Welche Richtlinien haben in Deutschland Bioprodukte?
Bioprodukte sollen besser sein als andere Produkte. Aber bei manchen Bioprodukten habe ich das Gefühl, dass es auf Kosten des Geschmacks geht. Denn Bioprodukte, die sich Bioprodukte nennen sind nicht unbedingt aromatischer und geschmacklich besser als "normale" Produkte.
Ich habe mich schon oft gefragt, welche Richtlinien Biobauer erfüllen müssen um Bioprodukte verkaufen zu dürfen, die auch mit einem Biosiegel versehen sind. Was darf ein Bauer in der Tierpflege nicht benutzen und was muss er von der Anpflanzung bis zur Ernte und bis zum Verkauf beachten? Was macht ein Bioprodukt wirklich aus?
Das Bio-Siegel dient in erster Linie als Orientierung für den Endverbraucher und zeigt an, dass Lebensmittel aus ökologischem Landbau bestimmte Voraussetzungen, die in einer "EG-Öko-Verordnung" festgelegt worden sind, einhalten.
Darunter fällt beispielsweise, dass Lebensmittel nicht radioaktiv bestrahlt werden, damit sie länger haltbar sind, dass keine genetisch veränderten Organismen, künstliche Dünger oder künstliche Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. Tiere werden artgerecht gehalten (oder sollten es zumindest) und sollen auch ökologisch einwandfreies Futter bekommen. Das heißt, dass das Futter vor allem weder Antibiotika, noch irgendwelche Hormonzusätze enthalten darf.
Alle Produkte, die den Beinamen "Bio" enthalten, müssen diesen Anforderungen entsprechen, da der Begriff "Bio" geschützt ist. Aber Bio ist nicht gleich Bio. Das Siegel sagt nur aus, dass die in der oben genannten Verordnung festgehaltenen Mindestanforderungen eingehalten werden. Es gibt noch strengere Richtlinien an Lebensmittel, die von einigen Verbänden an die Produktion gestellt werden. Weitere nützliche Informationen kannst du hier nachlesen.
Die betreffende Verordnung wurde ja genannt. Nur leider ist es so, dass die Hersteller nicht von staatlicher Seite kontrolliert werden, sondern durch private Stellen kontrolliert werden. Diese privaten Stellen werden zwar staatlich kontrolliert, was aber ja im Endeffekt keinen Einfluss mehr auf den Hersteller hat. Oder halt kaum Einfluss. Die privaten Stellen müssen noch dazu von den Herstellern bezahlt werden. Sprich sie zahlen dafür, um halt ein Bio Siegel zu bekommen.
Ich habe vor kurzem mal mit einem Bekannten gesprochen, der mal auf einem Bauernhof gearbeitet hat, der eine Zeit lang das Siegel eines größeren BioSiegels trug. Den Namen möchte ich nicht nennen. Ich kenne den Hof zufällig auch und kenne auch die Produktionsräume dort und wie dort gearbeitet wird. Von staatlicher Seite hat der Produktionsbereich vor allem den Hygienevoraussetzungen nicht genügt. Ich persönlich fand vieles nur eklig, obwohl ich aus dem Bereich bin und schon viel gesehen habe. Nach der Erzählung des Bekannten dachte ich nur so, was nützt mir als Verbraucher ein Bio Siegel, wenn die Hygiene nicht stimmt? Von personeller Ausnutzung etc. mal abgesehen. Ach ja die Verlängerung des Bio Siegels stand auch irgendwann an und das wurde dann auch nicht verlängert. Was ich zwar richtig finde, aber auch denke, dass es ja vorher auch ging. Beziehungsweise was man da dann wohl vorher alles unter dem Siegel Bio gekauft haben könnte.
Es kommt sehr stark darauf an, von welchem Bio-Siegel wir sprechen. Das EG-Öko-Siegel ist wohl das schlechteste von allen. Die Formulierungen der Richtlinien sind sehr schwammig, so steht dort beispielsweise nur, dass die Tiere nach Möglichkeit stress- und schmerzfrei gehalten und geschlachtet werden müssen. Es steht aber nicht genau dabei, wie man sich das vorzustellen hat und ich fürchte, die Kontrollen dafür sind auch recht dürftig. Als Zeichen dient ein stilisiertes Blatt aus den Sternen der EU-Staaten. Die Gesetze und Verordnungen finden sich auf der Seite Oekolandbau.de. Es ist recht viel zu lesen, aber man merkt ziemlich schnell, wie fadenscheinig das alles wirkt.
Dann gibt es noch das staatliche, deutsche Bio-Siegel. Es ist vermutlich das bekannteste - ein sechseckiges Logo mit der Inschrift "Bio". Wie es dort mit den Richtlinien und der Kontrolle der Einhaltung derer aussieht, weiß ich leider nicht, aber als erste Information könnte das hier hilfreich sein: Bio-Siegel Deutschland
Die besten mir bekannten Öko-Siegel sind Bioland, Naturland und Demeter. Die Richtlinien sind relativ detailliert aufgeführt, so dass auch der Verbraucher eine gute Vorstellung davon bekommen kann, wie Tiere gehalten und wie Landwirtschaft betrieben werden darf, welche Mittel eingesetzt werden, welches Futter gegeben wird, und so weiter. Bei diesen Verbänden kann man auch guten Gewissens davon ausgehen, dass die Richtlinien eingehalten und auch kontrolliert werden. Ein Landwirt, der sich für einen dieser Verbände entscheidet wird dies hoffentlich bewusst tun, weil er davon überzeugt ist.
Ich finde außerdem, dass man bei den Preisen einen deutlichen Unterschied zwischen der Einhaltung der Verbandsrichtlinien merkt. Während Aldi munter Lebensmittel mit EG-Bio-Siegel zu Tiefstpreisen verkauft und man Fleisch oder Wurst für deutlich unter 20€ pro Kilo bekommt, sind Tierprodukte von Demeter Bioland deutlich teurer, was in meinen Augen auch völlig gerechtfertigt ist.
Allgemein zu Bioprodukten kann ich schon sagen, dass sie besser schmecken. Ich finde, dass ein biologisch angebauter Blumenkohl oder eine biologisch angebaute Gurke einen wesentlich gehaltvolleren Geschmack hat, als die Gegenstücke aus der konventionellen Landwirtschaft. Auch das Fleisch aus der Bio-Tierhaltung schmeckt viel besser und ist viel zarter.
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