Könntet ihr von 67% Einkommen leben?

vom 12.09.2011, 22:55 Uhr

Tatsächlich bekommt man 60 % des pauschalierten Nettoverdienstes, den man innerhalb eines bestimmten Bemessungszeitraums erhalten hat. Die hier erwähnten 67 % entsprechen dem, was ein Arbeitsloser bekommt, der ein Kind hat, wozu nicht nur leibliche, sondern auch angenommene und Pflegekinder zählen.

Ich war schon öfter in der Situation, meinen Job zu verlieren und dann mit 60 % meines pauschalierten Nettoentgeltes oder sogar noch weniger auszukommen, da ich nicht immer Arbeitslosengeld bekam, wenn ich meinen Job verloren hatte, so beispielsweise direkt nach meiner Ausbildung. Leicht fand ich es auch nicht, mit dem deutlich geringeren monatlich mir zur Verfügung stehenden Geld umzugehen, zumal man sich im Laufe der Zeit einrichtet und bestimmte Gegebenheiten hat, die man nun aufgrund der veränderten Situation wieder ändern muss, was einen zusätzlich zum verlorenen Job wirklich psychisch belasten kann. Dennoch habe ich immer wieder realisiert, dass die 40 % weniger ganz gut aufzufangen sind, richtig schwer wurde es für mich, wenn ich gar keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hatte, sondern gleich das beantragen musste, was heute Arbeitslosengeld 2 ist und damals Sozialhilfe hieß, denn das ist wirklich bedeutend weniger Geld.

Deshalb war ich auch immer wirklich froh und dankbar, wenn ich überhaupt in Sachen Arbeitslosengeld anspruchsberechtigt war, denn damit hing nicht wieder alles am seidenen Faden, sondern es ließ sich wenigstens bewerkstelligen, in der Wohnung wohnen zu bleiben. Einschränken kann ich mich recht problemlos in meiner Lebensqualität, aber ich möchte nicht immer alles aufgeben müssen, vor allem nicht meinen Wohnort, weil ich gerade meinen Job verloren habe, was schon an sich schlimm genug ist.

Mit dem Arbeitslosengeld zu leben, fand ich allerdings immer bedeutend einfacher als mit Sozialhilfe und ich hatte auch immer Möglichkeiten, diese fehlenden 40 % irgendwie aufzufangen und auszugleichen, zur Not, indem ich wirklich einige Bereiche meiner Lebensqualität vorübergehend aufgegeben habe, sofern sie überhaupt vorhanden waren und ich deshalb mit dem Arbeitslosengeld wirklich gut rechnen musste, um überhaupt irgendwie damit hinzukommen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke, es kommt auch darauf an, was man vorher verdient hat. Hat man vorher jeden Monat noch 300 oder 400 oder mehr Geld zurück legen können, dann kann man nun halt nichts mehr sparen. Wer vorher eh schon sehr wenig Geld verdient hat, der wird mit dem Geld sicherlich nur noch schwer auskommen. Wobei man allerdings, falls das Arbeitslosengeld unter dem Hartz 4 Satz liegt, auch noch diverse Leistungen beantragen kann. Zum Beispiel Wohngeld oder auch ergänzende Leistungen aus dem Hartz 4 Topf.

Man sollte auch Bedenken, dass einige Kosten die man durch die Berufstätigkeit hat, auch wegfallen. Fahrtkosten zum Beispiel. Klar wer ein Auto hat, wird das auch erst mal weiter finanzieren müssen, weil die Chancen eine neuen Anstellung zu bekommen mit Auto einfach besser sind. Aber die Benzinkosten können ziemlich reduziert werden. Fällt aber wahrscheinlich eher ins Gewicht, wenn man einen weiten Arbeitsweg hatte. Auch mit dem Essen kann man sicherlich einiges sparen. An vielen Arbeitsplätzen ist es mittlerweile Gang und Gäbe das man an einer Imbissbude etwas kauft. Die Kosten können auf alle Fälle gesenkt werden. Und auch mit der Kleidung kann man anders umgehen. Je nach vorherigem Beruf fallen vielleicht das Bügeln der Hemden oder das Waschen des Blaumannes weg. Was durchaus auch Geld spart.

Bei mir war es bei meiner letzten Kündigung so, dass ich eh im Krankengeldbezug war. Das Krankengeld war sicherlich höher als Arbeitslosengeld, aber halt niedriger als mein Einkommen. Und aus dem Krankengeldbezug fiel ich direkt in Rente. Und da war vorher nicht absehbar, wann das sein würde. Und die Rente liegt unterm Hartz 4 Satz. Und das quasi von einem Tag auf den anderen. Ich finde deshalb den Sprung von Lohn zu Arbeitslosengeld nicht ganz so schlimm. Schlimmer finde ich es, wenn jemand mit einem niedrigen Einkommen von jetzt auf gleich ein Einkommen hat, was auf Hartz 4 Niveau oder niedriger ist. Beim Bezug von Arbeitslosengeld 1 kann man sich irgendwie noch darauf einstellen, dass man entweder eine Anstellung findet oder halt in Hartz 4 fallen wird.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich könnte mit 67 % meines aktuellen Gehalts tatsächlich leben, allerdings wäre es schon eine Umstellung bzw. ich müsste mich einschränken. Zum Beispiel würde ich in eine kleinere und günstigere Wohnung ziehen und dann wäre die Umstellung gar nicht mehr so schlimm. Das geht aber auch nur, da ich alleine wohne, keine Familie zu ernähren habe und mir deshalb auch eine kleinere Wohnung reichen würde.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich war leider auch schon in der Verlegenheit mit 60% meines vorherigen Nettolohnes leben zu müssen. Das war einmal direkt nach der Ausbildung, als ich im Monat "nur" noch 520 Euro bekommen habe wovon 320 Euro schon für die Miete drauf gegangen sind. Vom restlichen konnte man, auch wenn es schwer war, die restlichen Kosten bestreiten. Jedoch konnte ich mir nichts neues kaufen, das Auto blieb in der Zeit ebenfalls stehen.

Natürlich hätte ich mir eine Aufstockung vom Amt beantragen können, jedoch hätte ich dann meine Unabhängigkeit in Form der eigenen Wohnung wieder aufgeben müssen und hätte wieder bei meinen Eltern einziehen müssen. Kam daher, dass ich zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 19 Jahre alt geworden bin und nach der Frist ausgezogen bin, dass mich das Amt verpflichtet hätte wieder Zuhause zu wohnen. Man hätte zwar dagegen widersprechen können und ewig lang begründen warum das nicht ginge, das wollte ich mir nicht antun. So hab ich mich halt am Riemen gerissen, und bin nebenbei putzen gegangen um die 520 Euro aufzustocken.

Hinterher hab ich zwar eine Anstellung gefunden, jedoch gehen die meisten Verträge nur noch befristet und was in meiner alten Branche nicht mehr unüblich ist, sind die Wochenverträge. Dort bekommt man Arbeitsverträge von 14 Tagen bis 4 Wochen und steht hinterher wieder doof auf der Straße und das ganze geht wieder von vorne los. Natürlich kann man mit sparen einiges erreichen, jedoch wenn man vorher schon wenig verdient hat sollte man sich nach einem Nebenjob umsehen zum aufbessern.

Müsste ich mit meinem jetzigen Nettogehalt gesehen die Zeit überbrücken, käme ich damit um einiges besser klar da sich das Gehalt zu früher schon um einiges gesteigert hat. Jedoch müsste ich mich auch dort stark einschränken und könnte wohl mein Studium nicht weiter finanzieren, welches ich dann erst einmal unterbrechen müsste.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Wenn mir jemand anbieten würde von 67% meines Gehaltes zu leben und dafür zu Hause zu bleiben dann würde ich ohne zu zögern und ohne Nachfrage zu Hause sofort zusagen. Leider wird mich niemand fragen, aber der Gedanke ist schon faszinierend. Freizeit geht für mich über alles und ist nicht mit Geld aufzuwiegen, auch ist es doch so dass man fast sein ganzes Leben mit der Arbeit verbringt und wenn man endlich Rentner ist dann hat man nicht mehr viel davon.

Ich verdiene nun nicht so viel, ich selber würde mein Gehalt auch eher als durchschnittlich einschätzen. Meine Frau hat kein Einkommen, wir haben aber ein Haus welches gut in Schuss ist und nicht mit Schulden belastet ist. Wir können einschließlich der Kosten für die private Krankenversicherung von 1500 Euro im Monat gut Leben. Durch die Einsparung von Kosten die so die tägliche Fahrt zur Arbeit mit sich bringt könnten durchaus auch eventuelle andere bisher nicht vorhandene Mehrausgaben aufgefangen werden. Ich hätte auch keine Angst ins soziale Abseits zu geraten weil meine Interessen doch recht vielfältig sind, also wäre von dieser Seite auch kein Problem erkennbar.

Ich denke so eine Frage müsste jeder für sich ganz individuell beantworten. Die Antwort ist davon abhängig wie hoch das eigentliche Einkommen ist, die eigenen Ansprüche und die familäre Situation sowie die Ersparnisse.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das würde und nur ganz schwer gefallen. Aber bei uns müssten dann ja bei e arbeitslose werden. Wenn nur bei einem 1/3 vom Einkommen weg fallen, dann ist es noch leichter zu verschmerzen. Ich denke aber, dass es auch eine Frage ist, wie viel man vorher verdient hat. Der eine muss nur den Urlaub streichen und der nächste muss sich schon Gedanken machen, wie er die Miete bezahlen wird.

Aber doch ist es so, dass man seinen Lebensstandard und die damit verbundenen Fixkosten, anpasst. Wer mehr verdient, hat meist auch eine etwas teure Wohnung, teureres Auto etc. Und so trifft es oft auch die, die mehr verdienen, wenn man arbeitslos wird. Aber gehen würde es schon. Früher hatten wir kein so hohes Einkommen. Anfühlen würde es sich trotzdem, als ob ich arm wäre, weil man wieder aufs Geld achten muss.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke schon, dass ich davon leben könnte, wenn ich nur noch 67 % meines Einkommens hätte, auch wenn es eben erst mal eine gehörige Umstellung bedeuten würde. Schwer fallen würde es mir am Anfang sicherlich, aber ich denke schon, dass ich mich schnell daran gewöhnen würde. Wobei man ja sagen muss, dass die 67 % nur dann der Fall sind, wenn sie über dem Existenzminimum liegen, ansonsten bekommt man eben das. Und eine Zeit lang kann man sich sicherlich auch mit Ersparnissen über Wasser halten.

Aber wem würde das denn nicht schwer fallen? Es kommt zwar auch darauf an, wie viel man verdient, wie viele Leute man zu versorgen hat und wie "verschwenderisch" man lebt, aber die Umstellung ist sicher für niemanden leicht. Denn ein höherer Verdienst sorgt ja meistens für einen höheren Lebensstandard (teurere Wohnung) und da wird es schon schwierig, diese mit weniger Einkommen zu halten und wenn man gerade arbeitslos geworden ist, kann man ja auch nicht unbedingt gleich umziehen. Es kommt auch immer darauf an, ob es eher so fixe Ausgaben sind oder nicht. Vereinsmitgliedschaften könnte man auf passiv umstellen und so etwas wie Essen gehen einschränken, aber wenn man teure Abos abgeschlossen hat oder Ähnliches, wird man die nicht so schnell wieder los.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



67 Prozent vom vollen Gehalt einer Krankenschwester sind mehr als der Hungerlohn, den ich jetzt in der Ausbildung für fast genau dieselbe Arbeit bekomme, demnach könnte ich auf jeden Fall mit 67 Prozent leben. Ich könnte mir damit sogar endlich mal ein Auto leisten, das ist doch was.

Ich meine, ich bin alleine in meinem kleinen Haushalt, ich muss keine Kinder versorgen und keine Eltern pflegen, ich brauche kein Haus alleine, eine Einraumwohnung reicht. Da ich vorher schon mal was gemacht habe, könnte ich mich jetzt eigentlich mit 67 Prozent zur Ruhe setzen. :lol: Frühs ausschlafen, abends ins Bett gehen wenn ich will, kein Schichtdienst, nie mehr so wie morgen als einziges Familienmitglied den Geburtstag meiner Mutter nicht mitfeiern können wegen Arbeit am Wochenende, Feiertags wie alle anderen zu Hause sein können, in meiner geliebten Heimatstadt leben können, nicht mehr pendeln müssen...wow, was für ein Leben.

Für Leute, die eine Familie und ein Haus zu unterhalten haben, ist das natürlich schon ein großer Einschnitt, aber ich habe diese Verpflichtungen nicht und auch nicht so große Ansprüche. Geld hab ich jetzt eigentlich schon genug, das, was ich vermisse, ist Zeit. Nichts fehlt mir derzeit so sehr wie Zeit. Ich rase jeden Freitag nach Hause, das Wochenende vergeht wie im Flug und ich hetze Sonntag wieder zurück in meine Wohnung, um die Woche über mein Geld zu verdienen und eben weiter zu lernen. Was nützt mir das gute Geld, wenn ich hier gar nicht glücklich bin.

Ich muss mich manchmal schon sehr zusammenreißen, um nicht alles hinzuschmeißen. Ich hab auch viele Kollegen, die volle hundert Prozent arbeiten und mehr auf Arbeit als zu Hause sind durch den Schichtdienst. Ich sage mir immer, was nützt einem das ganze Geld, wenn man keine Zeit hat, es auszugeben. Mir würde es reichen, wenn ich später mal 75% oder so arbeiten gehen kann. Man will ja auch nicht nur zu Hause sitzen, das ist an den 67 Prozent das eigentliche Übel, finde ich. Ich würde im Geld schwimmen und hätte endlich wieder mehr von meinem Leben. Der Deutsche lebt mir zu viel um zu arbeiten. Wir sollten mehr arbeiten um zu leben, wie man so schön sagt.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ein Drittel weniger Gehalt hieße, ich würde Hartz - IV bekommen. Würde ich allerdings nicht, da ich weder Arbeitslosengeld I noch Hartz - IV bekommen würde. Warum? Ich bin unter 25 und wohne (wieder) zu hause. Das ich Geld verdienen muss um nächstes Jahr in den Niederlanden studieren zu können ist dabei nicht von Interesse. Das heißt: Ich muss arbeiten und Arbeit haben.

Und das heißt auch: Ich bin nicht arbeitslos. Mache nächste Woche schon meinen 7. Job dieses Jahr, doch ich mache weiter. Weil ich mich nicht ausruhen kann. Wenn ihr das genauso verbissen seht, könnt ihr in diesem Land gar nicht arbeitslos werden. In 2 Tagen habe ich 3 verschiedene Minijobs! So einfach ist das!

Also ran ans Werk und aufhören zu jammern! Wenn ihr nicht in eurem Beruf arbeiten könnt ist das eben so, aber schenken tut euch Keiner was! Also seid froh das ihr überhaupt 67 Prozent bekommt! Ich finde ALG I sollte man eh abschaffen und nur noch H - IV praktizieren. Als Sondermotivation sozusagen - spart auch $ !

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Genau wie vielen anderen ginge es mir auch. Als erstes müsste ich meinen Wagen verkaufen und die Garage aufgeben. Dann müsste ich an Lebensmittel sparen und eventuell noch eine Versicherung kündigen. Es würde mir schon schwer fallen, mit einem Drittel weniger Geld auszukommen. Ich müsste mir schnellstens eine andere Geldquelle suchen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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