Schule fällt wegen Todesfall aus - einfach heimgehen

Bei uns ist in der letzten Zeit leider etwas Schreckliches passiert. Letzten Freitag ist ein Schüler unserer Schule verstorben, aber es war kein Autounfall oder Ähnliches, sondern es war etwas noch Schrecklicheres, es war Selbstmord. Der junge war nur 17 Jahre alt, das fand ich persönlich dann schon wirklich sehr schlimm.

Deswegen konnte unsere Tutorin auch nicht unterrichten. Sie stellte uns einfach frei und sagte, dass wir auch in Gruppen darüber reden könnten. Ich persönlich kannte den Jungen aber nicht, so bin ich wie manch anderer einfach nur nach Hause gefahren. Jetzt mache ich mir aber leichte Vorwürfe. Ist man ein schlechter Mensch, wenn man sich nur über den Unterrichtsausfall freut? Oder hättet ihr genau so gehandelt?

Ich finde das sagt über deine menschlichen Qualitäten gar nichts aus. Gerade mit dem Thema Trauer gehen Menschen sehr verschieden um und dieser Fall betrifft dich einfach wenig, weil du die Person nicht kanntest. Ich finde, man sollte da auch keinen Redebedarf erzwingen, das macht einfach keinen Sinn.

Warum solltest du deswegen ein schlechter Mensch sein weil du dich über deinen Vorteil darüber freust? Ich denke ich hätte in meiner Jugendzeit mich auch im ersten Moment über die gewonnene Freizeit gefreut aber hinterher schon ein schlechtes Gewissen, weil ein Selbstmord selbst wenn man die Person nicht kennt trotzdem kein Anlass zur Freude sein sollte.

Allerdings find ich es gut, dass eure Lehrerin angeboten hat in der Gruppe darüber zu sprechen, denn vielleicht kannte jemand aus der Klasse ja den betreffenden Mitschüler und so was ist gerade einfach weg zustecken dann. Vor allem sollte aber einmal darüber gesprochen werden was die Gründe für den Selbstmord gewesen sein, um so etwas konsequent zu machen muss man persönlich schon sehr verzweifelt sein und niemanden gehabt haben, dem man sich anvertrauen konnte und nach einer Lösung suchen. Ich denke ich wäre auch nach Hause gegangen, hätte das Thema aber wohl mit der Familie oder Freunden nochmals aufgegriffen in den kommenden Tagen.

Wenn es erlaubt war, dass man nach hause gehen darf, warum sollte an dann ein schlechtes Gewissen haben? Ich denke, dass jeder anders mit so einem Todesfall umgeht. Ich will nicht Trauer sagen, weil du den Jungen ja nicht kanntest. Ich glaube, dass es mich persönlich schon so geschockt hätte, dass ich nicht nach hause gegangen wäre. Auch wenn ich den Menschen nicht kannte, finde ich es schon erschreckend, wenn ein so junger Mensch sich das Leben nimmt.

Jeder muss selber wissen, was er macht und wenn man sich wie du, dazu entschieden hat, nach hause zu gehen, dann darf keiner einem Vorwürfe machen, wenn es von Seiten der Schule erlaubt war.

Natürlich ist man nicht gleich ein schlechter Schüler, wenn man einfach nach Hause fährt. Ein Selbstmord mit 17 Jahren ist schon schlimm. Jedoch kanntest Du den Jungen wahrscheinlich nicht einmal und was soll man dann schon darüber reden? Ich bin sicher, dass Ihr Euch schon früher in der Schule mal mit dem Thema Selbstmord befasst habt oder Ihr in der Freizeit darüber geredet habt. Nachdenken sollte man dann schon, dass man sich so etwas nie selbst antut. Aber trauern kannst Du ja nicht, da Du den Jungen eh nicht kanntest. Dann lieber nach Hause fahren.

Ob du den Menschen kanntest oder nicht spielt garkeine Rolle. Jeder Mensch geht mit Trauer anders um. Wenn man selbst nicht persönlich betroffen ist, dann ist das doch ok nach Hause zu gehen. Was willst du denn bereden? Ich finde es schlimmer da zu bleiben und bei Sachen mitreden, wo du überhaupt nicht mitreden kannst.

Ich finde auch, dass du kein schlechtes Gewissen zu haben brauchst. Es war doch dein gutes Recht nach Hause zu fahren, nachdem euch die Lehrerin freigestellt hat, ob ihr in der Schule gemeinsam über den Tod des Schülers sprechen wollt oder eben nach Hause gehen wollt.

Du sagst ja, dass du den Schüler nicht kanntest, so war es doch in Ordnung, dass du nach Hause gefahren bist. Du hättest natürlich auch in der Schule bleiben können, um allgemein über das Thema Selbstmord zu sprechen, aber das ist eben nicht Jedermanns Sache.

Dieser Todesfall scheint ja euren Lehrer richtig zu schaffen, aber ein schlechter Mensch bist du nicht, wenn du dich freust frei zu haben. Auf der Welt sterben täglich hunderte, es ist unmöglich den allen nachzutrauern. Vielleicht solltest du das bloß nicht nach außen geben.

Wenn du dir Vorwürfe machst, dann sprich doch mal mit deinem Lehrer darüber. Vielleicht habt ihr ja auch einen Vertrauenslehrer oder einen Verbindungslehrer? Dem kannst du von deinem schlechten Gewissen erzählen und ihm sagen, dass du eigentlich ein schlechtes Gewissen hast, weil du früher gegangen bist. Danach geht es dir bestimmt besser und der Lehrer wird dir ja bestätigen können, dass es erlaubt war zu gehen. Ich finde nicht, dass du dir Vorwürfe machen musst und die Lehrer haben euch ja freigestellt, ob ihr bleiben wollt oder gehen.

Ich denke nicht, dass du deswegen ein schlechterer Mensch bist, weil du eher gegangen bist. Die Tatsache, dass du jetzt ein schlechtes Gewissen hast, die zeigt doch, dass du ein Herz hast und kein schlechter Mensch bist. Und auch wenn der Suizid von jemandem aus der Schüler bestimmt schockiert, auch wenn man denjenigen nicht persönlich gekannt hat, dann heißt das trotzdem nicht, dass man dann seine gesamte Zeit dafür nutzen muss, darüber nachzudenken oder sich mit anderen darüber zu unterhalten. Ich denke schon, dass viele nach so einem Ereignis das Bedürfnis haben, sich mit anderen auszutauschen aber ich selber würde da dann wohl auch nicht großartig drüber reden wollen, gerade wenn man denjenigen nicht gekannt hat.

Dass du nur an deinen Unterrichtsausfall gedacht hast, das kann dir keiner verübeln. Du bist ja in der Oberstufe, wenn ich mich richtig erinnere und da hatte ich persönlich einen extrem anstrengenden Stundenplan mit mehrmals die Woche Unterricht bis 18 Uhr. Da bin ich, wenn etwas ausgefallen ist, auch schleunigst nach Hause, weil das total schlaucht und da kann ich auch verstehen, dass du lieber erst mal nach Hause willst, wenn die Stunden ausfallen (ich wäre dann ehrlich gesagt auch nach Hause gegangen). Gerade wenn dich das Ereignis so aufgewühlt hat, dann fühltest du dich zu Hause vermutlich einfach geborgener und sicherer.

Es sei mal dahin gestellt, ob nun ein Suizid schlimmer ist, als andere Todesursachen. Aber das ist natürlich ein anderes Thema. Und ich denke nicht, dass du dich deswegen schlecht fühlen musst. Sicherlich ist das eine traurige Sache, aber ich finde es ehrlich gesagt schlimmer, wenn man da Trauer vortäuscht. Und mir persönlich würde es auch schwer fallen um jemanden zu trauern, den ich nicht gekannt habe. Man kann den Vorfall bedauern, aber eben nicht um den Menschen als solchen trauern.

Und wenn man euch da anbietet, dass ihr nach Hause fahren könnt, dann musst du erst Recht kein schlechtes Gewissen haben. Ich denke es ist verständlich wenn du da nicht deine Zeit absitzt und eben nach Hause fährst. Die wenigsten Menschen hätten es in so einem Fall wohl anders gemacht.