Sollte man Bauen, Kaufen oder doch zur Miete wohnen?
Wie hier von einigen meiner Vorredner schon gesagt wurde, sind die Konditionen zum Hausbau momentan überdurchschnittlich gut und auch das Angebot am Immobilienmarkt ist nicht mehr so überteuert, wie es vor einigen Jahren und vor der Finanzkrise noch war - jedenfalls trifft dies auf die Gegend zu in der ich wohne. So kann man momentan beim Kauf von einem Eigenheim natürlich sehr viel Geld sparen, allerdings ist auch das Risiko wegen der instabilen Beschäftigungslage so groß wie nie zuvor, jedenfalls zu meinen Lebzeiten.
Persönlich bin ich der Überzeugung, dass man sich mit Ende 20 bis Anfang 30 ernsthafte Gedanken über die Wohnsituation machen sollte, wenn man bis dahin noch keine eigene Wohnung oder ein Haus besitzt. Wenn man einen einigermaßen stabilen Beruf hat - man zumindest aber nicht damit rechnen muss, bei einem Jobwechsel umziehen zu müssen - dann macht der Kauf oder Bau eines Eigenheimes (langfristig gesehen) eigentlich fast immer Sinn.
Auch wenn man sich das mit Anfang 30 und einem Baukredit von über 100.000 Euro nicht denken mag, aber spätestens wenn man in Rente geht, dann wird man den Unterschied mehr als nur deutlich merken. Weil ich selbst ein Hausbesitzer bin und den 30. Geburtstag noch vor mir habe, durfte ich mir das oft genug von Freunden und Bekannten meiner Eltern sowie manchen Bekannten anhören, die selbst nicht so klug waren und nun kurz vor der Rente stehen und sich auf deutliche Einschränkungen einstellen werden müssen. Mehrere Wochen Urlaub pro Jahr und fast wöchentliche Ausflüge - wie ich mir meine Zeit danach vorstellen möchte - können sich viele dieser Leute nämlich nicht leisten, weil ein nicht unerheblicher Teil des verbleibenden Einkommens für die Wohnung/das Haus aufgeht.
Ich kann mir übrigens überhaupt nicht vorstellen, wie man eine 200 Quadratmeter große Wohnfläche für nur 350 Euro im Monat warm mieten kann. Natürlich wohne ich in einem begehrten Wintersportort wo die Grund- sowie Immobilienpreise bis zur Hälfte höher sind als anderswo im Bezirk oder der näheren Umgebung. Doch selbst nach Abzug dieser Prämie ist mir dieser Preis unvorstellbar. Eine Arbeitskollegin beispielsweise mietet eine 50 m² Stadtwohnung (Küche, Bad, WC, ein Wohnraum und ein Schlafzimmer jeweils inklusive Balkon und zwei Parkplätze) für 850 Euro pro Monat inklusive allen Nebenkosten, während man etwa drei Kilometer ausserhalb des Ortes für dasselbe Geld bereits 80 bis 100 m² erhält.
Das ist wirklich eine schwierige Frage deren Beantwortung eine Menge andere Fragen aufwirft. Zuerst würde ich erst einmal meine eigene Situation klären. Ist meine Partnerschaft stabil, mein Job relativ sicher, gibt es finanzielle Polster, muss ich berufsbedingt vom Wohnen her flexibel, bin ich gewillt mich auf Jahrzehnte zu verschulden und auf etliche Dinge teilweise zu verzichten die das Leben so angenehm machen?
Wenn man diese Fragen geklärt hat kommt man an den Punkt den MissFly schon so treffend formuliert hat, man stellt oft fest dass ein Neubau viel zu teuer kommt und begehrte fertige Objekte wo der Preis noch stimmt doch sehr rar sind. Ich finde einfach man sollte bei so einer wichtigen Frage nichts überstürzen und sich auch durch die historisch niedrigen Zinsen nicht unter Druck setzen lassen. So eine Suche erfordert Zeit und Ausdauer, schließlich ist es auch eine Entscheidung die das gesamte spätere Leben beeinflussen kann.
Wenn ihr es euch leisten könnt dann würde ich auch empfehlen Wohneigentum in Form einer gebrauchten Immobilie zu schaffen. Nicht nur unter dem Gesichtspunkt einer krisensicheren Wertanlage, auch unter dem Aspekt eines hohen Wohnkomforts. Das mit der Wertanlage ist immer so eine Sache. Bei uns hier in der Gegend ist die Bevölkerungsdemographie total verschoben, die jungen Leute ziehen der Arbeit hinterher und die alten Hausbesitzer werden ihre Häuser nur mit großen Verlusten los weil ganz einfach die Kaufkraft und das Interesse fehlt. Diese Entwicklung ist nicht immer voraus zu sehen, aber wer hier jetzt kaufen kann bekommt ein ordentliches Haus zu einem guten Preis. Wer hier selber bauen will bezahlt bedeutend mehr denn schönes Bauland ist trotzdem teuer und die Handwerker haben ja auch ihre Fixkosten.
Fakt ist doch, wenn man sich gar kein Wohneigentum leisten kann, stellt sich so eine Frage nicht. Auch nicht in Zeiten, in welchen die Zinsen sehr niedrig sind. Natürlich ist es nicht gerade schlau, wenn man sein Leben lang Miete bezahlen muss, aber es wäre ja wohl deutlich schlimmer, wenn man irgendwann einen Kredit nicht mehr bedienen kann, weil es die eigenen Möglichkeiten übersteigt. Ich selbst wohne auch nicht gerne zur Miete und wünsche mir immer, dass wir bald bauen können, aber auf der anderen Seite habe ich auch Angst davor.
Ich möchte gerne noch einige Jahre damit warten. Wir haben inzwischen ein Grundstück kaufen können und bezahlen das monatlich ab, aber das belastet uns nicht sehr. Ein Haus wäre natürlich um ein vielfaches teurer. Das mute ich mir erst dann zu, wenn wir einen großen Teil Eigenkapital angespart haben und das dauert eben. Bis dahin ärgert es mich natürlich schon, wenn ich Miete bezahlen muss für gar nichts, aber ich fühle mich so trotzdem sehr viel wohler. Ich möchte mich nicht überschulden und keinesfalls meine Möglichkeiten übersteigen. Natürlich erfordert das viel Geduld, aber lieber baue bzw. kaufe ich mit Bedacht und warte ein paar Jahre länger als mir mein Leben zu zerstören. Solange ein Haus bedeutet, dass wir 20 Jahre lang nicht mehr in den Urlaub können, ist es für mich keine Alternative.
Ich denke es kommt immer auf das an was man wirklich möchte. Eine Bekannte zum Beispiel will gar nichts andere als eine Mietwohnung, ich selber konnte es mir nie vorstellen zur Miete zu wohnen. Ok, wenn es gar nicht anders geht kann man eh nichts machen, aber solange es eine andere Lösung gibt ist es für mich das interessanteste. Wir haben uns zum Beispiel ein altes Haus gekauft und sind glücklich damit. Wir bezahlen an Kredit ungefähr das was andere für ihre Mietwohnung bezahlen und irgendwann gehört das Haus dann uns. Bei der Mietwohnung gehört mir gar nichts. Und es ist auch nicht so das wir nicht in den Urlaub fahren können, das geht nicht auch noch aus. Allerdings wäre mir das egal denn wenn ich zwischen Urlaub und Eigenheim entscheiden müsste dann würde auf alle Fälle das Haus siegen.
Wie du richtig erkannt hast, sind die Immobilienpreise u.a. in Deutschland wieder deutlich am Steigen. Wenn man sich ein Haus kaufen möchte, sollte man das jetzt und recht schnell machen. Es könnte gut sein, dass nicht nur die Hauspreise in den kommenden paar Jahren ins deckenlose ansteigen, sondern auch die Zinsen eines Tages wieder normales (also im Verhältnis zu aktuellen Zinsen: niedriges) Niveau erreichen.
Manche sprechen sogar wieder von einer Blase, die sich bilden soll. Angesichts dieser unabwägbaren Schwierigkeiten ist es sehr von deinem Vermögen und Einkommen abhängig, ob sich eine solche nicht ganz unriskante Anlage noch lohnt. Zur Miete zu wohnen ist zwar auch nicht mehr so ganz günstig, aber natürlich mit viel weniger Risiko verbunden. Wenn du dir nicht sicher bist und ggf. sogar einen Kredit aufnehmen müsstest, bleibe vielleicht erst mal zur Miete.
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