Experimente und Versuche mit Tieren zu Forschungszwecken
Ich bin mir nicht sicher, ob das Ganze hier richtig ist, wenn nicht, bitte einfach verschieben.
Also ich wollte mal ein Thema ansprechen, was mich schon länger beschäftigt. Und zwar geht es um Versuche und Experimente mit Tieren, die ich auch selbst schon in meinem Studium durchführen musste.
Am besten ich erzähle mal ein bisschen davon:
Es ging eigentlich fast immer um Ratten. Im ersten Studienjahr haben wir zu Zweit eine Ratte bekommen und mussten sie komplett aufschneiden und alle Organe entnehmen. Am Ende wurde dann noch das Gehirn entnommen. Mich hat dabei sehr verärgert, dass so viele Ratten geopfert wurden und dann am Ende einfach in einem schwarzen Müllsack verschwunden sind. Ich meine es ist ja schön und gut, wenn man uns die Anatomie der Ratte näher bringen möchte aber müssen denn dann gleich für 250 Studenten im Studienjahr 125 Ratten geopfert werden? Ich habe das damals für absolut überzogen und sinnlos gehalten.
Danach sollten wir uns gebrütete Hühnereier in verschiedenen Stadien angucken und dazu wurden die Eier immer kaputt gemacht und der Embryo wurde uns gezeigt und im letzten Stadium war es eben schon fast ein komplettes Küken. Auch eine ziemlich sinnfreie Aktion meiner Meinung nach, da wir ja eh alle nicht Tiermediziner werden wollten.
Die nächsten Experimente kamen im Fach Physiologie, wo wir als erstes die Ratten narkotisiert haben und richtig intubiert und an eine Beatmungsmaschine angeschlossen haben. Eben genau wie bei einer Operation am Menschen. Dann haben wir bei einer Ratte einen Nerv an der Vorderpfote frei präpariert und immer schwerere Gewichte an die Hand gehängt, um dann zu gucken, welche Reizstärke für welches Gewicht nötig ist und bis wie viel Gewicht die Ratte maximal schafft. Bei einer anderen Ratte haben wir das Herz freigelegt und zuerst Adrenalin drüber getropft, um zu sehen, wie das Herz dann massiv schneller geschlagen und und danach haben wir einen Stoff drüber getropft, der das Herz hat ganz langsam schlagen lassen. Auch diese Ratten wurden nach den Experimenten getötet und entsorgt. Aber es wurden immer nur noch 2 Ratten für 25 Leute geopfert und ich fand die Experimente auch irgendwie sehr interessant und lehrreich. Ob die Ratten nun dafür geopfert werden mussten ist eine andere Sache, obwohl so was in einem Computerprogramm sicher nicht so herübergekommen wäre.
Ich muss sagen, dass ich es im Rahmen der Ausbildung als gerade noch so okay ansehe, obwohl man sich da wirklich Gedanken machen sollte, das Ganze effizienter zu gestalten, damit weniger Ratten oder auch andere Tiere getötet werden müssen. Auch im Rahmen der Medikamentenforschung sind Tierversuche sehr wichtig wie ich finde, denn ich würde nicht gerne ein Medikament nehmen, was zuvor an keinem Lebewesen getestet wurde.
Anders sehe ich das dann schon wieder in der Kosmetikbranche, denn ob es wirklich nötig ist, Hunden Shampoo in die Augen zu schmieren oder Kaninchen mit Lippenstift zu malträtieren weiß ich nicht so ganz.
Wie steht ihr denn der ganzen Sache gegenüber? Verurteilt ihr mich, weil ich mit Schuld bin am Tod einiger Ratten? Oder befürwortet ihr das Ganze, weil es der Ausbildung bzw. Forschung dient? Habt ihr vielleicht schon ähnliche Erfahrungen gesammelt?
Ich finde das einfach nur furchtbar, was diese Tiere durch machen müssen. Leider gibt es keinen anderen Weg , als mit Tieren versuche vor zunehmen. Man darf hierbei nicht vergessen, dass überwiegend Medikamente bei den Tieren getestet werden, die uns eventuell das Leben retten können.
Für diese Tests ist es unmöglich Menschen für die Versuche zu nehmen. Es ist schade um die Tiere, aber leider dringend notwendig. Ich selbst habe zu meiner Ausbildungszeit in der Uniklinik Lübeck viele Versuchstiere gesehen. Die hatten teilweise lange Nadeln im Kopf oder lagen in irgend einer Ecke des Käfigs herum. Jedes dieser Tiere tat mir leid, aber da kann man leider nichts gegen machen.
Ich denke, dass Leute wie du ja im Prinzip überhaupt erst nötig sind, um solche Experimente zu machen, um neue Medikamente zu entwickeln, zu testen, um sie 'sicher' zu machen für den Menschen. Davon profitiert jeder und deshalb finde ich nicht, dass man dich oder deine Kommolitonen dafür verurteilen sollte. Sowas ist nötig, so traurig es auch ist. Und traurig ist es, keine Frage, ich liebe Tiere sehr und bin schon leicht erschüttert, wenn ich sehe, dass Leute Fliegen oder Bienen oder sonstwas einfach total schlagen und in den Mülleimer werfen. Ich hab da irgendwie offenbar ein anderes Verhältnis zu Tieren und könnte sowas nicht.
ICH eben. Aber ich bin auch froh, dass es Leute gibt, die sowas können.
Was mir gerade noch einfällt, wir haben auch Experimente mit Meerschweinchen gemacht. Und zwar haben wir ihren Grundumsatz bestimmt, dafür mussten wir sie in ein Kalorimeter setzen, das sah aus wie eine Käseglocke und dort mussten sie dann sitzen bleiben und wir haben unsere Werte ermittelt. Und dann haben wir noch Lokomotionsbewegungen getestet bei den Meerschweinen, indem wir sie auf ein Kippbrett gesetzt haben und das dann in verschiedene Richtungen gekippt haben, um zu sehen, welche Muskeln sie anspannen und wie sie ihren Kopf zum Ausgleich Bewegen.
Naja, unser Kursleiter meinte damals, den Tierchen passiert ja nichts, was ja im Endeffekt auch gestimmt hat aber sie hatten garantiert trotzdem Angst und haben sich alles andere als wohl gefühlt. Ist halt eine andere Art von Versuchen, ohne tödlichen Ausgang aber trotzdem irgendwie böse. Dafür wurden die Schweinchen dann aber in der Pause von uns geknuddelt und gefüttert.
Hihi die Versuche mit den Meerschweinchen klingen aber sehr süss. Sind die denn so ohne weiteres auch still sitzen geblieben oder wollten die nicht weg flitzen? :'D Find ich jedenfalls auch mal eine 'schöne' Geschichte zum Thema Tierversuche, weil es eben wirklich zeigt, dass es nicht immer einen tödlichen Ausgang geben muss.
Natürlich sind Tierversuche eine heikle Sache. Aber Du machst so etwas ja auch nicht freiwillig, sondern es ist ein Teil Deiner Ausbildung. Die Tiere können einem leid tun, mir tun sie auch leid. Aber andererseits gibt es keine Möglichkeiten, Medikamente so zu entwickeln, dass sie auch für den Menschen verträglich sind. Daher finde ich es auch nicht richtig, wenn man Dich verurteilen sollte.
Anders sieht es im Bereich der Kosmetika aus. Da finde ich, gibt es sicherlich auch andere Methoden, um diese zu testen. Oder bin ich da selbst nun zu engstirnig?
Medikamente sind für viele Überlebenswichtig und alle profitieren von neuen Impfstoffen etc. Aber es muss keiner Kosmetika benutzen. Also könnte man da wirklich abwägen. Andererseits nutzen wir alle zumindest Duschgel und Haarshampoo, was auch wieder getestet werden muss.
Und ja, die Meerschweine sind still sitzen geblieben, wenn sie nicht von den Studenten "benutzt" wurden haben sie die ganze Zeit gefressen und sind dick und faul geworden. Sie saßen dann still da und haben nur große Augen gemacht. Oder sie kannten eben schon die Prozedur und waren kleine Meerschweinprofis.
Ich glaube, was steph meinte, war ja eher die Frage, ob man denn bei Kosmetika überhaupt grundsätzlich die Möglichkeit hat, komplett auf Versuche mit Tieren zu verzichten? Also ich meine, es gibt nämlich einen Hersteller, der damit wirbt. Warum ist es den anderen Herstellern also nicht möglich, theoretisch?
Ah ja, dann waren die Schweinchen ja gut versorgt.
Was soll man groß sagen - ums kurz zu machen: Solang man nicht auf menschliche Versuchskaninchen zurückgreift oder andere Varianten wie die Simulation am Computer müssen Tierversuche eben sein wo sie notwendig sind und es anders nicht geht. Da muss man meiner Meinung nach auch gar kein schlechtes Gewissen haben.
Organismen am PC nachzuspielen ist teilweise noch unmöglich, soviele Leichen die man sezieren könnte gibt es gar nicht und Versuche am Menschen hält man ethsich ja für noch bedenklicher als an Tieren, falls da mal Spätfolgen oder das Ableben eintreten sollten.
Dass da Tiere massenhaft in den Müll geworfen werden ist zwar auch nicht schön, aber beim sezieren werden ja auch Schnitte und Techniken geübt und vermittelt - oder sehe ich das falsch? Ich kenne es so, dass da das Ergebnis auch bewertet wird. Und bevor man einen Medizinstudenten am Patienten pfuschen lässt weil er es nicht kann, dann lieber an Tieren, da hält sich der Schaden, wenn man den Menschen als "wertvolleres" Lebewesen einstuft, eher in Grenzen.
Nein an den Tierversuchen wurde nichts in der Hinsicht bewertet, wie wir es gemacht haben nur das Wissen, was wir uns dadurch angeeignet haben wurde hinterher kontrolliert. Und das mit den menschlichen Leichen ist ja noch mal eine ganz andere Geschichte, die haben wir im Präparierkurs im Rahmen der Anatomieausbildung "aufgeschnitten".
Aber dort ging es eher darum, die einzelnen Schichten und Strukturen ordentlich freizulegen und sich am menschlichen Körper zu orientieren und nicht darum, irgendwelche Schnittführungen und OP-Techniken zu erlernen. Erstens haben Leichen ja eine ganz andere Konsistenz, als lebende Menschen, zweitens würde man damit wichtige Strukturen wie Nerven und Gefäße zerstören, die man hinterher in der Prüfung ja noch finden und benennen muss und drittens ändern sich viele OP-Techniken sehr oft und was wir dann lernen, ist nach Abschluss des Studiums schon wieder nichts mehr wert.
Sowas lernt man dann wirklich erst im OP durch sehr häufiges exzessives Zugucken und dann selbst Hand anlegen unter Aufsicht der erfahrenen Ärzte. Aber im Präparierkurs hat man zwei entscheidene Argumente: Erstens sind alle Personen eines natürlichen Todes gestorben, während die Tiere für die Versuche getötet wurden und zweitens haben alle Leichen zu Lebzeiten dafür unterschrieben, dass sie sich der medizinischen Forschung zur Verfügung stellen wollen, was die Tiere ja nicht können
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