"Deine Probleme hätte ich gerne" - wirklich?

vom 10.09.2011, 21:49 Uhr

Ich finde dieses Antworten unverschämt und ich bin der Meinung, dass man die auch nicht geben sollte. Schließlich kommt die andere Person ja zu einem um von einem Trost und Schutz zu bekommen und nicht, weil sie noch vollgepflaumt werden will oder sich solche doofen Sprüche anhören möchte.

Des weiteren bin ich der Meinung, dass man das auch nicht sagen sollte, weil man sich ja selbst nicht in die Lage des Anderen reinversetzen kann. Man muss ja bedenken, dass jeder die Probleme anders ansieht und dass jeder Mensch andere Sachen für schlimm oder für nicht schlimm hält.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Manche Leute machen sich wirklich Probleme, wo keine sind und dann bringe ich diesen Spruch "Na deine Probleme hätte ich gerne" auch schon mal selbst. Ein abgebrochener Fingernagel ist nunmal kein Problem, wenn man nicht gerade eine halbe Stunde später vor dem Traualtar steht und für den Tag vielleicht besonders hübsch aussehen will. Bei richtigen Probleme würde ich einen solchen Spruch natürlich nie bringen.

Dennoch halte ich auch nicht viel davon, sämtliche Probleme als Lappalien abzutun. Es gibt nun mal auch andere Probleme als die Hungersnot in Afrika, Naturkatastrophen oder eine schwere Krankheit. Es kommt halt immer auf die jeweilige Situation an und auch kleinere Dinge können schon mal problematisch werden. Aber einige Leute übertreiben es eben wirklich.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also wenn mich jemand wegen einer kaputten Computertastatur vollheult, die man schon für 10 Euro neu kaufen kann, dann kann ich es auch nicht verstehen und dann würde ich unter Umständen diesen Satz auch sagen. Da mich aber deswegen oder wegen Banalitäten noch keiner vollgeheult hat, habe ich den Satz noch nicht gesagt.

Man stelle sich doch mal vor, dass man wegen allem rumknatscht. Es gibt wirklich Menschen mit echten Problemen. Ich würde mir saublöd vorkommen, wenn ich jemanden anheule und jammer, weil meine Computertastatur kaputt ist. Da könnte ich verstehen, wenn man mir diesen Satz an den Kopf wirft. Besonders, wenn ich wegen so einer Banalität jemanden zujammer, der gerade wirkliche Probleme hat, wie Krankheit, den Verlust eines Menschen oder Arbeitslosigkeit oder sonstwas. Da würde ich mich in Grund und Boden schämen, wenn ich wegen einer Banalität denjenigen vollheule.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Es kommt doch auf die Relevanz und das subjektive Empfinden des Problems an. Und mal ehrlich, eine Computertaste, die defekt ist, ist eine Kleinigkeit, die sich schnell beheben lässt und wenn mir jemand mit so einer Lappalie die Ohren vollheult, dann reagiere ich durchaus mit der Äußerung, dass ich diese Probleme gern hätte. Da gibt es aber noch viel mehr Beispiele, die ich wirklich blödsinnig finde und bei denen ich einfach nur noch den Kopf schütteln kann.

Bei einem ernsten Problem würde ich diese Aussage nun wirklich nicht bringen, aber es ist nun mal so, das die meisten Probleme hausgemacht und lächerlich sind. Selbst, wenn man dann Tipps gibt, weil man ausdrücklich um einen Ratschlag gebeten wurde, und man nimmt diesen dann nicht an, man sucht weiter nach Ratschlägen, so ist es doch naheliegend, dass ich da auch diese Aussage, diese Probleme hätte ich gern, an den Ratsuchenden gebe. Manchmal hilft es sogar und der Gegenüber wacht auf.

Als eine Unverschämtheit würde ich diese Aussage nur unter gewissen Gesichtspunkten bezeichnen, und ich muss sagen, dass, wenn man mir diesen Satz gebracht hat, ich nun auch nicht schnell beleidigt gewesen bin. Es sei denn, ich habe wirklich mit etwas zu kämpfen gehabt und man tut es eben als eine Kleinigkeit ab. Das sind aber dann doch Ausnahmen, an die ich mich nun bewusst nicht erinnern kann.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Es kommt doch auf den Kontext an, in dem man diese Bemerkung macht. Ich gebe zu, dass ich diese Äußerung auch schon mal von mir gebe, wenn jemand aus einer Mücke einen Elefanten machen möchte. Ich kann mir das aber auch vorstellen, wenn ich vielleicht ein wirklich nicht einfaches Problem wälze und dann als Trost ein deutlich einfacher zu lösendes Problem präsentiert bekomme. Gerade wenn man dann Trost sucht und die andere Person einfach nicht zuhört ist das ja schon sehr ärgerlich.

Eine Unverschämtheit würde ich das aber nicht bezeichnen. Ich habe diese Äußerung erst am letzten Wochenende gehört und musste dann herzlich über mich selbst machen, weil ich eben erkannt habe, dass ich selbst aus einer Mücke gerade einen Elefanten kreieren wollte. Das ist dann auch eine ganz hilfreiche Kritik, die einem letzten Endes den Umgang mit den Mitmenschen nur erleichtert.

Wenn ich eine solche Äußerung häufig von einer Person hören würde, dann würde ich mir aber eher überlegen, ob diese Person wirklich ein guter Freund ist; oder ob sie vielleicht einfach zu exzentrisch ist und somit vielleicht doch nicht so ein guter Freund ist wie gedacht. Auch in diesem Fall kann man dann sein weiteres Handeln überdenken und so den Umgang mit den Mitmenschen vereinfachen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich muss ehrlich sagen, dass ich diesen Satz schon öfters verwendet habe und dabei auch ernst gemeint habe. Das mag zwar nicht sonderlich taktvoll sein, aber in manchen Situation ist mir das ehrlich gesagt total egal und da frage ich mich, wie taktlos meine Freunde manchmal erst sind, dass mir ein solcher Satz überhaupt über die Lippen kommt.

Es gab mal eine Zeit, in der ich richtigen Liebeskummer hatte und mir ging es allgemein ziemlich schlecht, da irgendwie mal wieder alles zusammen kam und da war ich wirklich nicht gut drauf und wollte am liebsten auch gar nicht reden. Meine Freundin meinte aber dann mal, dass sie ja so ein Problem hätte und dass wir unbedingt telefonieren müssten. Ich hatte zwar absolut keine Lust, aber da ich nicht wusste, was sie gerade beschäftigt und dachte, dass sie wirklich ein Problem hat, habe ich dann doch zugesagt, wenn auch widerwillig und das wusste sie. Das Ende vom Lied war dann auch, dass sie mir von einem Typen vorgeschwärmt hatte und nicht wusste, was sie anziehen sollte. Da habe ich den Satz auch gesagt und bis heute nicht bereut. Sie wusste, dass es mir total schlecht ging und hatte kein Verständnis für meine Situation, da war ich dann auch echt ziemlich sauer dass sie mich wegen dem Quark erst zum Telefonieren "gezwungen" hat und sich dann auch unbedingt noch für eine Modenschau mit mir treffen wollte.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Der Spruch ist einfach total daneben, ganz egal um welches Problem es geht. Jeder hat ein anderes Empfinden und manch einen treibt es vielleicht schon kurz vor den Selbstmord, wenn ein Knopf der Lieblings-Designer-Jacke abreißt. (Okay, etwas übertrieben, ich mein ja nur.) Dafür können sich Menschen eben auch über unterschiedliche Dinge freuen. Da ist jeder eben anders.

Auf jeden Fall würde ich diesen Spruch einer anderen Person gegenüber nie in den Mund nehmen, selbst wenn ich ihn einmal denken sollte. Das zeugt einfach von Missachtung des Gegeübers, wenn es ein Freund ist, dann sollte man doch für ihn da sein, egal, ob sein Computer kaputt ist oder die Oma gestorben. Wenn ich einem Freund an den Kopf werfe, dass seine Probleme mir egal sein, weil sie nichtig sind (aus meiner Sicht), dann sage ich ihm damit, dass es mir egal ist, wie es ihm geht.

Sicher kann es schwer sein einen Freund (oder wen auch immer) zu trösten, wenn einen selbst Probleme quälen, die vielleicht wirklich schwerwiegender sind. Aber gerade dann sollte man doch gut wissen, wie sehr man den Trost von Freunden und anderen Menschen braucht und für den Gegenüber da sein. Wenn man sich dessen Probleme anhört und versucht zu helfen oder wenigstens Mitgefühl zeigt, dann kann man anschließend vielleicht vom eigenen Problem erzählen und trifft dann auch auf ein offenes Ohr.

» türkis87 » Beiträge: 149 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kenne wohl auch den Fall, in dem man die Probleme eines anderen, die einem anvertraut werden, nicht wirklich als Problem nachempfinden kann. Dennoch finde ich Aussagen wie „Deine Probleme hätte ich gerne“ ehrlich gesagt ziemlich unverschämt, weil sie nichts anderes aussagen als eben, dass der, der einen solchen Spruch anwendet, hier kein Problem sieht. Da ich selbst aber nur einen Teil eines Problems geschildert bekomme, nicht die genauen Einzelheiten, nicht die Hintergründe und all das und da ich außerdem auch ein ganz anderer Mensch bin als der, der dieses Problem gerade hat und als schwerwiegend empfindet, wäre es allein schon falsch, mir anzumaßen, hier über Schwere oder Unschwere zu urteilen, ohne betroffen zu sein und ohne wirklich dieser Mensch zu sein, der sich mit dem geschilderten Problem auseinandersetzen muss.

Deutlich sinnvoller finde ich es da doch, in solchen Situationen Hilfe zu leisten, indem ich Denkansätze liefere, um das Problem zu lösen. Wenn ich dieses Problem schon als weniger schwerwiegend empfinde, dann doch wohl, weil mir dazu einige Lösungsansätze einfallen. Warum sollte ich diese also nicht weitergeben und damit vielleicht jemandem dabei helfen, seine Verzweiflung loszuwerden?

Den erwähnten Ausspruch habe ich selbst übrigens noch überhaupt nicht von mir gegeben, aber schon einige Male gehört. Die verschiedensten Menschen, in meinem Fall gern ältere, scheinen wirklich zu glauben, ein Problem, von dem man ihnen ansatzweise erzählt, gleich so vollumfänglich einschätzen zu können, dass sie ihm einen Schweregrad verpassen können. Wenn ich dann höre, dass der andere meine Probleme gerne hätte, fühle ich mich einerseits überhaupt nicht ernst genommen, andererseits sehe ich dann auch gerne diesen abschätzigen Blick, den ich überhaupt nicht leiden kann und bei dem ich auch schon regelmäßig an die Decke gehe.

In der Regel reagiere ich auf solche Sprüche, indem ich mich unmittelbar von der jeweiligen Person, von dem ein solcher Spruch kam, distanziere. Selten suche ich die Konfrontation und frage im betreffenden Moment, was denn mein Gegenüber für einen Lösungsansatz sieht. Und wenn ich das tue, erlebe ich nicht selten, dass der andere dazu überhaupt nichts zu sagen weiß oder einen Ansatz liefert, der keiner ist und den ich direkt entkräften kann. Aber ich sehe meistens doch gar nicht ein, Menschen mit einer solchen Denkweise zum Umdenken zu bewegen, weil es mir einfach widerstrebt, mich mit eben solchen Menschen abzugeben, die meinen, ständig und alles bewerten und abschätzen zu müssen und die es nicht einfach mal ernst nehmen können, wenn man ihnen von einem Problem erzählt. Da halte ich mich lieber an diejenigen, die mich jahrelang kennen und die genau wissen, was hintergründig überhaupt vorliegt, die mich sein lassen wie ich bin und die auch einfach mal akzeptieren, dass ich meine schlechten Tage habe, an denen mir schon ein Mückenstich als unlösbares Problem erscheint, während ich mich normalerweise doch mit deutlich Schwerwiegenderem herumschlagen muss.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich kenne das sehr gut. Ich bin eine Person, die gut zuhören kann. Also kommen ständig irgendwelche Freunde mit ihren Problemen zu mir. Oft muss ich mit diesen dann sehr lange reden, beziehungsweise ihnen zuhören. Manchmal bekomme ich da Dinge erzählt, die ich überhaupt nicht schlimm finde.

In solchen Momenten denke ich mir dann auch oft, dass ich gerne der Person ihre Probleme haben würde. Oft heulen einfach Menschen wegen Kleinigkeiten herum, die eigentlich nicht besonders tragisch sind.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wenn jemand dich mit diesem Spruch beglückt möchte er natürlich nicht deinen kaputten Computer haben, so schlau sollte man selber sein und das nicht wörtlich nehmen.Aber es ist doch wohl eine Tatsache, dass vieles, was wir als überaus verwöhnte Bewohner der "ersten Welt" so als Probleme definieren, einfach sehr banal ist und genau das will man dir mit diesem Spruch auch sagen.

Ich finde es jedenfalls weder verletzend, noch kränkend, noch unverschämt und was hier noch alles dramatisches in dem Raum gestellt wird, wenn ich mich zum Beispiel bei meinem Freund darüber beklage, dass mein liebstes Schaumbad nicht mehr hergestellt wird und er sich das dann anhört und mit "hello, first world problem" kommentiert. Denn er hat doch vollkommen Recht damit und so ein Kommentar tut manchmal ganz gut, damit man seine "Probleme" wieder in der richtigen Perspektive sieht.

Und ich bin mir sicher, dass "echte Freunde" sehr wohl unterscheiden können, ob jemand ein echtes Problem hat und jemanden zum reden braucht, oder ob er nur über ein völlig banales und irrelevantes Problemchen ausheulen will, weil er sich mit diesem Problemchen viel zu wichtig nimmt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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