Meine Oma freut sich aufs Sterben
Ab und zu wenn ich bei meiner Oma bin, kommt immer der Kommentar, das sie hofft in einigen Jahren nicht mehr zu leben. Und das sie des Lebens eigentlich auch nicht mehr wirklich froh ist. Für mich ist das immer eine schwierige Situation, weil ich einfach nicht weiß was ich sagen soll, oder wie ich die Information verarbeiten soll. Letztens sagte sie sogar ganz offen, das sie sich schon auf den Tod freut.
Ich kann sie da auch ein wenig verstehen, ihr Mann ist an einer einfachen Blinddarm Operation gestorben, und ihr Bruder in Jungen Jahren als Bergmann. Aber ich finde das man sich auch deshalb nicht unbedingt auf den Tod freuen sollte.
Was haltet ihr davon? Und vor allem, wie würdet ihr euch verhalten, wenn ihr so was hören würdet?
So etwas ist wohl eine Eigenschaft älterer Menschen. Mein Opa, Mitte 90, ist auch so jemand, der sich aufs Sterben freut und es kaum erwarten kann. Ich kann es allerdings nachvollziehen, da er in seinem Leben sehr viel durchmachen musste und es nicht mehr so einfach für ihn ist, das Leben zu geniessen. Wenn er mir so etwas sagt, bin ich auch immer sehr betroffen und weiss nichts, um darauf zu reagieren. Mir tut es in der Seele weh, wenn er so etwas sagt, und ich kann nichts erwidern.
Wie alt ist Deine Oma denn?
Ich habe so was schon sehr oft von alten Menschen gehört, nicht nur von meinen eigenen Großeltern. Und irgendwie kann ich es bei vielen auch nachvollziehen.
Wenn man alt wird, verändert sich so viel im Körper, ich hatte dazu auch schon mal einen Thread erstellt. Man sieht, schmeckt, hört, riecht nicht mehr so richtig, Grob- und Feinmotorik werden schwächer die Gelenke werden Arthrotisch, die Knochen osteoporotisch, jeder Tag ist begleitet von Schmerzen und Verlusten, wenn wieder ein guter Freund stirbt oder es sogar der Ehepartner ist und das, was man früher gemacht hat, kann man nicht mehr machen oder hat keinen Spaß mehr daran.
Dann sieht es letztendlich so aus, dass die alten Menschen wenn sie Glück haben den ganzen Tag allein in der Wohnung sitzen, wenn sie Pech haben liegen sie mit Windeln in einem Altenheim. Da kann ich es irgendwie in den meisten Fällen nachvollziehen, wenn sie irgendwann denken, dass sie ihr Leben gelebt haben und ihr Zeit zu gehen nun gekommen sei.
Sehr schlimm ist es auch für viele Alte Menschen, wenn ihre Kinder teilweise vor ihnen gehen müssen, damit kommen die Meisten gar nicht klar. Auch der Cousin meines Opas geht straff auf die 90 zu, hat Parkinson und Epilepsie, fällt fast täglich hin, kommt allein nicht mehr hoch, kann nur noch wenige Schritte selbstständig laufen und hat mehrmals am Tag unwillkürlichen Urinabgang. Er hat mir erst letztens gesagt, dass er es so sieht, dass seine Zeit nun langsam gekommen sein müsste, er hatte ein schönes erfülltes Leben, hat die halbe Welt gesehen und war immer glücklich, aber nun möchte er einfach nicht mehr und ich konnte es in diesem Moment zu 100% nachvollziehen.
Nicht ohne Grund begehen sehr viele alte Menschen irgendwann Selbstmord, denn irgendwann ist ein gesunder Geist gefangen in einem immer weiter verfallenden Körper. So hart wie es klingt aber die moderne Medizin verlängert das Leben so derartig, dass es am Ende keinen Spaß mehr macht. Und klar, ist man betroffen, wenn man hört, dass sich jemand auf den Tod freut, noch dazu wenn es ein lieber Angehöriger ist aber wenn man sich mal in Denjenigen hineinversetzt, dann kann man es doch auch irgendwie nachempfinden.
Tja dann hat deine Oma sich entschieden ! Dann sind die Batterien leer. Das klingt hart, ist aber so. Meine Oma tat genau das selbe. Immer wieder wenn ich alleine mit ihr war, guckte sie mich an und erzählte immer mit einer "freude" in der Stimme , das sie sich aufs sterben freut und das sie nicht mehr leben will. Sie will halt nicht mehr, es gibt nichts was sie noch erleben will . Sie klang immer sehr entschlossen. Dann rief sich mich an, zu einem Zeitpunkt wo ich es nie vermutet hätte. Sie rief mich an und bat mich zu ihr zu kommen. Das tat ich auch, war total überrascht.
Tja ich also hin zu ihr und wir haben geklönt und gegessen und über Gott und die Welt gesprochen. Das sie aber in diesem Moment schon Abschied von mir nahm, realisierte ich erst später. Dann kam sie auf mich zu, nahm mich in den Arm und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ich umarmte sie und hörte ihr zu. ,, Ich habe alles richtig gemacht im Leben. Ich bin froh so einen tollen Enkel zu haben und bin sehr stolz auf dich, aber nun ist die Zeit für uns zuende. "
Ich war innerlich total verunsichert, blieb aber stark und hielt sie in meinen Armen. Dann saßen wir noch ein bisschen und sie gab mir einen großen Umschlag den ich erst am Dienstag öffnen solle. Es war Donnerstag als ich bei ihr war. Naja dann rief sie am Abend als ich wieder zuhause war, rief sie einen Krankenwagen. Tja ich wurde dann vom Krankenhaus angerufen und war sofort da. Sie sprach noch mit mir und entschuldigte sich bei meiner Mutter, denn die beiden verstanden sich überhaupt nicht.
Am Samstag konnte sie schon nicht mehr sprechen weil sie so schwach war. Drauf bin ich in die Kirche und betete für sie. Als ich dann am Motag nochmal bei ihr war, konnten wir noch ein paar Worte wechseln. Das war so schön das Gespräch , so leicht und unbeschwert. Sie bat mich nur bei ihr zubleiben wenns passiert, aber ich wusste in dem Moment nicht was sie meinte. Als sie dann aber nicht mehr atmete wusste ich was sie meinte.
Also rate ich dir nimm diese Sätze ernst ! Meine Familie hat das nie ernst genommen, deshalb traf es sie mehr als mich, denn ich war bei ihr und habe sie ernst genommen. Wenn ältere Menschen sowas sagen, tun sie das nicht ohne Grund, auch wenn meine Oma schon sehr schusselig war.
Ich vermisse sie immer noch sehr und frage mich wie es wäre wenn sie noch bei mir wäre. Ach überhaupt das ganze drumherum, Omas Kekse ihr Essen infach nur sie selbst und ihre Fürsorge. Hab sie echt lieb !
Achja in dem umschlag war ihr erspartes was sie mir geschenkt hat. Also gilt das nicht als Erbe. Sie wollte das ich es bekomme. Ich war ganzschön baff. Aber sie hat mir somit geholfen mein eigenes leben zu starten außerhalb meines Elternhauses.
Meine Oma lebt denke ich auch nicht mehr gerne, die ist jetzt 85 Jahre alt und kann nicht mehr alleine gehn, nur noch mit so einen "AOK-Roller". Sie wohnt auch im ersten Stock, Treppensteigen geht also garnicht, da braucht sie auch so einen Treppenlift, dann dass sie mal an die frische Luft kommt, muss man sie auch im Rollstuhl schieben. Sie ist auch inkontinent und hat (nur) Pflegestufe 2, aber die kann garnichts mehr alleine und ist auch gedanklich nicht mehr so arg fit, also nicht so fit wie früher.
Einmal die Woche kommt auch der Hausarzt zur Routine-Kontrolle vorbei, einmal die Woche eine Arzthelferin, die den Zucker misst und einmal eine alten Pflegerin, die sie badet. Ich meine ich kann schon verstehn, dass man da einfach keine große Freude mehr am Leben hat, aber meine Mutter und vor allem meine Tante sehen das anders, die schleppen sie immer irgendwohin mit, obwohl sie keine Lust hat oder einfach nur Ko ist.
Ich habe diesen Satz schon oft gehört .Mein Vater ist gerade mal 36 und er sagt auch, dass er sich wünscht nicht alt zu werden. Ich denke aber das es die Regel bei alten Menschen ist, die vielleicht Angst haben krank zu werden oder vielleicht als Pflegefall ins Heim abgeschoben zu werden. Ich weiß nicht wie man sich da verhalten soll. Zeig deiner Oma ,dass sie dir wichtig ist und das du nicht möchtest das sie stirbt, aber nimm das nicht so ernst alles wird schon seinen Lauf nehmen.
Ich denke aber, dass viele alte Menschen es auch toll finden, wenn man sagt:" Ja, ich kann mich gut in dich hineinversetzen und verstehe dich aber du bist mir trotzdem sehr wichtig und ich würde mich freuen, wenn du noch eine Weile bleibst." Oder eben so ähnlich. Sie wollen sich aber eben auch verstanden fühlen und man sollte ihre Sorgen, Ängste und Probleme nicht einfach runterspielen und nicht ernst nehmen.
Vielen hilft es auch, wenn sie sich einfach mal aussprechen können und schon das ist schwer, denn viele wollen den Tod einfach nur im wahrsten Sinne des Wortes totschweigen, dabei brauchen das ältere Leute eben auch, um sich darauf vorzubreiten. Und sie sind sicher auch oft zufriedener, wenn sie genau abgesprochen haben, wie sie ihre Beerdigung möchten und was ihr letzter Wille ist. Also sollte man da auch den Tatsachen ins Auge blicken und nicht immer die Augen verschließen und den alten Menschen zu diesem Sachverhalt den Mund verbieten.
Meine Oma ist Mitte 70. Und ist seit einem Unfall auch stark eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit. Nachdem ich hier eure ganzen Posts gelesen habe, ist mir klar geworden, das ich meine Oma mal öfters Besuchen sollte. Ich gehe in der Woche eigentlich fast nie zu ihr. Aber wenn ich nicht zu ihr gehe, dann sieht sie ja anscheinend auch keinen Sinn darin noch weiter zu leben. Keinen Ansporn.
Das ist ein schwierige Thema. Meine Oma ist jetzt fast Mitte 70 und auch öfter frustriert. Es ist zwar nicht so, dass sie sich darauf freut zu sterben, aber sie sagt schon ab und an so andeutungsweise, dass sie ja in ein paar Jahren eh nicht mehr da ist und wer macht dann ihren Garten und füttert die Hasen und solchen Unsinn eben.
Bei älteren Menschen ist es wirklich so, dass sie es schrecklich finde, dass sie das, was sie sonst problemlos geschafft haben nicht mehr schaffen. Das sie immer mehr auch auf fremde Hilfe angewiesen sind und ihren heißgeliebten Tätigkeit mehr und mehr nicht mehr nachgehen können.
Meine Oma liebt es zum Beispiel im Garten herum zu buddeln aber sie schafft eben nicht mehr so viel wie sie gerne möchte und dann bekommt sie schlecht Laune. Beziehungsweise ist sie so fertig und kaputt und müde wen sie lange arbeitet, dass sie danach zu nichts anderem mehr kommt.
Außerdem kann sie eben nicht so einfach in der Stadt herumbummeln, weil ihr oft die Füße nach kurzen Strecken auch schon Schmerzen, was das bummeln nicht gerade angenehm macht. Sie hat Kreislaufprobleme, was sich immer bei Wetterumschwung bemerkbar macht. an den Tagen liegt sie dann die meiste Zeit zwangsläufig auf der Couch obwohl sie viel lieber draußen im Garten wäre.
Es regt sie auf, dass sie nicht mal den Hund halten kann, obwohl sie gerne mit der Nachbarin Hunderunde, wie wir es nennen, gehen würde.
Das sind alles solche kleinen Sachen, die man als junger Mensch gar nicht so richtig nachvollziehen kann, die aber in der Summe für die Älteren grausam ist. Vor allem weil sie wissen, dass es je älter sie werden, schlimmer wird.
Das kenne ich von meiner Oma. Sie ist sehr früh Witwe geworden. Im Sommer rief sie immer an und sagte sie möchte wohl auf den Friedhof. Im Winter wenn man sie fragt ob sie wieder auf den Friedhof möchte, dass sie nein, denn da bekommt sie ja kalte Füße. Aber sie hat ständig vom Sterben geredet. Was will man dazu schon sagen? Am besten ignorieren.
Selbst mein Dad spricht so, dass er ja eh nicht mehr lange lebt. Aber das ignorieren wir auch immer. Oder besser gesagt, wir ziehen ihn immer damit auch, dass seine Mom das auch immer gesagt hat.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-16868.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Notebook von Plus 3129mal aufgerufen · 3 Antworten · Autor: Simone1987 · Letzter Beitrag von Entenhausen
Forum: Hardware
- Notebook von Plus
- Lohnen sich Asien Fonds? 4199mal aufgerufen · 4 Antworten · Autor: Balthasar · Letzter Beitrag von FinanzScout
Forum: Geldanlage
- Lohnen sich Asien Fonds?
- Überweisung rückgängig machen 5645mal aufgerufen · 5 Antworten · Autor: Player · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Geld & Finanzen
- Überweisung rückgängig machen
- Geld verdienen mit medzinischen Studien - was meint Ihr? 17136mal aufgerufen · 16 Antworten · Autor: Midgaardslang · Letzter Beitrag von winny2311
Forum: Geld & Finanzen
- Geld verdienen mit medzinischen Studien - was meint Ihr?