Virtuelle Klassenzimmer bei Fortbildungen

Ich nehme gerade an einer Fortbildung teil. Diese findet in einem virtuellen Klassenzimmer statt, was hier bedeutet, dass wir alle wir in einem wirklichen Raum auf dem Monitor sitzen, eben mit kleinen Avatar-Bildchen (Fotos) von uns U-förmig um einen Tutor oder Moderator herum.

Wir haben folgende Funktionen je nach Raum: Wir können chatten, also zeichenbegrenzte Textnachrichten absetzen, miteinander sprechen über unsere headsets, Dateien austauschen und sie uns gegenseitig in der Mitte des Monitors vorführen, und melden, Beifall andeuten, Zustimmung und Ablehnung signalisieren und dringenden Fragebedarf per digitalem Handzeichen andeuten.

Das hört sich viel kompliziert an, als es real ist. Man gewöhnt sich binnen Stundenfrist daran, dei anderen auf diese Art und weise zu hören und mit ihnen zu kommunizieren, und die Einarbeitung ins gemeinsame Schaffen macht auch Arbeit.

Allerdings, und das ist ein Punkt, der mich wirklich stört: Es fehlt die Komponente, den anderen wirklich zu sehen: Schaut er mich an, ist er gelangweilt, spielt er mit irgendwas herum, starrt er nur an die Decke, meint er einen Witz komisch? Das kann auch einmal unangenehm werden, wenn ein Teilnehmer einen nicht verstehen will oder "auf Krawall gebürstet" ist. Kennt Ihr diese Art von Unterricht? Wie sind Eure Erfahrungen damit?

Ich würde es immer wieder wählen, weil sich meiner Erfahrung nach schnell die richtigen Leute zusammen tun und dann in ihrem Tempo arbeiten und in ihrer Tiefe Wissen zu zueignen, ohne sich um die teils wesentlich langsameren und ihre Fragen kümmern zu müssen. Dies soll nicht arrogant klingen, aber es ist nun einmal hinderlich, wenn fünf Excel-Profis loslegen möchten und drei Excel-Anfänger erst einmal alles erklärt bekommen müssen. Dies kann man in der virtuellen Lernwelt eben trennen, die drei Anfänger bleiben mit einem Tutor im Hauptraum, die Fortgeschrittenen gehen zu fünft in einen vom Tutor angelegten Nebenraum - und alle können zufriedenstellend arbeiten.

Ich bin ja aktuell dabei mein Abitur nachzuholen und wir arbeiten an sich nur in virtuellen Klassenzimmern. Wir haben eine Lernplattform, auf der wir uns einloggen und so gelangen wir auf eine Seite, auf der wir in einer Liste das jeweilige Fach, das wir aktuell gewählt haben, auswählen können. Dann gelangen wir auf eine forenartige Seite, auf der die Benachrichtigungen des Lehrers und die Abgabetermine der Hausaufgaben stehen.

Über einen anderen Reiter gelangt man zum Schulstoff, den man bearbeiten soll. Dann gibt es noch einen weiteren Reiter, über den man zu einer Auflistung der teilnehmenden Schüler gelangt und dort befindet sich auch die Möglichkeit mit den Lehrern und den anderen Schülern zu chatten oder sich untereinander zu mailen.

Das funktioniert an sich ganz gut, gerade weil der Lehrer so recht gut erreichbar ist und man auch sehr schnell mit den anderen Schülern kommunizieren kann. Es gibt zwar keinen Nebenraum für Fortgeschrittene, sondern jeder muss den gleichen Stoff abarbeiten, aber es ist an sich recht praktisch, weil man sehr schnell an Informationen und Material gelangt. Es finden jedoch noch alle drei Wochen persönliche Unterrichtseinheiten statt, zu denen man fahren kann, aber nicht muss.