"Deine Probleme hätte ich gerne" - wirklich?

Dieser Spruch ist weder eine Missachtung des Gegenübers noch eine Beleidigung seiner Person. Er dient einfach nur dazu, die entsprechende Person mal zum Nachdenken anzuregen, weshalb sie aus einer Lappalie solch eine große Sache macht. Es ist in meinen Augen ein riesiger Unterschied, ob eine Computertaste kaputt ist, ein Knopf an einer Lieblings-Designer-Jacke abreißt oder die Oma stirbt, wie hier beschrieben. Wer das nicht nachvollziehen kann, muss darauf aufmerksam gemacht und zum Nachdenken angeregt werden.

Diesen Spruch habe ich bisher noch nie gesagt. Ich würde es aber tun, wenn es angebracht wäre. Es ist lachhaft, seine Freunde mit Banalitäten voll zu jaulen, ohne darüber nachzudenken, welche Probleme der andere gerade mit sich herumschleppt. Unter Freunden sollte man sich alles sagen können. Dann unter anderem auch, dass dieser Freund, der fast zusammenbricht, weil seine Computertaste kaputt ist, nicht rumjammern soll, sondern eben eine neue kaufen kann. Über den Spruch kann keiner beleidigt sein, der sich einem Freund anvertraut hat. Im Gegenteil, er müsste stutzig werden und überlegen, was man ihm damit sagen will und von ganz alleine darauf kommen, dass es dem anderen noch schlechter geht und ihn deshalb fragen.

Ich sehe das ganze mehr als kleinen, lustig gemeinten Seitenhieb. Wie schon mein Vorposter sehr gut beschrieben hat ist es mehr eine kleine Anregung für eine Person, die sich mit kleinen Sachen herumschlägt und aus denen ein recht großes Drama macht. Ich kenne selber die eine oder andere Person, die aus jeder Kleinigkeit einen riesen Aufstand machen muss. Kleine Sachen, die ein solches Maß an Aufmerksamkeit und Energie gar nicht unbedingt wert sind.

Da gibt es schlimmere Dinge. Und genau das will man somit dem Gegenüber sagen. Den Spruch benutze ich aber auch nicht. Ich habe lieber meine eigenen Probleme und weiß auch entsprechend damit umzugehen, da brauche ich keine anderen, fremden. Wenn mir jemand so einen Spruch an den Kopf knallt ist mir das relativ egal. Ich lache dann direkt und ziehe das ganze noch ein wenig mehr auf, so dass es noch mehr zu lachen gibt.

Den Spruch habe ich schon häufiger von mir gegeben. Aber nicht wenn die Person ernst zu nehmende Probleme hätte. Das tut man erstens nicht und zweitens würde man nicht tauschen wollen, hätte die Person Probleme. Wenn man aber wegen irgendetwas mehr oder weniger unbedeutendem herum heult, dann dann spreche ich das auch aus.

Denn es geht mir wirklich auf die Nerven, wenn mir jemand mit seinen ach so furchtbaren Problemen herkommt. Wenn ich diesen Satz verwende, dann würde ich wirklich gerne tauschen. Denn in dem Moment denke ich mir nur dass ihr Leben paradiesische Zustände haben muss, wenn sie keine größeren Sorgen haben. Verglichen dämlich ginge es mir nämlich wirklich schlecht.

Also ich muss sagen, ich verstehe es in manchen Situationen schon. Wenn zwei Menschen gleichzeitig ein Problem haben und das eine für den anderen wirklich sehr banal erscheint bzw. wenn man es objektiv betrachtet wirklich kein großes Problem ist, dann verstehe ich es, wenn man diesen Satz sagt.

Als kleines Beispiel: Person A findet sein Handy nicht und sucht schon eine Stunde lang und geht dann zu Person B und erzählt, wie schrecklich das nicht ist. Person B hat gerade eine schlechte Nachricht erhalten, dass sie z.B. die Prüfung nicht bestanden hat und somit durchgefallen ist. In dieser Situation ist es also durchaus gut möglich, dass Person B das verlegte Handy als ein eher kleines Problem ansieht und lieber mit Person A tauschen möchte.

So geht es mir zumindest und in solchen Situationen würde ich evtl. auch diesen Satz dann sagen, wobei es natürlich nicht böse gemeint wäre

Ich sage den Spruch sehr oft, denn die meisten Probleme meiner Mitmenschen kann ich gar nicht verstehen. Das liegt aber auch an meiner eigenen Situation, ich habe eine schwere Krankheit, bin relativ wenig beweglich momentan und da sind einfach auch die kleinen Dinge sehr wichtig geworden. Wenn dann jemand zu mir kommt, mir die Ohren voll heult wegen ein paar Kilo zu viel, weil irgendetwas nicht funktioniert hat oder solchen Kleinigkeiten, dann kann ich manchmal auch nicht anders und verwende diesen Spruch. Viele Leute haben auch wirklich nur kleine Probleme, die eigentlich gar keine sind, nur da es den meisten Menschen einfach gut geht, sind schon solche Kleinigkeiten ein Grund zum Verzweifeln. Ich habe da nicht wirklich viel Verständnis dafür, aber das liegt einfach an meiner eigenen Situation.

Ich schätze mal, dass es manchen auch so gehen wird, die diesen Spruch verwenden. Wenn man sich selbst mal beobachtet und fragt, in welchen Situationen man selbst jammert und heult, sind das dann wirklich immer Situationen oder Probleme, die wirklich schlimm sind? Oder ist es nicht vielmehr die eigene Verwöhntheit und die Tatsache, dass man noch nie wirklich ernsthafte Probleme hatte? Als ich noch gesund war, ging es mir ähnlich. Ich habe auch über Kleinigkeiten gejammert oder war unzufrieden, heute wäre ich froh, ich hätte nur solche Probleme. Wäre ich mit dem Wissen von heute wieder ohne meine eigentlichen Probleme, würde ich vieles anders sehen und sicherlich nicht mehr wegen Kleinigkeiten jammern.