Streik der Fluglotsen gerechtfertigt?
Heute wurde der Streik der Fluglotsen durch ein frankfurter Arbeitsgericht genehmigt. Somit sind die Grundlagen für einen Streik der Lotsen gesetzt. Diese wollen am Dienstag von 6.00 Uhr bis 12.00 Uhr streiken und damit den Flugverkehr komplett lahmlegen. Zwar legte die Deutsche Flugsicherung Berufung ein, diese wurde aber zurückgewiesen.
Daraus folgt wieder ein komplettes Chaos an vielen bestreikten Flughäfen auf Kosten der Reisenden! Ich habe mal gelesen, dass die Fluglotsen eine 25 Stunden Woche haben, ich glaube über 100.000€ im Jahr verdienen und überdurchschnittlich viel Urlaub haben.
Deshalb finde ich diesen Streik alles andere als Gerecht, das gerade die Fluglotsen noch mehr Geld fordern. Meiner Ansicht nach, sind diese Arbeitsbedingungen mehr als gut und ich persönlich sehe keinen Grund für einen Streik. Was meint ihr? Würdet ihr sagen, solch ein Streik ist gerechtfertigt oder ärgert ihr euch auch immer über solche überzogenen Streiks?
Ich persönlich halte die Streiks für nicht gerechtfertigt. Denn wer bei einer 25 Stunden Woche und 100 000 Euro jährlich nicht zufrieden ist, ist es selber Schuld. Genau diese Daten haben sie heute noch im Fernsehen gebracht und ich bin echt erstaunt, dass die Fluglotsen mehr Geld haben wollen. OK. sie wollen auch bessere Arbeitsbedingungen, was immer sie damit durchsetzen wollen. Aber das kann man meines Erachtens auch versuchen anders zu regeln. Dass es immer auf Kosten der Menschen gehen muss, die nichts dafür können, finde ich schlimm.
Außerdem halte ich einen Streik auch für rechtswidrig. Im Grundgesetz steht, dass man nicht erpressen darf und Erpressung wird sehr hoch bestraft. Was ist denn ein Streik? Das ist nichts anderes als Erpressung und für mich ist es eine Straftat, die der Staat noch fördert.
Diamante hat geschrieben:Außerdem halte ich einen Streik auch für rechtswidrig. Im Grundgesetz steht, dass man nicht erpressen darf und Erpressung wird sehr hoch bestraft. Was ist denn ein Streik? Das ist nichts anderes als Erpressung und für mich ist es eine Straftat, die der Staat noch fördert.
Nur blöd, dass das Streikrecht ein Grundrecht ist, dass sogar noch zu den Grundartikel zählt, die nicht mal geändert werden dürfen. Und jetzt mal ganz ehrlich, du schreibst ja man könne es auch anders regeln, dann mal her mit den Vorschlägen.
Würde ich morgen fliegen wollen, wäre ich sicher auch verärgert, aber man muss sich eben immer die Frage stellen, wie man sich denn selber verhält. Ohne Streiks oder Streikandrohungen laufen doch kaum Tarifverhandlungen in denen es um wirklich größere Änderungen geht. Und was genau kann man als Arbeitnehmer schon machen außer eben die Arbeit niederzulegen um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Dass nun mitten in der Urlaubszeit gestreikt wird ist für mich auch völlig nachvollziehbar. Ein Streik macht schließlich nur dann Sinn, wenn dem Arbeitgeber damit auch tatsächlich ein wirtschaftlicher Schaden oder zumindest ein Imageverlust entsteht. Wenn nun die Fluglotsen mal 6 Stunden streiken, wenn eh kaum jemand verreist, dann würde sich der Verlust ja in Grenzen halten, da dann wohl auch viele Flüge noch verlegt werden könnten.
Als ich gehört habe wie lange Fluglotsen arbeiten und wieviel Geld zu dafür bekommen, war ich natürlich auch recht erstaunt. Aber im Gegensatz zu vielen neidischen Menschen war meine Reaktion darauf, dass ich dachte Mensch vielleicht hätteste auch Fluglotse werden sollen. Wenn es einen Arbeitgeber gibt, der den Fluglotsen soviel Geld für scheinbar so wenig Arbeit gibt, dann kann doch der Fluglotse nichts dafür. Ich würde doch auch so einen Vertrag unterschreiben. Abgesehen davon denke ich auch, dass die psychische Belastung doch etwas höher ist, da ein Fluglotse doch schon etwas mehr Verantwortung trägt als Tante Erna die bei Edeka die Toiletten sauber macht.
Richtig, Klehmchen, es ist im Grundgesetz geregelt. Aber es ist eine Erpressung und die ist wiederum nicht erlaubt. Das ist meine Meinung. Dass es nicht geändert werden wird und kann ist mir klar. Aber hier wurde nach der Meinung gefragt und die ist es. Und klar, Fluglotsen haben viel Verantwortung. Dafür werden sie auch schon hoch entlohnt. Was wollen sie denn noch mehr? Mehr Geld, damit das Flugticket wieder einmal teurer wird für die, die sehr viel weniger verdienen und sich auch einen Urlaub verdient haben?
Sicher macht ein Streik nur Sinn, wenn viele Leute betroffen sind. Aber das ist es ja, was die Leute ärgert. Und die Erpressung wird dadurch noch schlimmer. Denn es muss schnell eingelenkt werden und es gibt schnell mehr Geld, weil ja sonst noch mehr Flüge ausfallen.
Diamante hat geschrieben:Richtig, Klehmchen, es ist im Grundgesetz geregelt. Aber es ist eine Erpressung und die ist wiederum nicht erlaubt.
Nicht wirklich, der Arbeitgeber kann sie doch aussperren, wenn es ihm nicht gefällt und den Betrieb für die Dauer des Streiks stilllegen. Dann muss er dafür auch nichts bezahlen. Wäre dann ja genauso Erpressung, da er damit jederzeit sagen kann, wenn ihr nicht zu meinen Bedingungen arbeiten wollt und lieber streikt, mach ich den Betrieb dicht und ihr kriegt alle kein Geld, auch die nicht, die eigentlich arbeiten wollten. Ist ja nun wahrlich nicht so, dass hier einer nur mit stumpfen Waffen kämpfen müsste.
Und wie schon gesagt, wenn du der Meinung bist, denen geht es zu gut und die zocken mehr oder weniger nur ab, hätteste vielleicht selber Fluglotse werden sollen. Ich sag es mal ganz einfach, jeder der es schafft einen dummen zu finden, der einem einen scheinbar horrenden Stundenlohn zahlt, der hat es dann auch verdient diesen zu bekommen.
Vor 30 Jahren haben Fluglotsen wohl auch noch "normal" verdient. Aber wenn man jedes Jahr streiken kann um mehr zu verdienen, kommt dann im Laufe der Jahre auch so ein Sümmchen zusammen. Sicher hätte man sich einen Beruf auswählen können, wo man mehr verdient. Aber die Chancen eine Anstellung zu finden ist nicht sehr groß. Genügend Fluglotsen stehen auch auf der Straße und leben von Arbeitslosengeld. Die Berufe, wo man gut verdient sind eben auch rar gesät.
Zunächst sollte man bei so eine Diskussion die Frage stellen, ob man sich von außen hier im Sinne einer Neiddebatte einmischen darf. Es steht doch außer Frage, dass jede Arbeitnehmervertretung am ehesten einschätzen kann, ob die Bezahlung angesichts der Arbeit aber auch der Arbeitsergebnisse (also des Ertrags des Arbeitgebers) gerechtfertigt ist oder nicht. Weshalb sollten hier unbeteiligte von außen sagen dürfen, dass das Gehalt doch hoch genug wäre? Außerdem sollte hier dann auch mit so veröffentlichen Zahlen vorsichtig umgegangen werden. Welchen Wert hätte es z.B. in der Frage der Bezahlung von Friseuren hier z.B. Arno Kühne oder Wolfgang Lippert ins Feld zu ziehen und deren Gehälter (als sog. Starfriseure) als Argument zu nehmen, dass die Friseuse beim Bahnhofsfriseursalon nicht meckern solle? Auch das Gehalt eines Josef Ackermann kann nun nicht durch Verantwortung und Leistung erklärt werden, sondern zum großen Teil dadurch, dass die Deutsche Bank eben die aktuellen Gewinne erwirtschaftet.
Das Streikrecht ist ein legitimes Mittel, wenn die abhängig Beschäftigten u.a. im Gehaltsfragen nach Druckmitteln gegen den Arbeitnehmer suchen. Die Vertragsparteien suchen autonom nach entsprechenden Lösungen und Kompromissen und hier zeigt es sich eben, dass die Kräfteverhältnisse eigentlich sehr oft eben nicht günstig für die Arbeitnehmer sind. Man denke dabei an das Streikergebnis der Drucker, welche nun für zwei oder drei Jahre (da bin ich mir nicht sicher) auf eine Erhöhung von 2% gekommen sind (was schon im ersten Jahr durch die Inflation aufgezehrt werden dürfte!).
Die ständigen Beschwerden, dass die Streiks ja unbeteiligte Treffen würde, sind meines Erachtens auch nicht nachvollziehbar. Wieso erwartet man bei Kampfmaßnahmen (und das ist ein Streik nun mal), dass dieser völlig geräuschlos vonstatten geht? Wenn die Busfahrer kämpfen, dass ist es doch klar, dass sie die Busse stehen lassen und Fahrgäste eben auch leiden müssen. So ist das eben auch bei Fluglotsen (aber auch Piloten usw. usf.). Auch das ist nur ein Instrument, um Druck aufzubauen.
Nachdem ich noch zumindest gar nicht genau weiß, was genau die Streikinhalte sind, mag ich gar nicht nur auf die Gehaltsfrage eingehen. Ich weiß aber sehr genau, dass (echte) Arbeitnehmervertretungen ihre Forderungen eigentlich nie jenseits des Möglichen stellen. Jedenfalls ist es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie dazu gekommen, völlig aus der Luft gegriffene Forderungen erfolgreich zu erstreiken bzw. diese überhaupt zu stellen. Allein daher sollte klar sein, dass der Streik gerechtfertigt wäre - auch wenn er jetzt doch noch mal ausgesetzt wurde.
25 Wochenarbeitsstunden stehen bei den Fluglotsen auf dem Papier. Wenn man aber den Interviews von heute morgen glauben darf, welche im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesendet wurden, so arbeiten sie wesentlich mehr. Laut Verträgen sind wohl 5 Arbeitstage und 3 freie Tage vereinbart, aber bei fast allen Fluglotsen sind wohl 6 Arbeitstage und ein Tag frei die Regel.
Es geht ja nicht nur um eine Lohnerhöhung, wobei ich diese selbst nicht wirklich nachvollziehen kann, bei Verdiensten von 100.000 Euro pro Jahr. Es geht vielmehr darum, das eben zu wenige Fluglotsen vorhanden sind, um die Arbeitszeiten so zu gestalten, wie sie in den Verträgen geregelt sind. Und diese Forderung finde ich dann schon gerechtfertigt.
Wobei eben der nächtliche Anruf vom Arbeitgeber bei der Schlichtungsstelle den Streik für die nächsten vier Wochen verhindert hat. Damit bleibt es zumindest während der Haupturlaubszeit auf den deutschen Flughäfen ruhig, wenn auch der Unmut der Urlauber dann einen noch größeren Druck ausgeübt hätte.
Diamante hat geschrieben:Denn wer bei einer 25 Stunden Woche und 100 000 Euro jährlich nicht zufrieden ist, ist es selber Schuld. Genau diese Daten haben sie heute noch im Fernsehen gebracht und ich bin echt erstaunt, dass die Fluglotsen mehr Geld haben wollen.
Und haben sie in dem Fernsehen auch gebracht, dass die Fluglotsen durchaus Spitzenverdiener sind, aber nur etwa 40 Prozent der Belegschaft der Deutschen Flugsicherung ausmachen? Und wurde auch gesagt, dass diese restlichen 60 Prozent deutlich weniger verdienen? Wurde auch gesagt, dass nicht nur die einen 40 Prozent sondern auch die restlichen 60 Prozent besser bezahlt würden? Und warum sollten denn die besseren Arbeitsbedingungen nicht sein? Flugsicherheit ist in meinen Augen immens wichtig und damit dieser verantwortungsvolle Job auch gut erfüllt wird, müssen auch die Arbeitsbedingungen stimmen.
JotJot hat geschrieben:Und warum sollten denn die besseren Arbeitsbedingungen nicht sein?
Auf einfache Fragen gibt es natürlich auch einfache Antworten: weil wir hier in Deutschland sind. Da geht es nicht darum sich wirklich mit einem Thema auseinander zusetzen oder gar jemandem etwas zu gönnen, sondern um den puren Neid. Wenn ich mir nur einen Polo kaufen kann, weil ich zu wenig verdiene, bei meinem Nachbar aber ein Porsche vor der Tür steht, dann denkt sich der durchschnittliche Deutsche eben nicht, dass er selber bessere Arbeitsbedingungen braucht, sondern dass sein Nachbar schlechtere braucht. Reine Neiddebatte.
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