Wieviel Wartezeit beim Arzt hinnehmen?
Meiner Freundin geht es relativ gut. Sie ist noch im Krankenhaus und wird wohl am Wochenende wieder nach hause können. Sie hat sehr hohes Fieber gehabt und starke Schmerzen und die Wartezeit, der Stress und alles drum herum hat ihr wohl so zugesetzt, dass ihr Blutdruck im Keller war und sie umgekippt ist. Sie liegt noch an der Infusion, aber sie ist wieder ansprechbar und das Fieber ist gesunken.
Ich muss sagen, dass ich nun umso weniger verstehen kann, dass man einen Menschen, der wegen starker Schmerzen und sichtlich Fieber, was an dem Vormittag heute noch dazu gekommen ist, so lange warten lässt. Ich kann sowas nicht verstehen. Auch wenn die Arzthelferinnen kein Arzt sind. Sie haben aber eine medizinische Ausbildung und müssten das einschätzen können, ob es einem, der vorgibt, ihm geht es schlecht auch wirklich schlecht geht.
Wie viel Wartezeit hinzunehmen ist, ich habe keinen Schimmer. Jedenfalls finde ich es aber sehr merkwürdig, dass Deine Freundin, Diamante, gar nicht zum Vormittag mehr dran gekommen ist. Normalerweise wird doch so ein Fall wenigstens noch in die Mittagspause mit hineingeschoben. Ich habe zwar noch nie mit akuten Schmerzen einen Termin für "zwischendurch" gehabt, und bislang ist noch nichts weiter passiert, so dass ich nichts weiter dazu beitragen kann, aber ich kann und will mir nicht vorstellen, dass man jemand mit Schmerzen da einfach so sitzen lässt und sich erst einmal das Mittagessen schmecken lässt. Meine Ärzte haben dann wohl lieber auf die Pause verzichtet und sich um den Patienten gekümmert.
Mehr als zu sagen, dass man Schmerzen hat und es einem nicht gut geht, kann man nun leider nicht. Vielleicht hätte die Freundin dann einfach gehen sollen und erst einmal den regulären Hausarzt aufsuchen soll. So wie es sich hier lesen lässt, war sie gleich zu einem Facharzt für Hals - Nasen - Ohren gegangen, oder? Vielleicht habe ich die Information diesbezüglich auch überlesen.
Nun ist es ja so, dass man auch durchaus mit Termin bei einem Arzt warten muss. Aber bis auf meinem Gynäkologen habe ich ansonsten nur Ärzte, bei denen das Praxismanagement wunderbar funktioniert und man nicht allzu lang warten muss. Notfälle, so wie ich es mitbekommen habe, werden bevorzugt behandelt, aber da kann ich auch nichts weiter dazu sagen, weil ich so weit zum Glück noch nie gewesen war. Ich hoffe aber, dass es der Freundin bald besser geht und die Leute in der Praxis das nächste Mal jemanden mit Schmerzen ernst nehmen.
Ja, sie ist direkt zum Facharzt gegangen, weil der nur eine Straße weiter von ihrem zu hause war. Sie durfte aber auch nicht zwischendurch nach hause gehen, weil sie sonst noch länger gewartet hätte. Eben weil der Arzt nicht weit weg war, dachte sie wohl, dass es besser ist, wenn sie mit Ohrenschmerzen direkt zum Facharzt geht. Sie hat auch in Kauf genommen, dass sie erstmal ohne Überweisung die 10 Euro zahlen musste, obwohl sie beim Hausarzt schon bezahlt hat.
Ich bin nur froh, dass es ihr nun wieder besser geht und sie den Albtraumtag überstanden hat. Sie wird wohl so schnell nicht wieder ohne Termin zu einem Arzt gehen. Ich denke, dass sie sich dann was anderes überlegen wird.
Die Situation deiner Freundin ist natürlich nicht schön, aber ich denke, dass die Sache ihre Richtigkeit hat, gerade auch weil sie keinen Termin hatte. Dass der Arzt und seine Angestellten erst einmal Pause machen, würde ich nun auch nicht bemängeln. Schließlich sind die Leute auch den ganzen Tag auf den Beinen und es steht ihnen zu, sich zwischendurch auch mal eine kleine Auszeit zu gönnen. Wenn sie jedesmal wegen eines Notfalls auf ihre Mittagspause verzichten würden, könnten sie sich diese praktisch jeden Tag abschminken. Abgesehen davon muss man natürlich auch damit rechnen, dass man nicht bevorzugt behandelt wird, wenn andere Patienten da sind, die vielleicht sogar einen Termin haben. Solange deine Freundin kein medizinischer Notfall ist, und das ist man „nur“ mit Schmerzen nicht, muss sie damit leben, dass sie warten muss. Solange man noch stehen kann, wird man nicht bevorzugt.
Dass es bei deiner Freundin nun zu einer deutlichen Verschlechterung der Situation kam, war vermutlich im Vorfeld nicht zu erkennen. Wenn ein Patient in eine Praxis kommt und über Schmerzen klagt, muss man eigentlich nicht damit rechnen, dass er im nächsten Moment auf dem Boden liegt. Hier handelte es sich scheinbar einfach um einen schlimmen, aber seltenen Sonderfall. Normalerweise würde ich, wenn die Schmerzen wirklich unerträglich sind, oder man selbst deutliche Probleme spürt, eher direkt ins Krankenhaus fahren als in eine normale Praxis.
Ich kenne einen Arzt, bei dem man trotz Termin regelmäßig drei bis sechs Stunden warten muss. Das ist wirklich die Hölle und ich verstehe auch nicht, warum noch so viele Patienten zu ihm gehen. Er ist zwar nett, aber diese massiven Wartezeiten sind eben auch dann an der Tagesordnung, wenn man einen Termin hat. So etwas finde ich unverschämt, während ich längere Wartezeiten ohne Termin gerechtfertigt finde. Ich denke auch, dass man in beiden Fällen nichts dagegen tun kann.
5 Stunden Wartezeit sind schon lang, aber noch akzeptabel. Deine Freundin hatte keinen Termin und ich habe ohne Termin schon von Wartezeiten von 8 Stunden gehört! Da sie wohl so schüchtern ist, hat sie wohl nicht die Dringlichkeit ihrer Beschwerden herüber bringen können, das ist dann natürlich immer schlecht, wenn man sich das nicht traut. Aber Ohrenschmerzen sind nun mal meistens harmlos und auch wenn man "dazwischengeschoben" wird, kann der Arzt ja stattdessen schlecht seine anderen Patienten stundenlang warten lassen, oder? Vielleicht hatten die ja auch starke Ohrenschmerzen, warum hätte man dann deine Freundin bevorzugen sollen?
Ich finde es auch etwas komisch, dass deine Freundin sich darüber aufregt, dass der Arzt eine Pause macht und was isst. Wenn er vom Fleisch fällt oder umkippt, dann kommt sie gar nicht mehr dran und essen muss man nun mal. Außerdem stehen jedem Arbeiter Pausen zu und somit auch dem Arzt. Dass man sie selber jetzt nichts hat kaufen lassen / kurz weggehen lassen, das ist natürlich etwas unglücklich, das kenne ich ehrlich gesagt anders. Aber im Prinzip kann sie wohl kaum was dagegen sagen, wenn der Arzt sich eine Pizza bestellt.
Ich frage mich auch, warum man, wenn es wirklich so schlimm ist, in eine normale Praxis geht und nicht in die Notaufnahme (notfalls per Krankenwagen). Da scheint wohl auch falscher Stolz mitzuspielen, wenn sie es selber für nicht so schlimm hält. Ansonsten gibt es in fast jeder Stadt auch Notdienste. Es gibt auch Notdienste, für die man zahlen muss (ich kenne da nur Pänaid), aber meine Gesundheit wäre mir das wert.
Als sie um 8 Uhr in die Praxis ging, war es so schlimm noch nicht, dass sie dachte, es würde wirklich schlimm werden. Erst im Laufe des Vormittags im Wartezimmer bekam sie Fieber und es ging ihr immer schlechter und sie hat es auch der Arzthelferin an der Anmeldung gesagt. Diese hat aber nicht darauf reagiert und sie musste dennoch so lange warten. Wenn es mir erst mal nicht so schlecht geht, dann gehe ich auch nicht ins Krankenhaus.
Diamante hat geschrieben:Wenn es mir erst mal nicht so schlecht geht, dann gehe ich auch nicht ins Krankenhaus.
Nein, aber wenn es immer schlimmer wird, würde ich zumindest darum bitten, dass mir ein Platz zum Liegen zur Verfügung gestellt wird. Oft gibt es Behandlungszimmer, die nicht so oft benutzt werden, so dass man sich dort mal hinlegen kann, falls es wirklich so schlimm ist. Vielleicht hatte deine Freundin einfach Angst zu sagen, wie schlecht es ihr wirklich geht. Klingt mir fast nach falscher Scheu.
Diamante hat geschrieben:Als sie um 8 Uhr in die Praxis ging, war es so schlimm noch nicht, dass sie dachte, es würde wirklich schlimm werden. Erst im Laufe des Vormittags im Wartezimmer bekam sie Fieber und es ging ihr immer schlechter und sie hat es auch der Arzthelferin an der Anmeldung gesagt. Diese hat aber nicht darauf reagiert und sie musste dennoch so lange warten. Wenn es mir erst mal nicht so schlecht geht, dann gehe ich auch nicht ins Krankenhaus.
Du hast oben selber gesagt, dass sie eine ist, die alles mit sich machen lässt. Und dass sie sich nicht traut auf den Tisch zu hauen und zu sagen, was Sache ist. Wenn man im Wartezimmer sitzt und es einem immer schlechter wird und man nicht mal eine Tablette bekommt, dann sucht man sich doch normalerweise eine Alternative zu diesem Arzt. Wenn es einem nach Stunden immer schlimmer wird, dann ruft man sich dann eben einen Krankenwagen. Aber deine Freundin hat das nicht gemacht, wahrscheinlich weil sie dachte, es sei nicht so schlimm, aber dann kann man doch dem Arzt nicht die Schuld geben, weil deine Freundin so nachlässig gewesen ist.
Diamante hat geschrieben:Ich muss sagen, dass ich nun umso weniger verstehen kann, dass man einen Menschen, der wegen starker Schmerzen und sichtlich Fieber, was an dem Vormittag heute noch dazu gekommen ist, so lange warten lässt. Ich kann sowas nicht verstehen. Auch wenn die Arzthelferinnen kein Arzt sind. Sie haben aber eine medizinische Ausbildung und müssten das einschätzen können, ob es einem, der vorgibt, ihm geht es schlecht auch wirklich schlecht geht.
Wie ich bereits geschrieben hatte, reagiert der eine so und der andere so auf Schmerzen und selbst mit einer medizinischen Ausbildung lässt sich das immer schwer einschätzen gerade mit Schmerzsympthomen. Oftmals spielt da mehr "Bauchgefühl" und Erfahrung rein, als das ganze nüchtern zu sehen.
Es gibt halt auch sehr viele Patienten die alles übertreiben um sich in den Mittelpunkt zu rücken und schneller dran zu kommen, und glaub mir davon hab ich sehr viele in meinen Jahren im Rettungsdienst gesehen. Auch Patienten die meinten morgens um 4 Uhr zum Katheterwechsel gefahren zu werden und auf einmal "unerträgliche Schmerzen" vorgaben aber noch schneller zum Fahrzeug gerannt sind wie ich selbst.
Dass jemand isoliert nur aus Schmerzen umkippt, passiert ebenfalls so selten, dass alleine eine Schmerztablette wohl nicht viel ausgerichtet hätte. Ich denke in dem Falle war es eine Kombination aus dem langen sitzen, keiner Flüssigkeitszufuhr und steigender Temperatur. Aber was mir immer noch nicht so ganz klar ist, selbst mit Ohrenschmerzen suche ich selbst erstmal den Hausarzt auf, da es häufig mit einer beginnenden Erkältung zusammen auftritt - daher dann wohl auch die Temperatur. Dieser hätte ebenfalls etwas gegen die Schmerzen geben oder verschreiben können und notfalls zu einem Facharzt überweisen.
Ich denke, deine Freundin hat aus falscher Bescheidenheit heraus nicht richtig gehandelt. Wenn es ihr im Wartezimmer immer schlechter ging und sie Fieber bekam und der Kreislauf absackte, hätte sie die Sprechstundenhilfe anders ansprechen müssen. Denn ich denke, die Sprechstundenhilfen werden auch oft belogen, nur um schneller dran zu kommen. Aber wenn deine Freundin lauter geworden wäre und um sofortige Hilfe gebeten hätte, wäre die Wartezeit anders verlaufen.
Ich selbst musste trotz Termin bei einem Facharzt auch fünf Stunden warten. Ich habe das dann dem Arzt persönlich gesagt, dass das unzumutbar ist. Ab nächster Sprechstunde betrug meine Wartezeit nur noch 30 Minuten. Es geht auch anders. Auch wenn Ärzte immer noch teils als Herrgötter angesehen werden heißt das nicht, dass sie weder Essen noch Trinken brauchen. Denn es sind Menschen und die haben nun mal die Angewohnheit, Hunger und Durst zu haben, also muss man ihnen die Mittagspause auch zugestehen.
Beim nächsten Mal wird deine Freundin hoffentlich anders in der Sprechstunde reagieren und nicht warten, bis sie umfällt. Nebenbei bemerkt, wenn jemand Probleme mit dem Kreislauf hat, sollte man die Sprechstundenhilfe davon unterrichten. Denn dort sitzen keine Allwissenden. Dass es ihr trotz der Probleme wieder besser geht, ist schön. Die eingezahlten 10 Euro kann sie sich beim Vorzeigen der Quartalsquittung wiedergeben lassen.
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