Feiern trotz Schicksalsschlag?
Etwa 15 Kilometer von meinem Wohnort entfernt ereignete sich vergangenes Wochenende ein sehr schwerer Unfall. Ein mit vier jungen Menschen, drei Männer, eine Frau, ist ungebremst gegen ein Baum gerast. Es gibt keinerlei Erkenntnisse, warum kein Bremsversuch unternommen wurde, die Untersuchungen dauern noch an. Zwei der Insassen, unter anderem der Fahrer, sind noch an der Unfallstelle verstorben, der andere Insasse als auch die Frau wurden in Krankenhäuser gebracht und wohl in ein künstliches Koma gelegt. Heute musste ich dann leider in der Zeitung lesen, dass die junge Frau gestern ihren schweren Verletzungen erlegen ist. Sie stammte aus dem Nachbardorf, aber ich kenne sie nicht persönlich. Wie es dem vierten Insassen geht, ist mir nicht bekannt.
Etwas makaber bei der ganzen Situation ist nun, dass dieses Wochenende ein Volksfest in diesem Dorf stattfindet. Hätte ich nun diese Frau gekannt und Pläne gehabt, zu diesem Fest zu gehen, ich denke, ich könnte es nicht genießen. Auch hier bedauere ich die Familie doch sehr, obwohl ich sie nicht kenne. Es ist schon der zweite junge Mensch aus diesem Dorf, der dieses Jahr an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls verstorben ist. Ich weiß nun nicht, ob mein Mitgefühl nun etwas übertrieben ist oder ob es normal ist, solch eine Anteilnahme zu verspüren. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich solch einen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang selbst in der Familie selbst vor einigen Jahren hatte erleben musste, was ich aber wohl verarbeitet habe. Wie empfindet Ihr diese Situation? Berühren Euch solche Nachrichten aus der Umgebung selbst auch oder lässt Euch so etwas doch eher kalt? Könntet Ihr mit dem Erhalt einer solchen Nachricht problemlos feiern gehen oder würde es Euch schon schwer fallen, ausgelassen zu sein?
Mich lässt so etwas nicht kalt. Ich finde es schrecklich von so etwas zu erfahren, was in der Umgebung statt gefunden hat. Da macht man sich schon seine Gedanken. Schlimmer ist es jedoch, wenn man die Menschen kannte. Allerdings darf man sich da nicht zu sehr herein steigern, denn sonst braucht man auch nicht mehr feiern zu gehen. Die Gefahr ist halt immer dabei, man sollte halt nicht zu viel trinken und es sollte vorher geklärt sein, wer nüchtern bleibt und fährt. Meistens bin ich das, dann habe ich selber die Kontrolle über das Auto und bin diejenige auf die alle zählen. Bei anderen habe ich immer Angst, dass sie trotzdem was trinken und wir dann zu sehen müssen, wie wir nach hause kommen. Zum Dorffest kann man hier allerdings getrost zu Fuß gehen, also kann uns da schon mal nichts passieren!
Solche Nachrichten sind immer schlimm. Egal ob es in der eigenen Region oder am anderen Ende von Deutschland geschieht. Solche Unfälle passieren leider, leider Gottes, viel zu oft. Deine Anteilnahme kann ich sehr gut verstehen. Vor allem dann, wenn der Unfall in der eigenen Region geschieht nimmt einem das doch noch etwas mehr mit als wenn man von einem anderen Unfall hört, der andernorts geschah. Man denkt ja immer daran, dass man selber hätte in der Nähe sein können und das es einem in genau diesen Moment selbst erwischt. Besonders schlimm ist die Situation, wenn man bei solch einen Unfall ein Zeuge ist. So etwas zu erleben wünsche ich niemanden. Das man so etwas überhaupt verarbeiten kann, wenn man solche ein Erlebnis hatte, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Man kann nur vom Glück reden wenn einem selbst so etwas nicht passiert. Das schätzen die meisten Leute nicht.
Ob man das Dorffest absagen sollte ist schwierig zu beurteilen. Sicherlich wird die Stimmung etwas getrübt sein wegen des Unfalls und seinem tragischen Ausgangs aber das Leben geht weiter. Wenn man sich nur an der Vergangenheit festhält bekommt man doch nur schwer wieder etwas auf die Reihe. Man sollte nach vorne schauen und wieder versuchen das Leben zu genießen auch wenn das sehr leicht gesagt ist. Lebt und habt euren Spaß, würden wohl die meisten uns sagen wollen, die schon von uns gegangen sind. Sicherlich werden keine Freunde, Verwandte oder Kollegen auf das Fest gehen. Dies würde ich selber auch nicht machen wollen.
Nein, um die eigentliche Absage des Festes geht es mir nicht. Ich weiß nicht, welchen Stand die Familie in dem Dorf hat und welchen Stand die junge Frau hatte. Aber es wäre organisatorisch auch nicht machbar. Vielleicht bekomme ich im Laufe des morgigen Tages mal mit, wie es so gewesen ist. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass solch eine Nachricht nicht gerade förderlich für die Geselligkeit ist - ich kann dazu absolut nichts sagen, weil ich selbst nicht der Typ für Dorffeste bin, würde aber auch, wenn ich es wäre und ich in irgendeiner Verbindung mit einem Verstorbenen stehen würde, dort nicht hingehen wollen/ können. Eine Ausnahme wäre, wenn da eine Verbindlichkeit bestehen würde, weil ich zum Beispiel in irgendeiner Art und Weise an der Organisation oder am Rahmenprogramm beteiligt wäre.
Es gibt allgemein betrachtet ja schon sehr viele Unfälle, aber ich muss sagen, die, die hier in der Umgebung so stattfinden, lassen mich selten kalt oder berühren mich nicht. Je weiter es weg ist, ist es noch einmal etwas anderes. Aber dadurch, dass man die Strecken und die Unfallstellen kennt, auch ohne, dass sie gekennzeichnet sind, ist es noch einmal etwas ganz anderes. Auch, wenn ich ein Unfallfahrzeug sehe oder so, bin ich doch oft in irgendeiner Form berührt. Ich kann es auch gar nicht genauer bezeichnen, wann mich solch ein Unfall berührt, wann weniger.
Unfälle passieren und es ist immer schrecklich. Wenn ich die Menschen oder den Menschen gekannt habe, dann wäre ich wahrscheinlich so traurig, dass ich nicht feiern könnte. Aber wenn ich die Menschen nicht gekannt habe, dann berührt es mich zwar, aber ich denke mir, dass man dann nie feiern gehen dürfte, weil immer irgendwo ein Unfall passiert und Kinder, junge Menschen oder eben unschuldige Menschen sterben müssen.
Ich finde es etwas übertrieben, wenn man nicht feiern geht, nur weil im Dorf ein Unfall passiert ist. Wenn man die Leute gekannt hat, dann ist es aus eigenen Emotionen manchmal nicht möglich Freude zu empfinden. Aber wenn es Menschen sind, denen ich niemals begegnet bin, dann würde mich das emotional nicht so mitnehmen, dass ich nicht feiern könnte.
Natürlich fühlt man mit den den Opfern und deren Angehörigen, aber wie man sagt man so schön " Das Leben geht weiter" So ein Unfall ist schrecklich und sehr tragisch für die Hinterbliebenen, aber deswegen wird kaum ein Dorffest abgesagt werden. Es ist verständlich wenn die Angehörigen und Freunde dann nicht an solchen Festen teilnehmen. Aber da du selbst nichts mit den Unfallopfern zu tun hattest, solltest du nicht auf das Fest verzichten.
Es wäre doch etwas übertrieben, wenn du zu Hause sitzt und so Anteil nimmst. Schließlich hast du auch so an diese Menschen gedacht und damit vielleicht schon mehr getan, als so manch anderer. Dadurch solltest du dir aber die Freude nicht verderben lassen.
Ich denke auch, ähnlich wie Nelchen, dass das Leben zunächst mal weitergeht. Das klingt vielleicht sehr abgebrüht und es ist auch sehr leicht gesagt, wenn man eben nicht betroffen ist, nicht einmal ansatzweise, aber in der Tat ist doch sehr viel Wahres an diesem Sprichwort dran. Das Leben geht für alle, die überlebt haben, weiter. Zwar nicht unbedingt ausgelassen und fröhlich, aber es geht weiter – und es wird auch wieder aufwärts gehen.
Als ein Freund meines besten Freundes vor wenigen Monaten bei einem Motorradunfall ums Leben kam, fühlte ich mich ähnlich betroffen wie Du, ohne den jungen Mann gekannt zu haben. Aber allein dieses Ereignis, der genaue Unfallhergang und auch die Tatsache, dass es sich um einen jungen Mann Mitte zwanzig gehandelt hat. Ich habe damals eine Verabredung abgesagt, weil ich es irgendwie als unpassend empfand, mich mit jemandem zu treffen und nicht für meinen besten Freund da sein zu können, wenn er mich braucht, allerdings ging mein Mitgefühl ganz gezielt nicht soweit, dass ich nur aufgrund dieses schlimmen Ereignisses auf das Einhalten einer Verabredung verzichtet hätte.
Ich neige grundsätzlich wohl eher schon dazu, sehr mitzufühlen und mich von solchen Ereignissen auch wirklich schwerer belasten zu lassen, allerdings habe ich irgendwann realisiert, dass das überhaupt niemandem hilft, aber mindestens einer Person sehr schadet, nämlich mir selbst. Der verunglückten Person hilft es überhaupt nichts mehr, wenn ich ein Häuflein Elend bin, den Angehörigen ebenfalls nicht. Mitgefühl ist sicherlich richtig und auch wichtig, aber es darf nicht soweit gehen, dass man denjenigen, denen man in einer solch schweren Zeit eine Stütze sein will, eben diese nicht mehr sein kann, weil man selbst an dem Ereignis zugrunde zu gehen droht.
Vermutlich kann man also nicht sagen, dass mich solche schlimmen Ereignisse wirklich kalt lassen, denn berühren tun sie mich schon und das teilweise auch länger anhaltend. So denke ich auch heute noch an den schlimmen Autounfall eines jungen Mannes, der ein Bekannter meines Partners war und den ich selbst nur einmal kurz gesehen habe, mit dem ich aber nicht befreundet war, weil das eben eines dieser Ereignisse war, die wirklich jeden, der davon mitbekommen hat, tief erschüttert haben. Dennoch versuche ich, das nicht so nah an mich heranzulassen, dass es mich schädigt, eben vor allem, weil ich zu der Erkenntnis gekommen bin, dass das überhaupt niemandem weiterhilft.
Wenn jemand verunglücken würde, den ich wirklich gekannt habe, könnte ich sicherlich nicht feiern, egal, ob es sich dabei um den Besuch eines Dorffestes handeln würde oder um eine private Feier. Wenn ich allerdings die verunglückte Person nicht gekannt habe und mich nur das Ereignis an sich und das Schicksal der Hinterbliebenen betroffen machen, dann versuche ich, mein Leben dennoch ganz normal weiterzuleben, ohne dieses Ereignis nah an mich herankommen zu lassen. Ein Dorffest kann dann meiner Meinung nach übrigens sehr hilfreich sein, gerade, um eben wieder unter Menschen zu kommen und zu sehen, dass das Leben eben weitergeht.
Ehrlich gesagt unterscheide ich da, ob ich die Leute kenne oder nicht. Bei mir unbekannten Unfallopfern kann ich nicht wirklich etwas empfinden und ich denke, das es auch gut so ist. Ansonsten würde man vermutlich über die Jahre hinweg daran kaputt gehen, wenn man das Schicksal von fremden Menschen so an sich heranlässt.
Anders sieht das wieder an, wenn ich die Personen kenne. Wobei es da auch unterschiede gibt, es nur flüchtige Bekannte sind oder ich mit ihnen befreundet gewesen bin. Ich gebe zu, das es einige Menschen in meinem weiteren Umfeld gibt, wo ich keine Trauer empfinden würde. Das ging mir selbst bei meinem Schwiegervater so, als dieser über zwei Jahren verstorben ist.
Wenn die zwischenmenschliche Beziehung sehr schlecht war, dann heuchel ich mit Sicherheit keine Trauer. Denn was zu Lebzeiten nicht möglich war, muss ich danach nicht künstlich zur Schau stellen.
Ich denke, es kommt auch auf die Art und Größe des Unfalls an. Nehmen wir so Sachen wie die 9.11. oder auch die Todesfälle bei der Loveparade vor einem Jahr. Das waren Unfälle oder Schicksalsschläge, die die ganze Welt irgendwie schockiert haben. Beziehungsweise im Falle der Loveparade vor allem Deutschland, aber die Meldungen gingen damals ja auch um die Welt. Nach beiden Ereignissen wurde aus Rücksicht auf die Opfer einiges an Feierlichkeiten abgesagt. Auslegungssache was man davon halt soll.
Bei so Dorffesten könnte das stattfinden nach einem Unfall vielleicht auch sinnvoll sein. Weil sich dort doch recht viele Leute aus dem Dorf treffen und man sich so auch austauschen kann. Kann in meinen Augen auch eine Form der Trauerbewältigung sein. Denn gerade in kleineren Dörfern, wo jeder jeden kennt, geht man mit dem Unfall von jemand den man nur kennt, doch ein wenig anders um.
Natürlich ist es eine sehr komische Situation. Ich stelle es mir auch sehr schwierig vor, dass das ganze Dorf ausgelassen feiern kann, wenn sich ein solcher tragischer Unfall ereignet hat. Auch wenn man die Personen nicht direkt gekannt hat, betrifft es einen doch irgendwie, wenn die in dem gleichen Ort wohnen.
Aber ich denke auch, dass man es dann nicht so nahe an sich heran lassen sollte. Das Volksfest ist nun mal geplant und gehört wahrscheinlich, wie jedes Jahr, zum Dorf dazu. So komisch es auch klingt, aber das Leben geht nun mal weiter. Viele Leute werden bestimmt im Unterbewusstsein an den Unfall und die Personen denken. Ich finde aber, dass man trotzdem feiern sollte. Es bringt nun mal nichts, wenn man sich eher zurück zieht. Trauern werden die Familienmitglieder und Freunde schon genug.
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