Wieviel Wartezeit beim Arzt hinnehmen?

vom 31.08.2011, 11:55 Uhr

Es gibt ja schon Threads, dass man trotz Termin eine Wartezeit beim Arzt hat und dass man auch lange auf einen Termin warten muss. Aber darum geht es hier nicht. Es geht hier darum, wie lange man die Wartezeit im Wartezimmer hinnehmen muss.

Beispiel: Meine Freundin sollte heute Früh um 8 Uhr in die Praxis des Ohrenarztes kommen. Sie hat gestern Abend Ohrenschmerzen bekommen und heute Früh um halb 8 dort angerufen. Die Sprechstundenhilfe meinte, dass sie sofort kommen sollte und dann wird sie dazwischen geschoben. Sie sollte nur mit etwas Wartezeit rechnen.

Eben rief mich meine Freundin über Handy an und meinte, dass sie sich mal Luft machen muss. Es ist nun fast 13 Uhr und die Sprechstundenhilfen und der Arzt haben sich eben eine Pizza kommen lassen und machen Pause. Ihr wurde wohl netterweise eine Tasse Kaffee angeboten. Sie wird aber erst nach der Esspause drangenommen werden, was dann ca 14 Uhr sein wird. Sie sitzt mit 3 Personen im Wartezimmer. Die anderen sind aber erst so gegen 12 Uhr in der Praxis angekommen.

Muss man eine so lange Wartezeit hinnehmen, auch wenn man nur "dazwischengeschoben" werden sollte? Meine Freundin hat Ohrenschmerzen und war froh, dass sie sofort in die Praxis kommen sollte und hatte gehofft auch schnell wieder zu hause zu sein. Mittlerweile sitzt sie seit 5 Stunden dort und es werden wohl mindestens noch 1 1/2 Stunden werden.

Würdet ihr etwas sagen? Meine Freundin ist ein sehr ruhiger Mensch und hat es in der Praxis hingenommen, ohne etwas zu sagen. Konnte der Arzt nicht wenigstens einen Schmerzpatienten dazwischenschieben? Wie findet ihr es, dass die Besatzung der Praxis erst mal Pizza isst, obwohl noch Leute im Wartezimmer sitzen, die mittlerweile auch hunger haben. Kann man das den Patienten zumuten? Sollte man sich bei der kassenärztlichen Vereinigung beschweren oder bei der Krankenkasse? Bringt es was?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Grundsätzlich muss man diese Wartezeiten hinnehmen solang kein akut lebensbedrohlicher Notfall vorliegt. Deswegen wird es auch nichts bringen sich bei der kassenärztlichen Vereinigung oder der Krankenkasse zu beschweren. Deine Freundin hat die ganze Zeit die Möglichkeit, sich woanders einen Termin geben zu lassen bei einem anderen Ohrenarzt und kann dann auch aufstehen und gehen wenn ihr die Wartezeiten nicht passen und in der Hoffnung woanders eher dran zu kommen. Diese Wartezeiten finde ich im übrigen auch normal, wenn man mit solchen Beschwerden in eine Klinik geht, wartet man auch mehr als 5 Stunden bis man dran kommt.

Natürlich könnte der Arzt einen solchen Patienten dazwischen schieben, wenn denn die Zeit vorhanden ist. Aber so wie ich es kenne, wird das ein Arzt nur machen wenn ein Patient schneller als erwartet fertig wird oder einer nicht zu seinem Termin kommt. Denn anderes würde sich alles nach hinten raus verschieben und so mehr Patienten unzufrieden sein, so ist es nur deine Freundin.

Und das es mit der Behandlung so lange dauert, liegt ja auch nicht an den Arzthelferinnen, warum sollte man diesen dann verbieten ihre Mittagspause zu machen und Pizza zu essen? Ich würde mir das auch nicht verbieten lassen und immerhin wurde deine Freundin ja gefragt ob sie einen Kaffee haben möchte, das alleine finde ich schon eine nette Geste die keinesfalls dem Standard entspricht. Ansonsten wenn es ihr doch zu lange dauert, könnte sie die Zeit in der die Belegschaft Mittagspause macht ebenfalls nutzen etwas essen zu gehen da es ja absehbar ist, dass in der Zeit keine Behandlung durchgeführt wird. Du bist als Patient nicht verpflichtet die Wartezeit komplett im Wartezimmer zu verbringen, sondern kannst dich auch mal selbstständig machen. Allerdings hast du dann Pech gehabt, wenn der Arzt für dich in den Moment Zeit gehabt hätte und du nicht da bist und das warten geht von vorne wieder los.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Naja, sie hat wohl gefragt, ob sie auch gehen könnte und wiederkommen könnte, weil sie sich etwas zu Essen holen wollte. Da wurde ihr gesagt, dass sie dann damit rechnen könnte, dass wieder Leute vor ihr sind. Sie rief mich eben noch mal an und meinte, dass nun auch immer mehr Leute wieder das Wartezimmer betreten. Die Arzthelferinnen nehmen wohl Patienten auf und schicken sie ins Wartezimmer. Die Praxis ist also nicht vollkommen geschlossen. Meine Freundin befürchtet nun noch weiter warten zu müssen.

Als sie mich eben anrief wurde wieder ein Patient ins Sprechzimmer gerufen. Aber ein Patient, der erst lange nach ihr kam und auch keinen Termin hatte, wie er wohl erzählte. Kann man wirklich jemanden zumuten, dass er von morgens 8 Uhr bis nachmittags warten muss? Mittlerweile sind es ja fast 6 Stunden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



5 Stunden Wartezeit beim Doc? Das ist schon mehr als heftig. Normalerweise sagt man mit Termin sind 30 Minuten bis eine Stunde Wartezeit zumutbar. Natürlich kann es sein, dass man mit Termin auch mal länger warten muss, weil Akutpatienten dazwischen kommen. Was ich in deinem Fall sehr kritisch sehe, ist das deine Freundin ja eigentlich als Akutpatient gilt. Da ich davon ausgehe, dass sie geäussert hat, dass sie Schmerzen hat, kann ich diese extrem lange Wartezeit nicht nachvollziehen.

Meine längste Wartezeit waren einmal etwas über 3 Stunden. Ohne Termin beim Unfallchirurg. Meine 5 Stunden in der Kindernotaufnahme zähle ich jetzt einmal nicht dazu. Ich bin eigentlich auch ein sehr ruhiger Mensch und reiße nicht gerne die Klappe auf, aber mit Schmerzen und nach der Wartezeit hätte ich schon was gesagt. Eines würde für mich aber feststehen, dies wäre mein letzer Besuch dort gewesen.

Das es anders geht, habe ich selbst erst vor ein paar Wochen gesehen und auch heute Morgen wieder festgestellt. Vor ein paar Wochen ohne Termin zu einem HNO. 1 Stunde Wartezeit. Heute Morgen ohne Termin mit meinem kleinen Sohn zum Chirurg (kein Akutpatient). Nicht mal 40 Minuten Wartezeit.

» LifeLines » Beiträge: 213 » Talkpoints: 4,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja, LifeLines, sie hat gesagt, dass sie starke Schmerzen hat. Sie ist also im Prinzip ein Notfallpatient. Meine Freundin ist aber ein Mensch, der alles hinnimmt und sich auch nicht aufregt. Am Telefon konnte ich aber merken, dass sie nahe am Weinen war, weil sie Schmerzen hat. Sie hat wohl gegen 12 Uhr die Arzthelferin gefragt, ob sie eine Schmerztablette haben könnte, was abgelehnt wurde, weil der Arzt sich das erst anschauen soll. Meine Freundin meint auch, dass sie das Gefühl hat, Fieber zu haben.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich sehe das etwas anders, bei so einer Geschichte geht mir der Hut hoch und ich muss sagen, so etwas habe ich zum Glück noch nie erlebt. Im Gegenteil, ich habe trotz Termin schon manchmal etwas länger warten müssen, weil zum Beispiel beim Zahnarzt ein Notfallpatient dazwischen geschoben wurde. Das wurde den Wartenden dann mitgeteilt und jeder im Wartezimmer hatte Verständnis dafür, dass jemand, der wirklich schlimme Schmerzen erleidet vor gezogen wird. Im letzten Jahr hatte ich extrem starke Kopf- und Gesichtsschmerzen und weil ich kurz davor eine schlimme Nebenhöhlenentzündung hatte, schickte mich der Notfalldienst (natürlich war es ein Sonntag, an dem die schlimmen Schmerzen nicht mehr zu ertragen waren) für den nächsten Tag zum HNO. Dieser bestellte mich sofort und ich musste gerade mal 10 Minuten warten, bevor ich dran kam, obwohl das Wartezimmer voll war. Ich hätte in meinem Zustand niemals mehrere Stunden Wartezeit durchgehalten und wäre eher gegangen, als mich den halben Tag dort herum zu quälen. Auch wenn es natürlich keine wirkliche Alternative gewesen wäre.

Interessant finde ich auch, dass deine Freundin bereits auf 8 Uhr bestellt wurde, wo die Praxis vermutlich ja gerade erst auf macht. Da wäre es gar kein Problem, sie sofort als Erste dran zu nehmen. Und so lange dauert eine Untersuchung ja auch nicht, als dass sich dann der komplette Praxisablauf extrem nach hinten verschieben würde. Im Normalfall wird in einer guten Praxis sowieso bei den Terminvereinbarungen jeweils ein kleiner Puffer eingebaut. Absolut unverschämt finde ich aber, dass sie dann noch warten musste, bis die Belegschaft Pizza verspeist hat. Ich kann verstehen, dass es nicht so einfach für Ärzte und ihre Mitarbeiter ist, mittags eine Pause zu finden. Dennoch ist es ein Unding, ausgerechnet einen Schmerzpatienten, der schon mehrere Stunden auf Hilfe wartet nochmals zu vertrösten und der Pizza Vorrang zu geben. Da mangelt es meines Erachtens enorm an Menschlichkeit, denn auf die Viertelstunde später wäre es bei der Pause nun auch nicht mehr angekommen. Insgesamt würde ich für mich hier das Fazit ziehen, dass ich diese Praxis - egal ob regulär oder als Notfall - kein zweites Mal mehr aufsuchen würde und auch eine entsprechende Bewertung in diversen Portalen, in denen Arztpraxen von Patienten beurteilt werden zu hinterlassen.

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Was ich an deiner Freundin nicht direkt verstehe, warum ist sie nicht direkt zum Notdienst gegangen, wenn sie ohne ersichtlichen Grund Schmerzen bekommen hat? Fakt ist und bleibt nun einmal, dass sie eine ganz normale HNO Praxis aufgesucht hat. Diese Praxis muss eben die vorbestellten Termine abarbeiten, denn ansonsten warten die bestellten Patienten. Das kann sich aber kein Arzt leisten, denn als Patient kann ich ja auch die Praxis wechseln.

Weiterhin hätte ja deine Freundin die gegebene Situation erkennen können und nach einer Absprache immer noch den Notdienst wählen können. Das muss die Schwester in der Praxis auf Wunsch veranlassen. Nur eben beim Notdienst muss man unter Umständen die 10,- Euro Praxisgebühr entrichten. Will man diese sparen muss eben eben auch länger warten.

Allerdings wenn deine Freundin in Arbeit ist, braucht sie ja eine Krankschreibung unter Umständen oder muss eben dafür einen Urlaubstag opfern. Wenn nämlich die Schmerzen am Abend schon heftig waren, hätte sie ja da schon reagieren können. Es kennt ja erst einmal keiner die Ursachen der Schmerzen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



LifeLines hat geschrieben:Heute Morgen ohne Termin mit meinem kleinen Sohn zum Chirurg (kein Akutpatient). Nicht mal 40 Minuten Wartezeit.


Nach meinen Erfahrungen werden Kinder auch bevorzugt behandelt, da es für Kinder schwieriger ist zu warten und das lange sitzen zu verstehen. Ausserdem werden sie mit der Zeit auch nörgelig und Laut, was dann widerrum die anderen Patienten stören würde.

Wartezeiten beim Arzt da kann ich auch Lieder von singen, trotz Termin hab ich einmal 8 Stunden auf meine Chemotherapie gewartet. Ein anderes mal mit Termin beim Orthopäden auch 5 Stunden gewartet und in Kliniken unangemeldet sogar bis zu 12 Stunden bis ich einen Arzt zu Gesicht bekommen habe.

Diamante, auch wenn es dich und deine Freundin ärgern wird mit der langen Wartezeit solang es nicht lebensbedrohlich ist, ist kein Arzt verpflichtet solche Patienten mit der höchsten Priorität zu versorgen. Ob es moralisch in Ordnung ist jemanden solange sitzen zu lassen ist eine andere Frage und auch spielt es zum Teil mit rein, welchen Kassenstatus man hat. Du schriebst, dass jemand der später gekommen ist und offenbar keinen Termin hatte bevorzugt wurde - das kann mehrere Gründe haben, zum einen wie angesprochen der Kassenstatus oder aber auch benötigt dieser Patient keine größere Untersuchung.

Deiner Freundin hat momentan nur die Wahl entweder weiter warten und die Arzthelferinnen immer wieder drauf hinweisen das es ihr nicht gut geht, was von den Arzthelferinnen auch falsch aufgenommen werden kann und man am Ende noch länger wartet. Oder sich einen anderen HNO Arzt suchen zu dem sie jetzt direkt gehen kann und der sie auch direkt rannimmt. Wenn es sowieso so unerträglich ist, und es zur unzumutbar hält verstehe ich nicht warum sie nicht eher schon etwas gesagt hat oder zu einem anderen Arzt gegangen ist der sie eventuell schon hätte drannehmen können.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Das ist schon heftig. Da hat sie ja einen ordentlich Glücksgriff bei der Arztwahl getroffen. Vorsicht Ironie. Wenn möglich auf jeden Fall einen anderen Arzt suchen. Sowas muss einfach nicht ein. Ich kann auch nicht ganz verstehen wie man schreiben kann das man grundsätzlich solche Wartezeiten hinnehmen muss. Wir schreiben hier schließlich über einen stinknormalen Arzt und keine Notaufnahme. Da könnte man diese Wartezeit vielleicht noch nachvollziehen. Die sind ja fast immer überlastet. Aber 5-6 Stunden bei einem normalen Arzt? Mich würde ja mal interessieren wieviele Patienten in der Zeit dran waren. Ist bei dem Arzt Massenabfertigung Programm oder lässt er sich wirklich soviel Zeit für seine Patienten?

» LifeLines » Beiträge: 213 » Talkpoints: 4,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@karlchen66: Zu welchem Notdienst soll man denn gehen, wenn man abends leichte Ohrenschmerzen bekommt, die morgens schlimmer werden. Der Ohrenarzt hat die Praxis ab halb 8 Uhr geöffnet und sie wohnt nicht in einer Stadt, wo ein Krankenhaus ist. Außerdem gibt es nur diesen einen Ohrenarzt in diesem Ort. Wenn sie außerhalb der Sprechzeiten einen Arzt gebraucht hätte, dann hätte sie zum ohrenärztlichen Notdienst gehen können. Dieser Notdienst wäre dann auch auf dem Band des Ohrenarztes, wo sie jetzt war gesagt worden.

@Sorae: Ich habe ja auch nicht gefragt, ob so Wartezeiten normal sind, sondern ob man diese so einfach hinnehmen muss. Meine Freundin hat starke Schmerzen und ihr wurde nicht mal eine Schmerztablette gegeben. Sie wartet immer noch mit Schmerzen. Sie wollte mich anrufen, wenn sie fertig ist. Gerade Ohrenschmerzen finde ich sehr sehr schlimm und dass man ihr nicht mal eine Tablette gibt, finde ich schon heftig und dass sie nicht mal raus kann um sich was zu essen zu holen auch.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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