Schule fällt wegen Todesfall aus - einfach heimgehen

vom 30.08.2011, 14:05 Uhr

Ich denke nicht, dass du deswegen ein schlechter Mensch bist. Natürlich ist es immer schlimm, wenn ein Mensch stirbt, besonders so jung und dann auch noch durch einen Selbstmord. Aber du kanntest ihn ja überhaupt nicht und man kann ja auch nicht um jeden trauern. Wenn man überhaupt keinen Bezug zu jemanden hat, betrifft es einen selber auch gar nicht so sehr. Ich hätte wahrscheinlich auch so gehandelt, wie du. Ich glaube schon, dass ich auch nach Hause gefahren wäre. Denn warum sollte ich mich in einer Gruppe über jemanden unterhalten, den ich gar nichts kannte?

Außerdem geht jeder mit seiner Trauer anders um. Die einen möchten über den Tod und den Gestorbenen reden, die anderen gehen über Wochen nicht mehr vor die Tür und möchten mit niemanden darüber reden. Allerdings glaube ich nicht, dass du getrauert hast, denn du kanntest ihn ja schließlich auch nicht und hattest keinerlei Bezug zu ihm. Wenn an meiner Schule so etwas vorfallen würde, würde ich auch nicht in Trauer fallen. Das heißt aber nicht, dass es mir egal wäre. Ich wäre dann schockiert oder betroffen und hätte Mitgefühl mit der Familie und Freunden, aber ich selber würde nicht trauern. Und so war es wahrscheinlich auch bei dir.

Also ich würde nicht sagen, dass man deswegen ein schlechter Mensch ist. Es liegt wahrscheinlich einfach daran, dass du ihn nicht kanntest.

» Verdion1337 » Beiträge: 763 » Talkpoints: 7,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Erstmal muss ich sagen, dass ich es wirklich gut finde, dass ihr die Möglichkeit bekommen habt, darüber zu sprechen, grade weil es auch um einen Selbstmord ging. Selbstmord finde ich zwar auch nur bedingt schlimmer als andere Todesursachen, allerdings hat es doch irgendwie einen "komischen Beigeschmack" wenn jemand selbst entscheidet, aus dem Leben zu gehen.

Dann denke ich auch, dass du kein schlechter Mensch bist und du auch kein schlechtes Gewissen haben musst. Weswegen genau machst du dir denn Vorwürfe? Du kanntest den Jungen nicht, hattest anscheinend nicht das Bedürfnis darüber zu sprechen und bist eben - wie es angeboten wurde - nach Hause gegangen. Ich glaube ich hätte genauso gehandelt wie du es gemacht hast, beziehungsweise habe ich so auch schon mal gehandelt.

Ich war glaube ich in der 7ten oder 8ten Klasse als ein Schüler aus meiner Parallelklasse ein Junge nach der Schule mit seinem Fahrrad nach Hause fahren wollte und von einem Auto überfahren wurde. Dies wurde uns am nächsten Tag mitgeteilt und die Schule wurde auch früher beendet; man durfte nach Hause gehen oder da bleiben und mit jemandem reden. Ich war durchaus etwas betroffen von diesem Tod, kannte den Jungen aber nur vom Sehen und ging also auch nach Hause. Der Grund warum ich früher daheim war, war sicher kein schöner, aber mir hätte es auch nichts gebracht darüber zu reden; jedenfalls nicht an diesem Tag. Ich habe dann mit meinem Vater kurz darüber gesprochen, aber da ich den Jungen wie gesagt nicht kannte, hatte ich auch gar nicht viel dazu zu sagen.

Benutzeravatar

» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wieso ist denn ein Autounfall weniger schlimm als ein Selbstmord? Ist doch nun wirklich Unsinn! Wenn man tot ist, ist man tot, dass ist schlimm, egal auf welche Art!

Wir hatten an unserer Schule 2009 einen Doppelselbstmord, dabei haben sich zwei doch recht bekannte Jungens aus der Oberstufe eine Brücke heruntergeworfen. Dort prallte man nach meterlangem Fall auf einen steinigen Abhang und fiel in eine Talsperre. Die Leute haben auch allen ernstes weiter in dieser Talsperre gebadet, weil natürlich keiner davon gewusst hatte. Erst als man das Wasser raus lies, fand man die beiden Leichen, die bis dahin vermisst gemeldet worden waren.

Als die beiden Leichen gefunden wurden, hat uns auch keiner frei gegeben. Als eine Schülerin aus der achten Klasse an Krebs starb ebenfalls nicht. Auch nicht als ein Junge 2010 bei einem Motorradunfall ins Koma fiel. Und das finde ich ehrlich gesagt auch in Ordnung so, denn wo kämen wir dahin, wenn sie uns an größeren Schulen und Universitäten jedes Mal frei geben, wenn sich jemand umbringt oder sonst irgendwie stirbt? In Bochum an der Uni war beispielsweise die Selbstmordrate eine Zeit lang sehr hoch.

Ich finde das bringt einfach rein gar nichts, besonders nicht für die Schüler, die besagte Leute gar nicht gekannt haben. Klar kann man jetzt anfangen und stille Schweigeminuten einlegen und sowas, aber was bringt das, wenn nur wenige die Leute kennen? Ich finde es sollte an dem Tag einfach in Ordnung gehen, wenn sich die engsten Bekannten der Person abmelden und der Rest hat zu bleiben, Ende aus. Wenn aber nun die Lehrer selbst so betroffen sind, tja dann hat halt die Klasse frei, sei es wie es sei, aber sinnvoll finde ich das nicht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Was hätte es Dir gebracht, wenn Du Dich in eine Gruppe dazu gesellt hättest und Ihr über den Tod gesprochen hättet? Nicht wirklich viel, oder? Vor allem, wenn Du keinen Bezug zu dem Schüler hattest, der Selbstmord begangen ist. Was ich im Übrigen auch nicht viel schlimmer oder harmloser als ein durch einen Unfall verursachten Tod finde, eher im Gegenteil. Es ist traurig genug, dass der Junge keinen anderen Ausweg gesehen hat, als sich das Leben zu nehmen. Und ich denke, diese Entscheidung wäre schon etwas gewesen, worüber ich mich ausgetauscht hätte, was aber letztendlich auch nichts gebracht hätte. Ich bin allerdings da auch etwas sensibilisiert und mich berühren schon Todesfälle, auch, wenn ich die Leute nicht gekannt habe. Im Schulalter hätte ich mir aber da auch keine anderen Gedanken herum gemacht.

Manchmal braucht es aber auch ein wenig länger, um so etwas zu realisieren, was passiert ist und ich denke aber, man sollte deshalb nun nicht unbedingt den Unterricht ausfallen lassen oder dergleichen. In einem Kindergarten beispielsweise ist auch ein kleines Kind, kein Jahr alt, an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstorben und das war wirklich heftig. Für alle Angestellten und dennoch hat man die KiTa nicht geschlossen. Ein Lehrer an meiner ehemaligen Schule ist verstorben, der Unterricht wurde ganz normal weitergeführt. Da wollte man auch nicht weiter darüber reden oder so etwas, der Tod gehört zum Leben schon dazu und wenn Bedarf besteht, sich damit auseinanderzusetzen, was ich verstehen kann, gibt es sicherlich Möglichkeiten. Auch Gespräche mit einer Schulpsychologen sollte man schon anbieten, aber wahrnehmen - das müsste man dann selbst. Letztendlich denke ich, nein, Du bist kein schlechter Mensch, dass Du einfach nach Hause gegangen bist. Klar hättest Du an einem Gruppengespräch teilnehmen können, aber wenn man nun mal nicht der Typ dafür ist und lieber einiges mit sich selbst ausmacht, dann hätte es nun wirklich nichts gebracht.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Bei der Vorstellung, jemand aus meinem Jahrgang würde sterben, läuft es mir schon eiskalt den Rücken runter. Selbst wenn ich mit dieser Person nichts zu tun hätte, wäre ich wohl schon aus Anstand da geblieben. Du hättest ja keine Trauer vorheucheln müssen, wahrscheinlich warst du sowieso in einer Art Schockzustand. Sonst wirkt das für mich so, als würde man sich einfach über schulfrei freuen, trotz eines Todesfalls. Aber gut, jetzt ist es eben geschehen und du bereust es ja ein wenig.

Wir hatten vorletztes Jahr an meiner Schule übrigens einen ähnlichen Vorfall. Ein Schüler aus zwei Jahrgängen über mir war nach vierjährigem Kampf gegen die Leukämie gestorben. Obwohl ich ihn auch nicht persönlich kannte, fand ich das so schockierend, dass ich erstmal zu weinen anfing. Für den Trauergottesdienst und die anschließende Beerdigung bekam nur der Jahrgang frei, den dieser Junge auch besucht hatte. Deswegen war ich nicht dabei, dafür aber mein damaliger Freund. Von dem hörte ich dann auch, dass ein einziger Schüler tatsächlich nicht erschienen war, sondern sich aus dem Staub gemacht hat. Mit der Begründung, er hätte doch eh nichts mit dem Toten zu tun gehabt und außerdem wollte er die Freizeit lieber zum Lernen nutzen. Das fand ich schon ziemlich respektlos.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich wäre wohl auch nach Hause gegangen und hätte mir zwar schon meine Gedanken gemacht, aber da ich den Jungen nicht kannte, wären diese wohl auch nicht zulange ausgefallen. Es kommt natürlich darauf an, wie du dich freust. Wenn du nun solche Sprüche bringst, dass sich heute mal wieder jemand umbringen könnte, damit die Schule ausfällt, oder so etwas nur einmal denkst, dann fände ich das nicht in Ordnung. Ich denke aber nicht, dass du so etwas tust, aber ich kenne eben Leute, die damit so umgehen würden und das fände ich dann ziemlich schrecklich.

Ich hätte mich auch über den Stundenausfall gefreut, darüber freue ich mich an sich immer, egal aus welchem Grund der Unterricht eben ausfällt. Es ist ja meistens zu mindestens oberflächlich gesehen ein Vorteil für mich und darüber ist man dann eben auch froh. Aber direkte Freude würde ich das nicht nennen.

Wenn ich mit dem Schüler absolut nichts zu tun hatte und es nun kein Gottesdienst oder ähnliches ist, warum sollte ich dann dahin gehen? Wenn derjenige in meiner Stufe gewesen wäre, wo ich alle mehr oder weniger kannte, dann würde ich aber auch zu seiner Beerdigung gehen wollen, aber mit seinen "Kumpels" über eine Person zu sprechen, die ich eben gar nicht kenne, das finde ich schon etwas merkwürdig und dabei würde ich mich auch nicht wohl fühlen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Du kanntest den Jungen nicht. Ich an deiner Stelle wäre wohl auch gegangen. Solange du nicht jubelnd aus dem Gebäude rennst, finde ich das schon okay. Er hätte von dir ja sicher nicht erwartet, dass du geblieben wärst. Und selbst wenn du geblieben wärst, hättest du auch nichts an der Situation ändern können. Davon mal abgesehen, für manche Leute ist es einfacher allein zu trauern und sich nicht in Gruppe darüber zu unterhalten.

Benutzeravatar

» 00Kate » Beiträge: 461 » Talkpoints: 8,54 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich wäre an deiner Stelle auch nach Hause gegangen. Du kanntest den Schüler nicht und von daher hast du auch kein wirkliches Verhältnis zu ihm gehabt. Wenn es ein Klassenkamerad gewesen wäre, sähe die Situation schon deutlich anders aus. Dass deine Lehrerin euch frei gegeben hat, finde ich okay. Einige Lehrer machen sich noch Gedanken um ihre Schüler und ich kann mir vorstellen, dass der Tod die Frau schon ziemlich geschockt hat. Ich finde es gut, dass sie euch angeboten hat über den Tod zu reden, aber warum reden, wenn man mit dem Verstorbenen nichts zu tun hatte? Gekünstelte Trauer kommt auch nicht so gut an.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12588 » Talkpoints: 11,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


So ein Fall ist immer schlimm und auch äußerst tragisch. Mich nimmt so etwas mit auch wenn ich denjenigen nicht unbedingt persönlich kenne. Deine Reaktion empfinde ich nicht als schlimm. Es kommt auf die Person drauf an und wie sie mit solchen Situationen umgeht. Manche brauchen einfach ein wenig Betreuung und es ist gut wenn diese auch angeboten und genutzt wird. Andere wiederum stecken so etwas recht schnell weg.

Benutzeravatar

» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Bei meiner Schule gab es auch vor einigen Jahren einen solchen Fall, in dem sich ein Mädchen umgebracht hat. Damals hat sich das Mädchen umgebracht und die Schule wurde am nächsten Tag nicht geschlossen. Wir hatten also keinen Tag frei. Wir haben damals lediglich eine Schweigeminute für sie eingelegt. Ich war damals auf einer sehr großen Gesamtschule mit über 1000 Schülern. Da ist natürlich klar, dass nicht jeder das Mädchen kannte und von vielen wurde diese Gedenkminute auch nicht unbedingt ernst genommen. Aber damals war man eben noch sehr jung.

Ich finde, dass ein kompletter schulfreier Tag irgendwie zu viel ist. Wenn sie ein Mitschüler selbst das Leben nimmt ist das natürlich irgendwie tragisch. Aber wieso sollte man dann jedem auf der Schule einen Tag frei geben? Ich könnte das verstehen, wenn sich die Person im Schulgebäude ermordet hat. Oder das die Klasse schulfrei bekommt, aber die ganze Schule verstehe ich nicht.

Benutzeravatar

» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^
cron