Sollte man Laborkatzen retten?
Hallo liebe Foris, vor einiger Zeit bin ich im Internet auf ein Projekt gestoßen, das sich "Kölner Modell" nennt (von sunnydays-for-animals). Es handelt sich dabei um ein Projekt, bei dem Katzen aus Versuchslaboren geholt werden, um ein neues Zuhause zu finden. (Die Befreiung ist nicht illegal, sondern findet mit Einverständnis der Labore statt.) Ich stelle das aktuelle Projekt mal kurz beispielhaft vor: Es handelt sich um 9 Laborkater (alle um 2005 geboren, kastriert und gesund). Die Bedingung dafür, dass sie gehen dürfen ist, dass alle Kater ein Zuhause finden - gelingt dies bei nur einem nicht, müssen alle bleiben.
Die Kater leben in der Gruppe, sind also sozial und verträglich mit anderen Katzen. Sie sind nicht scheu, kennen aber natürlich nichts außer dem Labor. Sie haben also noch nie eine Wohnung gesehen, einen Kratzbaum oder Sonnenschein. Leider ist es ja so, dass die Katzen nur gehen dürfen, wenn sie alle 9 ein Zuhause oder eine Pflegestelle finden, ansonsten müssen sie alle bleiben, kommen in die nächste Versuchsrunde und sterben dann daran. Soweit ich weiß, sind schon alle bis auf 2 vermittelt.
Mich würde interessieren, was ihr über dieses Projekt denkt? Warum dürfen die Kater wohl nur alle gemeinsam gehen? Und findet ihr es sinnvoll, sie aufzunehmen? Denn wenn es nicht diese Tiere sind, die die nächsten Versuche mitmachen, dann werden es neue sein. Mich würde auch interessieren, ob jemand noch andere solche Projekte kennt. Wir alle leben ja tagtäglich mit und von den "Errungenschaften" von Tierversuchen, obwohl es schon andere gute Methoden gibt. Meint ihr generell, dass man mit solchen Projekten etwas zurückgeben kann? Vor Verhaltensstörungen hätte ich keine Angst, denn Erfahrungen mit Laborkatzen haben aber gezeigt, dass sie im Gegenteil nach einer "Auftauphase" sehr anhänglich, liebevoll und vor allem unendlich dankbar sind. Also: Was denkt ihr?
Ich finde solche Aktionen allgemein sehr gut, da vor allem Tiere aus Laboren ein schweres Leben haben. Da ist es sinnvoll den Katzen auch mal die normale Welt zu zeigen, die sie noch nicht kennen, weil sie im Labor aufgewachsen sind. Wenn man sowieso eine Katze haben möchte, dann würde ich auf solche Angebote zurückkommen.
Sicherlich kann man sich fragen, ob dies überhaupt einen größten Nutzen hat, denn es wird eine weitere Generation an Laborkatzen folgen. Doch diese könnten daraufhin erneut durch solche Aktionen gerettet, so nenne ich es mal, werden.
Die Aktion selber ist bestimmt gut, aber ob es da wirklich was für die Zukunft ist und es großen Nutzen bringt, glaube ich eher nicht, denn es gibt immer wieder Nachschub und somit neue Laborkatzen, die dann auch wieder gerettet werden müssen. Für die geretteten Tiere ist es bestimmt auch nicht immer leicht, in einer plötzlich normalen Welt klar zu kommen und die die es dann schaffen und ein liebevolles Zuhause finden, sind dann wohl die glücklichen Gewinner. Für solche Tiere ist es dann auch ein Erfolg, aber was macht man mit den ganzen anderen Labortieren?
Ich glaube, über dieses Thema wird man sich immer streiten, denn einige werden solche Versuche als abscheulich und unnötig empfinden und für andere sind solche Versuche einfach unabdingbar, damit es in der Gesundheitsforschung voran geht. Ich selber weiß da manchmal auch nicht genau, auf welche Seite ich mich stellen sollte, denn es ist ja auch wichtig, das man in der Forschung weiterkommt, aber muss es denn immer auf den Rücken unschuldiger Tiere ausgeübt werden? Gibt es da nicht eine andere Möglichkeit?
Grade die Tiere, die für die unnützen Kosmetiktests herhalte müssen, sind doch wirklich arm dran, denn auch wenn man so etwas laut Gesetz nicht an Menschen testen darf, wer schützt denn dann die Tiere? Ob es nun sinnvoll ist, die Tiere aus den Laboren zu retten, glaub ich nicht wirklich, denn es wird immer Nachschub geben und dann müsste man diese ja auch retten. Also für mich ist das ein endloser Kreislauf, den man so sicher nicht unterbrechen kann.
Nein, den Kreislauf kann man so sicher nicht unterbrechen, das stimmt wohl. In diesem konkreten Fall ist es meines Wissens nach aber sogar so, dass die Katzen eingeschläfert werden, wenn sie nicht abgenommen werden. Soll heißen: Eine neue Generation Tiere kommt so oder so, man könnte aber den sinnlosen Tod dieser Tiere verhindern. Von daher finde ich das schon sinnvoll.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von alternativen Versuchsmethoden, zu denen es keiner Tiere bedarf. Muss man mal im Internet schauen, zum Beispiel auf der Seite von "Tierärzte gegen Tierversuche". Aber ja, man darf sich keine Illusionen machen, all die Grundimpfungen für Kinder, Paracetamol usw sind durch Tierversuche für den Menschen nutzbar gemacht worden.
Ich persönlich achte inzwischen aber darauf, zum Beispiel keine Kosmetika zu verwenden, für die ein Tier gelitten hat. Und solche zu finden ist gar nicht so einfach, selbst Eistees, zum Beispiel von Nestea, werden durch Tierversuche getestet. Und das finde ich wirklich total übertrieben.
Man sollte sich wirklich überlegen, ob man eine Laborkatze ein neues zu hause gibt. Denn ist das Leben einer Katze, die 6 Jahre lang in einem Labor gelebt hat überhaupt außerhalb des Labors so möglich, dass die Katze ein schönes Leben hat? Das hört sich jetzt vielleicht für manche, extremen Tierschützer dumm an. Aber tut man den Katzen wirklich einen Gefallen? Sie waren nie was anderes gewohnt. Würde man sie nicht überfordern, wenn sie aus dem Labor in ein zu hause kommen, wo sie plötzlich bunte Farben sehen, ein Katzenklo benutzen sollen und wo sie laufen können, wie sie wollen?
Ich persönlich bin da sehr zweigeteilt, was das Befreien der Labortiere angeht. Diese Tiere sind aufgewachsen und hatten nie viel Platz. Sie wären gnadenlos überfordert. Man kann sie auch nicht langsam an die "Freiheit" gewöhnen. Katzen sind Gewohnheitstiere und ich denke nicht, dass man einem Labortiere einen Gefallen damit tut.
Außerdem sollte man ganz genau wissen, was mit den Tieren versucht wurde. Welche Medikamente haben sie bekommen? Was wurde an ihnen getestet? Das alles ist wichtig. Denn das ist ausschlaggebend dafür, dass man die Tiere vielleicht früher verliert als man denkt. Denn wenn die Leber durch irgendwelche Medikamente kaputt gemacht wurde oder die Nieren nicht mehr arbeiten, sollte man sich über hohe Tierarztkosten im Klaren sein.
Ich liebe Tiere und habe einige Tiere schon aus Notfallstationen geholt um ihnen ein schönes zu hause zu bieten. Das Thema Labortiere kam auch in meiner aktiven Zeit als Tierschützerin immer wieder auf und ich selber würde kein Labortier bei mir aufnehmen, auch wenn sich das hart anhört. Man braucht viel Zeit, Geduld, Geld und auch starke Nerven, wenn man einem Tier aus einem Labor ein zu hause geben will.
Warum die Tiere nur alle vermittelt werden sollen ist auch klar. Das Tierschutzgesetz sieht vor, dass man keine gesunden Tiere töten darf und daran müssen sich auch Labore halten. In der heutigen Zeit wird dies auch überprüft. Wenn also nicht alle Tiere vermittelt werden, darf ein Labor keine neuen Tiere der gleichen Sorte anschaffen. Wenn sie die 9 Tiere also zurückhalten, bis alle vermittelt sind, wird der eine oder andere Tierfreund dann auch schnell noch ein zweites Tier nehmen, damit derjenige schnell seine Katze bekommt. So werden die 9 Tiere schneller vermittelt, als wenn man die Tiere nach und nach raus gibt.
Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist solche Tiere aus Laboren zu retten. Zum einen werden dann sowieso weitere Tiere für die Versuchsreihen angeschafft und das ganze fängt wieder von vorne an.
Zum anderen sind Tierversuche, so unschön das Thema auch ist, unabdingbar. Immerhin dürfen neue Kosmetika, Medikamente etc. nicht direkt am Menschen getestet werden aufgrund der rechtlichen Lage und der Ungewissheit was passiert. Und da Tiere rechtlich gesehen nun mal "Dinge" sind, kommen dort auch keine Regressansprüche die einer solchen Forschung den gar aus machen könnten, obwohl sie eigentlich eine Bereicherung für die Menschheit wäre. Du schreibst davon, dass es genug andere Methoden gibt zum testen auf welche Methoden beziehst du dich bitte?
Vielleicht halten mich nun einige für hartherzig, aber das ist nun mal so. Die Tiere werden nur aus falschem Mitleid heraus gerettet, und was passiert in 2 Wochen wenn die neuen Versuchstiere angekommen sind, wollt ihr diese dann auch wieder retten? Das ganze ist ein unendlicher Kreislauf und je mehr Tiere vermeintlich "gerettet" werden, desto mehr Tiere müssen überhaupt erst dieses Martyrium über sich ergehen lassen, sei es nur ein paar Tage oder Wochen.
Deswegen meine Meinung zu dem Thema, einfach ignorieren solche "Rettungen" sind falscher Heldenmut. Tierversuche werden immer existieren und es gibt genug andere Tiere z.B. von Privatpersonen die in schlechterer Haltung leben als Labortiere, um die schert sich seltsamerweise fast niemand. Zu so etwas habe ich noch nie Internetposts und große Demonstrationen gesehen, wenn man mal eine Privatperson mit ihren Haltungsmethoden an den Pranger stellt.
Ich selbst habe mir schon ein Bild gemacht von Labortieren, die in der medizinischen Forschung einer großen Universitätsklinik gehalten werden und ganz ehrlich, davon abgesehen haben diese Tiere haben trotz der Versuche einen gesunden, agilen und normalen Eindruck erweckt. Vom Verhalten her wie meine eigenen Haustiere, nur das sie dort in einer sterilen Umgebung wohnen hat es ihnen an nichts gefehlt.
Ich denke, dass die Katzen deshalb alle auf einmal wegsollen, weil sie dann mehr Platz für neue Kater haben. Dadurch, dass die Vermittler und die Leute in dem Versuchslabor sagen, dass die Kater oder Katzen nicht wegdürfen, bemühen sich die Leute natürlich mehr und adoptieren die Katzen eher.
Mal eine etwas merkwürdige Frage am Rande: hat man euch das so gesagt, dass die Kater sonst sterben werden oder geht ihr davon aus. Ist ja ein Wunder, wenn sie 2005 geboren sind, dass sie dann noch alle leben, oder? Interessieren würde mich an eurer Stelle dann natürlich auch, welche Versuche mit den Tieren bereits gemacht wurden, denn umsonst sind sie sicherlich nicht 6 Jahre lang im Labor und -ich sage es nicht gerne aber - man hält sich Katzen im Labor nicht ohne Grund und wenn es keinen mehr gibt, entledigt man sich der Tiere meistens.
Sicherlich muss man bedenken, wie die Katzen bisher gelebt haben und man sollte als zukünftiger Besitzer auch genau wissen, was man sich dann ins Haus holt. Immerhin kann es für das Tier ganz schön verwirrend sein, wenn es plötzlich in ein Heim kommt und vor allem mit Menschen Kontakt haben soll, die ihm nicht nur Futter bringen und Tests durchführen.
Ich bin davon überzeugt, dass es Katzen geben wird, die darauf sehr dankbar reagieren und sich schnell und gut eingliedern können. Genauso wird es aber solche geben, die damit gar nicht klar kommen werden. Man muss eben wissen, dass beide Möglichkeiten eintreten können. Und wenn man ein Tier im Labor im Käfig sieht, erkennt man auf den ersten Blick einfach nicht, was in dem Tier nun genau vorgeht.
Ich denke schon, dass es eine gute Sache ist. Möglicherweise will sich das Labor ja dann auch keine Katze mehr anschaffen und das wäre dann natürlich ideal. Haben die Katzen im Labor denn wirklich nie Tageslicht gesehen oder verbindest du das auch nur wieder, wenn du an das Wort Labor denkst. Die Labore die ich kenne sind hell und zwar vom Tageslicht. Wäre ja schon wichtig, dass die Tiere einmal in ihrem Leben (seit dem Labor) Tageslicht sehen, denke ich.
Sorae hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist solche Tiere aus Laboren zu retten. Zum einen werden dann sowieso weitere Tiere für die Versuchsreihen angeschafft und das ganze fängt wieder von vorne an.
Vielleicht halten mich nun einige für hartherzig, aber das ist nun mal so. Die Tiere werden nur aus falschem Mitleid heraus gerettet, und was passiert in 2 Wochen wenn die neuen Versuchstiere angekommen sind, wollt ihr diese dann auch wieder retten? Das ganze ist ein unendlicher Kreislauf und je mehr Tiere vermeintlich "gerettet" werden, desto mehr Tiere müssen überhaupt erst dieses Martyrium über sich ergehen lassen, sei es nur ein paar Tage oder Wochen.
Sicher beginnt dann ein neuer Versuchszyklus mit neuen Tieren. Der Unterschied hier ist nur, ob die aktuellen Tiere eingeschläfert werden müssen oder den Rest ihres Lebens noch in einem richtigen Zuhause verbringen dürfen. Ein großer Unterschied find ich. Neue Tiere werden in diesem Fall nicht angeschafft, weil die aktuellen das Labor verlassen, sondern die neuen Tiere kommen auch, wenn die alten bleiben - nur dass diese dann sterben müssen. Ich möchte das nochmal deutlich machen weil es bei dir ein bisschen so klingt, als würden solche Befreiungsaktionen erst dazu führen, dass weiter mit Tieren getestet wird. Und ein solcher Zusammenhang besteht nicht.
Sorae hat geschrieben:Ich selbst habe mir schon ein Bild gemacht von Labortieren, die in der medizinischen Forschung einer großen Universitätsklinik gehalten werden und ganz ehrlich, davon abgesehen haben diese Tiere haben trotz der Versuche einen gesunden, agilen und normalen Eindruck erweckt. Vom Verhalten her wie meine eigenen Haustiere, nur das sie dort in einer sterilen Umgebung wohnen hat es ihnen an nichts gefehlt.
Da würde mich mal interessieren, wie du das möglich gemacht hast, das mal live zu sehen! Die meisten Labore sind richtige Hochsicherheitstrakts, da kommt eigentlich kein Außenstehender rein. Die Labore wollen schließlich keine Peta-Aktivisten mit versteckten Kameras in ihren Räumen haben.
Generell finde ich deine Aussage aber mehr als seltsam, weiter oben hast du die Praxis von Versuchen an Tieren selbst mit dem Wort "Martyrium" beschrieben. Wie passt das denn mit dieser Aussage hier zusammen? ?? Sicher ist der Test eines Flohmittels nicht vergleichbar mit beispielsweise Versuchen am offenen Gehirn oder so. Aber dennoch nimmt man den Tieren etwas. Man macht sie krank (wenn auch "nur" mit Flöhen), man verwehrt ihnen den engen Kontakt zu Menschen, man sperrt sie in absolut reiz armer Umgebung ein. Ich hoffe doch sehr, dass es da einen großen Unterschied zu deinen Tieren gibt, die ja wohl ein schöneres Leben haben.
Der Knackpunkt für mich ist einfach, dass man keinen Menschen zwingen kann, an einem Versuch teilzunehmen. Die Tiere schon. Klar, es sind "nur" Tiere. Aber aus der Perspektive des Tiers gedacht (und auf die kommt es ja wohl an, wenn man beurteilen will, ob das Tier leidet) verletzt man seine Interessen. Tiere fühlen Schmerz, Freude, Angst, Einsamkeit. Sie machen keine Pläne für ihr Leben, aber sie haben ein vitales Interesse an ihrem eigenen, selbstbestimmten Leben. Und das übergeht man einfach. Ich kann dir nur raten, dir mal im Internet weitere Bilder von Labors anzusehen und auch davon, wie die Mitarbeiter dort zu Weilen mit den Tieren umgehen. Nicht überall ist es so "schön" wie in dem Labor, dass du gesehen haben willst. Würde mich wirklich interessieren, welches das war.
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