Neugier ist keine Tugend, nur ein unheilvolles Laster

vom 08.09.2011, 15:59 Uhr

Die Neugier wurde den Menschen schon in die Wiege gelegt. Schon Babys erkunden mit Augen und Ohren ihre Umwelt. Mit den Händen beginnen sie dann, die sie umgebenden Dinge zu begreifen. Kinder besitzen eine schrankenlose Neugier, mit der sie alles erobern. Erwachsene müssen eingreifen, damit sie lernen, damit umzugehen und sich nicht verletzen. Es gibt Menschen, die krank werden vor leidenschaftlicher, immer währender Neugier. Diejenigen, die alles wissen wollen, schaden sich oft selbst. Es gibt Dinge, die keinen etwas angehen. Auch nicht den Nachbarn, der zufällig stets dann die Türe öffnet, wenn man heimkommt.

Passiert ein Unglück auf der Straße, finden sich gleich Dutzende Neugierige ein, die alles blockieren. Sie stören und sind belastend für die Unfallhelfer. Diese Neugier hat es immer schon gegeben. Genauso entsteht sofort auf der Autobahn ein Stau durch die Schaulustigen. Jeder will sehen, was passiert ist. Die Neugier der Menschen ist grenzenlos. Ein Segen ist sie nur für die Wissenschaft. Wären nicht viele Wissenschaftler neugierig gewesen, gäbe es keine oder nicht so viele Erfindungen und Neuerungen. Die Neugier ist ein Laster, das nur durch Selbstdisziplin aus der Welt geschafft werden kann.

Der Neugier wohnt ein Reiz inne, Neues, Verbotenes zu erfahren, seine Sensationsgier zu befriedigen. Man möchte bestimmte Sachen erfahren, deshalb fragen auch viele Menschen immer wieder und nerven total. Schlimm ist es auch, wenn ein Verurteilter sterben muss und die Menschen stehen oder sitzen hinter der Glasscheibe, zum Beispiel in Amerika, und beobachten ihn, wie er sich verhält und seine letzten Atemzüge aushaucht, das ist eine unmenschliche Neugier. Ist es für euch reizvoll, jemandem seine Geheimnisse aus Neugier zu entlocken? Könnt ihr eure Neugier - falls ihr neugierig seid - auch unterdrücken?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Neugierde an sich muss schon sein, allerdings sollte sie sich in gewissen Grenzen bewegen. Ohne Neugierde hätten wir aber bestimmt einen großen Teil unserer Erfindungen nicht entwickeln können. Die Neugierde verlockt einem ja dazu, bestimmte Dinge auszuprobieren und zu testen. Würde man dies nicht tun würden wir uns wohl nicht wirklich vorwärts bewegen was die Entwicklung betrifft. Wir würden auf der Stelle treten. Diese Art von Neugier würde ich als positiv einschätzen. Zu viel Neugierde kann, wie du bereits erwähnt hast, auch natürlich sein. Hier kann man zum Beispiel Waffentests als Beispiel in den Raum werfen. Auch diese Test werden oder worden aus Neugierde durchgeführt. Man wollte sehen inwieweit das Ausmaß und die Folgen einer solchen Waffe aussehen. Hier kann man die Neugierde als Gefahr einstufen.

Ich selber kann ganz gut mit meiner Neugierde umgehen. Allerdings finde ich es doch schon schwer wenn man sich mit jemanden unterhält und der Gesprächspartner Äußerungen wie "Ach nee, das darf ich dir ja gar nicht erzählen" oder ähnliche von sich gibt. Gerade solche Aussagen wecken bei mir und sicherlich auch bei vielen anderen richtig die Neugierde. Hier frage ich sofort nach und bitte auch darum mir es doch zu erzählen. Sagt mein Gegenüber, dass er das nicht will, dann lasse ich es auch. Ich bohre nicht mehr permanent nach, so wie es andere machen. Ich hake es ab und dann hat sich das für mich erledigt. Meistens interessiert es mich dann auch nach ein paar Minuten schon nicht mehr. Aus dem Grunde würde ich sagen, dass ich mit der Neugierde gut umgehen kann. Meist erzählt man mir dann doch noch was denn im Busch war weil man weiß, dass ich kein Typ bin, der so etwas gleich weiter erzählt oder groß anprangert.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Neugierde ist auf jeden Fall normal und liegt in der Natur des Menschen. Ich bin schon neugierig, aber alles hat seine Grenzen. Ich möchte von jemandem einiges wissen, aber ich weiß dann auch wann Schluss ist und derjenige einfach nicht mehr von sich Preis geben möchte. Das akzeptiere ich dann. Ich finde es allerdings ganz schlimm, wenn Menschen bei einem Unfall nur glotzen. Diese Neugierde finde ich abartig und so etwas mache ich auch selbst nicht. Auch durchsuche ich nicht Sachen, um ein Geheimnis heraus zu finden. Denn irgendwo ist auch mal Schluss und man muss die Privatsphäre von Leuten respektieren und auch akzeptieren!

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde es auch schlimm, wenn manche Leute eine einfach grenzenlose Neugier haben. So finde ich es zum Beispiel genau wie du sehr schlimm, wenn manche Leute sich an einen Unfallort stellen und gaffen, weil sie unbedingt wissen wollen, was passiert ist und vor allem auch wem es passiert ist, damit sie es später gleich weitererzählen können.

Ich finde es ganz und gar nicht schlimm, wenn man an einem Unfallort stehen bleibt und hilft! Das kann schon dadurch passieren, dass man den Notruf wählt und die Person einfach psychisch oder durch Erste Hilfe betreut, bis der Krankenwagen kommt. Dabei kann jede Person helfen, weil jede Person erste Hilfe kann.

Des weiteren sollte man sich, wenn man gafft, auch mal überlegen, wie man sich selbst fühlen würde, wenn man in dieser Situation wäre. Würde man wollen, dass alle Menschen einen anstarren oder wäre einem das peinlich?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich bin ein neugieriger Menschen in dem Sinne, dass ich gerne dazu lernen möchte, Neues erleben und ausprobieren möchte. Was andere Menschen betrifft denke ich, es gibt einen Unterschied zwischen gesundem Interesse und Neugierde. Ich frage zum Beispiel gerne nach, was ein Mensch so macht und denkt, wenn ich jemanden neu kennen lerne. Im Gegenzug erzähle ich aber natürlich auch von mir, wenn es das Gegenüber interessiert. Was ich dagegen mehr als langweilig finde ist, wenn manche Menschen alles über Hinz und Kunz wissen müssen und das dann auch überall hin verbreiten. Ob der Onkel der Nachbarin der Schwiegermutter von Klaras bester Freundin mit einer anderen durchgebrannt ist, ist mir wirklich mehr als egal.

Ich mag es auch nicht, wenn man sich lang und breit über schlimme Dinge auslässt, die anderen passiert sind. Am Schlimmsten sind natürlich die Unfall-Gaffer, die mit ihrer Neugierde nicht nur kein Taktgefühl beweisen, sondern tatsächlich Leben in Gefahr bringen. Zumal ich nicht verstehen kann, was daran so toll sein soll, sich Schwerverletzte anzuschauen - ich persönlich mag einen solchen schrecklichen Anblick gar nicht haben, das belastet mich viel zu sehr.

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Sicherlich kann Neugier eine Tugend und auch ein Laster sein. Neugierige Menschen sind meistens wissbegierig - dummerweise oftmals aber eben in jeder Lebenslage. Das begrenzt sich dann nicht einfach darauf, dass sie etwas dazu lernen wollen und ständig Dinge hinterfragen, sondern sie wollen auch so gern möglichst alles wissen. Das kann Freunde und Familie aber schön auf die Nerven gehen.

Ich kenne es schon so, dass es meistens Frauen sind, die neugieriger sind. Ich kenne zumindest keinen Mann, der auch nur annähernd so neugierig ist, wie eine normal neugierige Frau. Viele Männer glauben nicht einmal, dass man generell so ist, sondern fehlinterpretieren so etwas auch oft einfach als Eifersucht. Denen müsste man durchaus mal zeigen, dass man der besten Freundin eigentlich die gleichen Fragen stellt.

Ich denke aber, dass sehr neugierige Menschen es durchaus lernen können, sich etwas zusammen zu nehmen und nicht mehr ganz so neugierig zu sein oder zu wirken. Eine Freundin von mir ist sogar noch neugieriger als ich und das nervt stellenweise sogar mich, wobei ich es bis zu einem gewissen Grad eben nachvollziehen kann.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Stau auf der Autobahn nach einem Unfall nicht dadurch entsteht, dass alle stehen bleiben und Gaffen, es wird die Unfallstelle abgesperrt, so dass alle Spuren sich nun nacheinander durch eine Bahn quetschen müssen, bevor es weiter geht, ist doch logisch. Das da der eine oder andere guckt, ist logisch, aber keiner bleibt stehen und gafft, so dass hinter ihm ein Stau entsteht. Was mich aber nun auch unheimlich nervt, ist tatsächlich dieses Geglotze, wenn einem etwas passiert. Fälle man in der Schule in Ohnmacht, hat man bald vier Kurse um sich gescharrt, legt man sich in der Stadt auf die Schnauze, belieben auch schon die einen oder anderen stehen und das sicherlich nicht, um zu helfen.

Ich kann Menschen die einfach nur gaffen absolut nicht leiden, entweder jemand bleibt stehen um sich zu erkundigen, ob er helfen kann, oder man geht einfach weiter. Ich finde das absolut erbärmlich und für solche Personen auch total erniedrigend, wie kann man nur? Das Verhalten des Publikums bei Todesstrafen ist mir auch unbegreiflich, allerdings kann ich es hier noch ein wenig verstehen. Angenommen hier wird jemand verurteilt, der deine ganze Familie gequält und getötet hat, dann schaust du doch sicherlich auch gerne zu, wie er nun leiden muss oder? Das hat dann mir Neugier nur wenig zu tun.

Ich selbst gehöre eher zu den Menschen, die so wenig wie nur möglich über andere wissen wollen, mit denen sie nicht viel zu tun haben. Wenn jemand den ich nur aus der Schule kenne anfängt mir seine Probleme zu erzählen, habe ich schon keine Lust mehr und versuche mich herauszureden. Sowas geht mich einfach nichts an, ich kenne die Person nicht und ich habe auch keine Lust ihr Ratschläge zu geben, wie sie denn nun mit ihrem Liebeskummer oder ihren Familienproblemen umgehen soll. Das gleiche gilt für meine Nachbarn und alle anderen die ich kaum kenne.

Andererseits interessiere ich mich aber sehr für alle möglichen Dinge, seien es Naturwissenschaften, Sprachen, Geschichte und so weiter und so fort. Meine Neugier ist in der Richtung vielleicht etwas gewagt, weil ich beispielsweise gerne mal Tagebücher von Personen lese, die in Zeiten gelebt haben, die ich nicht miterleben durfte. So habe ich nun bereits drei Tagebücher gelesen, die während des zweiten Weltkriegs geführt wurden, eines davon begann schon zehn Jahre eher. Dabei handelt es sich um private Tagebücher, die ich erfragt habe und keine Sachen, die gedruckt und so jedem zugänglich wären.

Einmal habe ich dabei auch durchaus eine Absage bekommen, was natürlich nicht weiter verwunderlich ist. Nicht alle diese Tagebücher verraten einem viel über die damaligen Lebensverhältnisse und politischen Ereignisse beispielsweise die Meinung der Menschen hierzu, in einigen wird auch einfach nur das Gefühlsleben weit und breit ausgerollt und diskutiert. Meine Neugier richtet sich hierbei allerdings nicht gegen den Menschen, so dass ich das völlig in Ordnung finde und auch sonst würde ich sagen, dass ich kein Mensch bin, der neugierig in das Leben anderer schnüffelt, nein, eher bin ich eine, die sich nicht für die anderen interessiert, selbst wo sie es vielleicht tun sollte.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist doch völlig unsinnig Neugier nur noch als Laster, und auch noch als ein unheilvolles Laster, und überhaupt nicht als Tugend zu sehen. Wobei Tugend sicher auch etwas unglücklich formuliert ist. Fakt ist doch, dass die Neugier die Menschen in ihrer Entwicklung antreibt. Was würde beispielsweise aus den im Eingangsthread erwähnten Babys ohne Neugier? Würde man ohne Neugier überhaupt Unerforschtes erforschen und Neues erfinden? Denn dazu ist Neugier sicher auch erforderlich und einer der Antriebe.

Dass nun unbedingt und ausschließlich die Neugier für Staus etc. verantwortlich ist, das ist doch unbewiesen und wahrscheinlich nicht mal wahr. Mit Sicherheit machen neugierige Gaffer Rettungsarbeiten nicht einfacher. Allerdings sind für die Staus doch eher die Einschränkungen in der Fahrbahnbreite und der Geschwindigkeit verantwortlich. Lediglich, wenn es auf einer getrennten Gegenfahrbahn zu Staus kommt, dann können daran stark abbremsende neugierige Personen eine Schuld daran tragen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also, ich denke auch, das wir Menschen, ohne Neugierde, niemals so weit gekommen wären, wie wir nun sind, denn durch diese Neugierde wurden sicherlich mehr erfunden. Außerdem ist es wohl in die Wiege gelegt worden, mit der Neugierde, denn es fängt ja schon bei der Geburt an, das wir alles erkunden mit den Augen und den Fingern, damit wir ja auch unsere Umwelt wahrnehmen können.

Ich bin auch normal neugierig würde ich sagen, denn ich merke es, wenn man mich z.B. überraschen will, frage ich die Person vorher nicht unendlich aus, damit ich was erfahren, sondern lasse es ganz locker auf mich zukommen. Irgendwann werde ich es ja dann doch erfahren und brauch mich vorher deswegen auch nicht verrückt machen lassen. Ich kenn aber auch Menschen, die wirklich über alles und jeden immer alles haargenau wissen müssen, damit sie zufrieden sind und das finde ich schon echt extrem und auch nervig.

Auch bei Verkehrsunfällen, diese Glotzer finde ich sehr schlimm, denn durch solche Menschen werden auch oft die Helfer behindert in ihrer Arbeit und ich bin der Meinung, daß man solche Glotzer mit hohen Geldstrafen bestraft, denn vielleicht lernen die dann ja mal daraus und unterlassen das. Diese Neugierde ist einfach nur unnütz und anstandslos.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ohne Neugier würde man sich doch nicht weiter entwickeln, daher würde ich eine gesunde Neugier auch nie und nimmer als etwas Negatives bezeichnen. Dafür muss aber der Rahmen stimmen. Bei ungebremster Neugier und wenn man eben auch mal keine Grenzen akzeptieren kann, sehe ich es schon ein wenig anders. Aber an sich ist Neugier doch wichtig und nur mit einer gesunden Neugier kann man doch über sich hinauswachsen. So sind Kleinkinder eben auch äußerst neugierig und gespannt, testen vieles aus und machen somit ihre eigenen Erfahrungen. Ich denke, Neugier kann sich dann auch im Erwachsenenleben äußerst positiv äußern. Ohne Neugier würde man doch stagnieren und wer möchte schon auf einer Stelle stehen bleiben?

Es gibt aber auch unangenehme Neugier. Dort kann ich voll und ganz verstehen, wenn man sich da abstempeln lassen will. Ich halte zum Beispiel nichts von Menschen, die andere stets ausfragen und gewisse Grenzen überspringen. Manchmal geben sie selbst nichts von sich preis und man soll aber zu allem Rede und Antwort stehen. Gerade einige ältere Menschen sind so darauf und wenn man ihnen dann entsprechende Antworten gibt, ist es nicht selten, dass man dann Ratschläge und Ideen erhält, wie man etwas anders oder besser lösen kann. Ungefragt mag ich es nicht so wirklich.

Auch Spanner bei Unfällen beispielsweise, das hat weniger etwas mit einer gesunden Neugierde, sondern eher mit Sensationsgier zu tun. Man hat bei der Beobachtung eines Unfallhergangs oder bei der anschließenden Klärung etwas unglaubliches miterlebt, womit man dann im eigenem Umfeld prahlen und etwas zu erzählen hat. An die Menschen, die bei diesem Unfall beteiligt sind, denkt man nicht wirklich und geholfen wird auch nur von wenigen Menschen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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