Kunden sehen Kontoüberziehung nicht als Schulden an
Bei Eröffnung eines Girokontos wird von den Banken geprüft, ob dem Kontoinhaber eine Überziehungsmöglichkeit – ein Limit – eingeräumt werden kann. Räumt die Bank diese Möglichkeit dem Kunden ein, kann der Kunde jederzeit diesen Überzug in Anspruch nehmen. Erhält die Bank im Laufe der Geschäftsbeziehung Kenntnis von einer Negativmeldung, kann es sein, dass sie den Überziehungskredit kündigt und um Rückzahlung des überzogenen Betrages bittet. Viele Kunden sehen den Überzug auf dem Girokonto allerdings nicht als eine Form des Kredites an. Sie fallen aus allen Wolken, wenn sie dann aufgrund ihrer schlechten Zahlungsweise anderweitig die Kündigung der Überziehungsmöglichkeit bekommen.
So erging es der Nachbarin einer Bekannten. Sie war der Auffassung, dass sie nun – quasi über Nacht - zu einer Menge Schulden gekommen wäre, was nicht rechtens sei. Ich weiß nicht, was sie sich vorgestellt hat, was eine Überziehung des Kontos ist. Vor allem ist es ja oft so, dass viele das Konto voll überziehen und wenn das Gehalt eingeht, wieder erneut zugreifen. Könnt ihr das verstehen, dass Menschen das so sehen? Ich verstehe nicht, dass jemand so dumm sein kann, so zu denken. Meint ihr, dass es eine Ausrede ist?
Keine Ahnung, was sich mancher dabei denken mag, zumal das ja sogar noch eine extrem teure Form des Kredites ist. Aber da spielen der Bank 2 Tatsachen in die Tasche:
Erstens haben heute immer weniger Menschen eine Ahnung von Finanzen, Finanzprodukten und Finanzgeschäften, es fehlt zudem jeglicher ökonomische Sachverstand. Selbst einfachste Zinsrechnung ist ohnehin für viele ein unüberwindbarers Hindernis - trotz Internet.
Zweitens heißt es zwar "Überziehungskredit", aber es gibt viele andere Wortschöpfung wie "Konto überziehen", "Dispo", die sich so gar nicht nach Kredit anhören und das macht es dem Kunden natürlich leichter, einfach so, auf dieses Geld zuzugreifen.
Diese Frau, um die es hier geht, ist sicher kein Einzelfall. Ich habe selbst auch schon einmal einen ähnlichen Fall kennengelernt und dort war die Verwunderung darüber, dass für die gemachten Schulden auch irgendwann mal der Zahltag kommt, ebenfalls ziemlich groß. Für mich klingt so etwas komisch, da ich mir für mich selbst nicht vorstellen könnte, Schulden so effektiv zu verdrängen, dass ich mich anschließend darüber wundern würde, dass sie da sind. Wer Schulden macht, muss doch eigentlich immer im Hinterkopf behalten, dass er noch finanzielle Verpflichtungen hat.
Ich kann mir ein solches Verhalten nur damit erklären, dass die Leute, die in solche Situationen geraten, ohnehin nicht mit Geld umgehen können und gar nicht darüber nachdenken, was sie da eigentlich machen. Die Möglichkeit, das Konto zu überziehen, fassen sicher einige als eine Form eines zusätzlichen Guthabens auf, das irgendwo noch im Hintergrund schlummert und beliebig abgerufen werden kann. Wenn der Dispositionskredit dann in Anspruch genommen wurde, wird er schnell vergessen, solange niemand Druck macht.
Letztendlich geht es nur um Selbstbetrug. Ich weiß nicht, wie solche Schuldenkarrieren meistens funktionieren, da ich nicht viele solcher Fälle live mitbekommen habe. Allerdings war es immer absehbar, wenn das wackelige Finanzsystem der Leute in greifbare Nähe rückte. Ich habe auch schon aberwitzige Ideen gehört, dass es gute und schlechte Schulden gäbe – gute Schulden sollten solche Dinge wie Ratenkredite sein, während schlechte Schulden unbezahlte Rechnungen seien. Bei der Suche nach Schönfärberei und Ausreden sind viele Schuldner sehr kreativ – und wenn dann ein Gläubiger sein gutes Recht einfordert und auf Rückzahlung besteht, tun sie so, als wäre das etwas total absurdes.
Wie man ernsthaft der Meinung sein kann, ein Dispositionskredit sei kein Kredit und somit auch keine Schulden, will mir auch nicht ganz in den Kopf gehen. Die Diskussion hier dreht sich ja wohl nicht um die Grundsatzfrage, ob man einen Dispositionskredit haben sollte oder lieber nicht, sondern allein darum, ob es sich dabei um Schulden handelt. Wenn man einen Dispositionskredit abschließt und für sein Girokonto einrichten lässt, unterschreibt man doch aber einen Vertrag, in dem die Konditionen genau reguliert sind, also nicht nur die Höhe des Dispositionskredites, sondern auch die Zinsen, die für die Überziehung, also die Nutzung, anfallen. Und oberhalb dieses Vertrages steht das Wort „Dispositionskredit“, jedenfalls war es in meinem Fall so. Mir wäre allerdings noch kein Kredit untergekommen, der nicht dasselbe bedeutet wie eben „Schulden“, also ist die Frage doch wohl ganz klar zu beantworten.
Ich denke deshalb auch, dass es sich hier um eine besonders schwerwiegende Form von Einfältigkeit der Betroffenen oder, möglicherweise auch und, um eine Form des Selbstbetruges handelt. In jedem Fall, aber, werden diejenigen, die sich dermaßen weigern, den gegebenen Tatsachen ins Auge zu blicken, sich sicherlich irgendwann noch einmal wundern, spätestens dann nämlich, wenn die Bank irgendwann einmal den Dispositionskredit kündigt und die Rückzahlung der gesamten offenen Schuld in einer Summe mit einem bestimmten Zahlungsziel fordert.
Tatsache ist wohl außerdem auch, dass man immer dann einen Gläubiger hat, wenn man sich irgendwo Geld leiht, egal, zu welchen Konditionen. Wo es einen Gläubiger gibt, gibt es auch immer einen Schuldner, der in dem Fall dann man selbst ist, und allein der Begriff „Schuldner“ sagt wohl schon verhältnismäßig deutlich aus, worum es sich hierbei handelt, nämlich um eine Person, die Schulden hat. Da es sich beim Dispositionskredit nicht um ein Geschenk der Bank handelt, die einem Geld zur Verfügung stellt, über das man frei verfügen kann und darf und das einen auch nichts kostet, wenn man es ausgibt, liegt hier zweifelsfrei ein Schuldverhältnis vor. Aber so manch einer will das wohl offenbar nicht wahrhaben, und ich denke, da kann man dann auch nicht groß weiterhelfen.
Allein der Name "Dispositionskredit" sagt doch schon aus, dass es sich hierbei um einen Kredit handelt. Wie man so naiv sein kann und so etwas als keinen Kredit ansehen kann, kann selbst ich nicht verstehen. Ein Dispositionskredit ist nichts, was man im Grunde als selbstverständlich ansehen muss und aufgrund meiner eigenen Erfahrungen ist es schon wichtig, diesen Dispositionskredit nicht bis zum Vollen auszuschöpfen. Sicherlich gibt es immer mal Momente, wo es nicht anders geht und das ist hier leider auch nicht anders, aber man sollte nicht allzu leichtfertig und naiv damit umgehen. Eben, weil die Bank je nach Zahlungsmoral und Einkommen, auch Veränderungen im Einkommen, diesen Dispositionskredit widerrufen kann.
Für mich sind die Überziehung eines Kontos mit dem Dispositionskredit eben auch Schulden. Immerhin zahlt man dafür ja auch Zinsen und daher ist es schon rechtens. Was die Nachbarin auch immer veranlasst hat, sich anderweitig zu äußern und eine ganz andere Meinung zu haben, ist für mich ein Zeichen von Unwissen und auch von Naivität. Vielleicht hätte sich die Nachbarin da doch mal genauer informieren sollen und sich von ihrer Bank aufklären lassen sollen, wie es sich damit verhält.
Ich habe in jüngeren Jahren selbst etwas zu sorglos mit der ganzen Geschichte gehapert und bin froh, dass ich nun seit einigen Jahren damit nichts mehr zu tun habe. Daher habe ich mich auch recht lang mit einem reinen Guthabenkonto wohl gefühlt und erst kürzlich nach der Möglichkeit für einen geringen Dispositionskredit gefragt. Es ging mir aber mehr darum, für absolute Notfälle so etwas zur Verfügung zu haben und möglichst wenig davon in Anspruch zu nehmen. Ist nun das Konto doch kurzzeitig mit einem geringen Betrag überzogen, ziehe ich diesen Betrag schon von meinem kommenden Monatslohn ab. Eben, weil ich da schon einmal in die Fallen hinein getappt bin und es mir damit gar nicht so gut ging.
Ich bin schon der Meinung, dass es sich in solch einer Situation um eine Ausrede oder um eine Art des Selbstbetrugs handelt, wenn man der Meinung ist, ein Dispositionskredit beziehungsweise dessen Inanspruchnahme sei eben nichts, was Schulden mit sich bringt. Vielleicht ist die Ernsthaftigkeit auch abhanden gekommen, weil dieser Kredit gern mit Dispo abgekürzt wird und damit das Wort Kredit und die Verbindung zu Schulden nicht mehr so offensichtlich ist.
Wenn man sich so umhört, haben Schuldner ja immer ein großes Problem: sie wissen gar nicht, wo die Schulden herkommen und schuld sind sowieso immer die bösen Firmen, die auf einmal für ihre Leistungen Rechnungen schreiben. Da fängt der Selbstbetrug doch an und beim überzogenen Konto, wo man dann auch noch dicke fette Zinsen für zahlt, geht das dann fröhlich weiter. Sieht ja keiner außer der Bank. Und die nette Bank freut sich, solange immer mal wieder ein paar Zinslein zurück gezahlt werden. Ist doch alles so schön kuschelig.
Das ganze ist auch mit Schuld der Banken, wenn ich es mir heute so betrachte bekommt inzwischen jeder gerade 18 jährige einen Dispokredit eingeräumt wenn er sich nicht dagegen wehrt. Diese denken sich, ach toll mehr Geld zur Verfügung und geben das ganze wirklich sorglos für unnütze Dinge aus, da immer weniger Leute überhaupt den Wert des Geldes begreifen. Solang es noch Geld vom Automaten gibt oder man Onlineüberweisen kann, ist alles gut da interessiert es niemanden ob das Konto Rot oder Schwarz angezeigt wird. Die Meldungen der Bank mit den aktuellen Überziehungszinsen, mal Hand aufs Herz, wer kennt diese schon von seiner Bank aktuell Auswendig?
Ich hab es bei mir gemerkt, ich habe wegen einem Umzug hier ein neues Konto eröffnet und der Bankberater wollte mir aufs verderben hin direkt einen Dispokredit von 5000 Euro einräumen. Trotz mehrfacher Verneinung meinerseits hatte ich am Ende diesen eingeräumten Kredit an der Backe. Ich kann von mir aus sagen, ich kann mit Geld umgehen und überziehe es auch nicht unnötigerweise dennoch wollte ich diesen Dispo nicht und habe ihn aufgezwungen bekommen. Ebenfalls sah es bei meinen anderen Konten so aus, Anfang des Jahres habe ich dort drauf geschaut und hab in der Bankmeldung gesehen "wir haben ihren Dispokredit auf 10.000 Euro erhöht". Das habe ich weder beantragt noch sonst etwas, das hat die Bank von sich aus einfach eingegeben und führt so auch immer wieder in Versuchung das ganze Auszugeben und fördert somit das Verschulden ihrer Kunden.
Es gehören zu der Sache halt auch immer zwei, es sind nicht nur die Schuldner die oftmals nicht gelernt haben mit Geld umzugehen sondern auch die Banken die es viel zu einfach machen an solche Dispo Kredite zu kommen. Das ganze hinterher allerdings nicht als Schulden zu sehen ist schon sehr Naiv kann aber auch damit erklärt werden, dass den meisten Menschen heutzutage das Verständnis für Finanzen vollkommen abhanden gekommen zu sein scheint.
Grundsätzlich ist ein Dispokredit ja nichts schlimmes, nur sollte er wirklich bewusst genutzt werden um einmal kurzfristig wenige Tage zu überbrücken um z.B. eine Rechnung zu bezahlen und das Gehalt ist noch nicht da wegen Feiertagen, Wochenenden etc. wer jedoch längerfristig Geld braucht und das nicht binnen weniger Tage wieder auf das Konto packen kann, ist mit einem richtigen Kreditvertrag wesentlich besser beraten als mit dieser teuren Lösung.
Die bewusste Nutzung dürfte tatsächlich ein Problem darstellen, weil man halt einfach auf die Kreditlinie zugreifen darf, ohne vorher extra einen Antrag stellen zu müssen. Es gab doch auch schon Umfragen, nachdem ein Ratenkauf von Unterhaltungselektronik ebenfalls keinen Kredit darstellt.
Der Finanzbranche ist es hierbei geschickt gelungen, den Kunden die Angst vor einer Finanzierung zu nehmen, weshalb eben auch sehr gerne darauf zurückgegriffen wird. Die hohen Zinskosten werden dabei einfach akzeptiert, wobei hier natürlich auch skeptisch bin, ob das Ganze überhaupt als Kostenpunkt wahrgenommen wird.
Auch die sogenannten Kontoüberziehungen sind natürlich Schulden, denn die Bank ist ja der Meinung, dass der betreffende Kunde sein Konto auch wieder ausgleicht. Wenn sich allerdings seitens des Kunden nichts rührt, wachsen hier sehr schnell auch sogar hohe Schulden an. Allerdings sehen manche Personen diese Sache nicht als direkte Schulden an.
Eine Kontoüberziehung sollte in der Regel allerdings nur eine kurzfristige Sache sein, sodass man sein Minus schnell wieder ins Plus schafft. Bei einigen Bankkunden dauert dieser Vorgang allerdings auch nur einige Tage. Diese Leute sprechen daher auch nicht von Schulden, weil diese nur einen Übergang kurz ausgleichen.
Einen Überzug sehe ich auch nicht als Schulden an sondern als Schutz oder Hülle beispielsweise in Form einer Husse. Das, was im Eingangsthread gemeint ist, ist wohl die Überziehung. Und dass viele Nutzer von Dispositionskrediten diese vertraglich vereinbarte Kontoüberziehung nicht als Schulden sehen ist sicher der Tatsache geschuldet, dass sich diese Menschen eher wenig mit ihren Finanzen beschäftigen. So weiß so manch einer nicht einmal, dass diese Form des Kredites teuer ist und es für den Fall der Fälle durchaus günstigere Darlehen gäbe. Dann ist die Nutzung eines Dispositionskredites auch recht einfach. Oft genug wird er ohne Antrag eingeräumt und man muss sich eben nicht darum kümmern sondern kann einfach das Darlehen nutzen.
Sicherlich sind hier auch die Banken nicht unschuldig. Andererseits ist es aber auch so, dass hier auch schon Kinder von ihren Eltern entsprechend erzogen werden müssten. Natürlich ist deren Einfluss nicht von ewiger Dauer, aber ich denke, wenn Kinder schon lernen sich mit ihren Finanzen auch wirklich auseinander zu setzen, ist es sicher einfacher auch als Erwachsener den Versuchungen zu widerstehen. Denn eines ist doch klar, ein Angebot muss nicht genutzt werden, auch wenn es noch so verlockend scheint.
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