Sind Tierärzte so abgestumpft?
Als wir (meine Schwester und ich) am vergangenen Montag unseren Vater zum Tierarzt begleitet haben, war ich richtig sauer. Der Kater unserer Eltern musste eingeschläfert werden, aber die Art und Weise, wie das alles ablief, hat mich wahnsinnig erschüttert und auch geärgert. Kaum hatte der Tierarzt ausgesprochen, dass man nichts mehr machen kann (der Kater war sehr krank und 13 Jahre alt), hatte seine Assistentin schon die Spritze aufgezogen, es ging alles so schnell, wie Fließbandarbeit. Ich dachte, ich bin im falschen Film!
Es hat sich zwar niemand darüber lustig gemacht, dass ich geheult habe, aber Mitgefühl war da auch nicht zu spüren. Im Gegenteil, als er sich den Kater ansah und feststellte, was er alles an Krankheiten hat, klang das eher vorwurfsvoll, so nach dem Motto "Wie sieht der denn aus". Klar hätten unsere Eltern öfter mit dem Kater zum Tierarzt gehen müssen, aber trotzdem kann man doch ein wenig Taktgefühl an den Tag legen oder nicht?!
Was denkt Ihr, ist das normal? Muss ein Tierarzt wirklich so sein? Mir ist durchaus bewusst, dass ein Tierarzt nicht jedes Mal heulen und auch keine Zeremonie veranstalten muss, aber trotzdem kann man doch dem Tierbesitzer ein wenig Mitgefühl entgegenbringen, oder?
Ich wäre da als Tierarzt wohl auch etwas an die Sache heran gegangen. Man kann den Besitzern doch immerhin noch mal zehn bis fünfzehn Minuten Zeit geben, sich richtig von dem Tier zu verabschieden und nicht einfach so mal eben die Sache vorüber bringen. Ist echt nicht gerade die tollste Art ein geliebtes Tier zu verlassen. Was haben denn deine Eltern dazu gemeint? Hast du sie schon einmal darauf angesprochen?
Übrigens: Mein herzliches Beileid zum Tode deines Tieres. Ich kenne das und weiß, dass es eine schwere Zeit ist danach.
Ich denke, dass ihr einfach den falschen Tierarzt erwischt habt. Ich gehe eigentlich immer zur selben Tierärztin, wenn meine Vierbeiner etwas haben. Leider, musste ich schon häufiger Meerschweinchen einschläfern lassen. Diese hatte ich dann auch meistens schon mehrere Jahre und hing an jedem einzelnen Tier. Ich konnte mich natürlich auch nicht immer zusammennehmen und habe das ein oder andere mal auch weinen müssen.
Meine Tierärztin macht dann keine blöden Bemerkungen. Oft hat sie mir dann noch einen Stuhl zum hinsetzen angeboten, da es doch teilweise länger dauernd kann, bis so ein Meerschweinchen einschläft. Ich durfte das Tier dann auch die ganze Zeit streicheln und wurde vorab gefragt, ob ich denn bei der Einschläferung dabei sein möchte. Wenn das Tierchen dann eingeschlafen war, wurde ich auch immer gefragt, ob ich es mit nach Hause nehmen möchte. Das habe ich auch immer gemacht. Die Tierärztin oder eine Helferin haben dann einen kleinen Karton gesucht und das Tierchen mit einem Tuch dort hinein gelegt. So, musste das Meerschweinchen dann nicht wieder in die Transportbox. Meistens hat die Tierärztin dann noch gesagt, dass es ihr sehr leid tut und sie gerne anders geholfen hätte, aber das es so das beste war.
Bei eurem Fall klingt es so, als habe die Tierärztin nicht mal gewartet, bis ihr euch mit der Einschläferung einverstanden erklärt habt. Die letzte Entscheidung darüber liegt nämlich immer beim Besitzer des Tieres. Einmal musste auch ein Meerschweinchen von mir, von einer anderen Tierärztin eingeschläfert werden. Aber sie war nicht so mitfühlend und es lief alles eher routiniert ab. Das hat mir gar nicht gefallen und ich würde nur noch zu meiner Tierärztin mit so etwas gehen. Ich kenne es auch nicht, dass Tierärzte so kalt sind und eine Einschläferung ohne wirkliches Mitgefühl durchführen. Allerdings dürfen sich Tierärzte und Tierarzthelfer so etwas nicht so sehr zu Herzen nehmen. Es ist ihr Beruf und sie müssen auch irgendwie mit Tot und Einschläferung umgehen.
Dankeschön! Nun ja, meine Mutter hatte wohl schon damit gerechnet, aber mein Vater und auch ich, wir haben immer noch damit zu kämpfen, man kriegt die Bilder nicht so schnell aus dem Kopf. Klar weiß man, dass es für ein Tier besser ist, wenn es sich nicht mehr quälen muss, aber trotzdem tut es unglaublich weh. Man stellt sich so viele Fragen, ob er es gemerkt hat, ob er Schmerzen hatte und so weiter. Und das Paradoxe daran ist ja, dass man auch noch so viel Geld dafür bezahlen muss!
Er bekam ja erst die Spritze, dass er ein schläft und dann saßen wir noch etwa knappe 10 Minuten mit ihm im Wartezimmer, bis wir wieder in den Behandlungsraum gingen und er die letzte Spritze bekam. Ich habe ihn auch noch getragen. Ich höre jetzt auf, ich fange schon wieder an, zu heulen!
Erstmal tut mir das natürlich Leid für euch, dass euer Kater eingeschläfert werden musste. Ich kann verstehen, dass du geweint hast. Ich persönlich hätte mir wahrscheinlich auch die Augen ausgeheult.
Jacqui_77 hat geschrieben:Kaum hatte der Tierarzt ausgesprochen, dass man nichts mehr machen kann (der Kater war sehr krank und 13 Jahre alt), hatte seine Assistentin schon die Spritze aufgezogen, es ging alles so schnell, wie Fließbandarbeit.
Hat er vorher denn nicht einmal gefragt, ob das Tier überhaupt eingeschläfert werden soll? Denn auch ein Tierarzt darf nicht eigenmächtig ohne Erlaubnis des Besitzers ein Tier einschläfern. Dabei ist es egal, welche, wie viele oder wie schwere Krankheiten das betreffende Tier aufweist. Ich finde das schon wirklich heftig und so eine Situation ist mir auch noch nicht widerfahren, mit keinem Tier. Ich hatte bisher das Gefühl, das es dem Tierarzt immer ein wenig Nahe gegangen ist, wenn er ein Tier einschläfern musste. Und ich finde, so sollte es bei allen Tierärzten sein. Schließlich wird man ja Tierarzt, um Tieren zu helfen und nicht um sie töten zu müssen.
Unser Tierarzt und besonders seine Tierarzthelferinnen sind da wie gesagt nicht so skrupellos. Die Helferinnen machen sich dem Anschein nach immer Sorgen um die Halter, besonders wenn sie nicht dabei waren, wenn ihr Tier gestorben ist und dann den toten Körper zum ersten Mal sehen. Und unser Tierarzt schläfert auch nicht einfach so ein Tier ein, sondern fragt erst die Halter, ob sie dabei sein wollen, ob sie ihr Tier vielleicht auf den Schoß nehmen oder streicheln wollen oder ob sie lieber den Raum verlassen würden. Ich finde das ganz gut, denn so ist es nicht so eine "Fließbandarbeit" wie du so treffend geschrieben hast.
Also als er es ausgesprochen hat, meinte mein Vater, wenn er der Meinung ist, dass man nichts mehr tun kann, dann soll es so sein. Das hatte er vorher auch mit unserer Mutter abgesprochen. Aber ich meine, wie resolut die Assistentin gleich die Spritze aufgezogen hat, das hat mich schon geschockt. Klar hätte er in seinem Zustand auch keine Narkose gut verkraftet. Er hatte wohl sehr faulige Zähne und auch Zahnstein ohne Ende. Aber wie gesagt, ich fand den ganzen Ablauf einfach nur schlimm. Und meine Schwester war der gleichen Meinung.
Ich verstehe nicht, warum du dich über den Tierarzt aufregst, der nur seine Pflicht tut und im nächsten Satz sagst, dass deine Eltern eigentlich öfters hätten zum Tierarzt gehen sollen. Ich frage mich hier, was abgestumpfter ist. Der Tierarzt tut nur seine Pflicht und wenn deine Eltern die Pflicht versäumt haben, öfters zum Tierarzt zu gehen, dann ist es wohl nicht die Schuld des Tierarztes, wenn es dann zu spät ist und das Tier eingeschläfert werden muss.
Tierärzte schläfern öfters Tiere ein und wenn sie das Tier dann kaum kennen, dann kann man auch nicht erwarten, das sie noch sehr mitfühlend sind. Für sie steht das Tier im Vordergrund und nicht die Besitzer. Für sie steht im Vordergrund, dass sich das Tier nicht quälen muss und warum sollte man nicht sofort die Spritze zur Hand haben, wenn der Tierarzt es für richtig hält. Soll er noch eine Trauerrede halten und die anderen Kunden im Wartezimmer sitzen lassen?
@Anky: Wenn das Tier sich nur noch rumquält und keine Heilung in Sicht ist, weil man nichts mehr tun kann ist der Tierarzt verpflichtet das Tier zu erlösen. Denn im Tierschutzgesetz steht drin, dass man keine Tiere quälen darf und der Tierarzt macht dann auch nur seinen Job. Sicher sagt er dem Besitzer, dass nichts mehr zu machen ist und dass er einschläfern würde und ich denke auch nicht, dass er da nichts drüber gesagt hat.
Ich finde das Verhalten des Tierarztes einfach nicht in Ordnung. Natürlich sollte er ein wenig Mitgefühl zeigen und sich natürlich Zeit für seine Patienten nehmen. Ich habe leider so ein Verhalten auch schon bei manchen Tierärzten bemerkt, vor Allem bei Kleintieren nehmen sie sich keine Zeit. Deswegen habe ich die Tierärzte gewechselt und bin jetzt beim richtigen. Der nimmt sich sehr viel Zeit und hatte auch Mitgefühl, als ich meinen Hamster mit Altersschwäche mit gebracht habe. Die sagte gleich, dass sie eigentlich kein Freund von einschläfern ist und deshalb bekam er noch eine Vitamininfusion, die leider nichts brachte. Ansonsten hatte sie sehr viel Mitgefühl und das erwarte ich auch von einem Tierarzt.
Erstmal möchte ich auch sagen, dass mir das sehr leid tut, denn sowas ist sicherlich nie leicht und ich kann es durchaus verstehen, das Gefühl hattet dass ihr "abgespeist" werdet und euch mehr Mitgefühl gewünscht hättet.
Dann frage ich mich aber auch, warum deine Eltern nicht öfter dem Tier zum Arzt gegangen sind und da der Arzt ja anscheinend auch überrascht war klingt das jetzt halt schon komisch. Desweiteren ist es für den Arzt einfach eine gewisse Routine und in bestimmten Berufen musst du einfach abgehärtet sein und darfst auch gar nicht zu viel Gefühl zulassen, ansonsten geht man selber kaputt. Was den Punkt angeht muss ich Diamante vollkommen zustimmen; was soll der Arzt denn großartig machen? Er möchte/muss dieses Tier erlösen und weiß mit Sicherheit, dass das für den Besitzer nicht einfach nicht, er muss doch aber auch an die anderen Termine denken und kann eben nicht einfach auf jeden Besitzer noch persönlich zugehen.
Ich kann wirklich verstehen, dass dich das ärgert, aber du musst einfach auch den Tierarzt verstehen, der eben keinen Bezug zu dem Tier hat und für den das eben der ganz normale tägliche Job ist.
Ich finde, dass man das so und so sehen kann. Natürlich ist es wirklich völlig unangebracht, sich so zu verhalten wie es der Tierarzt getan hat. Auch, dass die Spritze sofort aufgezogen wurde um den Kater einzuschläfern ist mit Sicherheit nicht die schönste Art und Weise, wie man einer Familie beibringt, dass ihr Kater eingeschläfert wird, aber ich kann es irgendwie schon nachvollziehen, obwohl ich mir schon wünschen würde, dass man euch wenigstens ein Paar Minuten in Ruhe gelassen hättet, so, dass ihr Abschied hättet nehmen können.
Ich kann es aber in so weit nachvollziehen, wenn ich mich zum Teil in die Rolle des Tierarztes hineinversetze. Als Tierarzt habe ich jeden Tag mit einer solchen Situation zu tun und am Anfang sicherlich auch ordentlich zu kämpfen. Wenn ich wirklich täglich oder alle zwei Tage mit so einer Situation konfrontiert werde, dann kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass es wirklich so ist, wie du schon sagtest, die Ärzte und auch die HelferInnen sind schlicht und einfach abgestumpft und vielleicht auch gar nicht mehr sensibel genug für ein solches Thema. Natürlich will ich als Arzt so schnell wie möglich so viele Patienten wie möglich durchnehmen, immerhin habe ich in der Regel auch einen vollen Terminkalender. Da kann ich es von Seitens des Tierarztes verstehen, dass er sich nicht ständig "stundenlang" damit aufhalten möchte - Vielleicht auch, weil es ihm selbst sehr unangenehm ist, vor einer trauernden Familie zu stehen. Hiermit will ich natürlich das Verhalten des Tierarztes in keiner Weise in Schutz nehmen, es gehört sich wirklich nicht. Aber es ist für mich zum Teil auch schlicht nachvollziehbar.
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