Zwischenmenschliches nur kompliziert, wenn Gefühle im Spiel?

vom 11.08.2011, 10:02 Uhr

Ich habe einige Freundschaften mit Männern und schätze diese auch grundsätzlich sehr, weil ich den Umgang mit meinen männlichen Freunden als äußerst unkompliziert und teilweise auch als einfacher als den Umgang mit einer Frau empfinde. In diesen Freundschaften zwischen mir und meinen männlichen Freunden ging es immer offen und auch recht direkt zu, und wenn ein Mann mich kritisiert hat, dann hat er das nicht auf eine unterschwellige Art getan, sondern mit deutlichen Worten, was ich häufig als hilfreicher empfand, weil ich ebenso deutlich antworten konnte und die Verständigung einfach besser geklappt hat.

Die Kommunikation mit einem Mann empfinde ich jedenfalls teilweise als einfacher als die mit einer Frau, obwohl ich damit nicht gleichzeitig sagen will, dass ich mich mit Männern grundsätzlich leichter tue, denn ich bin nun mal selbst eine Frau und verstehe auch die Denk- und Handlungsweisen vieler Frauen gerade deshalb.

In diesem Thread will ich darauf hinaus, dass ich den freundschaftlichen Umgang mit Männern immer sehr einfach fand, weil ich das Gefühl hatte, dass meine männlichen Freunde ganz unverstellt und unverfälscht sind und ich nicht ständig darüber nachdenken musste, ob zwischen den gesprochenen Zeilen irgendetwas stehen soll, wie es bei Frauen so häufig der Fall ist.

Manche dieser Freundschaften zu Männern wurden aber irgendwann plötzlich komplizierter und ich hatte das Gefühl, dass diese Leichtigkeit fehlt, die ich im Umgang mit der betreffenden Person so sehr geschätzt habe. Tiefgründige Gespräche waren plötzlich nicht mehr in jedem Bereich möglich, der Umgang miteinander hat sich verändert und ich hatte einige Male das Gefühl, dass sich irgendetwas in der Offenheit zwischen dem jeweiligen männlichen Freund und mir verändert hat. Irgendwann hat sich dann jedes Mal herausgestellt, dass sich die emotionale Basis verändert hatte, nämlich von einer rein freundschaftlichen in eine emotional höhergestufte.

Das erklärt wiederum natürlich vieles, und es erinnert mich an die Aussage einer Freundin von mir, die kürzlich sagte, dass ein komisches Verhalten einer Person, die man nicht als komisch kennt, in der Regel Angst als Grundlage hat. Ich kann das nur bestätigen, und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Situationen mit den verschiedensten Menschen fallen mir ein, auf die diese Aussage durchaus zutrifft.

Nun frage ich mich aber erweitert, ob es denn auch den Rückschluss gibt, dass eine freundschaftsähnliche Beziehung zu einer Person, zu der noch keine wirklich tiefe Freundschaft besteht, sondern eher so etwas wie eine sehr gute, schöne Bekanntschaft mit der Aussicht darauf, eine Freundschaft zu werden, auch eine entsprechende Beeinflussung erfährt. Wenn ich also über Jahre hinweg eine wirklich nette Bekanntschaft führe, die auf regelmäßigen und gegenseitigen Kontaktversuchen beruhte, die immer äußerst positiv ausgefallen sind, und wenn diese Bekanntschaft plötzlich ohne erkennbaren Grund irgendwie kompliziert zu werden scheint, kann man dann in Betracht ziehen, dass die emotionale Grundlage sich irgendwie verändert hat?

Wenn die andere Person plötzlich feststellt, dass sie einem selbst doch nicht so sehr zugeneigt ist wie sie immer glaubte, erklärt das natürlich, dass sich eine gewisse Distanz einschleicht. Das würde ich aber noch nicht als kompliziert bezeichnen wollen. Mir geht es eher darum, dass eine zwischenmenschliche Situation, die nicht von ständiger räumlicher Nähe geprägt ist, sich wirklich erheblich verkompliziert und nichts mehr ist, wie es war, obwohl durchaus hin und wieder noch die Nähe des anderen gesucht wird, in welcher Form auch immer. Mir fällt kein wirklicher Grund für eine solche Veränderung einer leichten Form von Freundschaft ein als die Veränderung der emotionalen Ausgangssituation auf Seiten dessen, der das alles kompliziert macht.

Wie seht Ihr das? Habt Ihr diesbezüglich irgendwelche Erfahrungen gemacht und könnt eine eigene Geschichte erzählen? Ich habe hier nur versucht, anzudeuten, was in meinem Fall vorliegt, weil es mir nicht primär um eine Bewertung meiner Situation geht, sondern eher um eine grundlegende Diskussion darüber, ob eine Freundschaft, egal wie gefestigt, sich auch aus anderen Gründen plötzlich als sehr kompliziert darstellen kann, weil einer der Beteiligten sein Verhalten ändert, ohne, dass man als Beteiligter einen wirklichen Grund dafür erkennen kann. Im Fall einer plötzlichen Antipathie wäre es doch ein Leichtes, den Kontakt einfach wieder einzuschränken, oder nicht?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Naja, prinzipiell gesehen hast du natürlich Recht. Ab dem Zeitpunkt, ab dem Gefühle im Spiel sind, werden "Beziehungen", beziehungsweise Freundschaften wenn man so will, kompliziert. Deshalb sind ja auch Partnerschaften so kompliziert. Da sind immer Gefühle, in Form von Liebe, im Spiel.

Wenn man zwischenmenschliche Beziehungen rein sachlich und ohne jegliche Gefühle angehen würde, wären sie auch nicht kompliziert. Ist irgendwo verständlich. Wenn ich emotional kühl mit jemanden umgehe, lasse ich mich auch nicht verletzen. Auf der anderen Seite kann ich auch alles offen und ehrlich sagen, weil es mir ja dann auch egal ist, ob ich jemanden verletzen könnte. Spinnt man diesen Punkt weiter, sagt man, der andere lässt sich nicht verletzen, weil ja keine Emotionen und Gefühle im Spiel sind. Sprich, diese Beziehung (ob nun oberflächlich, geschäftlich, platonisch oder ähnliches) ist relativ unkompliziert.

Freundschaften sind da schon komplizierter, weil selbstverständlich früher oder später Emotionen und Gefühle dazukommen. Ist ja auch klar. Je mehr man sich mit einem Menschen beschäftigt, je näher man ihn kennt, desto "wichtiger" wird er für einen. Natürlich auch auf rein freundschaftlicher Basis. Niemand möchte von einem guten Freund enttäuscht oder verletzt werden. Allerdings sind diese Art von Beziehungen natürlich trotzdem noch einfacher als Partnerschaften. Bei platonischen Freundschaften, verzeiht man dann doch eher mal den ein oder anderen Fehltritt. Wie auch immer dieser aussehen mag.

Freundschaften zwischen Männer sind da nochmal was anderes. Hier denke ich nicht, dass es sich einfach nur um ein Klischee handelt. Männer sind in der Tat nicht so verletzlich. Sie nehmen es halt nicht sooo genau, bzw. ernst oder persönlich, wie auch immer. Frauen sind da halt anders. Sie sind emotionaler. Nehmen alles ganz genau und persönlich. (Was sie jetzt nicht besser oder schlechter macht) Aber ich persönlich finde, das ist einfach so. Beispiel: Wenn ich einen Kumpel einen Monat lang nicht anrufe, macht das gar nichts. Nach einem (oder von mir aus längerer Zeit) ruft man sich wieder an, sagt das man so wenig Zeit hatte, trifft sich auf ein Bier und gut ist. Melde dich mal einen Monat bei deiner Freundin nicht! Du verstehst worauf ich hinaus will? Hier muss ich gar nicht weiter reden... Die Hölle wäre los!

Zwischenmenschliche Beziehungen können sich aber auch unabhängig der Gefühle zueinander ändern. Dies liegt auch gar nicht an der Freundschaft selber, oder das sich diesbezüglich etwas gravierend geändert hat. Dies kann einfach daran liegen, dass sich einer der Menschen geändert hat. Rein für sich selbst. Nimm zum Beispiel irgendeine Freundschaft zu irgendjemandem. (egal ob Frau oder Mann) Es hat immer alles gepasst, es waren nie tiefe Gefühle füreinander da, man konnte trotzdem offen und ehrlich über alles reden und Bumm, plötzlich ist nichts mehr wie vorher. Aber wer weiß. Vielleicht hat einer der Beiden private Probleme. Stress in seiner Beziehung, in der Arbeit, vielleicht gar psyische Erkrankungen, Geld kann auch einen Menschen ändern und so weiter und so fort. Du siehst es gibt zig Möglichkeiten warum sich eine Person ändern kann. Und wenn dies passiert, kann sich unter Umständen natürlich auch eine Beziehung zu dieser Person ändern. Auch wenn sie rein platonisch oder nur oberflächlich war. Zu diesem Thema könnte man ein ganzes Buch schreiben!

» AJK » Beiträge: 318 » Talkpoints: 23,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke auch, dass du im Grunde genommen recht hast. Aber ich finde einfach, dass man Gefühle aus einer Beziehung ganz schlechte rauslassen kann. Insbesondere Ziehung zwischen Frauen und Männer auf freundschaftlicher Basis ist immer riskant bzw. schwer. Ich denke einfach nicht, dass eine platonische Freundschaft hierbei möglich ist. Ich habe früher auch beste Freunde gehabt. Nur wenn ich genauer darüber nachdenken, dann ist irgendwann herausgekommen dass dieser Freund dann doch in mich verliebt war. Und das ist nicht selten. Sobald Gefühle ins Spiel kommen, ist es sowieso nicht mehr so einfach.

Irgendwo ist der so genannte beste Freund dann eifersüchtig. Ist ja auch ganz logisch, denn wer möchte denn auch gerne bei Beziehungsproblemen helfen, wenn er in eine der beiden Personen verliebt ist. Ich denke, dass es immer schwer. Seitdem ich mir bewusst darüber bin, dass solch eine Beziehung nicht funktionieren kann, habe ich mich auch immer wieder von Männern distanziert. Also auf freundschaftlicher Basis distanziert.

Als ich mit meinem ersten Freund noch zusammen war hatte dieser eine beste Freundin. Sah für mich anfangs komisch, aber ich gewöhnte mich sehr schnell daran. Ich habe es einfach so hingenommen das Frauen und Männer eine freundschaftliche Beziehung führen können. Leider habe ich dann irgendwann herausbekommen, dass die beiden vor mir mal etwas hatten. Auch das belegt schon wieder meine Theorie, dass Männer und Frauen keine Freundschaft führen können. Hier kommen zu viele Emotionen ins Spiel.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@ AJK: Ich glaube, dass Du mich in einem Punkt falsch verstanden hast oder ich mich unklar ausgedrückt habe. Natürlich sind zwischenmenschliche immer von Gefühlen geprägt, allerdings ist auch eine Freundschaft grundsätzlich eine zwischenmenschliche Beziehung, also niemals kühl. Eine Freundschaft ist aber nicht zwingend kompliziert, sondern, so habe ich das bisher vor allem mit Männern erlebt, in der Regel sogar total unkompliziert – bis Gefühle ins Spiel kommen, die über eine Freundschaft hinausgehen, das hatte ich eigentlich auch so geschrieben. Dann wird die Freundschaft zwischen einem Mann und einer Frau meiner Erfahrung nach kompliziert, wenn beide heterosexuell sind.

Auch das, was Du in Deinem letzten Absatz schreibst, ist nicht das, was ich meine. Es geht mir um spontanere Veränderungen, nämlich in Richtung einer Verkomplizierung. Wenn man im Rahmen einer egal wie starken Freundschaft immer unkompliziert und locker miteinander umgegangen ist und es ohne irgendeinen erkennbaren Grund plötzlich kompliziert wird, also so, dass man wirklich überlegen muss, weshalb sich der andere nun so total anders verhält und man sich sein Verhalten einfach nicht erklären kann, weil man ihn so nicht kennt, wenn er einem irgendwie nicht offen erscheint, eben ganz anders als zuvor, dann ist es kompliziert. Warum ist das aber so? Wie kommt es dazu, dass Freundschaften zwischen Männern und Frauen manchmal so verdammt kompliziert werden? Was ist der Grund dafür?

@ Humpen2020: Ich denke mittlerweile auch, allerdings wohl nur aufgrund der Tatsache, dass ich das schon erlebt habe, dass sich aus einer Freundschaft in der Tat mehr ergeben kann. Meine Frage ist allerdings doch eher, ob es genau dann auch kompliziert wird, wenn nämlich einer von beiden Gefühle entwickelt hat. Dass eine unkomplizierte Freundschaft sich plötzlich zu einer komplizierten Angelegenheit verwandelt, in der man sich fragt, was denn los ist, warum der andere plötzlich so ist wie er ist, weil man das so von ihm nicht kennt, ist doch irgendwie merkwürdig.

Nicht immer bekommt man eine Antwort auf diese Frage, vielleicht auch, weil man sie gar nicht erst stellen kann, denn das hängt wiederum von der Tiefe der Freundschaft ab. Wenn es sich um eine recht frische Freundschaft handelt, würde ich noch nicht wirklich fragen, was denn los ist, sondern versuchen, das vorsichtig und ohne direktes Nachfragen herauszufinden. Das bleibt aber manchmal wirklich unbeantwortet und ich wundere mich weiter über das so andere Verhalten des anderen, suche nach Gründen – und frage mich jetzt, ob der andere diese Freundschaft deshalb plötzlich so kompliziert macht, weil auf seiner Seite Gefühle entstanden sind, die seiner Meinung nach nicht zu einer Freundschaft passen und sein Verhalten entsprechend geändert werden muss.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Zuerst einmal muss ich dir am Anfang zustimmen. Es liegt aber wohl auch einfach in der Natur der Sache, dass Männer meistens ein wenig offener sind, was denn Freundschaften angeht und deswegen kann man mit dem männlichen Geschlecht auch eher eine offene Freundschaft anfangen. Mit Frauen ist das dann immer so ein wenig komplizierter, weil sie sich meines Erachtens nach einfach immer viel zu viele Gedanken darüber machen, was denn nun mit der Freundschaft ist und was diese für Perspektiven im Moment hat und eventuell haben könnte und so weiter. Da blickt man als Mann schnell mal überhaupt nicht mehr durch und dann kommt dadurch auch schon immer so ein wenig die Freundschaft in Gefahr.

Worauf du jetzt aber wirklich hinausmöchtest in deinem Thema, das ist mir ehrlich gesagt auch nach dem Zehnten Lesen deiner zwei Beiträge einfach nicht klar geworden. Denn es geht doch um eine Verkomplizierung einer freundschaftlichen Beziehung. Du hast also beobachtet, dass anscheinend viele Freundschaften auf einmal kompliziert werden. Ich würde einfach behaupten, dass der Grund bei vielen in der Natur der Sache liegt. Der Mann war wahrscheinlich meistens vorher Single und beginnt sich nun eben, einfach nach mehr mit der Frau zu sehnen. Deswegen ist er eben an einer entsprechenden Beziehung interessiert und deswegen wird es auch einfach ein wenig komplizierter. Denn natürlich möchte sich der Mann eigentlich überhaupt nichts anmerken lassen von seinem Interesse, aber andererseits muss er der weiblichen Partnerin natürlich irgendein Zeichen für Interesse geben. Und hier scheitert das dann alles eben meistens, das habe ich persönlich auch wirklich schon oft genug erlebt. Ist es das, was du meinst? Falls nicht, dann erwähne es doch bitte, dann gehe ich die ganze Sache noch einmal von einem etwas anderen Standpunkt an.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


@ fcbtill: Was Du in Deinem ersten Absatz schreibst, meinte ich eben gar nicht. :) Ich erkläre es vielleicht doch noch einmal komplett anders und werde etwas genauer.

Zunächst ging es mir ganz grundsätzlich darum, dass ich als Frau es unkomplizierter finde, mit Männern befreundet zu sein als mit Frauen, weil Frauen oft nicht in der Lage sind, deutlich ihre Meinung zu sagen, sondern auch Frauen gegenüber eher durch die Blume sprechen und dann darauf hoffen, dass man ihre Worte richtig deutet. Das passiert mir in Freundschaften mit Männern in der Regel nicht.

Im konkreten Fall geht es um Folgendes: Eine Frau hat seit sieben Jahren einen Bekannten, mit dem sie zunächst eine reine Geschäftsbeziehung geführt hat. Es hat sich recht schnell eine gegenseitige Sympathie gezeigt und anlässlich einer geschäftlichen Aktion mussten die beiden sich auch einmal persönlich begegnen. Der vorangegangene Kontakt und die Zusammenarbeit bestand aufgrund größerer räumlicher Distanz nur aus Telefonaten und eMails. Dieses persönliche Treffen fiel allerdings eher freundschaftlich aus als geschäftlich und es wurde ziemlich deutlich, dass die beiden, wenn sie keine Geschäftsbeziehung hätten, wohl eher befreundet wären, was vor allem dem Umgangston zu entnehmen war.

Irgendwann gab es keine geschäftlichen Verbindungen mehr zwischen beiden, der Kontakt blieb aber erhalten und verstärkte sich auch insoweit als es einige Einladungen gab, doch noch einmal ein Zusammentreffen zu organisieren. Es handelte sich um eine Einladung, die von ihm kam und wegen der er sie irgendwann in privatem Rahmen angerufen hatte. Sie sagte zu, beide verabredeten sich, er wollte ihr unbedingt den Weihnachtsmarkt in seiner Heimatstadt zeigen. Sie fuhr zu ihm, beide besuchten besagten Weihnachtsmarkt und hatten einen wirklich netten Tag, der übrigens mit einer Umarmung zur Begrüßung startete, die wiederum von ihm ausging und die sie ziemlich überrumpelte, weil sie mit so viel „Entgegenkommen“ nicht gerechnet hatte.

Die beiden waren übrigens die ganzen Jahre über per Sie und es kamen nur einige eher holprige und nicht wirklich verständliche Mehr-oder-weniger-Angebote von seiner Seite, die darauf schließen ließen, dass beide sich eigentlich duzen könnten. Das Treffen ging über mehrere Stunden und war etwas, das die Frau in dieser Geschichte als Freundschaft benennen würde, allerdings vielleicht noch mit einem Hauch von irgendetwas schwer Erklärbarem, das in der Luft lag, wie sie meinte. Jedenfalls gab es einige Aussagen und Blicke, Körperhaltungen und ähnliches seinerseits, die ihr dieses Gefühl gaben.

Nachdem dieses Treffen im privaten Rahmen, das also freundschaftlich motiviert sein sollte, erfolgreich vonstatten gegangen war, fuhr sie wieder zurück und formulierte anschließend am folgenden Tag noch per eMail einige Dankesworte und einige persönliche Zeilen an ihn, in denen sie ihn auch endlich beim Vornamen ansprach und duzte. Seine Antwort ließ mehrere Wochen auf sich warten, was eher untypisch für ihn ist, und diese Antwort fiel auch eher steif aus. Zwar ging er auch auf diese persönlichen Zeilen ihrerseits ein und gab ein paar erwidernde Worte dazu ab, allerdings in einem eher ungelenken „Tonfall“, der so gar nicht zu dem passte, was während des Treffens rübergekommen war.

Die Frau in dieser Geschichte ließ sich einen Monat für ihre Rückantwort Zeit und hörte daraufhin weitere sechs Monate nichts mehr von ihm, schrieb dann erneut kurz, dass es offenbar sehr stressig bei ihm zugeht und sie hofft, dass es ihm gut geht und alles in Ordnung ist. Dann schrieb sie noch ein paar berichtende Zeilen, wie sie das all die vergangenen sieben Jahre über gehandhabt hatte, um wenigstens den Zustand von vor diesem letzten Treffen wiederherzustellen.

Fünf Tage später rief er wohl bei ihr an, während sie nicht zu Hause war und versuchte es auch nur ein einziges Mal. Sie wunderte sich darüber, weil es für ihn eher üblich war, es mindestens zwei- oder dreimal telefonisch bei ihr zu versuchen und anschließend eine Mail zu schreibe, wenn er sie nicht erreicht hatte. Nicht so in diesem Fall, er hat bis heute nicht wieder angerufen und es sind bereits wieder zwei Wochen vergangen.

Sie fragt sich nun, was eigentlich passiert ist, das alles so kompliziert gemacht hat, denn während des Treffens hatte sie überhaupt nicht den Eindruck, dass irgendetwas passiert wäre, das die Situation zwischen beide angespannt oder verändert hätte, jedenfalls nicht zum Negativen hin. Für sie war diese private Zusammenkunft eher genau das Gegenteil, nämlich eine Bereicherung und Freude, er signalisierte das seinerseits allerdings auch. Nur passt sein jetziges Verhalten weder zu dem, was vor dem Treffen war noch zu dem Treffen selbst – und es gab bisher in all den sieben Jahren noch kein halbes Jahr „Sendepause“. Was ist geschehen?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich kenne es selbst von mir, dass ich besser mit Männer klarkomme als mit Frauen. Wobei ich mittlerweile denke, dass manches einfach nur an meiner Einstellung lag. Letztendlich gibt es genügend Frauen, die auch besser mit Männern klarkommen und mit denen müsste ich mich dann doch super verstehen. Das ist allerdings längst nicht so.

Ich habe mir von klein auf "eingeredet" mit Männern besser klar zu kommen und dadurch Frauen manches Mal wohl auch weniger Chancen gegeben. Wenn auch natürlich nicht bewusst. Mittlerweile versuche ich dies bewusst zu ändern, also unvoreingenommener Frauen gegenüber zu sein. Und ich musste dabei erkennen, dass ich manches Mal nicht anders bin, als die Frauen, die ich früher mied. Auch ich habe mal böse geschaut (wenn auch selten bewusst), oft nicht direkt gesagt, dass ich jemanden mag oder was ich möchte.

Wenn ich die Ebene des Umgangs verändert, kann dies tausend Gründe haben. In einer offenen Freundschaft sollte man diese ansprechen können. Letztendlich kann dir nur dein Gegenüber sagen, was mit ihm los ist. Alles andere sind höchstens Vermutungen. Außerdem verändern sich Menschen manchmal. Neue Einflüsse kommen ins Leben und man nimmt einige davon für sich selbst an.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Trisa hat geschrieben:Außerdem verändern sich Menschen manchmal. Neue Einflüsse kommen ins Leben und man nimmt einige davon für sich selbst an.


Da hast Du sicherlich Recht, Trisa, aber ich frage mich doch, was es denn für großartige Veränderungen gegeben haben soll, die direkt zwischen diesem wirklich netten und ausgelassen-fröhlichen Treffen und der Nachricht lagen, die darauf folgte, denn es handelte sich hier um keinen großen zeitlichen Abstand.

Wenn sich eine zwischenmenschliche Beziehung auf diese Weise verändert und irgendwie kompliziert wird, egal, ob man sie nun Bekanntschaft oder Freundschaft nennen will, wobei ich meine, dass eine Freundschaft doch sicherlich gefestigter sein sollte als eine Bekanntschaft und allgemein wohl auch mit mehr Ernsthaftigkeit verfolgt wird, dann fällt mir kein anderer Grund für diese Veränderung ein als eine veränderte emotionale Ausgangslage.

Sicherlich kann das wiederum auch bedeuten, dass einer von beiden in der Geschichte Erwähnten eine abgeneigte Haltung angenommen hat, darauf deutete während des Treffens allerdings nichts hin, ganz im Gegenteil schien diese männliche Person sogar sehr zugeneigt zu sein. Diese distanzierte Haltung, die er nun einnimmt, ist wirklich irritierend und ich komme nicht darauf, was der Grund dafür ist.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Menschen verändern sich. Die Gründe dafür kann niemand erraten. Schon gar nicht, wenn man die Person gar nicht kennt. Es kann alles mögliche und unmögliche dahinter stecken. Was wirklich in seinem Kopf vorgeht, weiß nur er selbst.

Ich hatte selbst nach einem Anruf mal eine kleine Ewigkeit gegrübelt. Mit einem Ex aus der Jugend, bestand danach noch längerer Kontakt über einige Jahre, der jedoch irgendwann langsam im Sande verlief. Vorher gab es teilweise sehr regen Kontakt, man sah sich regelmäßig, telefonierte usw. Durch berufliche und private Dinge, andere Beziehungen, Jobs, Ausbildung und Umzüge, brach der Kontakt irgendwann ab. Etwa ein Jahr danach war ich mehrere Monate im Ausland. Während dieser Zeit rief er bei meinen Eltern an, wo ich früher lebte. Er erfuhr, wo ich bin und bekam die Nummer vom Hotel. Dort rief er einmal an und hinterliess eine Nummer. Die Leute an der Rezeption hatten den Namen allerdings nicht wirklich verstanden. Ich rief die Nummer an, es meldete sich ein Anrufbeantworter mit Standardtext und ich ging davon aus, es sei ein Gast gewesen oder so und vergass die Sache. Einige Tage später fragte meine Mutter am Telefon, ob X mich erreicht habe. Ich hatte vorher mit jedem gerechnet, aber absolut nicht mit ihm.

Die Nummer hatte ich nicht mehr und bei meiner Mutter hatte er keine hinterlassen. Es gab nur diesen einen Kontaktversuch von ihm, nachdem wir uns vorher mehr als ein Jahr gar nicht gesprochen hatten. Ich habe gehofft, dass er sich nochmal meldet, zumal er es früher auch immer öfters versucht hatte. Und natürlich trichterte ich meiner Mutter und jedem im Hotel ein, im Falle des Falle seine Nummer zu notieren. Und ich grübelte, was ihn wohl veranlasst hat, sich nach so langer Zeit zu melden. Und vor allem, dann auch im Ausland anzurufen, nachdem er erfahren hat, dass ich längere Zeit weg sei. Ich habe in der Zeit darauf wirklich an ALLES gedacht. Wird er vielleicht spontan vor Ort auftauchen? Wollte er sich einfach nur unterhalten? Aber warum ruft er dann nicht noch einmal an? Denkt er vielleicht ich hätte nicht zurückgerufen? Aber eigentlich müsste er die ausländische Nummer gesehen haben, auch wenn ich dummerweise keine Nachricht hinterlassen habe. Hat er vielleicht einen HIV Test gemacht und der war positiv? Es mag bescheuert klingen, aber ich habe wirklich überlegt mich testen zu lassen in dieser Zeit, auch wenn es dafür so gut wie keine Veranlassung gab. Oder hat er eine andere schlimme Diagnose bekommen? Und immer wieder die Frage, warum er es denn nicht nochmal versuchte. Von Bekannten in Deutschland erfuhr ich erstmal auch nichts. Zumal es kaum Kontakte gab, man wusste nur, dass er irgendwann umgezogen ist. Was genau war, weiß ich bis heute nicht. Er hatte sich damals wohl von einer Partnerin getrennt, erfuhr ich lange Zeit später, und war wohl irgendwie auf der Suche. Ob er es damals wirklich nur aus Langeweile im Hotel versuchte oder kurz davor war, einfach vorbei zu kommen oder es doch irgendwas gab, das er klären wollte, werde ich wohl nie erfahren. Aber mich hatte es wirklich total verrückt gemacht.

In "deinem" Fall, kann auch nach dem Treffen sonst etwas passiert sein. Vom erkranktem Angehörigen bis hin zu einer neuen Liebe. Vielleicht steckt es "großes" dahinter, vielleicht hat er sich auch einfach nur Gedanken gemacht und kam zu dem Entschluss den Kontakt so nicht mehr weiterführen zu wollen.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Dass ein Mensch sich innerhalb von drei Wochen so verändert, dass sich das wiederum nur auf einen bestimmten Bereich auswirkt, wage ich doch stark zu bezweifeln, Trisa. Ich weiß nicht, ob in meiner Geschichte noch irgendetwas fehlt, um sie verständlicher zu machen, aber ich kann Dir sagen, dass ich mit Sicherheit ausschließen kann, dass es sich hier um eine ganz natürliche Veränderung eines Charakters handelt, den der Lauf der Zeit eben so mit sich bringt. Diese Veränderung bezieht sich ausschließlich auf das miteinander, vor allem auf die Intensität der Kommunikation zwischen den beiden Beteiligten. Und diese war sieben Jahre lang gleichbleibend – nur nach diesem Treffen hat sich alles verändert.

Ich bin also nach wie vor der Meinung, dass dieses Treffen etwas mit der Veränderung zu tun hat, komme aber nicht darauf, was es sein könnte, außer, dass sich eben etwas an der emotionalen Haltung dieser Person während des Treffens oder danach verändert hat. Bei einer Erkrankung eines Angehörigen oder ähnlichen Veränderungen im Privatleben wird es wohl kein Problem sein, der Person, die auf eine Antwort wartet, das irgendwann mitzuteilen, so kenne ich das eigentlich aus Freundschaften, auch aus solchen, die noch nicht wahnsinnig eng sind. Eine Erklärung für eine verspätete Antwort zu liefern, sollte eher der Anstand gebieten, meine ich.

Auch, den Kontakt so nicht mehr weiterführen zu wollen, hätte vielleicht der Fairness halber mitgeteilt werden sollen. Ich vermute auch in der Tat, dass das der Fall ist, aber ich suche ja gerade nach dem Grund dafür, weißt Du? Das ist meine eigentliche Frage: hätte die Frau in dieser Geschichte nicht während des Treffens, das total harmonisch und eher verbindend als distanzierend verlief, nicht merken müssen, wenn er den Kontakt hätte abbrechen wollen? Aus welchem Grund will ein Mensch denn nach einem sehr ausgelassenen netten Zusammentreffen auf einmal den Kontakt nicht mehr aufrecht erhalten? Fällt Dir dazu kein plausibler Grund ein?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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