Bisexueller Partner - nach Jahren erfahren

vom 17.08.2011, 11:56 Uhr

Ich habe eben diesen Thread hier gelesen Bisexuelle Freundin - Wie verhalten? und da fiel mir ein Erlebnis aus jüngeren Zeiten ein. Eine Freundin von mir war schon 3 Jahre mit ihrem Partner zusammen. Sie haben sogar schon beschlossen zu heiraten. Nach diesen 3 Jahren war nichts mehr wie es war für meine Freundin. Denn ihr Partner gestand ihr, dass er sich auch zu Männern hingezogen fühlt.

Für meine Freundin ist eine Welt zusammen gebrochen, obwohl wir in unserer Clique auch homosexuelle Jungs hatten. Sie hat also nichts gegen bisexuelle Menschen oder homosexuellen Menschen. Aber beim Partner war es wohl etwas anderes. Sie hat sich von dem Mann getrennt. Ihre Argumente waren, dass der Mann ihr 3 Jahre was vorgemacht hat und er ihr 3 Jahre nicht die Wahrheit gesagt hat. Aber das ausschlaggebende Argument für die Trennung war, dass sie diesen Mann nie für sich alleine hat. Wenn er auch nicht fremd geht, so würde ihm immer etwas fehlen und er würde in Gedanken nicht bei ihr sein.

Wie hättet ihr euch an der Stelle meiner Freundin verhalten? Hättet ihr euch getrennt? Welche Argumente sprechen da für eine Trennung oder hättet ihr die langjährige "Lüge" oder besser gesagt, das langjährige Schweigen verziehen? Hättet ihr auch den Gedanken meiner Freundin gehabt, dass dieser Mann immer in Gedanken auch bei einem gleichgeschlechtlichen Partner wäre oder es irgendwann ausleben würde?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kann gar nicht sagen, wie ich reagieren würde, wenn mir mein Partner plötzlich eröffnet, dass er bisexuell ist. Bei meinem Partner weiß ich zum Glück, dass er es nicht ist. Aber ich stelle es mir schon sehr schwer vor, dann eine Entscheidung zu treffen.

Natürlich kann ich deine Freundin verstehen, dass sie sich lieber getrennt hat. Immerhin wurde sie 3 Jahre lang belogen. Es wäre sicher anders gewesen, wenn ihr Partner direkt ehrlich gewesen wäre. Aber wer sagt denn, dass dem Mann in der Ehe dann wirklich etwas gefehlt hätte? Auch bisexuelle Menschen gehen doch Bindungen ein und leben dann nur mit einem Partner zusammen. Ich denke, dass es nicht zwangsläufig so sein muss, dass ihm dann etwas in der Ehe gefehlt hätte. Wenn der Mann aber offen zugegeben hätte, dass er nicht weiß, ob er in dieser Ehe wirklich auf die Dauer glücklich sein kann, dann hätte ich wohl auch eher die Trennung vorgezogen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Es stellt sich doch erstmal die Frage, ob er es über die Jahre bewusst verschwiegen hat oder ihm selbst gar nicht bewusst war, das er sich auch zu Männern hingezogen fühlt. Ich selbst kenne zwei Männer, welche erst nach Jahren gemerkt haben, das sie in einer homosexuellen Beziehung glücklicher sein werden, als mit einer Frau.

Der eine hat sich immer gewundert, warum ihm in der Beziehung zu einer Frau etwas fehlt. Er konnte das über viele Jahre nicht wirklich sagen, was es war, nur das ihm eben etwas fehlt. Die beiden haben auch geheiratet und sogar einen Sohn zusammen. Und dann ist ihm eben der passende Mann über den Weg gelaufen und die Erkenntnis kam dann auch, das er eben auf Männer steht.

Also muss es ja nicht sein, das der damalige Partner deiner Freundin da bewusst etwas verschwiegen hat. Wobei ich selbst jetzt nicht sagen könnte, ob es für mich ein Trennungsgrund wäre. Da kann man sowieso erst eine Meinung haben, wenn man selbst betroffen ist. Je nach Toleranzgrenze und wie das ganze dann real funktionieren soll, kann so eine Dreiecksbeziehung auch gut gehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Also ich hätte definitiv das gleiche getan wie Deine Freundin. Denn der Partner hat sie ja praktisch drei Jahre lang belogen. Und dadurch, dass er beide Geschlechter mag, wird ihm immer etwas bei ihr fehlen. Ich könnte auch nicht mit dieser Lüge leben und hätte mich wahrscheinlich auch von ihm getrennt. So etwas "wichtiges" verschweigt man dem Partner einfach nicht!

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Was soll das nun für eine Aussage sein? Wenn man beide Geschlechter mag und man dennoch sich für einen Partner entschieden hat, heißt das doch nicht automatisch, dass einem etwas fehlen wird, wenn der jetzige Partner und der bisexuelle Partner so zufrieden und glücklich sind? Ich denke, es kommt eher auf die Bindung an und bedeutet noch lang nicht, dass der bisexuelle Partner in jedem Fall fremdgeht. Und ich weiß auch nicht, was daran verschwiegen wurde - sie hat den Mann doch nicht mit einem anderen Mann erwischt, sondern es eben später gesagt. Das ist für mich auch ein Unterschied.

Ich weiß nicht, ob ich mich in dieser Situation auch so schnell getrennt hätte, es kommt immer auf die Umstände an und ich finde es wichtig, dass überhaupt die Bisexualität ins Gespräch wurde. Wie viele Beziehungen gibt es, bei denen der andere Partner wirklich dauerhaft angelogen wird und bei denen erst nach Jahren herausgefunden wird, dass man eben beide Geschlechter mag, und eine Affäre eingegangen wird.

Auch ist ja scheinbar nichts darüber bekannt, wie sich die Bisexualität geäussert hat und ob sie vielleicht vor der jetzigen Beziehung ausgelebt wurde. Ich denke mal nicht, dass sich dieser Mann einfach so in die Frau verliebt hat und sie hatte heiraten wollen. Sicherlich wäre ich persönlich auch etwas schockiert, wenn mein Partner mir nun seine bisexuelle Seite offenbaren würde, aber es wäre nun nicht wirklich ein Grund, um eine Trennung einzuleiten.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Der damalige Partner hatte vor der Beziehung mit meiner Freundin 2 Affären mit Männern. Das hat er ihr verschwiegen. Komischerweise hat er aber über seine Exfreundinnen auch gesprochen. Warum hat er also die Männer verschwiegen? Das geht für mich dann schon in Richtung Lüge. Nach 3 Jahren hat er es dann gesagt. Warum, wenn er nicht irgendwie Sehnsucht nach einem männlichen Sexualpartner hat? Warum hat er dann nicht weiter geschwiegen. Wenn er mit seiner Partnerin wirklich glücklich war und nichts vermisst, hätte er es auch für sich behalten können. Zumal wohl die Affären in einem Urlaub waren und er sie nie wieder gesehen hat.

Es wäre also niemals rausgekommen, wenn er es dann nicht doch gesagt hätte. Meine Freundin hat sich auch lange noch mit ihm unterhalten. Für sie war aber schon nach relativ kurzer Zeit im Gespräch klar, dass sie sich von ihm trennen wird.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also ich kann das jetzt ehrlich gesagt gar nicht verstehen! Hat er denn ausdrücklich gesagt, dass er schon immer bi war, oder war das eher etwas, was sich so mit der Zeit entwickelt hat und was er erst jetzt ausdrücken konnte. Auch wäre es interessant zu wissen, ob er denn schon Erfahrungen in diese Richtung gemacht hat und wenn ja, wann dies geschah. Prinzipiell aber finde ich es absolut schwachsinnig sich deswegen zu trennen. Man müsste man überlegen, wieso er es nicht sagen wollte. Heutzutage geht man in der Regel doch mit der Sexualität eh etwas offener um, wäre es nicht genauso möglich, dass er dies mehr oder weniger für natürlich und normal hielt und es daher eher als nebensächlich abgetan hat. Auch war das für ihn im Moment eh kein Thema, weil er in einer Beziehung war.

Genauso würde es mich interessieren ''wie'' er das gesagt hat. Ein Mensch kann schließlich seinem Partner sagen, dass er bi ist und damit lediglich meinen, hey, wollte ich nur mal sagen. Genauso kann er aber damit meinen: es macht mich neugierig, könnten wir vielleicht mal was in die Richtung ausprobieren, also einen Dreier oder so. In einer Situation in der es allerdings um Beziehungsfragen geht kann das genauso gut bedeuten: ich will jetzt etwas anderes ausprobieren, womit dann das Ende der Beziehung gemeint wäre. Im Grunde aber sehe ich gar kein Problem darin. Wenn ich eine Beziehung mit einem Menschen eingehe, dann kann es ihm in dem Moment doch irgendwie auch egal sein, ob ich nun hetero oder bi bin oder nicht? Im Moment war der Mann nämlich hetero und das er bi war, ist zwar nicht uninteressant, spielte aber irgendwie in dem Moment keine Rolle, weil er mit einer Frau zusammen war.

Wie man es auch dreht und wendet, ich kann die Reaktion der Frau nicht nachvollziehen und würde niemals so reagieren, wie sie. Das mein Freund mir erst nach jahrelanger Beziehung sagen würde, dass er bi ist, kann unterschiedliche Ursachen haben, Angst vor der Reaktion, Scham, genauso wie Nebensächlichkeit. In dem Fall war seine Angst ja sogar begründet, seine Freundin konnte wohl scheinbar gar nicht nachvollziehen, was da in ihm vorging.

Man hat einen Menschen in einer Beziehung nie für sich alleine, egal ob er hetero oder bi ist. Es gibt immer Menschen, egal ob weiblich oder männlich, die einem Partner gefallen können, die Konkurrenz ist immer da. Das sich die Konkurrenz in dem Fall verdoppelt hat, scheint die Freundin wohl besonders gestört zu haben, aber man kann auf gar keinen Fall so an die Sache herangehen, wie sie es getan hat und sagen, dass einem Mann der bi ist, die Beziehung zu dem Mann fehlt, wenn er mit einer Frau zusammen ist. Nur weil er sich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlt, heißt das noch lange nicht, dass das sexuelle Bedürfnis nur bei Sex mit beiden befriedigt wäre, es reicht auch bei Menschen die bisexuell sind, nur ein Partner.

Ich würde daher sagen, dass es in dem Fall einfach Unwissenheit und Intoleranz war, die zu der Trennung geführt hat. Auch mein Freund ist bi, was ich schon vorher wusste, niemals würde ich mich deswegen aber von ihm trennen, selbst wenn er es mir erst nach Jahren sagen würde.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Naja, so einfach finde ich es nun auch nicht, dass man sagen kann, dass sie intolerant ist. Erstmal ist die ganze Geschichte schon ca 20 Jahre her. Dann hat der Mann ihr das bei einem Glas Wein erzählt. Dann hat er ja vor der Beziehung mit meiner Freundin auch Affären mit Männern gehabt.

Der Hauptgrund meiner Freundin für die Trennung war, dass sie das Gefühl hatte, dass sie ihn niemals für sich alleine hat, ja, aber das ist ja auch verständlich. Sie kann ihm keinen Mann im Bett ersetzen. Sie ist nun mal eine Frau und deswegen hat sie sich von ihm getrennt. Denn sie wollte vermeiden, dass er irgendwann mal mit dem Wunsch kommt, dass er wieder mal einen Mann haben möchte. Ich finde das schon Verständlich. Ich denke, dass ich mich trotz großer Toleranz gegenüber homosexuellen Menschen, von meinem Mann trennen würde, wenn er mir sowas eröffnen würde.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Das muss jeder für sich entscheiden, aber für mich ist das unsinnig. Ich trenne mich auch nicht, weil mein Freund einer anderen hinterher sieht, streng genommen ist das auch Begehren, die Art von Begehren die ein bisexueller Mann gegenüber anderen Männern verspürt. Meiner Ansicht nach zählt nicht das, was ein Mann ''will'', sondern dass was er sich nimmt. Das könnte man auf so einige Situationen im Leben projizieren, es geht schließlich immer wieder um Verlangen und Nehmen. Zum Beispiel könnte es ein Trennungsgrund sein, wenn ein Partner gern auswandern würde, zuliebe des anderen aber bliebt.

Da wir in meiner Beziehung aber beide bi sind, sehen wir das vielleicht etwas anders und können uns nicht gänzlich in das Bild eines hetero Menschen hinein versetzen. Auch ist es bei uns stets in Ordnung, sich in Form eines Dreiers auch mit dem anderen Geschlecht auszutoben, nur würde ich nicht sagen, dass es mir fehlen würde, so wie auch mein Freund darauf verzichten könnte. Konkurrenz ist immer da, egal ob gleich- oder gegengeschlechtlich, aber deswegen braucht man doch nicht gleich davon auszugehen, dass man seinem Partner nicht genügt. Würden alle Menschen so denken, wären bisexuelle stets Single, eine befremdliche Vorstellung, wie ich finde.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Man könnte nun so kleinlich sein und sagen, die Beziehungen zu den Männern waren Affären, die Beziehungen zu den Frauen eben Partnerschaften. Warum dieser Mann es Deiner Freundin gegenüber nicht gesagt hat, können wir nicht wissen und da muss ich schon sagen, es wäre gerechtfertigt gewesen, dies mitzuteilen. Aber ich denke, dass es allgemein betrachtet nun mal kein einfaches Thema ist und dieser Mann in der Tat Angst davor hatte, dass Deine Freundin sich von ihm trennen wird, wenn sie die Vorlieben erfährt. Aber das läuft definitiv unter Mutmaßung und vielleicht auch das Finden einer Entschuldigung, ist aber nicht so gemeint, da ich die Frau noch den Mann kenne.

Letztendlich ist auch in unserer heutigen aufgeklärten Zeit Bi- und auch Homosexualität fast noch ein Tabu-Thema. An sich wird damit offener umgegangen, aber ich erlebe es noch oft genug, wie man sich über diese sexuellen Neigungen das Maul zerreißt und diese Leute verurteilt. Man kann es meiner Meinung nach selbst nicht steuern und schon allein deshalb kann ich dem Mann da keine großartigen Vorwürfe machen. Die Angst, den Mann nicht ersetzen zu können, kann ich nachvollziehen, aber andererseits denke ich, dass es überhaupt wichtig war, dass er damit herausgerückt ist, oder? Wie gesagt, die alleinige Tatsache einer vorhandenen bisexuellen Neigung und dazu das "Outing" wäre für mich nicht ein Grund der Trennung. Eher, wenn mich mein Partner mit einem Mann betrügen würde oder so etwas. Das ist für mich eher nachvollziehbar.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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