Ostalgie - wie viel davon ist für Euch in Ordnung?
Neulich habe ich von einem Projekt in der sachsen-anhaltischen Stadt Oschersleben (bekannt durch den Motorsportpark) gelesen, dass mich dann sehr fasziniert hat. Dort gibt es eine Art Ostalgie-Museum oder auch NVA-Disneyland. Zu sehen gibt es Panzer mit Granatwerfern und MGs, Fahrzeuge von Volkspolizei, Sanitätern und die Propaganda-Barkas. Aber nicht nur der Fahrzeugpark, der kostenfrei erkundet werden darf, ist beeindruckend sondern es gibt auch einen Club der Werktätigen, in dem man sich in DDR-typischer Manier verköstigen kann. Aber auch weitere Relikte aus der DDR-Zeit können besichtigt werden.
Ich selbst finde Ostalgie ja nicht per sé schlecht. Allerdings ist ein Übermaß für mich einfach zu viel. Und das, was ich von diesem Ort gesehen und gelesen habe, das wäre mir definitiv zu viel des guten. Im Rahmen einer Ausstellung, wie sie beispielsweise in den Einkaufszentren der ECE-Gruppe zu sehen war, finde ich so eine Erinnerung doch recht amüsant und schaue mir so etwas auch gern an. Auch, dass in dem Rahmen wieder entdeckte DDR-Relikte, wie Bücher und Lebensmittel, verstärkt beworben werden, verstehe ich und finde es auch gut. Aber tagtäglich in einem solchen Museum zu leben, das wäre für mich doch zu viel. Denn das Leben selbst kann man mit solchen Dingen doch nicht mehr nach empfinden. Durch solch Übermaß an Ostalgie wird meiner Erachtens zu viel verklärt.
Aber wie sieht das bei Euch mit der Ostalgie aus? Wann ist sie für Euch zu viel? Warum wird Euch das mit der Ostalgie zu viel?
Immerhin gibt es ja genügend Leute, die ihr ganzes Leben in der DDR verbracht haben. Und nicht jeder hat dabei gelitten. Klar war in der DDR nicht alles gut und solche Museen neigen dazu, alles etwas übertrieben darzustellen, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, in einem solchen Museum zu arbeiten. Ostalgie an sich ist doch auch nichts Schlimmes. Ich erinnere mich immer wieder gern an meine Zeit, die ich in der DDR verbracht habe.
Auch in Thüringen gibt es ein interessantes Museum, welches eine permanente Ausstellung mit dem Titel "Olle DDR" bietet. Das Museum befindet sich in dem kleinen Ort Apolda, der vor allem durch die neben dem Museum gelegene Kunstausstellung bekannt ist. Im dort befindlichen DDR-Museum wird vor allem Wert auf den Alltag in der DDR gelegt. Wenn man durch die verschiedenen Räume geht, dann kommen schon ostalgische Gefühle auf. Über viele Sachen, die man dort sieht, wundert man sich dann, wie man damit zu DDR-Zeiten zurecht kam. Aber Vieles ruft eben auch witzige Erinnerungen hervor. Somit ist in dem Museum etwas für alle Gefühlslagen. Man kann sich über bestimmte Sachen freuen, andere regen eher zum Nachdenken an und einige Sachen lassen mich vom DDR-Staat distanzieren
Alles in allem kann ich sagen, dass Ostalgie für mich eine schöne Sache ist. Man darf die Geschichte einfach nicht vergessen. Junge Leute, die die DDR-Zeit nicht mehr miterlebt haben, können anhand solcher Museen Geschichte hautnah erleben. Und sowas kann beim besten Willen nicht schlecht sein. Und was die sogenannten DDR-Produkte betrifft, die letztendlich wieder im Angebot sind, so zeigt das doch nur, welch hohe Qualität manche Sachen in der DDR hatten. Als Beispiel sei nur mal die allseits beliebte Vita Cola genannt, die allein schon auf ostdeutschem Gebiet wahrscheinlich mehr Umsatz macht als die Coca Cola. Auch das ist ein Stück Ostalgie, welches ich mir nicht nehmen lassen möchte.
Zu viel Ostalgie wäre es mir, wenn ich wieder in einem Staat wie es die DDR war leben müsste. Da gab es mir dann doch zu viel Zwang und zu wenig Freiheit. Besonders die Reisefreiheit würde ich dann total vermissen. Aber die Zeiten sind ja nun doch Gott sei Dank schon seit einigen Jahren vorbei.
Ich finde solche Museen ganz witzig, immer muss ich sie nicht haben aber wenn es passt dann schaue ich mir sie auch gerne an. Ich habe mir auch etliche Dinge aus dieser Zeit aufbewahrt ohne mich als Ostalgiker bezeichnen zu wollen, meinen mickrigen Lohnschein zum Beispiel und ein paar Forumschecks zur ewigen Erinnerung und Mahnung.
Die DDR ist ja nun schon über zwanzig Jahre Geschichte und da kann es schnell passieren dass man viel vergisst oder die Sache verklärt. Gerade so im Bekanntenkreis habe ich oft das Gefühl das hier stark alles verklärt wird. Auch von der jetzigen Rentnergeneration höre ich dann immer wieder solche Sprüche wie "das hätte es in der DDR nicht gegeben" oder "das war einfach besser". Das ist für mich dann Ostalgie die mir auch schnell zu viel werden kann, gerade weil diese Generation es auch eigentlich besser wissen müsste.
Ich gehe auch gern mal in solch ein Museum um mir die Sachen an zu schauen, zu viel wird es mir allerdings wenn ich diese Sachen zu hause hätte. Ich kenne einige Sammler, die sich damit die Wohnung vollstellen und dies auch noch schön finden. Sicherlich ist es schön ab und zu mal in der Vergangenheit zu schweifen und bei ein paar Sachen die Erinnerungen wieder leben zu lassen, aber wenn man damit überall konfrontiert wird, finde ich es leicht übertrieben.
Wenn es sich auf Museen beschränkt oder eben bestimmte Veranstaltungen, dann ist das durchaus für mich im Bereich des Normalen. Wobei ich sicherlich auch in einem solchen Umfeld arbeiten könnte. Da hätte ich kein Problem damit und wäre sicherlich auch eine Mitarbeiterin welche immer versuchen würde die Ausstellung um ein paar Stücke zu erweitern.
Allerdings muss man nicht im täglichen Leben damit ständig konfrontiert werden. Wenn ich wie zu DDR-Zeiten essen will, dann gehe ich halt gezielt dorthin, wo ich sowas erleben kann. Möchte es aber nicht täglich in der Betriebskantine haben. Aber ich finde es auch gut, wenn es eben Museen gibt, welche das DDR-Leben zeigen. Denn gerade die heutigen Kinder können es sich so nicht vorstellen, das es zwei deutsche Staaten gab, wo es man so unterschiedlich lebte.
Ich mag Museen und Ausstellungen, auf denen auch mal deutlich mehr gezeigt wird als man vielleicht dahinter vermutet und bin mir auch in diesem Fall nicht wirklich sicher, ob mir das Ausmaß hier zu extrem wäre, denn ich bin weder in der ehemaligen DDR aufgewachsen noch habe ich irgendeinen Bezug dazu, weshalb mich durchaus auch alles zu diesem Thema interessiert, denn immerhin ist es ein doch ein bedeutendes Stück der jüngeren deutschen Geschichte.
In der Regel finde ich Museen zu wenig umfangreich und häufiger kommt es vor, dass diese nur einen bestimmten Blickwinkel auf ein bestimmtes Geschehen beleuchten, schlimmstenfalls allerdings einen, der mich wiederum weniger interessiert. Deshalb finde ich es auch wirklich gut, wenn solche Ausstellungen, in denen es eben die verschiedensten Bereiche zu begutachten und zu erkunden gibt, wirklich umfangreicher sind. Ich denke auch nicht, dass dieses Museum so gedacht ist, dass man hier wirklich alles ablaufen und anschauen soll, sondern sich wirklich vor allem die Punkte heraussucht, die einen selbst am meisten interessieren. Hier wird aber eben alles zusammengefasst und gebündelt zur Verfügung gestellt, das finde ich durchweg positiv.
Da Du generell nach unserer Meinung zur Ostalgie fragst, gehe ich davon aus, dass Du auch diese persönlichen Vorlieben für das Sammeln spezieller Gegenstände aus DDR-Zeiten meinst, das man von einigen Privatpersonen kennt. Ich denke, erlaubt ist, was gefällt und ich kann gut verstehen, dass einige durchaus Relikte aus ihrer Kindheit oder Jugend aufbewahren oder wiederbeschaffen wollen. Ich störe mich daran nicht wirklich, solange ich nicht feststellen kann, dass jemand in einer längst vergangenen Welt ganz konkret lebt und ich nicht das Gefühl bekomme, dass er sich nicht mehr in der aktuellen Welt zurechtfindet. Solange er diesen Bezug nicht verliert, habe ich nichts dagegen auszusetzen, wenn jemand seiner Sammelleidenschaft frönt, vor allem doch dann nicht, wenn diese seine Kindheit, Jugend oder ganz generell seine Vergangenheit betrifft.
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