Warum Kinder bekommen?

vom 11.09.2011, 12:38 Uhr

Die Frage ist für einige unter uns bestimmt nicht nachzuvollziehen. Aber ich habe mich neulich mit einer Frau aus meinem Bekanntenkreis unterhalten. Sie ist bekennende "Nichtmutter" und würde sich auch nie ein Kind anschaffen, weil sie meint, dass alle, die unbedingt Eltern werden wollen, dies aus egoistischen Gründen machen. Keiner denkt dabei an die Kinder, die das Licht der Welt erblicken. Immer würde es nur heißen "Wir wollen ein Kind" oder "Ich will unbedingt Mutter werden" usw.

Die Frau mit der ich mich unterhalten habe war eine Bekannte von einer Bekannten. Ich kenne sie nicht näher, aber wir haben uns dann doch sehr intensiv darüber unterhalten. Sie meint, dass nicht die Kinder uns glücklich machen sollen, sondern wir die Kinder und schon die Aussage, dass man glücklich ist, weil man ein Kind hat, würde in ihren Augen einfach nur egoistisch sein.

Warum habt ihr Kinder? Habt ihr bei der Planung gedacht, dass ihr ein Kind glücklich machen wollt oder dass ihr glücklich sein würdet ein Kind zu haben. Für mich ist es selbstverständlich, dass man auch alles macht, um das Kind glücklich zu machen und es kann sich nun mal nicht aussuchen auf die Welt zu kommen.

Warum wollt ihr unbedingt Kinder haben? Macht ihr euch im Vorfeld darüber klar, dass Kinder nicht euch glücklich machen sollen, sondern ihr die Kinder glücklich machen sollt? Gehört für euch auch beides zusammen oder denkt ihr, dass man sich wirklich aus egoistischen Gründen für ein Kind entscheidet?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Warum habt ihr Kinder? Habt ihr bei der Planung gedacht, dass ihr ein Kind glücklich machen wollt oder dass ihr glücklich sein würdet ein Kind zu haben. Für mich ist es selbstverständlich, dass man auch alles macht, um das Kind glücklich zu machen und es kann sich nun mal nicht aussuchen auf die Welt zu kommen.

Ich denke, das man sich, bevor man Kinder in die Welt setzt, schon einiges vorab überlegen sollte und zwar, ob man den Kindern auch eine Zukunft bieten kann oder ob man es auch als Mutter bzw. Vater gerecht werden kann, denn das machen ist ja leicht, aber die Verantwortung dafür zu tragen ist das, was zählt und leider können es heutzutage auch nicht alle Eltern, wenn man es mal so nach den Medien her betrachtet. Man sollte Kinder auf keinen Fall nur einfach so in die Welt setzen, weil es vielleicht etwas mehr Geld einbringt, denn man muss auch bedenken, das das Geld, was man dann evtl. mehr bekommt auch für die Kinder ist und man da noch zulegen muss.

Diamante hat geschrieben:Warum wollt ihr unbedingt Kinder haben? Macht ihr euch im Vorfeld darüber klar, dass Kinder nicht euch glücklich machen sollen, sondern ihr die Kinder glücklich machen sollt? Gehört für euch auch beides zusammen oder denkt ihr, dass man sich wirklich aus egoistischen Gründen für ein Kind entscheidet?

Für mich sind meine Kinder mein ein und alles und ich würde mein letztes Hemd dafür geben, damit sie glücklich und zufrieden sind, denn wenn sie es sind, dann bin ich es auch. Glückliche und zufriedene Kinder geben einem soviel, denn nur mit ihren strahlenden Augen und ihrem Lächeln machen sie ihre Eltern glücklich. Jedenfalls ist es bei mir so. Ich würde niemals ein Kind in die Welt setzen, nur damit ich evtl. was zu tun habe oder so, denn dann kann ich mir auch ein Hobby suchen oder mir ein Haustier anschaffen. Wenn man ein Kind in die Welt setzt, dann sollte man sich über die große Verantwortung die man damit aufnimmt auch im klaren sein und das nicht immer alles super toll ist, sollte einem auch bewusst sein. Man kann das Kind ja auch nicht so nach Laune hin und herschieben, also wenn man sich für ein Kind entscheidet, dann sollte man auch ganz dazu stehen und das so gut es geht zum Wohle des Kindes durchziehen.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also ich kann den Spruch deiner Bekannten ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen. Ich finde auch nicht, dass man das wirklich voneinander trennen kann. Zumindest ich finde, dass Beides einfach zusammen gehört. Mein Mann und ich haben schon frühzeitig über unseren Kinderwunsch gesprochen. Ich wollte eigentlich immer schon Kinder haben, solange ich denken kann. Ich wäre dafür auch gerne bereit gewesen, auf die Karriere zu verzichten. Familie ging mir schon immer über alles und ich finde einfach, dass eigene Kinder dabei das Schönste überhaupt sind. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich mich nur aus egoistischen Gründen für mein Kind entschieden habe.

Klar macht das Kind mich unfassbar glücklich. Es war einfach ein riesiges Glücksgefühl, als ich meinen Kleinen nach der Geburt endlich in den Armen halten konnte. Ich habe ihn schon so sehr erwartet und natürlich hat mein Kind mich auch total glücklich gemacht. Ich finde das ist auch einer der Gründe, warum man überhaupt Kinder möchte. Kinder machen einfach glücklich und ich bin auch froh, dass ich meinen Kleinen habe. Für nichts in der Welt würde ich ihn hergeben und auch wenn es manchmal echt hart sein kann - ich würde mich immer wieder so entscheiden, denn ohne Kinder wäre mein Leben einfach nicht lebenswert. Das sieht natürlich auch wieder Jeder anders, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es Leute gibt, die nur Kinder bekommen, um sich selbst glücklich zu machen. Das widerspricht sich meiner Meinung auch irgendwie ein bisschen. Es ist ja nicht immer alles rosig und ich habe auch schon einige harte Zeiten durchmachen müssen, aber das ist es mir dann auch auf jeden Fall wert.

Wenn mein Sohn zu mir kommt und mich in den Arm nimmt, dann bin ich glücklich. Für mich ist es das schönste Gefühl auf der Welt und ich würde auch alles dafür tun, um mein Kind glücklich zu machen. Ich denke, dass es da den meisten Eltern so geht. Man will doch immer das Beste für das eigene Kind und man bekommt es doch nicht nur, um sich selbst glücklich zu machen. Beides gehört für mich einfach untrennbar miteinander zusammen. Wenn mein Kind glücklich ist und über beide Ohren strahlt, dann bin ich es natürlich auch. Ich bin dann glücklich, wenn mein Kind glücklich ist. Natürlich habe ich auch schon bei der Kinderplanung darüber nachgedacht, dass man das Kind glücklich machen sollte. Das gehört einfach dazu und ich denke nicht, dass es Eltern gibt, die ihr Kind unglücklich sehen wollen. Klar gibt es da auch immer mal wieder Ausnahmen, das kann man ja nicht abstreiten. Ich finde es jedenfalls nichts egoistisch, ein Kind zu bekommen. Natürlich macht ein Kind die Eltern glücklich, aber die Eltern wollen ihren Nachwuchs auch glücklich sehen und würden wohl alles Mögliche dafür tun!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Mich bringt gerade die Aussage zum Nachdenken, dass es egoistisch ist Kinder zu kriegen, weil man es eben will und nur um sich damit selber glücklich zu machen. Aber wieso ist man denn glücklich, wenn man ein Kind hat? Ich würde mal behaupten, es macht Eltern glücklich das eigene Kind glücklich zu machen. So einfach kann das sein. Das mag vielleicht nicht bei allen so sein, für mich stimmt das aber auf jeden Fall (auch wenn ich noch keine Kinder habe).

Wenn ich einmal darüber nachdenke, wieso ich einmal Kinder haben möchte, dann denke ich, dass ich ihnen die Welt zeigen will, dass ich ihnen etwas beibringen möchte und sie eben glücklich machen will.

Wenn jemand ein Kind bekommen möchte, damit es ihn glücklich macht, dann sollte derjenige besser über ein Haustier nachdenken oder letztendlich sogar nicht mal darüber. Bei Kindern ist es nun mal so, dass man als Elternteil sehr viel geben muss. Natürlich bekommt man dann auch emotional sehr viel zurück, aber es ist auf jeden Fall eine große Umstellung, die mit vielen Kompromissen einhergeht.

Dass jemand aus rein egoistischen Gründen ein Kind bekommt, kann ich mir nur schwer vorstellen. Klar gibt es immer so Sonderfälle, wo Frau X ihren Mann an sich binden will und daher absichtlich die Pille "vergisst" und dann ein Kind bekommt oder sowas. Aber das ist doch (hoffentlich) eher die absolute Außnahme.

» türkis87 » Beiträge: 149 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es wäre wirklich mal interessant zu wissen, weshalb man beschließt, ein Kind oder mehrere Kinder zu bekommen. Ich würde es gern auch selbst einmal von der Threaderstellerin selbst wissen. Diamante, Du hattest ja in einem anderen Beitrag davon geschrieben, dass Dein Ex-Mann und Du sofort ein Kind wolltet und neun Monate nach der Eheschließung auch ein Kind bekommen habt. Warum wolltet Ihr unbedingt ein Kind haben und warum hat es keine Zeit mehr gehabt?

Gründe, weshalb jemand Kinder will, gibt es genügend. Sicherlich ist es etwas besonderes, wenn das Kind im Bauch einer Frau heranwächst und daraus etwas Wunderbares entsteht. Ich habe schon von einigen Frauen gehört und gelesen, dass sie dieses Gefühl nicht missen möchten. Und ich denke, wenn sie es im Freundes- und Bekanntenkreis oft erwähnen und davon schwärmen, bekommt man als Freundin oder Bekannte auch das Bedürfnis, es zu erleben. Es ist ja auch schon ein kleines Wunder, selbst, wenn es seit Millionen von Jahren eine Sache der Natur ist. :wink:

Auch wird ein Kind gern als Frucht und Beweis einer Liebe gezeigt. Ich denke, für manche werdenden Eltern ist dies auch tatsächlich so. Ein gemeinsames Kind/ mehrere gemeinsame Kinder scheinen eben der Beweis zu sein, dass man sich sehr liebt. Natürlich gehört dazu nicht immer ein Kind, aber es wirkt offensichtlicher, wenn gemeinsame Kinder existieren. Ob dies bereits ein Zeichen für Egoismus ist, schwer zu sagen - ich denke, es kommt schlicht und einfach darauf an, wie man an sich zu Kindern steht. Wenn nun jemand Kinder bekommt, der mit Kindern sonst nichts anfangen konnte, finde ich das schon recht skeptisch.

Dann gibt es Eltern/ Mütter, die meinen, mit Kindern sich vor dem Berufsalltag zu drücken oder durch die Kinder an Vergünstigungen heranzukommen, alternativ auch, abgesichert zu sein. Also sehr berechnend und ich denke, bekommt man aus diesem Grund ein Kind, so ist es schon als Egoismus zu bezeichnen. Ich würde dazu auch die Frauen stecken, die meinen, mit einem Kind den Partner mehr an sich binden zu können und zu müssen. Ehrlich gesagt wirkt es auf mich manchmal sehr oft so, als sei dies der Hauptgrund ein Kind zu bekommen. Das wird ein Elternteil aber eher abstreiten, als es zugeben.

Tja, und dann gibt es tatsächlich noch den Grund, dass man Kinder einfach unheimlich gern hat und man gern ein eigenes Kind hätte, um das man sich kümmern und bemühen kann, dem man die Welt zeigen kann, die Entwicklung beobachten kann und so weiter. Wenn man es darauf anlegt, kann man es eben auch negativ betrachten. Ich sehe es aber schon so, dass es eben eher positiv ist. Berechtigt es aber, eine Liebe zu Kindern, die man fühlt, als Egoismus zu bezeichnen oder ist es vielleicht nicht eher eine Ausrede, um selbst kein Kind zu haben?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


@*steph" : Für mich gehört beides zusammen. Ich wollte durch ein Kind das Glück erfahren, was ein Kind mit sich bringt und ich wollte auch dem Kind mein Glück übertragen. Wenn ich ein Kind in die Welt setze, dann natürlich auch aus egoistischen Gründen. Denn das Kind kann nicht gefragt werden, ob es überhaupt auf die Welt kommen will und wenn, ob es dann mich als seine Mutter haben will. Deswegen konnte ich auch die Frau nicht so ganz verstehen.

Ich persönlich denke, dass sich jeder irgendwie aus egoistischen Gründen ein Kind anschafft. Denn wenn man da nicht egoistisch denken würde, würde denke ich keiner Kinder haben. Nur sollte man sich eben auch im Klaren sein, dass man viel von seinem eigenen Egoismus zurückstecken muss, wenn das Kind einmal da ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich bin ebenfalls keine Mutter. Ich fühle mich einfach nicht bereit dazu. ich bin erst 25 Jahre alt und mein Freund 24 Jahre. Noch haben wir beide auch nicht den Wunsch ein Kind zu bekommen. Vielleicht hört es sich komisch an aber ich denke auch darüber nach was ich meinem Kind bieten könnte.

Wir gehen beide viel arbeiten und sind selten zu Hause. Mein Freund verdient zwar nicht schlecht ich denke aber nicht das er 3 Köpfe davon ernähren könnte. Ich weiß auch das man unterstützungen bekommt wie Kindergeld. Aber mal ernsthaft ich will doch meinem Kind auch was bieten können.

Ich selbst finde auch nicht das die Zeit es zu lasst also ich meine eigentlich die Gesellschaft man muss angst haben das sein Kind vergewaltigt wird oder einfach nur verprügelt. Ich denke nicht das ich das alles einem Kind antun wollen würde. Die Gesellschaft will mehr Kinder in Deutschland tut aber meiner Meinung nach zu wenig gutes.

Ich muss auch manchmal an Kinder denken die im Heim sind. Menschen holen sich schon ihre Tiere nicht aus dem Heim sondern lieber vom Züchter. es ist einfacher und man hat nichts kompliziertes zu Hause hinterher. So läuft das doch auch mit den Kindern im Heim. Viele haben Angst das es kompliziert werden könnte und keiner denkt dran was mit diesen Kindern ist. man will immer nur sein eigenes.

Ich denke da hat jeder eine eigene Meinung zu. Und die werden auch weit auseinander gehen im Bereich Kinder bekommen. Aber nur weil ich keine bekommen will heißt das für mich nicht das jeder keine kriegen darf und auch finde ich nicht das man das recht hat einen anderen Menschen zu verurteilen wie deine Bekannte es ein Stück weit gemacht hat. Sie hat halt ihre Meinung dazu und kann dir nicht vorwerfen das du und viele andere Paare egoistisch seit.

» kirsche678 » Beiträge: 519 » Talkpoints: -2,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wozu soll man den heute noch Kinder bekommen. Schließlich bekommt man ja sowieso Rente ausgezahlt und die Kinder kümmern sich nicht um einen. Naja, was soll man denn da antworten. Ich finde ganz ehrlich, jeder sollte selbst entscheiden ob er Kinder bekommt oder nicht. Wenn man dann ein bisschen älter ist und alleine zu hause rum sitzt, dann bereut man es eventuell dass man keine Kinder hat. Kinder halten einen Jung. Man hat jemanden der einen braucht und um den man sich kümmern kann. Aber wer keine Kinder will, den sollte man auch nicht zwingen.

» WinniePoo » Beiträge: 11 » Talkpoints: 2,91 »


Ich würde auch meinen, dass es nichts mit Egoismus zu tun hat, für sich selbst zu entscheiden, dass man ein Kind in die Welt setzen möchte. Wer Kinder als ein Zeichen für Egoismus sieht, hat wohl wirklich kaum Bezug zu Kindern und auch nicht viele Berührungspunkte mit ihnen, denn nur, wer Eltern mit Kindern erlebt hat und wirklich genau hinsieht oder selbst Kinder hat, der weiß, dass es ein großes Stück Selbstaufgabe aus Liebe ist, ein Kind zu haben – oder natürlich mehrere.

Die Entscheidung für ein Kind ist wohl eine Lebenseinstellungsfrage und ich denke, dass man diesen Wunsch in der Regel aus ganz natürlichen Gründen hat, wenn man sich wieder vor Augen hält, dass der Sinn unserer Existenz eigentlich ganz sachlich ausgedrückt darin besteht, dass wir uns fortpflanzen. Die Natur sollte also nicht nur unsere Fähigkeit zur Fortpflanzung und den Spaß am Fortpflanzen vorgesehen haben, sondern auch unseren Wunsch danach, diese Fortpflanzung nicht nur auszuüben, sondern auch ihre Konsequenz, also das Kind, mit entsprechender Sorgfalt zu behandeln.

Diese Frau, von der Du sprichst, macht sich ihre Erklärung recht einfach und ich finde, dass diese Ansicht jeglicher Grundlage entbehrt. Ein Kind „schafft man sich nicht an“, sondern man will es oder man will es nicht. Niemand will ein Kind besitzen, sondern man möchte eine Bindung zu einem Menschen eingehen wie sie tiefer nicht sein kann. Das hat nichts mit einem Wunsch zu tun, der damit vergleichbar wäre, sich irgendetwas zu kaufen, sondern man weiß doch, dass jede Bindung auch Negatives mit sich bringt – Angst, Verletzung, Sorge, Trauer. Der Wunsch danach, diese Bindung einzugehen und die Bereitschaft, dafür einiges in Kauf zu nehmen, überwiegt aber eben bei vielen, die sich dann auch ganz konkret dazu entscheiden, Eltern werden zu wollen.

Sich ein Kind aus egoistischen Gründen anzuschaffen, weil man es eben „will“, hört sich für mich an wie ein hinkender Vergleich zwischen dem Elterndasein und einem Kauf eines seltenen Oldtimers, an den man nur schwer herankommt. So gesehen ist doch meine ganze Existenz eine Form von Egoismus, seit ich nicht mehr in der Obhut meiner Eltern lebe, oder? Immerhin nehme ich hier jemandem so einiges weg, nämlich alles, was ich mir aufgebaut habe und das genauso gut jemand anderem gehören würde. Das ist natürlich einfach nur grober Unfug und ich denke, dass Deine Bekannte sich die Bedeutung des Wortes „Egoismus“ mal direkt vor Augen führen sollte. Es handelt sich bei der Verwirklichung eines Kinderwunsches schon deshalb nicht um Eigennutz, und nichts anderes bedeutet „Egoismus“, weil man eben unglaublich vieles zu Gunsten dieses neuen Lebens entbehrt und nicht selten an seine eigenen Grenzen gehen muss. Man nimmt vieles in Kauf – ganz uneigennützig – für dieses neue Leben, das man sich vertraut macht. Wo ist da der Egoismus?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe mich gegen das Kinderkriegen entschieden. Und nicht, weil ich mit Kindern nichts anfangen kann. Früher wollte ich immer nur Mutter werden, und später einmal Großmutter. Aber heute finde ich, dass die Welt, so wie ich sie sehe, nicht gut genug ist für mein Kind. Beachtet die Formulierung: die Welt, wie ich sie sehe. Ich kann also nachvollziehen, dass man die Welt anders sieht und sich für Kinder entscheidet. Ich will niemanden als schlechten Menschen hinstellen, weil er seinem Kind diese Welt zumutet oder als dumm, weil er die Welt nicht genauso sieht wie ich.

Ich weiß auch nicht, ob ich die Welt richtig sehe. Aber meiner Einschätzung nach geht es nicht mehr lange so gut und schön dahin wie bisher. Gerade in Deutschland haben wir einen sehr hohen Lebensstandard. Man sagt ja immer: Die Deutschen jammern auf hohem Niveau. Aber ich jammer eher auf globalem Niveau. Ein heute in Deutschland geborenes Kind ist ja nicht ausschließlich Deutscher. Die Welt ist durch die Globalisierung so klein geworden, dass man sich vor den Problemen in anderen Teilen der Welt nicht verschließen kann.

Wenn ich mir vorstelle, was ein heute geborenes Kind alles erleben wird, wünsche ich mir das nicht für mein Kind. Alle Mütter, die hier vor mir geschrieben haben, haben betont, dass sie sich einfach nur wünschen, dass ihre Kinder glücklich sind. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ein Mensch, der die Welt noch bis 2090 erleben kann, glücklich sein wird.

Deshalb kann ich gut nachvollziehen, was diese Frau, die letztlich diesen Thread ausgelöst hat, mit Egoismus gemeint hat. Ich finde es eben auch egoistisch, Kinder zu bekommen. Wenn man altruistisch ist und andere glücklich machen will, muss man dafür keine neue Person schaffen. Es gäbe genug Kinder, die adoptiert werden wollen oder Alte, die sich gerne einfach nur ein bisschen unterhalten wollen. Nein, ich glaube, Kinderkriegen hat immer zuerst mit sich selber zu tun. (Das ist auch okay. Egoismus ist ja nicht perse schlecht. Ich bin auch oft egoistisch. Ich will das wirklich nicht verurteilen.) Aber beim Kinderkriegen kann es erst mal nur um das eigenen Glück gehen, weil die andere Person, die dadurch glücklich werden soll, noch gar nicht existiert.

Und vor allem, wenn ich nur glücklich sein kann, wenn ich ein Kind bekomme und dann auch will, dass mein Kind glücklich ist, bedeutet das fast zwangsläufig, dass dieses Kind irgendwann selber ein Kind bekommen muss/sollte/will. Und ganz ehrlich: wo soll das noch hinführen? Die Erde ist dafür nicht gemacht.

Der Komödiant/Sänger Hans Söllner hat mal eine Geschichte in einer seiner CDs im Booklet veröffentlicht, in der die Menschen beschlossen haben, keine Kinder mehr zu bekommen. Ein Jahr später ist der letzte Mensch geboren worden. Die Alten sind gestorben, die Städte sind kleiner geworden, die Natur hat wieder ihren Platz zurückbekommen. Irgendwann ist der auch letzte Mensch gestorben. Aber ich glaube, der hatte ein wunderschönes Leben. Zu beobachten, wie alles wieder richtig gestellt wird, wie die Natur sich wieder nimmt, was wir ihr so lange vorenthalten und fast unwiederbringlich zerstört haben. Eine wundervolle Geschichte!

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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