Loveparade- mehr als ein Jahr danach
Für mich zeigt sich hier bei Talkteria ein ähnliches Bild, wie auch sonst in den Medien. Ein Jahr nach der Tragödie in Duisburg interessiert es kaum noch jemand. Zu offiziellen Trauerfeier waren mehr Rettungskräfte anwesend als Privatleute, innerhalb Duisburgs stehen noch vereinzelt Unterschriftenstände gegen Adolf Sauerland. Ein paar tausend Unterschriften hat man wohl zusammen. Ob nun ein Möbelhaus direkt neben der Unglücksstelle gebaut wird oder nicht, scheint auch kaum noch ein Thema zu sein.
Natürlich kam zum Jahrestag nun auch das Attentat von Oslo und der Tod von Amy Winehouse hinzu, wobei ich nicht denke, dass das Interesse an Duisburg ohne diese Schlagzeilen größer gewesen wäre. Ein ähnliches Bild zeigt sich oft: Direkt danach gibt es riesige Schlagzeilen, Sondersendungen und sonst etwas, die nur langsam abebben und das obwohl direkt danach sowieso noch niemand etwas sagen konnte oder wollte.
Doch daran hat sich bis heute nichts geändert. Mehr als ein Dutzend Leute sind nun zwar angeklagt wegen fahrlässiger Tötung sowie Körperverletzung, wobei ich mich frage, ob es dabei wirklich um mehr als 500-fache fahrlässige Körperverletzung geht? Die Angeklagten sind hauptsächlich aus der Verwaltung der Stadt Duisburg, weder Adolf Sauerland noch der Veranstalter Rainer Schaller sind meines Wissens nach überhaupt angeklagt. Ebenso ist nur ein Polizist unter den Angeklagten. Ich frage mich wirklich, wie das sein kann! Bei einer Kneipenschlägerei kommen schnell mal mehr Angeklagte zusammen, wobei man dort dann noch argumentieren kann, dass man betrunken oder unter Drogeneinfluss stand und es handelte sich um reflexartige Reaktionen.
Wie kann es sein, dass haufenweise Ausnahmegenehmigungen erteilt werden und dafür später niemand verantwortlich sein will? Bei Ortsbegehungen waren Dutzende Entscheider dabei. Scheinbar spielten sie zumindest rechtlich nur eine Statistenrolle- die aber sehr hoch bezahlt wird! Eine kleine Angestellte, die ihren Job nach Anweisung macht, ist schnell mit schuldig, wenn etwas schief geht. Nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich. Warum funktioniert so etwas in höheren Positionen nicht mehr? Entfluchtungswege eines Museums sind teilweise breiter, als bei der LoveParade. Wenn auch nur vor einem Notausgang kurzfristig etwas abgestellt sind, hat das schnell weitreichende Konsequenzen. In jedem Verkehrsmittel müssen zig Notausgänge deutlich gekennzeichnet sein- warum sah man davon bei der LoveParade nichts?
Mich kotzt es ehrlich gesagt an, dass ein Veranstalter maximal eine moralische Verantwortung übernimmt, nach dem Motto, es wäre ohne die Veranstaltung nichts passiert. Wenn nun ein Flugzeug darüber abgestürzt wäre, könnte ich so etwas nachvollziehen. Aber nicht, wenn man auf die Idee kam Bauzäune die wohl eher als Sichtschutz oder zur Absperrung von einfachen Baustellen dienen, auf einer Großveranstaltung aufzustellen! Und selbst bei einem kleinen Sportfest mit ein paar hundert Besuchern käme wohl niemand auf die Idee Ein- und Ausgang miteinander zu vereinen- ohne räumliche Abtrennung.
Ich verstehe absolut nicht, warum nun irgendwelche Stadtangestellten angeklagt sind, die wohl kaum eine Wahl hatten- entweder sie genehmigten oder ihr weiterer Verbleib wäre nicht genehmigt worden! Wobei eine Büromitarbeiterin wohl kaum dazu befähigt ist Gefahrenanalysen und Fluchtwege zu entwerfen. Allgemein bin ich aber der Meinung, dass ein Veranstalter für eine Veranstaltung verantwortlich ist. Und eine LoveParade war wohl kaum kein Projekt einzelner Lopavent-Mitarbeiter war, sondern Herr Schaller ist groß als Veranstalter gefeiert worden. Und für diesen ist nun als einzige Konsequenz eine psychologische Beratung notwendig- auf die Angehörige von Todesopfern wahrscheinlich länger warten müssten. Wie kann es sein, dass er als Chef nun keinerlei Konsequenzen zu tragen hat- nicht einmal angeklagt wird?
Wobei ich nicht davon ausgehe, dass es bei den Angeklagten zu mehr als ein paar Bewährungsstrafen kommt. Aber ich gehe eher noch von einigen Freisprüchen aus. Und was bringt eine Bewährung. Natürlich werden jene Angeklagten in Zukunft keine Unterschriften mehr leisten. Und Geldstrafen würden wohl keinen von ihnen weh tun, vermutlich wird keiner dadurch auch nur in die Nähe eines Hartz4-Satzes kommen. Und dem anderen Unternehmen von Herrn Schaller hat dieses Unglück auch kaum geschadet und alle trainieren weiter brav bei McFit- ist ja schließlich billig.
Sicherlich ist es schlimm, was da passiert ist und dass so wenig Menschen an dem Gedenktag dabei gewesen sind muss doch nicht heißen, dass keiner mehr darüber nachdenkt und an die Leute denkt. Muss ich ins Menschengedränge gehen um zu trauern oder um an die Leute zu denken? Muss ich unbedingt bei einer öffentlichen Trauerfeier dabei sein, die auch im Fernehen gezeigt wird, nur weil die Menschen es erwarten, dass ich vielleicht als Angehöriger oder Freund eines Opfers unbedingt dabei sein muss?
Sicher haben viele Menschen da falsch entschieden. Aber für mich war es ein tragischer Unfall, der dadurch entstand, dass einer eine Fehlentscheidung getroffen hat und wie ein Schnellballsystem haben dann auch andere eine falsche Entscheidung getroffen. Den richtigen Schuldigen wird man nie finden und es wird sowieso kein Prozess mit 100 %igen Beweisen sein. Die Menschen macht das auch nicht wieder lebendig, wenn die angeblich Verantwortlichen 10 Jahre hinter Gittern sitzen müssten. Aber über die Verantwortlichen wurde hier auch schon oft diskutiert. Einfach mal die Suche verwenden
Es passiert so viel in der Welt und wenn man jedes Jahr an ein Unglück denken soll und auch noch an den Unglücksort gehen soll, dann ist man das ganze Jahr unterwegs. Leider passiert viel zu viel.
Die Suchfunktion habe ich verwendet und dabei mehr Treads zur Love Parade allgemein gefunden, bzw. aus vergangenen Jahren als zu Duisburg. Die Suche nach dem Veranstalter Schaller in Beiträgen ergibt vier Ergebnisse, wovon sich nur zwei um die Love Parade drehen und nur dieser hier sich auf die Veranstaltung von 2010 bezieht, in dem anderen ging es um den Umzug von Berlin nach Essen. Mit Lopavent bekomme ich genau ein Ergebnis, dass ich auf die Dokumentation bezieht. Und mit dem Begriff Sauerland bekomme ich Treffer zu allem möglichen, aber ebenfalls keinen passenden Thread zum Thema Love Parade. Und die Themen direkt nach dem Unglück wollte ich nicht wieder aufwärmen, da es mir nicht um erste Eindrücke danach ging.
Natürlich muss niemand zu einer öffentlichen Veranstaltung gehen, um zu trauern. Da aber die Organisatoren bewusst ein Gelände mit sehr viel Platz ausgewählt haben, was auch der Wunsch der Angehörigengruppen war, finde ich es unfair den Organisatoren gegenüber in diesem Zusammenhang von Menschengedränge zu sprechen. Das Gedränge an manchen Discounterkassen ist größer! Auch fand die Trauerfeier nicht am Unglücksort statt!
Natürlich macht es auch niemanden wieder lebendig, wenn jemand hinter Gitter müsste. Aber es gibt genügend Opfer, die sehr wohl einen Verantwortlichen wünschen. Stattdessen werden sie mit Petitionen von einem Vertreter des Oberbürgermeisters vor der Tür des Rathauses empfangen, der dann auch ganz schnell zu einem Termin muss! Irgendwann werden Unbeteiligte darüber entscheiden, ob es weiterhin eine Trauertafel als Gedenkstätte an dem Unglücksort geben wird oder ob man dort lieber Möbelhaus-Werbung anbringt. Und jene die sich ein Jahr nach der Love Parade noch gegen Sauerland aussprechen, werden an Infoständen von Rentnerinnen damit konfrontiert, dass man sich "mal lieber um Renten kümmern sollte, also über so einen Mist, der schon ewig her ist".
Ich kann doch eine eigene falsche Entscheidung nicht mit Fehlverhalten anderer entschuldigen! Wenn ich eine Veranstaltung plane und etwas geht schief, kann ich doch nicht später anderen die Schuld geben, die Sondergenehmigungen dafür erteilt haben. Wobei diese natürlich auch ihren Teil zu verantworten haben. Und bei der Polizei soll nun ein einziger Mann für ein komplettes Fehlverhalten verantwortlich sein? Dafür dass man uralte im Tunnel nicht funktionsfähige Funkgeräte hat, keine Handys nutzte, keine Hubschrauber und nicht einmal die naheliegende Möglichkeit einfach mal zum Megafon bzw. die Lautsprecher eines Polizeiwagens griff? Und dieser eine Angeklagte wird wohl kaum derselbe gewesen sein, der als weisungsbefugte Person den Ordnern die Anweisung gab, weitere mehrere tausend Menschen auf eine Polizeikette zulaufen zu lassen, zu der niemand Kontakt hatte. Es kann auch kaum der Einfall desselben Mannes gewesen sein, der die beiden verheerenden Ketten anwies, denn man hatte ja keinen Kontakt zueinander.
Ist es Herr Schreckenberg nun eigentlich auch angeklagt? Würde mich nicht wundern, wenn es nicht so wäre und er schön weiter auf seinem Lehrstuhl sitzt. Vermutlich kassierte er für sein Sicherheitskonzept mehr als manch einer der Verunglückten im Jahr verdient, auch wenn es nachträglich hieß, er sei nur zu einzelnen Aspekten befragt worden. Das ihm Informationen vorenthalten wurden, finde ich in diesem Zusammenhang völlig lächerlich. Den Tunnel kennen wohl die meisten Duisburger, das Gelände sah jeder Zugpendler schon im Vorbeifahren und dort konnte man in den Tagen zuvor mit Erschrecken feststellen, dass das Gelände von den Bahnstrecken nur durch einen Bauzaun getrennt war! Um zu wissen, dass so ein Teil nichts aushält, muss man nicht einmal studiert haben. Ebenso brauchte es nicht einmal eine Einladung zur Ortsbegehung um festzustellen, dass so eine alte Tunnelunterführung keine Notausgänge hat und Menschen hin und zurück gehen. Aber der Arme hatte ja keine Zahlen zur Love Parade. Das einige hunderttausende bis zu einer Millionen zusammen kommen, wusste in Deutschland vom Grundschulkind bis zum Altenheimbewohner jeder.
Natürlich ist das, was bei der Loveparade letztes Jahr passiert ist, für die Betroffenen und deren Familien schlimm. Ich bin mir auch sicher, dass es unter denen, die überhaupt nicht involviert waren und die Ereignisse nur anhand von Fernsehberichten und ähnlichem verfolgt haben, einige gibt, denen diese Sache ebenfalls nahe ging. Nicht alle haben dieses Ereignis komplett vergessen. Nur weil nicht alle zur offiziellen Trauerfeier gehen wollen oder können, heißt das doch nicht, dass sich keiner mehr für dieses Thema interessiert. Mal ehrlich - was hätte es an Mehrwert gebracht, wenn mehr Leute zu dieser Trauerfeier gegangen währen? Es ist ja schön, dass es so etwas gab, aber ich halte persönlich nicht viel von solchen kollektiven Trauerveranstaltungen. Wenn ich persönlich involviert wäre, wäre das vielleicht etwas anderes. Als Unbeteiligter, der dieses Unglück nur in den Medien mitbekommen hat, würde ich mir dort auch ziemlich deplatziert vorkommen.
Die Sache mit der Verantwortung ist ein Problem und wird sicher nie komplett aufgeklärt werden können. Ich persönlich mochte das, was man von Adolf Sauerland gesehen hat, überhaupt nicht. Auf mich wirkte dieser Mann nicht der erste Mann in der Stadt, sondern allenfalls wie ein Männchen. Allerdings fand ich es auch seltsam, dass man sich ausschließlich auf ihn gestürzt hat, als es darum ging, Schuldzuweisungen loszuwerden. Menschen reagieren so, in schlimmen Situationen suchen sie sich einen Schuldigen, an dem sie dann ihre Wut ablassen können. Wer nun wirklich die Hauptschuld trägt und warum gerade gegen die zentralen Figuren, die man im Vorfeld an den Pranger gestellt hat, nun nicht ermittelt werden sollen, wissen die Verantwortlichen selbst am besten. Ob der Verantwortungsbereich nicht ausreichte oder ob man gezielt jemanden schützen will, kann man als Außenstehender nicht beurteilen.
Dass auf dem Gelände ein Möbelhaus gebaut werden soll, finde ich in Ordnung. Trauerstätten sind etwas, das in die Vergangenheit gerichtet ist, und ich frage mich ernsthaft, was es den Hinterbliebenen bringt, wenn dieses Gelände nun so bleibt wie es ist. Ein Aufschub wäre wohl das Maximale, alles andere halte ich für realitätsfern. So schlimm das auch für die Hinterbliebenen der verstorbenen Love-Parade-Besucher sein mag, aber es muss schließlich auch weitergehen.
Übrigens finde ich es wieder einmal sehr bezeichnend, dass quasi angeprangert wird, dass dieses Thema nach nur einem Jahr schon so wenig Aufmerksamkeit erfährt. Das ist doch letztendlich bei sehr vielen Themen dieser Art so. Ich kann mich, wenn ich an die vergangenen Monate zurückerinnere, nicht mehr an so viele schlimme Nachrichten erinnern. Was ich immer noch im Hinterkopf habe, ist die Katastrophe in Japan. Es scheint, dass danach kaum noch ein Hahn kräht, zumindest offiziell und in diesem Land. In Japan sieht das vielleicht anders aus. Fakt ist einfach: jeden Tag passiert etwas anderes und Menschen reagieren darauf eben so, dass sie sie "alten" Schreckensmeldungen gedanklich nach hinten schieben und schließlich vergessen - sofern sie nicht selbst involviert sind. Die persönlich Betroffenen konservieren ihre Trauer und ihre Wut oft und haben dann schließlich den Eindruck, dass sich ja sonst niemand mehr um dieses Thema kümmert - außer ihnen. Abgesehen davon passieren jeden Tag weitaus schlimmere Dinge als die Vorfälle bei der Love-Parade, nur gelangen die wenigsten davon in die Medien. Wäre man konsequent und würde sich um all das Gedanken machen und kollektiv mittrauern, könnte man sonst nichts anderes mehr tun.
Ich weiß nicht wirklich, Trisa, was Du hier nun lesen möchtest. Mir ist es bestimmt nicht egal, dass letztes Jahr mehr als 20 Menschen ihren Tod gefunden haben, weil sie Spaß haben wollten. Die Berichterstattung am frühen Morgen zum Jahrestag und die zwischendurch stattfindenden Diskussionen, gerade was das unglaubliche Verhalten von Adolf Sauerland betrifft, aus dem Radio, zugegeben beim Westdeutschen Rundfunk, lassen mich nicht kalt. Ich habe mitbekommen, dass Sauerland eine Stellungsnahme abgegeben hat und nein, das, was er darin sagt, ist nicht wirklich das, was man hören wollte. Ich wünschte mir damals, ich wünsche mir auch jetzt, dass er endlich zurücktritt und seinen Platz räumt. Die Duisburger möchten ihn nicht mehr als Bürgermeister haben, schon seit dieser Katastrophe und er rührt sich nicht. Mich macht das unglaublich wütend und ich habe da wirklich kein Verständnis dafür. Dass die Trauernden ihn bei dem Jahrestag mit der Veanstaltung im Fußballstadion nicht dabei haben wollten, macht die ganze Sache nicht besser.
Natürlich wird man nicht eine endgültige Klärung finden, und ich kann auch nicht sagen, dass Sauerland da vielleicht die alleinige Schuld trägt. Aber letztendlich hat man sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe geschoben, und immer wieder andere Menschen mit ins Spiel gebracht, die auch ihren Anteil daran haben sollten, was nun einmal geschehen ist. Ich glaube nicht, dass da noch irgendjemand ein Durchblick hat und dass es überhaupt jemals einen Durchblick gegeben hat. Anders, außer die Angst um die eigene Position, kann ich es mir nicht erklären, warum Veranstalter nicht einfach dazu stehen und standen, sich ernsthaft mit den Hinterbliebenen auseinandergesetzt haben oder auseinandersetzen. Diese Möchte-Gern-Entschuldigung, die viel zu spät von Sauerland gekommen ist, kann selbst ich als Nicht-Betroffene nicht noch einmal ernst nehmen. Wie sollen sich da erst die Familien und Partner/ Freunde der Verstorbenen fühlen?
Dass es eine Gedenkfeier gegeben hat, bei der auch der Sänger von Unheilig - der Graf - aufgetreten ist, habe ich mitbekommen. Aber ich bin und war noch nie ein Mensch, der solchen Trauerfeiern oder generell öffentliche Beerdigungen verfolgt hat. Doch ist dies nicht gleichbedeutend mit dem, womit ich mich beschäftige. Nun bin ich nun mal nicht direkt betroffen davon und ich denke, das macht noch einmal einen Unterschied. Auch wohne ich nicht in dieser Gegend und auch bin ich noch nie auf einer Loveparade gewesen. Daher wollte und kann ich es mir nicht anmaßen, mich darüber großartig auszulassen und ich will es auch nicht. Meine Meinung über Adolf Sauerland habe ich kund getan, zu McFit gehe ich nicht trainieren und ich denke, man kann den Menschen, die dort trainieren, nun auch nicht einen Vorwurf machen. Das ist einfach ein falsches Zeichen.
Ansonsten schließe ich mich Cologneboy an - es gibt schon in diesem Jahr so viele Schreckensnachrichten, an die man kaum noch denkt. Wenn ich nur daran denke, dass letzte Woche ein Amokläufer fast 90 Menschen ermordet hat oder dass in Japan aufgrund des Tsunamis und der dortigen Atomkatastrophe sehr viele Menschen ihren Tod gefunden haben, wirkt die Loveparade-Katastrophe schon zig Jahre her, auch, wenn dies natürlich Blödsinn ist. Ich denke, man kann einem Forum oder Menschen nicht vorwerfen, dass sie nicht anständig mit diesem Thema umgehen oder nicht. Vieles muss man mit sich selbst ausmachen, aber es heißt nicht, dass so etwas gleichgültig an einem vorübergeht.
Ich war damals im Urlaub und habe das nur eher am Rande mitbekommen. Aber danach habe ich mir auch sämtliche Ausgaben des Focus und des Spiegels gekauft, weil ich einfach noch mehr wissen wollte darüber, noch mehr Hintergründe, noch mehr geballtes Fachwissen. Das habe ich dann auch bekommen durch die vielen Artikel, aber so richtig fassen kann ich es heute noch nicht. Das Möbelhaus mag ein wenig überzogen sein, schließlich gibt es auch noch genügend andere Plätze für solch eine Einrichtung, aber nun gut. Man kann die Vergangenheit nicht mehr ändern und damit muss sich jeder arrangieren können.
Ich muss auch zugeben, dass ich nicht unbedingt am Jahrestag auch an die Loveparade gedacht habe. Deswegen hätte ich es ja auch besser gefunden, wenn die Loveparade einfach weiter gegangen wäre, dann hätte man auf jeden Fall jedes Jahr aufs Neue an diese Tragödie gedacht. Aber so habe ich eben schon ein wenig mit diesem Thema abgeschlossen und ich habe den Menschen auch wirklich genügend Schweigeminuten meines Lebens und auch viele Gedanken und Wünsche meines Lebens bereits zugesendet. Sogar auf meinem Wunschzettel, den man jedes Jahr bei Silvester in den Himmel mit einem großen Luftballon sendet, stand der Wunsch drauf, dass den Opfern es wenigstens im Himmel gut geht und dass so etwas nie mehr passieren wird. Aber ich finde dann auch irgendwann, dass es einfach genug ist und dass es einfach reicht. Ich könnte auch jetzt noch trauern, aber dann falle ich höchstens erneut in ein Loch und das möchte ich nun auch nicht unbedingt.
Zum Thema Sauerland, dass du da alles Mögliche gefunden hast, das ist doch auch überhaupt kein Wunder. Schließlich gibt es doch genügend Prozesse wie den Sauerland-Prozess und darüber wurde dann auch so viel hier geschrieben und deswegen würde ich das jetzt nicht wirklich als Grund dafür ansehen, dass angeblich niemand mehr an die Opfer der Loveparade denken würde. Und ich gebe auch Diamante Recht, ich kann nicht von dem einen Jahrestag der Katastrophe zur nächsten Gedenkwoche reisen und dann stirbt auch noch jemand aus dem Ort und dort ist dann auch noch eine Trauer und eine Beerdigung vielleicht angesagt und schon bin ich praktisch alle 2 Tage am Trauern. Da kommt mir einfach ehrlich gesagt auch der Genuss des Lebens irgend wann zu kurz und das möchte ich nun auch wieder nicht, vor allem eben weil es solche Katastrophen nun einmal gibt. Man kann sich für eine Sache interessieren und da mittrauern und ich finde auch, dass man dies unbedingt tun sollte, aber du kannst einfach nicht verlangen, dass auch noch zum zehnten Todestag an die Opfer der Loveparade gedacht wird.
Denn ich bin mir sicher, dass es in vielleicht 20 Jahren, eventuell auch noch früher, dann wahrscheinlich sogar an einem einzigen Tag im Kalenderjahr schon zwei Katastrophen auf einmal geben wird, an dessen Opfer man sich dann erinnern muss und denen man Gedenken muss. Ich persönlich würde da einfach nur noch wirr im Kopf werden und dann depressiv werden und schon steht doch praktisch die nächste Katastrophe und der nächste Todestag vor der Tür, nämlich eventuell mein Eigener. Aber dazu kommt es sicherlich nicht, so psyschisch labil bin ich dann auch wieder nicht, aber das soll nur einmal als extremes Beispiel für den "Trauerwahn" gelten. Irgendwann ist einfach die Zeit, von Altem Abschied zu nehmen und das Leben so zu genießen, wie man es denn liebt und wie es einem noch erhalten bleibt, denn wer weiß schon, was der morgige Tag für Katastrophen und schlechte Nachrichten mit sich bringen wird? Richtig, auch niemand und deswegen würde ich einfach es nicht übertreiben mit der Trauer, es ist schrecklich, aber das Leben geht auf jeden Fall weiter, wenn auch leider nicht für die Opfer der Loveparade.
Ich denke, es ist normal, dass das öffentliche Interesse an solchen Tragödien nachlässt, ich denke aber nicht, dass es vergessen ist. Natürlich ist es schrecklich, was dort passiert ist. Und natürlich kann man nur hoffen, dass daraus wenigstens gelernt wurde. ich finde es absolut schrecklich was dort passiert ist, und finde es wichtig dass man daraus lernt, und auch die Verantwortlichen findet, aber wenn ich wirklich ehrlich bin, währe mir ohne den Nachrichten nicht bewusst gewesen, dass der Jahrestag anstand. So schrecklich es auch ist, was dort passiert ist, dass Leben geht weiter, und wenn man nicht direkt beteiligt ist, dann geht es umso schneller. Ich denke es macht auch noch einmal einen großen Unterschied, ob man jemanden kannte oder nicht, der dort zu schaden kam. Für mich ist es nach wie vor schrecklich, aber es ist für mich nicht allgegenwärtig.
Ich komme nicht aus Duisburg, weswegen für mich die Frage nie gestellt hat, zu der Trauerfeier zu gehen, aber ich denke, selbst wenn ich von dort gekommen wäre, wäre ich nicht hingegangen. Denn für mich ist eine Trauerfeier immer etwas privates. Ich finde sie sollte für Bekannte, Freunde und Familie der Opfer und Geschädigten sein. Ich kenne niemanden der dort zu Schaden kam und dementsprechend, habe ich da nichts zu suchen, meiner Meinung nach. Ich bin aber auch niemand der da wirkliche Gefühle entwickeln kann. Wie gesagt ich finde es schrecklich, was passiert ist und fühle mit den Angehörigen, aber es sterben jeden Tag so viele Menschen, ich kann nicht immer weinen wenn ich so etwas mitbekomme. Im Moment denke ich einfach mehr an Afrika, wo hunderte von Menschen am verhungern sind, als an Duisburg. Dass ändert aber nichts daran, wie schrecklich ich finde was dort passiert ist.
Ich denke auch nicht, dass es jemals eine komplette Klärung geben wird, und ich denke auch dass es nicht viele harte Strafen geben wird. Ein Stück weit kann ich den Bürgermeister verstehen, dass er nicht zurück tritt, aber ich kann natürlich auch verstehen, warum die Duisburger dies fordern. Ich bin kein Duisburger, und habe deswegen kann Recht mich dort einzumischen, denn er ist ja nicht mein Bürgermeister. Ich denke es ist auch normal, dass die Forderungen nach seinem Rücktritt zurückgehen. Viele denken sehen nicht dass es was bringt, andere halten ihn für einen guten Bürgermeister, und anderen ist es sicher auch einfach egal.
Wie gesagt, es ist schrecklich was dort passiert ist, aber es passieren immer und immer wieder so schreckliche Sachen, die Welt dreht sich nun einmal einfach weiter. Es mag sein, dass es schwer zu verstehen ist für Angehörige, aber so ist es leider. Zum Schluss wünsch eich allen Angehörigen, und Betroffenen einfach dass beste.
*steph* hat geschrieben:Dass es eine Gedenkfeier gegeben hat, bei der auch der Sänger von Unheilig - der Graf - aufgetreten ist, habe ich mitbekommen.
Das wusste ich nun nicht- schade. Ich war selbst auch nicht in Duisburg und es war auch nicht der Sinn irgendjemanden etwas vorzuwerfen. Erst recht muss sich niemand vor mir rechtfertigen! Und schon gar nicht, weil einen das Thema nicht interessiert oder man sich nicht mehr dazu äußern möchte.
Plätze für das Möbelhaus scheint es in Duisburg ansonsten keine geeigneten zu geben, zumal ja neben dem Möbelhaus noch wesentlich mehr entstehen soll. Zumindest damals gab es lediglich den Vorschlag des Möbelhauses, der den Platz direkt danach gekauft hat, das Gelände brach liegen zu lassen, wenn er neben IKEA bauen darf. Und für manche Angehörigen bedeutet diese Trauerstelle sehr wohl etwas. Natürlich wird es gerade den Angehörigen der ausländischen Opfer ziemlich egal sein und manche wollen auch einfach für sich mit dem Thema abschließen.
Nur leider kommt dieser Faktor Zeit auch den Schuldigen zu Gute. Ein Adolf Sauerland kann wieder ohne Probleme öffentlich auftreten, sein Gesicht zu offiziellen Anlässen wie Spatenstich und ähnliches stört in den regionalen Zeitungen niemanden mehr und die Angehörigen und Opfer ließ man gar von einem Vertreter vor der Tür abspeisen. Schließlich habe man keine Zeit. Das sind Dinge, die jetzt passieren und nicht damals. Auch sind noch kaum Gelder geflossen, weil man ja schließlich keinen Schuldigen hat. Nichtmal um die Seelsorge musste man sich selbst kümmern, das haben bereitwillig die Kirchen übernommen, wie auch die Trauerfeier und kürzlich die Gedenkfeier. Jene, die sich noch gegen Sauerland einsetzen, werde milde belächelt oder gar Schlimmeres. Vermutlich wird er sowieso zurücktreten, sobald seine Pensionsansprüche endgültig durch sind. Aber warum wollte er denn im Amt bleiben? Nach eigener Aussage doch deshalb, weil er bei der Aufklärung helfen wollte. Und was hörte man danach von ihm? Er muss sich vor seine Angestellten stellen, die ja schließlich langjährig gute Arbeit geleistet haben. Und zu den anderen Verantwortlichen besteht wohl wenig bis kein Kontakt.
Ebenso zu den Angehörigen. Den selbst organisierten Gruppen eine Ewigkeit danach ein allgemeines Schreiben zukommen zu lassen, empfinde sogar ich als Frechheit. Und die Beteuerungen danach, dass man die Kontaktdaten der Opfer gar nicht alle vorliegen habe, ist mehr als lächerlich. In Zeiten, wo es sogar Privatleute schaffen herauszufinden, wer sie vor 40 Jahren in Südamerika zur Adoption freigegeben hat, wird ein Love-Parade Veranstalter und eine Stadt wohl in der Lage sein, Kontaktdaten von Opfern zu bekommen, zumal viele von ihnen namentlich sogar in der Öffentlichkeit aufgetaucht sind.
Das was auf der Loveparade in Duisburg passiert ist war einfach grauenhaft. Hier sind massive Fehler in der Planung vorhanden gewesen und die Schuldzuweisungen haben den richtigen getroffen, meiner Meinung nach. Jedoch sahen viele das anders. Doch die Gerechtigkeit hat ein Stück weit gesiegt und Sauerland wurde im hohen Bogen abgewählt.
Doch ich finde gerade die Tatsache schlimmer, dass die Loveparade weiter geht in Berlin und nur unter einem anderen Namen, aber das Konzept das selbe bleibt. Das ist für mich blanker Hohn und Spott den Opfern gegenüber und natürlich den Hinterbliebenen. Es hieß diese Veranstaltung wird damit beendet sein auch aus Respekt der Opfer und deren Familien gegenüber. Für mich interessiert doch hier wieder ein Mal nur das Geld.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-167081.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1029mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 2990mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1844mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1339mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?