"Unterwürfigkeit" im Job?
Wie "unterwürfig" seid ihr in eurem Job? Ich komme auf dieses Thema, weil der Mann meiner Freundin seinem Chef immer nach dem Mund redet, wenn er am Telefon ist. Meine Freundin ist ja im Betrieb nicht dabei. Aber wenn der Chef anruft, dann hat man das Gefühl, dass er "buckelt". Er hat dann eine ganz andere Stimme, steht sofort auf und geht in ein anderes Zimmer und man hat einfach das Gefühl der "Unterwürfigkeit".
Ist es heutzutage wirklich üblich, damit man den Job nicht verliert seinem Chef in den Allerwertesten zu kriechen? Handelt ihr "um des lieben Friedens willen" und sagt euch, dass Cheffe immer Recht hat? Denkt ihr, dass es auch ohne "buckeln" geht oder sollte man wirklich froh sein Arbeit zu haben und nach dem Mund des Chefs reden?
Bei uns gibt es ein gutes Betriebsklima und auch der Chef ist sehr nett zu uns Angestellten. Ich bin zwar noch in der Ausbildung, aber man muss sich bei ihm nicht alles gefallen lassen. Aber das ist nur bei den Späßen so. Ansonsten mache ich auch das, was der Chef sagt. Er hat halt die Oberhand und die Fäden in der Hand. So sehen es auch die anderen normalen Angestellten und machen das, was der Chef sagt. Kleinere Diskussionen gibt es immer mal, aber das ist ja normal. Ein "buckeln" habe ich noch nie erlebt und würde es auch nicht machen, wenn mir die Meinung des Chefs sehr gegen den Strich geht.
Üblich ist ein solches Verhalten in der heutigen Zeit eigentlich nicht. Aber man kann es auch nicht so pauschal gleich definieren, denn man muss auch immer die betreffende Person dabei genau kennen. Wie ist den beispielsweise der Mann? Zeigt er viel Eigeninitiative oder nicht? Oder ist er stets und ständig mit allen Dingen sofort zufrieden? Hier können nämlich für ein solches Verhalten schon gewisse Wurzeln liegen.
Ich denke, dass es in diesem gesonderten Fall deiner Freundin auch darauf ankommt, wie dominant der Chef ist. Mein Chef ist an sich ganz locker und ich kann ihm auch ruhig mal sagen, wenn mir etwas nicht in den Kram passt. Auch kontern ist bei meinem Chef durchaus möglich. Ich verlasse auch den Raum, wenn ich mit dem Chef telefoniere, jedoch heißt das nicht, dass ich unterwürfig bin. Man weiß natürlich nicht, wie der Freund deiner Freundin sich auf der Arbeit verhält. Hat er vielleicht Angst seinen Job zu verlieren, wenn er nicht buckelt?
Es kommt natürlich auf den Chef an. Ist er sehr streng und dreht gerne mal am Rad kann es durchaus sein, dass die Mitarbeiter ihm gegenüber eine gewisse Vorsicht walten lassen. Hier ist sicherlich auch eine gewisse Angst dabei, dass man seinen Job verliert wenn man nicht spurt. So ein Verhalten ist schon eigenartig allerdings kann ich mir vorstellen, dass dies durchaus öfter vorkommt als man denken mag. Überall herrscht Stress und Hektik. Das dann doch mal etwas schief läuft lässt nicht vermeiden. Wenn dann der Chef die Wut regelmäßig an seinen Mitarbeitern, zum Beispiel am Mann deiner Freundin, auslassen muss dann schlägt einem das negativ auf das Gewissen. Man kommt sich unterdrückt vor und wird immer kleiner und kleiner. Man sollte nur aufpassen, dass man nicht zu sehr als Sündenbock herhalten muss und sich sämtliche Sachen anhören muss. Auf die Dauer ist das sehr belastend für die Psyche.
Ich bin ja schon beinahe zur Unterwürfigkeit erzogen worden, könnte man sagen, jedenfalls wurde mir eine gehörige Portion Obrigkeitshörigkeit mit auf den Weg gegeben und ich war auch lange Zeit zu schüchtern oder zu feige oder eben einfach nicht in der Lage, mich einem Vorgesetzten gegenüber durchzusetzen und meinen Standpunkt selbstbewusst zu vertreten. Der Chef hatte immer recht, egal, wie unrecht er hatte. Das hat sich nun aber nach einer Art Schlüsselerlebnis vollkommen verändert und ich habe glücklicherweise gelernt, mich zu behaupten, auch, wenn das vielleicht auf mein Gegenüber doch eher zurückhaltend wirkt.
Zu meinem jetzigen Chef habe ich ein wirklich gutes Verhältnis und er behandelt mich auch nicht wie ein typischer Chef, sondern als Teil seines Teams, mit dem er sich regelmäßig auf dieselbe Stufe stellt. So nimmt er uns auch stets die wirklich unangenehmen, aber für unseren Beruf typischen Aufgaben ab und erledigt sie seinerseits, ist gerecht und sorgt immer wieder für ein lockeres Betriebsklima. In so mancher Situation kam es schon vor, dass ich den Mund ihm gegenüber aufmachen musste. Ob man das nun als Behaupten bezeichnen kann, weiß ich nicht, aber meinen Standpunkt habe ich doch schon das eine oder andere Mal vertreten.
Wenn es sich dabei um meine Einschätzung zu irgendwelchen betriebsinternen Abläufen handelte, habe ich aber trotzdem das Urteil des Chefs berücksichtigt und auch umgesetzt, denn ich denke, dass es schließlich sein Büro ist und er wissen muss, wie er was genau gemacht haben möchte, egal, wie ich das jetzt finde. Es ist seine Entscheidung und er macht die Ansagen, weil er der Chef ist und er wissen muss, wie es bei ihm in seinem Betrieb richtig zu laufen hat. Die diesbezüglichen Entscheidungen überlasse ich insofern selbstverständlich ihm, aber ich erlaube mir Anmerkungen, die auch angenommen werden. Manchmal finden sie ihre Umsetzung, manchmal nicht, aber es gibt keine Auseinandersetzungen über irgendwelche Abläufe.
Ansonsten ist das Verhältnis zwischen meinem Chef und mir einfach ein „professionelles“, würde ich meinen. Ich leiste meine Arbeit so gut ich eben kann und mein Chef honoriert das mit entsprechenden Äußerungen. Bittet er mich um irgendetwas, so komme ich dem selbstverständlich nach, und bisher gab es noch keine Situation, in der mir irgendeine seiner Bitten gegen den Strich gegangen wäre und äußerst widerstrebt hätte. In den Hintern kriechen tue ich meinem Chef allerdings auch nicht, das fände ich auch eher unprofessionell, ehrlich gesagt. Ich denke, dass man als Arbeitnehmer durchaus so sein kann wie man ist und das auch nicht falsch ist, denn ich möchte auch, dass mein Chef so ist wie er ist und sich nicht verstellt. Nur so kann ich als Arbeitnehmer doch am schnellsten herausfinden, ob es wirklich passt zwischen uns oder ob ich mich doch besser anderweitig umsehen soll, bevor sich mein Chef erst in irgendeiner Sondersituation mit einem ganz anderen Gesicht zeigt.
Genauso handhabe ich es aber andersherum auch. Ich bin unverstellt und mache mir keine großartigen Gedanken mehr darum, wie ich ankomme, denn man merkt schon von ganz alleine, dass das Verhältnis zwischen uns passt. Würde ich meinem Chef in den Hintern kriechen, dann müsste ich doch irgendwann damit rechnen, die Konfrontation suchen zu müssen, weil man mit mir macht, was man will, mir das irgendwann aber vielleicht wirklich nicht mehr passt oder in einer ganz bestimmten Situation für mich nicht in Frage kommt. Dann muss ich mich wehren und zunächst überhaupt erst einmal behaupten. Ich kann aber auch von Anfang an deutlich machen, dass ich gefragt werden will, bevor man über meinen Kopf hinweg irgendetwas entscheidet, mit dem ich mich nicht einverstanden erklärt hätte. Zusammenarbeitende Menschen sind nun einmal ein Team und innerhalb eines Teams gelten bestimmte Spielregeln. Der Vorgesetzte ist zweifelsfrei der Spielführer, aber das bedeutet nicht, dass er alle Rechte innehat. Da gibt es immer noch den Respekt gegenüber anderen und eine gewisse Form von Höflichkeit, die ich von erwachsenen Menschen erwarte. Insofern empfinde ich Unterwürfigkeit generell als eher fehl am Platz und strategisch alles andere als klug.
Also, ich bin natürlich schon darauf bedacht, mit meinen Chefs gut aus zukommen, das habe ich aber generell mit meinen Kollegen. Nun habe ich aber nur einen 400 Euro Job, so dass es nun auch nicht so wichtig ist, dass ich mich perfekt mit unseren Filialleitern verstehen muss.
Aber ich verstehe ich mich mit beiden wirklich gut. Auch wenn ich meine Chefin für den Job nicht geeignet halte, habe ich sie dennoch sehr schnell in mein Herz geschlossen. Mit meinem Chef verstehe ich mich richtig gut. Ab und an gehen wir auch zusammen weg. Bei mir gibt es also glücklicher Weise keinen Grund mich in irgendeiner Art und Weise zu unterwerfen.
Das finde ich ganz und gar nicht, dass man seinem Chef nach dem Mund reden sollte, im Gegenteil. Solch eine Unterwürfigkeit kommt bei den meisten Chefs nur negativ an, wenn der Chef selbst Rückgrat hat, wird er darauf nicht eingehen und den Mitarbeiter abblitzen lassen. Mit einem Vorgesetzten, der nur darauf aus ist, von Schleimern umgeben zu sein, möchte ich nicht arbeiten. Diese Unterwürfigkeit ist kein Phänomen unserer Zeit. Die gab es früher schon, und zwar sehr viel häufiger als heute. Aber es ist eine unschöne und unnötige Art, sich seinem Vorgesetzten gegenüber so zu verhalten.
Als unterwürfig würde ich mich nun nicht bezeichnen, gehöre aber generell eher zu der Sorte Mensch, die eher schüchtern/ zurückhaltend ist. Das wirkte sich auch definitiv auf das Arbeitsleben aus, aber ich lasse mir nun grundsätzlich nicht mehr alles gefallen. Bei manchen Dingen möchte ich zwar schon meine Meinung vertreten, aber nicht immer fällt es mir schwer, gerade dann in diesem Moment das zu äußern, was ich eben denke. Daher sage ich bei Unstimmigkeiten oder so lieber gar nichts und gehe so meinen Weg. Bei absolutem unfairem Verhalten habe ich durchaus schon meinen Mund geöffnet und rede da bestimmt nicht immer meinen Vorgesetzten nach dem Mund.
Sicherlich kommt es auch auf den Typ Menschen an und von einem Chef, bei dem man weiß, dass dieser leicht ungehalten wird, überlegt man es sich bestimmt mehrmals, ob und wie man dagegen etwas sagt. Solch ein Arbeitsverhältnis ist natürlich nicht das Optimum, wenn man mit den Vorgesetzten nicht vernünftig reden kann, aber ich denke, schwimmt man auf einer Wellenlänge, sollte eine freie Meinungsäußerung kein Problem sein. Respekt sollte natürlich auf beiden Seiten vorhanden sein. Man sollte selbst nun auch nicht alles Scheiße finden, was auf der Arbeit geschieht und nur Widerworte geben, aber man muss sich eben auch nicht alles gefallen lassen.
Dass es dennoch Menschen gibt, die sich nicht wehren, wenn ihnen der Chef krumm kommt, liegt in meinen Augen schon klar auf der Hand. Zum Einen mag es die Bequemlichkeit sein und zum Anderen mag es die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes sein. Auch ein Arbeitgeber weiß davon und nutzt dann durchaus diese Angst durchaus gern mal aus. Menschlich ist das natürlich absolut nicht vertretbar, aber was soll man da als Arbeitnehmer nun großartig unternehmen, wenn er so schnell keine neue Arbeitsstelle findet?
Ich selbst kenne es aus beiden Sichten und kann nur sagen, jemand der keine eigene Meinung hat und sich immer der Meinung des Chefs anschließt ist ein Arschkriecher und damit weniger Wertvoll für eine Firma als jemand, der seine Meinung auch konstruktiv vertreten kann.
Aus der als niederer Angestellter muss man natürlich aufpassen an was und vor allem wie man die Kritik übt. Zudem kennt man in dieser Position nicht alle Faktoren die einen Chef manchmal zu Maßnahmen und bestimmten Ansichten leiten, die man selbst nicht verstehen kann wie man so etwas machen kann. Wenn man es jedoch dann schafft, seine Kritik sachlich und objektiv zu vermitteln, dann werden die wenigsten Chefs sich mit dem Verlust des Arbeitsplatzes dafür "rächen". Jedoch wenn man emotionales mit einfließen lässt und das dann auch noch dem Chef zeigt, dann kann das schon einmal passieren. Und es ist immer Wertvoller wenn jemand seine eigene Meinung äußert, da es auch dem Chef eine neue Sichtweise eröffnet an die er vorher selbst vielleicht gar nicht gedacht hat, was auch zum Erfolg beitragen kann.
Auch ich war schon "Chef", zwar immer nur in meiner Schicht aber das hat schon gereicht. Ich fand es gab nichts schlimmeres, als Mitarbeiter die zu allem was ich vorgeschlagen und gemacht habe, ja gesagt haben. Offenbar ist das ganze eine Geste, um sich bei jemanden beliebt zu machen durch die Unterwerfung. Jedoch war ich selbst auch oftmals in Situationen, in denen ein anderer Standpunkt oder ein anderer Lösungsvorschlag sicherlich zum besseren gelingen und Erfolg beigetragen hätte. Spricht man diese Mitarbeiter dann einmal direkt darauf an, dann weichen sie einem aus und reden sich drum herum, dass es ja gar nicht so sei. Finde ich persönlich absolut schlimm, und wenn ich auswählen müsste zwischen zwei Kandidaten, einem der seine Meinung offen vertritt und damit auch einmal riskiert sich unbeliebt zu machen und einem Arschkriecher - so würde ich mich rein objektiv für denjenigen entscheiden der seine Meinung auch offen äußert.
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