Arzttermin: Am Telefon sagen, dass man Privat vers. ist

vom 27.08.2011, 12:35 Uhr

Dieses Thema wurde mal vor einiger Zeit bei einem Radiosender angesprochen. Es meldete sich eine Zuhörerin, die eine Verletzung am Bein hatte und zunächst auch nach der Versicherungsart gefragt wurde. Sie hatte sich dann als Privatpatientin ausgegeben, weil sie mitbekommen hatte, dass sie als gesetzlich Krankenversicherte mit langen Wartezeiten hätte zufrieden geben müssen. Und das in einer Notaufnahme. Schließlich sei sie nicht in einem lebensbedrohlichen Zustand. Der Arzt kam dann auch schnell und als es dann um das Organisatorische ging, war das Pflegeteam natürlich schon sauer, haben sie aber bis zum Ende weiterbehandelt und fanden diese Situation natürlich nicht so prickelnd. Allerdings hatte sie nun auch keine Konsequenzen zu befürchten.

Ich denke auch nicht, dass es so toll ist, wenn man sagt, man sei eben bei einer privaten Krankenversicherung und man ist es dann doch nicht. Dass man unter Umständen dann länger auf Termine warten muss, ist wirklich ein Ding der Unmöglichkeit. Manchmal braucht es eben schneller einen Termin, gerade bei bestimmten fachbezogenen Ärzten und da kann man eben keine acht Monate oder so warten. Würde diese Wartezeit auch Privatpatienten betreffen, sähe ich es auch noch etwas anders. Aber das schien in dem genannten Beispiel nicht der Fall zu sein.

Dass Geiz nun eine Rolle spielt, weil man "nur" gesetzlich versichert ist, ist Blödsinn. Ich würde nur mit sehr hohen Auflagen aufgrund der chronischen Krankheiten privat versichert werden und das ist es mir dann doch nicht Wert. Bislang bin ich mit meiner gesetzlichen Krankenkasse sehr zufrieden und arrangiere mich unter Umständen auch mit Wartezeiten für Arzttermine.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Wenn ich zum Arzt gehe, dann bin ich persönlich einfach überhaupt nicht bereit, da gleich meinen kompletten Tag dafür drauf gehen zu lassen. Deswegen lasse ich persönlich das dann auch direkt heraus hängen, wenn ich denn einen Termin haben möchte, dass ich eben Privatkunde bin. Das funktioniert auch immer recht gut und ich komme auch immer ganz gut an einen Termin, der mir persönlich passt. Wenn ich dann dort ankomme, bin ich auch meistens der Erste, der aufgerufen wird, da muss man dann immer in die verdutzten Gesichter blicken, aber nun gut.

Wie es jetzt aussehen würde, wenn ich persönlich gesetzlich versichert wäre, das weiß ich nicht zu beurteilen. Ich denke kaum, dass sie dich nach Hause schicken würden, aber ich denke schon, dass du dann genau so lange warten müsstest wie normal, wenn nicht sogar noch ein wenig länger. Deswegen bin ich mir persönlich eben nicht so ganz sicher, ob das so eine gute Idee ist. Man muss eben damit auskommen, dass man nun einmal im Nachteil ist. Das finde ich dennoch traurig, aber man kann wohl eher wenig dagegen unternehmen. Meiner Meinung nach erreicht man mit solchen Aktionen überhaupt nichts, außer eben, dass man unter Umständen noch länger warten muss, bis man endlich dran genommen wird beim Arzt.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


pepsi-light hat geschrieben:Die Kassenpatienten sind zu geizig, sich ihre Gesundheit mehr kosten zu lassen[...]

In dem ganzen System ist eine Menge Geld, aber es gibt zu viele Interessengruppen, denen es die Politik besonders leicht macht, sich reichlich an diesem Topf zu bedienen. Wir haben ein System, bei dem sich gut verdienende und damit meist gesündere Patienten, aus dem solidarischen System frei kaufen können. Und wir haben ein Heer von Lobbyisten, die enormen Einfluss auf die Politik ausüben und so versuchen, das gesetzliche System zugunsten eines privaten Systems zu zerschießen. Und wir haben Patienten, die einfach viel zu häufig zum Arzt rennen, ohne dabei gesünder zu werden als andere.

@Diamante - man könnte noch versuchen, glaubhaft am Telefon zu jammern und von akuten und zunehmenden Schmerzen berichten.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich war auch ziemlich lange privat versichert über meinen Vater, aber seit ich aus der Familienversicherung altersbedingt raus bin, bin ich bei der DAK. Ich persönlich habe nun keinen Unterschied festgestellt, bin aber seit Jahren bei denselben Ärzten, so dass ich da auch nicht so viele Erfahrungen habe.

Bei meinen Eltern allerdings sehe ich den Unterschied! Meiner Mutter muss leider sehr häufig zu verschiedenen und neuen Ärzten - oft fragen die aber gar nicht nach der Art der Versicherung - ich habe ihr nun schon eingtrichtert, dass sie immer sagen soll, dass sie privat versichert ist, auch wenn sie nicht gefragt wird. Dass mit der kürzeren Wartezeit kann ich da nur bestätigen - meist bekommt sie noch in der selben Woche einen Termin.

Privatpatienten sind bei den Ärzten halt sehr beliebt, weil sie zum Einen höher abrechnen können, also mehr verdienen und zum Anderen mehr Möglichkeiten bei den Behandlungsmethoden haben, und deshalb: mehr verdienen.

Ich würde dir auch davon abraten am Telefon zu lügen nur um schnell einen Termin zu bekommen. Aber wenn du sehen möchtest, was passiert, würde ich an deiner Stelle einen Arzt nehmen, zu dem du nicht unbedingt nochmal gehen musst / möchtest. Wenn du ein akutes Problem hast, dann fahr lieber in die Notaufnahme oder Notfallpraxis.

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» 00Kate » Beiträge: 461 » Talkpoints: 8,54 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wie gesagt, ich will das gar nicht so machen. Eine Bekannte hat es aber wieder am Freitag erlebt, als sie einen Termin machen musste. Sie ist privat versichert. Sie wurde nicht gefragt, bekam einen Termin in 3 Monaten. Als sie dann sagte, dass sie privat versichert ist, konnte sie einen Termin für heute bekommen. Also musste sie nicht mal eine Woche warten und das finde ich einfach schäbig. Sind denn gesetzlich Versicherte minderwertiger?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich wüsste jetzt auch nicht was die Lüge bringen sollte außer dass man sich unmöglich macht und man sich dort nicht wieder blicken lassen darf. Wenn es sich um einen richtigen Notfall handelt dann kommt man auch dran, auch ohne Termin. Sicherlich gibt es für Privatpatienten bei den meisten Ärzten auch bevorzugte Termine, aber die werden auch extra freigehalten. Natürlich hängt das auch mit den höheren Honoraren zusammen, aber auch die Kontingente der Krankenkasse spielen dabei eine Rolle. Wenn das Budget zum Monats- oder Quartalsende bereits erschöpft ist dann behandelt ein Arzt seine Kassenpatienten quasi umsonst und das kann sicherlich jeder verstehen dass man nicht für lau arbeiten möchte.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also ich muss jetzt Diamante auch einmal in Schutz nehmen. Es geht ganz einfach um die Frage: "Was wäre wenn..." Ich war während der Schwangerschaft beispielsweise über die Versicherung meiner Mutter privat versichert. Ich bekam nicht nur schneller einen Termin sondern wurde auch freundlicher behandelt. Als ich dann selber begann zu arbeiten, hatte ich die normale Kassenversicherung. Ich musste zwar noch nie 8 Monate auf einen Termin warten, Gott sei Dank, allerdings merke ich da schon einen Unterschied bei der Terminvergabe und Behandlung.

Natürlich laut rein hyppokratischem Eid ist hier eigentlich der Wurm drin. Denn geht es beispielsweise um Krankheiten wie Krebs oder Ähnlichem, dieser kann sich ja in dieser langen Wartezeit so weit verschlimmern, dass man keine Heilung mehr erwarten kann. Es gibt noch weitere derartige Beispiele, bei denen es mir bei dieser Gesundheitspolitik der Magen umdreht. Ich finde die Frage von Diamante recht interessant.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Diamante hat geschrieben:Nehmen wir mal an, dass ich unbedingt einen schnellen Termin brauche. Was ist, wenn ich am Telefon sage, dass ich Privatpatient bin und dann mit meiner AOK -Karte hingehe. Können und dürfen die mich dann nach hause schicken? Wie rechtfertigen die Praxen so eine Terminvergabe?

Ich kann schon nachvollziehen, das man bei so einem "Testergebnis" schon zum Überlegen angeregt wird, ob man nicht einfach sagt, man sei Privatpatient, damit man einen früheren Termin bekommt, denn der Unteschied von 8 Monate und am selben Tag für einen Termin finde ich schon sehr extrem und frech, denn das nur auf den Versichertenstatus festzulegen ist doch eher unwürdig. Man kann bei einem Notfall ja auch nicht sagen, das der Kassenpatient erstmal warten muß, weil Privatpatienten vorgehen. Ich würde da auch in überlegen geraten, wenn ich dringend einen Termin benötige und ehrlich gesagt, wäre es mir dann auch egal, was der Arzt von mir hält, wenn sich hinterher rausstellt, das ich "nur" ein Kassenpatient bin.

Meine Partnerin ist selber auch Artzhelferin und kennt diese Problematik nur zu gut. Sie findet so ein Verhalten auch absurd und regt sich oft darüber auf, aber wenn es der Chef verlangt, kann sie auch so nicht grossartig was dagegen tun, denn schließlich zahlt er ihr
Gehalt. Aber es ist einfach ein unfaires Verhalten dem Menschen gegenüber, denn man geht ja auch nicht ohne Grund zum Arzt und wenn man da schon nach Mensch erster und zweiter Klasse unterscheidet, dann läuft irgendwas mächtig falsch.

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» Chrissiger » Beiträge: 1296 » Talkpoints: -2,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo in die Runde, Ich hatte dieses Problem auch mal und konnte es kaum glauben. Auf einen Augenarzttermin sollte ich über ein halbes Jahr warten und als Privatpatientin hätte ich direkt kommen können oder sogar am Samstag. Da ich Privatpatientin bin, was ich aber erst später bei dem Telefonat erwähnt habe, wurde mir dann etwas von Zweiklassengesellschaft erzählt und dass sie nichts dafürkönne, da ihr Chef das so möchte. Ich habe mir dann keinen Termin geben lassen und mich bei der Ärztekammer über den Arzt beschwert.

Das hat sehr geholfen. Der Arzt wurde umgehend angeschrieben und verwarnt. Solchen Ärzten kann die Kassenzulassung entzogen werden und dann dürfen sie nur noch Privatpatienten behandeln! Das möchte natürlich keiner, weil sie dann bald ihre Praxis schließen könnten. Ich genieße sicherlich den Luxus, dass ich fast nie lange warten muss und dass bei den Ärzten andere Behandlungen möglich sind, dafür zahle ich ja aber auch mehr als Privatpatient. Aber Termine unterschiedlich anbieten, das geht zu weit finde ich. Also wenn euch so etwas passiert schreibt einen kurzen Brief an die Ärztekammer, das wirkt. Der Augenarzt rief mich sogar an, um sich zu entschuldigen. Er hat dann sogar so ein bisschen der Arzthelferin die Schuld gegeben. Das fand ich charakterlich echt schwach und werde diesen Arzt sicherlich nie aufsuchen und auch nicht weiter empfehlen.

» Kerlinchen » Beiträge: 10 » Talkpoints: 6,48 »


Ich selber bin gelernte Arzthelferin, also kenne ich die Sache mit der Art der Versicherung von beiden Seiten, nämlich einmal aus beruflicher Sicht, wo mein damaliger Chef auch immer darauf bestand, das wir da die Privatpatienten bevorzugt behandelten und da ich ja auch irgendwo Patient sein muß und nicht privat versichert bin, kenn ich es auch aus Sicht eines normalen Patienten. Ich finde diese Sortierung nach der Versicherung echt unwürdig und vollkommen sinnlos. Klar verdient man an einem privat versicherten Patienten mehr, als an einem Kassenpatienten, aber man sollte auch bedenken, das Patienten in der Regel zum Arzt gehen, weil sie Beschwerden haben und da sollte man es nicht unterscheiden, sondern nach Nötigkeit behandeln.

Wenn ich dringend einen eigenen Arzttermin benötige, dann habe ich es immer so gehandhabt, das ich aus der Praxis direkt angerufen habe und dann sozusagen für einen Patienten einen Termin beim Facharzt benötigte. So habe ich dann auch immer recht fix einen Termin erhalten und auf jeden Fall schneller, als wenn ich als Privatperson von zu hause aus angerufen hätte. Ist zwar auch nicht die feine englische Art, aber ich habe ja nicht gelogen, nur verschwiegen, dass ich selber den Termin für mich benötige.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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