Probleme, wenn die Frau zum Hauptverdiener wird

vom 14.08.2011, 19:33 Uhr

Ich habe vor kurzem den Erfahrungsbericht einer Frau gelesen, die in ihrer Familie zum Hauptverdiener wurde und deren Ehe fast daran zerbrochen wäre. In dieser Familie war es so, dass beide Partner bis zur Geburt der Kinder in Vollzeit arbeiten gingen, nach der Geburt der Kinder aber beide Partner einvernehmlich beschlossen wurde, dass die Frau erst einmal zu Hause bliebe, bis das jüngste Kind den Kindergarten besuchen würde. Danach, so der Plan, sollte die Frau erst einmal für wenige Stunden pro Woche in das Berufsleben zurückkehren.

Dieser Plan wurde aber dann durcheinander gewirbelt. Zunächst wurde der Mann in Kurzarbeit geschickt, weswegen die Frau beschloss früher als geplant wieder in Teilzeit ins Berufsleben zurück zu kehren. Schon das behagte dem Mann nicht, aber er nahm es so hin. Als dem Mann einige Monate später gekündigt wurde und die Frau die Chance bekam 30 Stunden pro Woche zu arbeiten, ergriff sie die Chance und da begannen dann die Eheprobleme. Der Mann bekam von den Eltern und auch Schwiegereltern zu hören, dass es doch ein Unding sei, dass seine Frau arbeiten müsse, das hätte es in deren Ehen nicht gegeben. Keine Rede davon, dass die Frau das vielleicht selbst so wollte. Ein Kind der Familie war mit der Fremd-Betreuung eher unglücklich, weswegen der Mann der Frau Vorwürfe machte, selbst aber gar nicht daran dachte, sich mehr um die Kinder zu kümmern. Später kam es dann noch zu Streit um das Geld. Es gab also jede Menge Probleme, die die Ehe fast scheitern ließen.

Beim Lesen dachte ich noch, dass mir so etwas wohl nicht passieren könnte. Dann fiel mir aber ein, dass ich so ein ähnliches Problem auch schon einmal hatte. Ich war mit einem Partner zusammen, während ich mein Studium beendete. Da ich direkt nach dem Studium eine gut dotierte Anstellung hatte, habe ich dann auch mehr Geld als mein Partner verdient und das hat der gar nicht vertragen. Wenn ich dann mal etwas spendabler war, dann gab es spitze Kommentare und auch sonst brachte diese Umkehrung der Verhältnisse einigen Ärger.

Daher denke ich, dass diese Probleme gar nicht so weit her geholt sind, auch wenn arbeitende Frauen und auch Mütter heute keine Seltenheit mehr sind und infolgedessen auch die Fremdbetreuung von Kindern immer mehr akzeptiert wird. Welche Erfahrungen habt Ihr damit gemacht, wenn die Frau auf einmal mehr verdient als der Mann? Waren das eher negative Erfahrungen oder gab es auch positive Erfahrungen? Wenn es positive Erfahrungen waren, dann würde mich auch Euer Geheimnis interessieren.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich glaube, dass es einige Männer gibt, die ein Problem damit haben, wenn die Frau die Hauptverdienerin in der Beziehung ist. Es scheint mir keine Seltenheit zu sein, dass der Mann dann irgendwie Komplexe entwickelt und sich teils auch blöde Bemerkungen von anderen anhören muss. Dabei ist es doch heute gar nichts besonderes mehr, wenn die Frau arbeitet und dabei eben das Geld für die Familie verdient.

Es war einige Zeit auch so, dass ich mehr Geld hatte als mein Partner. Ich habe damals auch die Mehrkosten übernommen und er hat mich auch nach Geld gefragt, wenn er etwas brauchte und nichts mehr hatte. Heute ist komplett anderes herum und er hat mehr Einkommen als ich. So, dass ich nun manchmal ihn fragen muss, ob er mir etwas zum Einkaufen ect. geben kann. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass mein Partner damals Probleme damit hatte, dass ich mehr Geld bekam als er. Mir ergeht es heute aber teils so, dass es mir schon unangenehm ist, wenn ich dann nach Geld fragen muss. Ich kenne auch ein Ehepaar, bei dem er nicht mehr arbeiten gehen kann und sie eben das Geld nach Hause bringt. Er kümmert sich dafür um den Haushalt und alles was so anfällt. Ich denke, dass es heute schon lange nicht mehr zwingend so sein muss, dass der Mann das Geld nach Hause bringt, während die Frau die Kinder hütet.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wenn die Frau die Möglichkeit hat, mehr Geld nach Hause zu bringen als der Mann, würde ich sofort meinen Beruf an den Nagel hängen und mich um die Familie kümmern. Dies ist nicht allein Frauensache, aber manche Männer können dies immer noch nicht verkraften. Dabei sollten Mann und Frau doch gleichberechtigt sein und nicht darauf fixiert sein, dass nur der Mann das Geld für die Familie verdient.

Bei uns ist es zwar so, dass ich Alleinverdiener bin, aber wenn meine Frau beispielsweise die Möglichkeit hat, mehr Geld als ich zu verdienen, würde ich mich auch um die Familie kümmern, Dies ist nicht alleine Frauen.Sache und jeder wächst doch auch mit seinen Aufgaben.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also bei uns war es zeitweise auch schon so und keiner hatte Probleme damit. Warum auch. Wichtig ist das das Geld in die Familie kommt und alles andere ist unwichtig. Es ist doch egal wer sich um die Familie kümmert und wer Arbeiten geht, für uns zumindest. Und es wird bei uns vermutlich in nächster Zeit auch wieder so sein das ich arbeiten gehe und mein Mann sich um unsere Tochter kümmert. Ich verdiene einfach besser. Und ihm macht es überhaupt nichts aus.

Aber ich kann mir schon vorstellen das so mancher Mann in seinem Stolz gekränkt ist weil er die Familie nicht ernähren kann sondern das die Frau macht, aber irgendwie ist das doch alles schon vor langer Zeit abgeschafft worden. Sind wir denn nicht gleichberechtigt? Na ja, in den Augen vieler Männer noch nicht. Das war einfach immer die Aufgabe der Männer. Ich bin sehr froh das mein Mann das nicht so sieht und bei uns wird und würde es keine Probleme geben.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Wir hatten diese Situation auch schon bereits gehabt, als mein Freund arbeitslos gewesen ist und ich noch als Kinderfrau beziehungsweise Tagesmutter tätig gewesen bin. Dadurch, dass ich arbeiten war und er zu Hause war, gab es schon Knatsch, aber eher, weil ihm die Decke auf den Kopf gefallen ist und er etwas länger als gewünscht und erwartet arbeitslos war. Wir mussten dann eben etwas mehr haushalten, aber für mich war es da selbstverständlich gewesen, eben mehr zur Haushaltskasse und auch zum Lebensunterhalt dazu zu geben und solche Dinge. Ich hatte nicht wirklich den Eindruck gehabt, dass mein Freund sich dadurch nicht mehr als Mann gefühlt hätte. Sicherlich ist es ihm lieber, unabhängiger zu sein, das war aber eine Ausnahmesituation, die zum Glück nach wenigen Wochen nicht mehr existent gewesen ist.

Auch von außen haben wir da nichts mitbekommen, dass da sich jemand das Maul zerrissen hätte oder so. Das wäre ja noch schöner gewesen, denn in solch eine Situation kann jeder mal kommen, der angestellt ist und man als Mann dann plötzlich auf die arbeitende Frau angewiesen ist. Ich kann mir zwar vorstellen, dass gerade ältere Menschen, die mit der typischen Rollenverteilung schon solch ein Problem haben, aber in der heutigen Zeit bei jüngeren Menschen sollte so etwas nicht mehr zur Debatte stehen. Zwar muss ich ehrlich sagen, dass ich immer noch erstaunt bin, wenn in einer Beziehung beispielsweise ein Kind geboren wird und der Vater eben die Elternzeit nimmt und die Mutter in der Zeit voll arbeitet und dadurch natürlich auch das größere Einkommen mit nach Hause bringt. Wenn sich mehr Väter so etwas trauen, wäre ich wahrscheinlich nicht so erstaunt, wie es jetzt noch der Fall ist.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich weiss schon warum ich während meiner Ehe die letzten Dozentenhonorare meinem Nochgatten gar nicht mitgeteilt habe. Denn er hätte zwar in der Hinsicht, das ich nun mehr verdiene, kein Problem gehabt, aber den Ärger hätte es trotzdem gegeben. Er wäre nämlich ganz schnell zu der Meinung gekommen, das ich dann auch mehr bezahlen könnte, was bedeutet hätte, das er sich vor den laufenen Lebensmitteleinkäufen gedrückt hätte.

Mein jetziger Freund hat damit wiederum kein Problem, wenn ich mehr verdienen würde als er. Er würde sich einfach für mich freuen und wissen, das wir uns dann einige Dinge schneller leisten können und dies ja ein Vorteil für beide Partner ist. Aber bei der oben beschriebenen Geschichte, wurde der Mann ja auch noch von der vorhergehenden Generation angestachelt, das solche Verhältnisse nicht normal sind.

Und wenn ein Mann dann noch so erzogen wurde, das er für das Wohlergehen der Familie verantwortlich ist, dann leiden Männer schneller an einer solchen Situation. Kann man dann teilweise auch verstehen, wenn Männer damit nicht klar kommen, wenn die Frau mehr verdient.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich kann mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen, zu mindestens fände ich es wirklich lächerlich, wenn es mir selber so passieren würde. Für mich ist es nicht wichtig, ob ich nun besser verdiene oder ob mein Partner besser verdient. Gerade in einer Ehe teilt man sich doch dann meistens sowieso das Geld und ich wäre um jeden Cent froh, den einer von uns beiden mehr verdient und das wäre mir dann auch nicht so wichtig, von wem das Geld denn kommt.

Ich kenne es aber von einer Freundin, die wirklich gut verdient und einige Männer schon "verjagt" hat, dadurch dass sie beruflich sehr erfolgreich ist. Die Männer fühlen sich ihr dann einfach nicht gewachsen und kommen nicht damit klar, dass sie eben sehr erfolgreich ist und vielleicht auch einen besseren Job hat, als sie selber. Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich traurig, denn so etwas sollte in einer guten Beziehung meiner Meinung nach einfach keine Rolle spielen und für mich wäre so etwas wie gesagt sowieso nicht wichtig.

Ich denke auch, dass man sich langsam von dem Bild lösen sollte, dass die Frau Zuhause bleibt und dort eben "arbeitet" oder dass sie nur einen kleinen Job haben sollte, wenn sie sich sonst um die Familie kümmert. Das können Männer genauso gut und solange man innerhalb der Familie eine Einigung findet, sollte man daraus kein Drama machen und sich lieber freuen, dass man eben noch zusätzlich Geld hat.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bei uns war das auch schon mal so gewesen, dass ich ein wenig mehr verdient habe als mein Mann. Ich war im 6. Monat schwanger, als mein Mann überraschend und völlig unerwartet seinen Job verloren hatte. Das war ein echter Schock, denn die Situation war ja auch nicht gerade die Beste. Da habe ich einfach ein wenig mehr gearbeitet (soweit die Schwangerschaft das eben auch erlaubt hat!) und habe dann auch fast alles übernommen. Meinen Mann hat das anfangs auch echt fertig gemacht - er war der Meinung, dass er seine zukünftige Familie ernähren muss. Ich fand das alles total unsinnig. Für mich war es einfach selbstverständlich, sich gegenseitig unter die Arme zu greifen.

Glücklicherweise hat mein Mann dann schnell wieder eine Arbeit gefunden und konnte sich mittlerweile auch selbständig machen. Ich habe jetzt nur noch einen Minijob, bis mein Kleiner endlich einen Kita-Platz bekommt. Nun verdient er eben wieder mehr, was mir aber auch nichts ausmacht. Wir helfen uns einfach gegenseitig. Aufgefallen ist mir aber schon, dass viele Leute noch der Meinung sind, dass der Mann der Hauptverdiener sein muss. Viele Arbeitskollegen haben mich auch darauf angesprochen und fanden es ganz schlimm, dass ich in meinem Zustand (hallo, ich war nur schwanger!) arbeiten müsse, während mein Mann daheim sitzen würde. Ich fand das echt unmöglich und mein Mann wurde durch diese Sprüche auch zusätzlich verunsichert.

Wir haben das aber alles geschafft und der Zusammenhalt war da einfach stärker. Meinem Mann ist die jetzige Situation natürlich lieber, aber ich finde das nicht schlimm, wenn die Frau innerhalb einer Beziehung ,mehr verdient. Naja, viele Männer haben damit ein Problem und fühlen sich dann in ihrer Männlichkeit verletzt, wenn die Frau der Hauptverdiener ist. Das kenne ich auch so von einer guten Bekannten, die im Job sehr erfolgreich ist und irgendwie ständig Probleme mit Männern hat ;) Ich finde einfach, dass diese alte Rollenverteilung, dass der Mann arbeiten geht und die Frau daheim für die Kinder zuständig ist, einfach total überholt. Da müssten manche Leute einfach mal Umdenken - wir leben schließlich im Jahr 2011!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Also bei mir in der Familie ist meine Mutter auch die Hauptverdienerin und meinem Vater ist das total egal. Sie hat extra ihr Abitur nachgeholt um sich beruflich weiterzubilden. Daher sollte das total in Ordnung gehen. Wir leben heutzutage auch nicht mehr im konservativen Deutschland und da sollte es ja wohl zwischen Mann und Frau eine Gleichberechtigung geben. Mir ist es total egal, ob meine Partnerin oder ich mehr Geld verdient, denn es sollte eher um eine funktionierende Beziehung gehen, als um den meisten Umsatz. Von daher finde ich Ehestreit aufgrund von Geld total idiotisch.

» Sebek » Beiträge: 241 » Talkpoints: 30,26 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich dachte wirklich nie das mich dieses Klischee wirklich störte. Meine Ex-Freundin verdiente eine lange Zeit mehr als ich. Es hat mich schier um den Verstand gebracht. Ich gönne ihr alles, doch macht sich in gewisser Art und Weiße doch der Neid breit. Eben weil der Partner mehr verdient als Mann selber und es seinem Schatz gerne ermöglichen würde hier und da mal in den Urlaub zu fahren oder eben auch öfter Schick essen zu gehen. Viele dieser Gründe meiner eigenen Unzufriedenheit über dies und jenes sorgten für die Trennung.

Klar habe ich jetzt nicht mehr diese Probleme, mittlerweile verdiene ich das zwei fache ihres Nettogehaltes doch was bringt es mir, sie ist nicht da. Fazit, lieber weniger Geld auf dem Konto und dafür keinen Stress in der Beziehung als dauernd zu versuchen in den anderen Partner in Sachen Geld und sonstigen Luxus zu übertrumpfen.

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» piranha » Beiträge: 819 » Talkpoints: 0,89 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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