirklich kein großer Akt sich mal ein paar Kleinigkeiten einzuprägen.

Ich denke, es kann mehrere Gründe geben warum die Rechtschreibung sowie die Grammatik stark nachgelassen haben. Zum einen wäre da diese jugendliche Umgangssprache. Vor allem in Chaträumen werden viele Wörter einfach abgekürzt oder völlig anders geschrieben. Wer hier zu tief drinsteckt, weiß am Ende nicht mehr was nun richtig oder falsch ist. Man ersetzt Buchstaben durch andere nur damit das Wort es optisch ein wenig mehr hermacht. Ich habe früher auch gerne mal in solchen Chats geschrieben und bin auch auf diese Art des Schreibens eingegangen, allerdings habe ich mir das ganze schnell wieder abgewöhnt, was auch mehr als gut war.

Ein anderer Grund könnte dieser Mischmasch aus neuer und alter Rechtschreibung sein. Manche schreiben "ich weiß" eben nicht mit "ß" sondern mit "s". Da gibt es noch einige andere Wörter, die so ähnlich aufgebaut sind und man nicht recht weiß, was man denn nun wirklich einsetzten soll. Meiner Meinung nach ist das "ß" sowieso etwas überflüssig. Da unterscheide ich lieber nur ob man das Wort nun mit einem oder zwei "s" schreibt. Wenn die dritte Möglichkeit, nämlich das "ß", wegfällt, wäre es schon ein wenig einfacher für die meisten. Gerade die älteren Leute verwenden ja trotzdem noch die alte Rechtschreibung weil sie auf die neue einfach keine Lust haben. Das kann ich ja verstehen, nur macht sich das ganze in einer Bewerbung nicht so gut.

Ein weiterer Grund ist der etwas zu kurz geratene Deutschunterricht in manchen Schulen. So war es leider auch bei mir. Zu kurz geraten bezieht sich jetzt mehr auf das Thema Rechtschreibung und Grammatik. Auch in der Berufsschule wurden diesen Themen nur ganz kurz mal angeschnitten. Gerade hier sollte man doch als Bürokaufmann ein ordentliches Deutsch aneignen. Das ist aber schwer wenn der Lehrer lieber Literatur mit uns durchgehen muss. Ich hatte angesprochen, dass ich es für sinnvoll halte lieber weiter an der Rechtschreibung und vor allem an der Grammatik zu arbeiten. Aber dafür war laut Lehrer keine Zeit mehr, da man einen Lehrplan einhalten müsse. Es war nicht so, dass wir schwer vom Begriff waren aber 6 Stunden waren einfach etwas sehr wenig.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


@Diamante

Das heute noch so unterrichtet wird, wie vor 30 Jahren halte ich schlichtweg für eine falsche Aussage. Da sich die Anforderungen und damit die Lehrpläne verändert haben. Und das schon von der Grundschule her. Da liegt nämlich das größere Problem für die schlechte Rechtschreibung. Denn in vielen Bundesländern wird da in der ersten Klasse gar keinen Wert drauf gelegt und die Kinder schreiben die Worte, wie sie es für richtig halten.

Wenn es dann halbwegs stimmt, dann werden keine Fehler gewertet. Damit prägen sich die Kinder schon mal einen Teil der Worte falsch ein, was sie dann oftmals ihr Leben lang begleitet. Dazu ist auch die Problematik der Lese-Rechtschreibschwäche größer geworden. Diese Teilleistungsstörung entwickelt sich ja in der frühen Kindheit, oftmals weil Entwicklungsschritte übersprungen werden.

Und warum ist das so? Weil viele Eltern gleich nach der Geburt kleine Einsteins wollen und die Kinder zu sehr fordern, nur damit der Nachwuchs halt drei Tage früher Mama sagen kann, als das Nachbarkind. Damit wird aber die natürliche Entwicklung gestört und es gibt dann später Probleme. Dazu nehmen auch die akustischen Wahrnehmungsprobleme immer mehr zu, so das Kinder manches gar nicht richtig verstehen und dann entsprechend falsch schreiben.

Man kann also nicht pauschal sagen, das es die Computer sind, welche den Kindern zwar die Fehler markieren und man diese eben auch automatisch bereinigen lassen kann. Vielmehr sind es auch individuelle Entwicklungsprobleme, welche die Kinder beeinflussen und wo man eben nicht unbedingt überall mit der Zeit geht. Wobei man auch hier bei einigen Usern, welche schon lange die Schule hinter sich haben, diverse Rechtschreibprobleme beobachten kann. Und da will ich mich selbst gar nicht ausschließen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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