Bestimmte Themen und Verwandte - wie ein dickes Fell zulegen
Ich habe eine liebe Verwandte, die ich sehr mag, die mich aber manches Mal in den Wahnsinn treiben könnte, mit ihrer Angst und den (eigentlich nur gut gemeinten) Warnungen. Beim letzten Mal ging es unter anderem um ein verkehrt interpretiertes Verkehrszeichen - schon blöd - wenn man eingeschränktes und absolutes Halteverbot nicht unterscheiden kann und andere Personen damit nervt, sie sollten ihr Auto lieber woanders hinstellen, sonst würde womöglich das Ordnungsamt oder die Polizei gerufen. Dann gab es Ängste um das eigene Kind, dass ja im Handwerk einen kaufmännischen Beruf erlernt hat und diesen seit einiger Zeit in einem Industriebetrieb ausübt. Wer weiß, wie lange das gut geht. Anzumerken wäre noch, dass das Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien arbeitet - nicht im Bereich Solar oder Photovoltaik.
Wie schon gesagt, mag ich diese Person sehr gern. Wäre das nicht der Fall, dann würde ich wohl auch Treffen mit dieser Person meiden. Nur treibt mich diese Sorge um andere Personen, die oft genug unbegründet ist, wirklich fast in den Wahnsinn. Man kann dieser Person die Ängste auch nicht als relativ unbegründet ausreden und auch sonst nicht sachlich mit ihr darüber reden. Daher habe ich mir überlegt, dass ich mir da ein dickeres Fell zulege. Das ist aber gar nicht so einfach beziehungsweise es fiele mir leichter, wenn ich diese Person nicht mochte. Wie würdet Ihr das mit dem dickeren Fell angehen oder habt Ihr andere Ideen?
Solche Leute wollen sich meistens ein wenig wichtig machen und mit "erfundenen" Problemen erreichen, dass man sich mit ihnen beschäftigt. Man macht sich selbst das Leben einfacher - weil man einfach nicht wirklich helfen kann und sich mit dem Versuch nur aufreibt - in dem man möglichst nicht drauf eingeht. Ich wechsle dann das Thema, was am einfachsten ist, wenn noch Leute dabei sind. Sie macht sich Sorgen um den Arbeitsplatz der Tochter? Erzähl was über erneuerbare Energien, was du mal gehört hast. Sie hat Probleme mit Verkehrsschildern, erzähle was über doofe Autofahrer. Ihr Mann hat Fußpilz? Empfehle ihr neue Onlineapotheken.
Wie reagiert denn deine Verwandte, wenn du etwas von dir erzählst, was dich beschäftigt (egal ob im negativen oder positiven Sinne). Denn ich kenne Menschen, die zusätzlich zu dem von dir beschriebenen auch überhaupt nicht gut zu hören können. Wenn deine Verwandte das aber gut kann, dann würde ich einfach versuchen, das Gespräch mit eigenen Themen ein bisschen zu dominieren. So könntest du ihr weniger Gelegenheiten geben, ständig Sorgen zu äußern. Was ihr Kind angeht würde ich auf ihre Äußerungen mit einer Rückfrage antworten: "Was wäre denn die Alternative?" Sicher will sie für ihr Kind ja auch eine gute Zukunft und dass es Arbeit hat, oder nicht?
Die Verwandten meines Freundes finde ich manchmal auch anstrengend. Beispielsweise gibt es ein bestimmtes Familientreffen, zu dem immer viele Personen kommen, und die wählen alle die gleiche Partei, aber eine andere als ich (weder im einen noch im anderen Fall die NPD, um das klar zustellen). Da ich aber politisch sehr engagiert bin, fällt es mir unheimlich schwer, bei solchen Themen zu schweigen. Ich weiß aber aus Erfahrung, dass ich dort auf verlorenem Posten stehe und es einfach keinen Sinn macht, zu diskutieren. Ich habe mich daher darauf verlegt, es einfach zu ignorieren und mich auf eine lange Schweigephase einzustellen. Das geht aber auch nur, weil es eine große Gruppe ist, bei dir wäre das wohl eine ungünstige Lösung.
Auch ich habe den ein oder anderen Verwandten, der ebenso solche Geschichten erzählt. Manchmal denke ich mir da auch nur, dass die Person sich wichtig machen will. Ich gehe dann aber auch gar nicht mehr in das Gespräch ein. Ich höre es mir eben nur an, vermeide es dann aber zu antworten. So dauern solche Gespräche dann zum Glück nicht allzu lange. Auch ich mag die Person gerne leiden. Daher bringe ich es auch nicht fertig, einfach zu sagen, dass es mich nicht interessiert oder ob wir nicht das Thema wechseln wollen. Ich denke mir dann eben meinen Teil dazu. Auch wenn es dann manchmal anstrengend ist, demjenigen zu zuhören, schaffe ich es doch immer wieder.
Ich bin auch eher ein ängstlicher bzw. vorsichtiger Mensch, aber man kann eben auch übertreiben. Ich denke, dass ich an deiner Stelle von der Verwandten auch schon genervt wäre. Daher würde ich das Thema einfach mal bei nächster Gelegenheit in Ruhe, bei einer Tasse Kaffee ansprechen. Vielleicht weiß deine Verwandte auch selbst, dass sie teils zu ängstlich ist und dabei einfach übertreibt. Es kann ja sein, dass sie es selbst einsieht und in Zukunft anders handelt.
Aber ich denke, dass sie einfach so ist und nun schon so lange so überängstlich ist, dass es schwer für sie wäre, dass noch zu verändern. Wenn ein Gespräch nichts bringt, dann würde ich auch versuchen, mir ein dickeres Fell zu zulegen und ihr weiterhin versuchen, den Wind aus den Segeln zu nehmen und sie zu beruhigen.
Ich würde an deiner Stelle versuchen, die Gespräche einfach umzulenken. Sobald wieder jemand mit den ungeliebten Themen anfängt, einfach das Gespräch auf ein anderes Thema bringen. Mit etwas Übung sollte das an sich klappen. Ansonsten die Personen zur Seite nehmen und mit ihnen darüber sprechen. Vielleicht werden sie ja irgendwie einsichtig.
Ich finde es auch nicht ganz einfach, mit Menschen umzugehen, die sich mit selbstgemachten Ängsten unnötig belasten und auch andere damit konfrontieren. Im Endeffekt zieht diese Person Dich in das Schlamassel ihrer Ängste ja mit rein, und dass das nerven kann, wenn Du diese Ängste und Sorgen nicht teilst, ist nur verständlich. Es gibt aber ein paar Taktiken, mit denen man solchen Menschen beibringen kann, wie sie mit ihren Ängsten umzugehen haben. Es handelt sich hier ja tatsächlich, jedenfalls bei den von Dir geschilderten Fällen, nicht um naheliegende Befürchtungen und Ängste, die von allen anderen ignoriert werden, sondern um rein selbst konstruierte Ängste, die nicht zwingend eine Grundlage haben.
Versuch doch mal, diese Person in einem Moment, in dem sie eine solche Angst äußert, zu fragen, was denn im schlimmsten Fall passieren kann, wenn dieser schlimmste Fall auch tatsächlich eintreten würde. Selbstgemachte Ängste sind oft unbestimmte Ängste vor irgendetwas, dessen Ausgang man nicht sehen kann und wofür man im Falle des Eintretens dann auch keine Lösungsansätze hat. Wenn Du Deine Bekannte dazu bringst, sich über den schlimmstmöglichen Fall, der eintreten könnte, klar zu werden, eröffnest Du ihr damit auch die Sichtweise darauf, was es dann in diesem schlimmstmöglichen Fall wiederum für Handlungsspielräume und Alternativen gibt. So sollte sie lernen, dass es gar nicht so schlimm ist und es auch keine Lösung sein kann, einfach gar nichts zu tun.
Alles richtig machen kann man in seinem Leben nicht und auch gar nichts zu tun, hat Konsequenzen, die schlimm sein können. Auch das sollte Deiner Bekannten klar werden. Solche Dinge wie das falsch verstandene Verkehrszeichen sollten sich durch Aufklärung und Richtigstellung wohl in Wohlgefallen auslösen lassen. Der Fall ihres Kindes, das diese Ausbildung macht, wäre aber regelrecht prädestiniert für die Fragestellung, was im schlimmsten Fall wohl passieren könnte. Wenn Du diese Frage einmal anbringst, wird Deine Bekannte Dir sicherlich sagen, dass ihr Kind dann arbeitslos wäre, und ich denke, dass Du sie dann mit gezielter Fragestellung dazu bringen kannst, zu erkennen, dass doch auch dann weder das Leben ihres Kindes noch ihr eigenes gleichzeitig vorbei ist, sondern es so viele Möglichkeiten gibt, aus einer Situation wie dieser wieder herauszukommen.
Ein dickeres Fell würde ich mir sicherlich in einem solchen Fall nicht zulegen können, weil ich dann gewisse Aussagen ignorieren müsste, und so etwas kann ich nicht wirklich. Außerdem darf man nicht vergessen, dass auch selbstkonstruierte Ängste sehr belastend sein können und es nicht sonderlich schwer ist, hier einen Ansatz zu liefern, mit dem Deine Bekannte weiterarbeiten kann. Wenn Du ihr einmal die Frage nach dem schlimmstmöglichen Fall gestellt hast und sich aus dem daraus folgenden Konstruieren eines Szenarios ergibt, dass doch nicht alles so schlecht ist oder kommen wird, wie sie es befürchtet hat, kannst Du ihr damit an die Hand geben, sich auch in Zukunft bei Ängsten dieser Art genau diese Frage nach dem schlimmstmöglichen Fall zu stellen und sich damit selbst weiterzuhelfen. Das halte ich für deutlich sinnvoller, als direkt zu ignorieren und weg zu hören, denn damit ist niemandem geholfen, außer im besten Falle Dir selbst.
Am einfachsten wäre es, diese Bedenken, die Deine Verwandte hat, zu übergehen. Solche Menschen möchten sich vielleicht nicht wichtig machen, aber versuchen, ihre Ängste auf eine bestimmte Art und Weise zu kompensieren und ihre Mitmenschen eben zu schützen. Manchmal wissen sie auch nicht, dass es besser ist, andere ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen. Die Fürsorge ist einfach zu groß. Wenn selbst Sachlichkeit nichts mehr bringt und sie sich partout nicht überzeugen lassen, dass eben gewisse Dinge anders sind, als sie es meinen, übergehe ich diese Bedenken.
Zu meiner Person muss ich sagen, dass ich gern auch mal zu Vorsicht mahne und in gewissen Situationen mich von einer Meinung nicht abbringen lasse. Manchmal braucht es aber einen sachlichen Hinweis oder eine gegnerische Meinung einer dritten Person, die mich dann doch umstimmen lässt. Bei mir handelt es sich ab und zu mal darum, Recht haben zu wollen und nicht selten ist es aber auch der Fall, dass ich mir einfach Sorgen mache beziehungsweise eben Befürchtungen habe. Dass jemand anderes seine eigenen Erfahrungen machen muss, habe ich mit der Zeit auch selbst festgestellt. Immerhin möchte ich mir auch nichts vorschreiben lassen und manchmal kam es bei mir schon vor, dass ich jemanden mit meiner Befürchtung eben etwas habe vorschreiben wollen.
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