Nicht wirksame Bestandteile im Arzneimittel

vom 13.08.2011, 11:05 Uhr

Ich habe Tabletten für meine Schilddrüsenüberfunktion bekommen und habe mir den Beipackzettel mal genauer angesehen. Unter anderem sind in den Tabletten auch nicht wirksame Bestandteile enthalten. Die Bestandteile sind: Farbstoff E 172, Lactose 1H2O, Maisstärke, Calciumhydrogenphosphat, Talkum und Sucrose.

Dass manche Bestandteile dazu dienen, damit das Medikament "zusammenhält" und man Tabletten daraus formen kann ist mir klar. Aber warum macht man Farbstoffe hinein oder Lactose. Da im Beipackzettel steht, dass die Bestandteile nichts mit der Wirkung zu tun haben muss man es ja nicht in die Tabletten geben. Dadurch verstärkt sich doch eher, dass man diese Tabletten nicht vertragen kann. Denn Farbstoffe und Lactose führen doch oft zu Allergien.

Warum macht man also Mittel in die Tabletten, die keine Wirkung haben und auch absolut nichts mit der Wirkung zu tun haben? Sollte man auf diese Dinge nicht eher verzichten? Was denkt ihr über Bestandteile in Arzneimitteln, die unnötig sind.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Warum nun Laktose oder Farbstoffe in den Tabletten sind, hast du dir zum Teil ja selbst beantwortet. Ein paar Sachen braucht man, um die Tabletten zusammen zu halten. Farbstoffe vielleicht nicht unbedingt, aber die haben durchaus noch eine andere Wirkung, wenn auch keine reine medizinische.

Farbstoffe werden einmal mit Sicherheit zugesetzt, damit man die Tabletten auch auseinander halten kann. Ich erinnere mich da immer gerne an ein Erlebnis im Krankenhaus. Der Nachtpfleger gab mir meine Nachtmedikamente. Ich sehe die Pillchen an und sage ihm, das sind aber andere als sonst. Er schaut hin, nein das sind die wie immer. Aber er geht nachsehen, damit ich beruhigt bin. Das meinte er noch nicht mal ironisch, sondern er nahm mich Ernst. Er holte die Verpackung meines Medikamentes, sah nach, sieht mich an und bestätigte mir, dass das nun wirklich das falsche Medikament ist. Man hatte mir, statt dem normal wirksamen, das Retardprodukt in die Pillendose gepackt. Die Form ist die selbe. Der Aufdruck auch. Nur in der Farbe weichen die ganz minimal ab. Ist echt nur ein Hauch mehr gelb der drin ist.

Bei Menschen die nur ein oder zwei Pillen am Tag nehmen müssen, ist das mit Sicherheit kein Problem, die auch auseinander zu halten. Selbst wenn sie die selbe Form haben und die selbe Farbe. Schwierig wird es, wenn man mehrere Medikamente am Tag nehmen muss, da tragen die Farbstoffe auch zum Unterscheiden können bei.

Ich hatte nun aber mal nach dem Tablettenüberzug gegoogelt, um eine Schleife zu finden, für den Zusatz von Laktose. Dort steht, dass man Tabletten auch farbig überzieht, um die hässlichen und unansehnlichen Tabletten zu überdecken. Durch die Zusammensetzung wäre es wohl möglich, dass die Tabletten komisch aussehen. Außerdem wird durch den Überzug die Tablette halt auch noch mal geschützt.

Ein weiterer Punkt ist halt auch, dass sich Tabletten die glatt sind, besser schlucken lassen. Ich gehe davon aus, dass man da auch die Laktose braucht. Ansonsten bewirkt der Überzug der Tabletten halt auch, dass die Tablette wirkt, wo sie wirken soll und die Wirkstoffe nicht bereist im Mund freigesetzt werden.

Ein weiterer Punkt der mir einfällt, ist das Copyright. Ich weiß nicht, wie man das bei Medikamenten nennt. Aber an sich wird halt ein Medikament von einer Firma "erfunden". Die haben dann auch die Recht an dem Medikament. Das alleinige Herstellerrecht läuft zwar irgendwann aus, aber eine genau Kopie dürfen andere in der Regel nicht herstellen. Deshalb mixt man halt Stoffe unter, die die wirkweise des Medikamentes nicht beeinflussen. Wie du selbst ja schreibst, haben weder Farbstoffe noch diverse andere Zusätze eine Wirkung. Zumindest im Normalfall nicht.

Bei einer Überempfindlichkeit, Allergie etc. gegen bestimmte Stoffe, sind die ja in der Regel bekannt. Dann weiß auch der behandelnde Arzt das oder man teilt es ihm mit. Bei einem Menschen mit einer Laktoseintolleranz wird man, wenn das möglich ist, nach einem Medikament suchen, in dem keine Laktose enthalten ist. Oder halt die entstehenden Nebenwirkungen ausgleichen, falls es kein anderes Präparat gibt.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich denke, dass man die Bestandteile dazu braucht, dass sich die Form beständig erhält. Außerdem vermute ich, dass sie sich auch auf die Haltbarkeit der Tabletten auswirken, schließlich soll sich ja an der chemischen Zusammensetzung nichts ändern, manche Verbindungen sind ja sehr reaktionsfreudig. Dann gibt es ja noch Medikamente, die sich erst nach einer bestimmten Zeit und einer bestimmten Stelle im Körper zersetzen sollen. Da muss dann ein Schutz her beispielsweise gegen die Magensäure.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Alle nicht wirksamen Bestandteile in einer Tablette erfüllen ihren Zweck. Es gibt zum Beispiel Substanzen, die als Füllmittel dienen, wie gerade die Laktose, denn manche Wirkstoffe sind so potent, dass sie nur in geringsten Mengen in den Tabletten vorkommen (so zum Beispiel auch Schilddrüsentabletten, die den Wirkstoff in Mikrogramm enthalten) und man damit keine Tablette pressen kann.

Dann gibt es Stoffe, die dafür sorgen, dass die Tablette überhaupt von der Tabletten-presse hergestellt werden kann, so dass das Pulver gleitet und nicht hängen bleibt. Es gibt Bestandteile, die als Tabletten Überzug dienen, weil eine Tablette zum Beispiel nicht gleich im Magen aufgelöst werden soll, sondern erst im Darm, sogenannte retardierte Tabletten. Es gibt Bestandteile, die zum besseren Verteilen des Wirkstoffs in der Tablette dienen. Ebenso gibt es Substanzen, die zum Regulieren eines bestimmten ph-Wertes gebraucht werden. Es gibt Stoffe, um den Geschmack, das Aussehen oder sonstige Eigenschaften zu verbessern, was dann zu einer besseren Compliance beim Patienten führt.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ok, dann haben diese Stoffe also doch einen Sinn. Aber ich frage mich, warum man dafür nicht Füllmittel nimmt, die generell besser vertragen werden. Lactose ist für mich ein Bestandteil, wo viele Menschen gegen allergisch sind und auch die Farbstoffe stören mich ein wenig. Zumal die Tabletten, die ich habe eher neutral sind. Sie sind hell und haben eine sehr außergewöhnliche Form. Die Form müsste doch schon reichen, um die Tabletten unterscheiden zu können.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Zu der Unterscheidung durch die Form. Ich nehme ein Schlafmittel, welches ich kurz bevor ich ins Bett gehe nehme. Das ist schon ein relativ Hammermedikament und es ist weniger ratsam, es morgens zu nehmen. Morgens nach dem Aufstehen nehme ich aber, noch auf nüchternen Magen, meine Schilddrüsenmedikamente. Die ich halt nur morgens und nüchtern nehmen sollte. Beide Präparate gibt es als kleine weiße Pillchen.

Wobei es das Schlafmittel auch noch in anderen Formen gibt. Mittlerweile lasse ich mir die Schlaftabletten von einem bestimmten Hersteller verschreiben. Die sind in einem grünen Blister und die Tabletten länglich. Mein Schilddrüsenmedikament bekomme ich in einer Kalenderpackung. Sprich auf dem Blister stehen die Wochentage drauf. Trotzdem passiert es immer wieder, dass ich morgens zu meinem Schlafmittel greife. Meistens merke ich es an Hand der Farbe des Blisters. Mehr auffallen würde es mir, wenn eines der Medikamente einer andere Farbe hätte.

Füllmaterial ist an sich auch logisch. Laktose wird das günstigste sein. Und noch am natürlichsten, als irgendeine chemische Substanz. Und wahrscheinlich lassen sich damit auch die Tabletten am besten in die ungewöhnliche Form bringen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Lactose ist in dem Falle einfach eine Trägersubstanz, soweit ich weiß. Somit hat es dann durchaus seine Daseinsberechtigung. Da die Menge sehr gering ist, dürfte sie auch keine Allergie auslösen. Für Menschen mit Lactoseintolleranz ist das nicht ganz so erfreulich, aber die Menge dürfte immer noch zu gering sein, um Auswirkungen zu verursachen.

Was den Farbstoff angeht hätte ich auch hauptsächlich darauf getippt, dass es dazu dient die Medikamente auseinander zu halten. Es gibt genug weiße Tabletten, welche dann auch noch die gleiche Größe haben. Das kann wirklich zur Verwirrung führen. Mittlerweile wird schon darauf geachtet bei der Herstellung, dass jede Tablette ihr eigenes Aussehen hat und da muss man sich eben mit Farbstoffen behelfen. Das ist nicht nur für denjenigen hilfreich, der vielleicht viele Tabletten nehmen muss, sondern auch für das Krankenhauspersonal, wenn sie Tabletten stellen müssen. Viele wissen dann schon anhand des Aussehens, was es für eine Tablette ist und das geht natürlich nur, weil eben jede ein bestimmtes Aussehen hat.

Mal davon abgesehen "isst" das Auge auch hier mit. Nicht das es besonders erfreulich wäre, wenn die Pillen nun bunter sind. Aber nimmt jemand doch sehr viele Tabletten will er die zum einen auch selber unterscheiden und zum anderen sieht es schon netter aus, wenn die bisschen bunter sind.

Normalerweise schaut man ja schon auf die Verpackung und drückt die Tabletten immer erst dann aus der Packung, wenn man sie auch wirklich braucht. Aber viele haben dann ja auch diese Medikamenteschachteln, wo sie sich selber schon für den ganzen Tag die Tabletten vorbereiten - auch dann ist es gut, wenn man genau unterscheiden kann, was man da eigentlich nimmt und man erkennt auch eher, was genau fehlt, wenn etwas fehlt. Denn eine doppelt nehmen wäre unter Umständen je nach Präparat dann ja auch sogar schädlich.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Lactose ist für mich ein Bestandteil, wo viele Menschen gegen allergisch sind.

Das wäre mir jetzt aber neu, aber ich denke, dass dies nur für dich so gilt. Nur wenige Leute sind wirklich allergisch gegen Laktose, viel mehr ist es in den meisten Fälle eine Laktoseintoleranz. Da liegt ein gewaltiger Unterschied dazwischen. Bei der Allergie kann es zu einer überschießenden Immunreaktion mit lebensbedrohlichem Ausmaß kommen, wenn man die Substanz gegen die man allergisch ist, zu sich nimmt. Da kann eine minimale Menge völlig ausreichen. Bei der Intoleranz liegt dagegen lediglich ein Mangel an Enzymen vor, die für den Abbau und die Verwertung des Stoffes zuständig sind.

Da heißt dann einfach nur, dass Laktose nicht vom Darm ins Blut wandert, sondern bis zur Ausscheidung im Darm bleibt und dadurch besonders in den hinteren Abschnitten (also Dickdarm) sehr viel Wasser aus dem Blut in den Darm zieht und es dann zu wässrigen Durchfällen kommt. Die stellen aber im Großen und Ganzen keine ernstzunehmen Gefahr dar und sind vor allem vom Ausmaß der Menge des aufgenommenen Stoffes abhängig. Ein paar Milligramm Laktose also in einem Medikament stellen für die allerwenigstens Menschen ein ernstzunehmendes Problem dar.

Ansonsten muss man eben bedenken, wie viel verschiedene Tabletten es mittlerweile gibt, dann gibt es verschiedene Dosen und dann eben noch eine Vielzahl von Generika, also Nachahmerpräparaten. Die müssen natürlich irgendwie auseinander gehalten werden können. Zum einen musst du als Patient ja irgendwie sehen können was du da nimmst und zum anderen gibt es dann eben auch patentrechtliche Voraussetzungen, die verbieten, dass man einfach so eine 1:1-Kopie herstellt. Und da die Wirkung ja nicht wirklich schlechter sein soll, kann man also am Wirkstoff selber wenig verändern. Also gibt es halt ein paar Zusatzsubstanzen, die möglichst nichts an der eigentliche Wirkung verändern.

Natürlich sollte man auch bedenken, dass es Zusätze gibt, die dafür sorgen sollen, dass ein Medikament erst an einem bestimmen Ort wirkt. Manche können ja direkt ab dem Mund aufgenommen werden und sollen auch da schon wirken, andere dagegen sollen zum Beispiel den Magen unverändert verlassen um erst im Darm zu wirken.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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