Eier und Tomaten als Ausdruck politischen Protestes?

vom 29.08.2011, 13:03 Uhr

Angeregt durch das Thema "Essen & Trinken" und die Verwendung "abgelaufener Eier", kam mir die Thematik des "Eierwerfens" in den Sinn. Der Eierwurf ist doch spätestens seit der Attacke auf Helmut Kohl jedem interessierten Demokraten als eine Form des politischen Protestes bekannt. Auch wenn man es nicht goutieren mag, aber Eierwürfe kommen in diesem Genre häufig vor. Köhler, Wulff, Bouffier, Carstensen, Müntefering u. a. können ein Lied davon singen. Wer bei Google in der Bildersuche "Politik, Eierwurf" eingibt, findet genügend Beispiele für diese Realität. Auch bei Protesten von Stahlarbeitern oder in Betrieben, wo es handfest zur Sache geht, musste schon mancher "Sesselpupser" den ein oder anderen Treffer einstecken.

Woanders wirft man mit Schuhen. Seit der irakische Reporter Montasser al-Saidi seine Schuhe auf US-Präsident George W. Bush geschleudert hat, ist auch der Schuh-Wurf en vogue und eine ernsthafte Alternative zum Eierwurf. Das ging so weit, dass der Original Bush-Schuh bereits zehntausendfach verkauft wurde. Spätestens seit der arabischen Revolution ist der Durchbruch endgültig geschafft.

Stellt sich die Frage, ob das Eierwerfen, zumal das mit abgelaufenen, womöglich faulen Eiern, eine akzeptable Form des politischen Protestes sein kann? Wem das zu starker Tobak ist, der mag sich vielleicht mit ebenfalls gerne verwendeten Torten befassen oder mit Tomaten anfreunden. Für Anfänger vielleicht Cherry-Strauchtomaten oder die praktischen Tomatenzwerge in der Dose vom Albrecht Bruder.

Und wer nun gleich empört "Gewalt" aufschreit, der sollte bedenken, ich komme aus dem Rheinland und vom Niederrhein und wir sind hier mit dem Gemüsewurf wohl vertraut. In Langendfeld Berghausen wirft man schon immer Grünkohl, Möhren oder Kartoffeln statt der ollen Kamelle. Und in Krefeld Hüls fliegen dir die Porree-Stangen, oder wie wir sagen "Breetlook", um die Ohren. Übrigens deutlich angenehmer, als der Karneval der besoffenen, jugendlichen Schnapsleichen in Krefeld-Zentrum. Kriegst du da eine Stange mit, ist das persönliches Pech. Alles richterlich entschieden. Und das Tomaten nun nicht gleich zu übelsten Verletzungen führen müssen, zeigt doch die jährliche Tomatina in Spanien, zu der tausende von Menschen extra anreisen.

Stellt sich die Frage, ist z. B. der Tomaten- oder Eierwurf ein legitimes Mittel zivilen Ungehorsams? Ist das ein Mittel des politischen Protestes in Zeiten, in denen Politik immer weniger Politik für das Volk ist?

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin ja der Meinung, man kann seinen politischen Protest auch durchaus anders ausdrücken, als mit Lebensmitteln politische Gegner zu bewerfen. Mal rein aus der Sicht dessen, dass es immer noch genügend hungernde Menschen auf der Welt gibt. Und Worte sagen oft mehr als Taten.

Am letzten Wochenende ist man dann ja auch von den Eiern und Tomaten abgewichen und bedachte die Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke, Sahra Wagenknecht, mit einer Torte. Wohl um den Protest gegen die Politikerin auszudrücken.

Der einzige Effekt der Tortenwurfaktion dürfte wohl eine gut gefüllte Presse gewesen sein. Denn seien wir mal ehrlich, ändert sich durch solche Taten nur irgendwas? Aber selbst kritisierte Personen der Politik sind durch solche Aktionen in voller Munde.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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