Aufkleber: Stoppt Tierversuche-nehmt Kinderschänder?
Heute Nachmittag fuhr ein Auto vor mir, das genau diesen Spruch auf der Heckscheibe hatte. Ich war ein wenig irritiert, denn einerseits kann ich den Gedankengang an sich durchaus nachvollziehen. Ich bin zwar auch absolut gegen Tierversuche, andererseits hasse ich Kinderschänder. Aber ist so ein Spruch moralisch vertretbar oder kann man damit herum fahren, ohne Gefahr zu laufen, irgendwann mal zerstochene Reifen zu haben? Ich weiß nicht, Mitleid habe ich zwar nicht mit Kinderschändern, aber der Spruch wäre mir dann doch zu gewagt. Was denkt Ihr darüber?
Ein solcher Spruch spicht doch in der Tat nur die sogenannte Unterschicht an, denn diese Leute können meistens nicht themenübergreifend denken. Weiterhin passt dieser Spruch mit seiner Aussage ins rechtsradikale Spektrum. Kein halbwegs normaler Mensch kann und wird diesen Worten eine Bedeutung schenken. Mit einer demokratischen Einstellung kann man darüber nur lachen.
Ich würde mir so einen Aufkleber nicht an das Auto machen. Ich würde mir generell keine Aufkleber daran kleben. Was habe ich davon? Wenn ich anderen Menschen meine Meinung mitteilen möchte dann mache ich das auf andere Art und Weise. Auf manche Leute wirkt dieser Aufkleber sicherlich provokant und provozierend. Ich persönlich bin gegen beides. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wirklich mal die Reifen bei so einem Auto durchgestochen sind. Klar, die Ausdrucksweise ist schon derb aber das fände ich dann doch sehr arg übertrieben.
Ich kenne diesen Spruch. Solche Sprüche sind typisch für Leute aus der rechtsradikalen Szene. Meine Cousine ist leider mit so einem verlobt und der hat auch lauter solche Sprüche auf Lager und dadurch habe ich dann gesehen, dass das eben bei Nazis so üblich ist, dass die so extrem gegen Kinderschänder losgehen. Könnte mir gut vorstellen, dass der Aufkleber, den du gesehen hast einen eben solchen rechtsradikalen Besitzer hatte und die schrecken ja vor nicht viel zurück.
Ich selbst würde mich auch nicht trauen mit so einem Spruch auf dem Auto herum zu fahren. Klar, ich bin gegen beides, Tierversuche und Kinderschänder, doch unser Gesetz schreibt vor, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und die Justiz muss sich daran ja auch auf jeden Fall halten. Klar, solche Leute haben eigentlich keine Würde mehr verdient, denn sie haben den Kindern doch auch jegliche Würde genommen, aber das ist wohl wieder ein anderes Thema.
Du kannst also eigentlich davon ausgehen, dass der Besitzer des Aufklebers ein Nazi war und darum keine Angst um sein Fahrzeug hat. Schließlich kennen die ja immer jemanden, die jemand anderes kennen und so weiter.
Ich gebe es zu, ich hasse diesen Spruch. Der taucht leider nicht nur als Aufkleber auf, sondern wird in total vielen Online Profilen als Motto benutzt und in vielen Communitys gibt es auch Gruppen, die diesen Spruch als Titel haben. Und die Leute fühlen sich auch noch toll mit diesem Spruch, der in meinen Augen einfach widerlich ist und noch dazu sehr widersprüchlich.
Ich persönlich finde Tierversuche nicht zwingend gut. Aber das ist hier ja auch nicht das Thema. Kindesmissbrauch finde ich- ich finde keine Worte. Ich glaube, diese Straftat ist so ziemlich die schlimmste, die einem Menschen passieren kann. Egal ob man selbst direkt betroffen ist oder ob man Elternteil oder naher Verwandter ist. Ich halte es allerdings für fragwürdig, ob man Kinderschänder wirklich lebenslang wegsperren muss. Aber auch das ist hier an sich nicht Thema. Ich kann die Wut der Eltern verstehen, deren Kind so was angetan wurde. Ich kann auch die Gefühle der betroffenen Kinder nachvollziehen. Nur sehe ich keinerlei Zusammenhang zu Tierversuchen.
So sehr lange ist es noch nicht her, dass in Deutschland Menschen, die entweder die "falsche Religion" hatten und/oder nicht an das damalige gesellschaftliche Bild passten, zu Versuchen missbraucht wurden. Zum Teil bis in den Tod getrieben wurden. Heute gibt es klare gesetzliche Richtlinie, was man an Menschen testen darf und was nicht. Aber das nun pauschal für Menschen, die ein Verbrechen begannen haben, zu fordern, finde ich relativ abartig. Und mal davon abgesehen, weder den Betroffenen, noch den Angehörigen ist damit in irgendeiner Form geholfen.
Vor Monaten stieß ich in einer Online Community auf das Profil einer jungen Frau, die Mutter mehrerer Kinder ist. Auch sie gab ziemlich mit dem Spruch an. Noch dazu warnte sie vor einem Kinderschänder, der angeblich im Umkreis ihres Wohnortes unterwegs sein sollte. Bewiesen war nichts. Gleichzeitig waren in ihrem Profil Bilder ihrer Kinder zu sehen. Bilder auf denen die Geschlechtsteile zu sehen waren. Beides alleine für sich naja eventuell tragbar. Aber in ihrem Profil gab sie so viele Daten von sich Preis und das öffentlich einsehbar, dass ich innerhalb kürzester Zeit den Wohnort hätte raus finden können. Und ich auch an Hand des Profiles hätte sagen können, wann zu erwarten ist, dass die Kinder eventuell alleine zu Hause sind.
Wer solche Sprüche ins Profil stellt oder sich aufs Auto klebt, der empfindet Kindesmissbrauch als schlimm. Das möchte ich auch keinem absprechen. Ich glaube man fühlt sich einfach nur ohnmächtig, wenn man die Gefühle der Opfer nur annähernd kennt. Klar gehören die Täter bestraft. Aber mit dem Spruch sagt man ja auch aus, wie schlimm man Tierversuche findet. Muss man eine "böse" Tat mit einer anderen "bösen" Tat bestrafen? Auch ein Kinderschänder ist ein Mensch. Ich weise hier noch mal darauf hin, dass ich die Tat nicht gut finde und so weiter. Trotzdem empfinde ich an Hand der genannten Punkte den Spruch sehr widersprüchlich.
Widersprüchlich ist der Spruch eigentlich nicht, denn für bestimmte Leute macht er einen Sinn. Allerdings denkt man hier einfach nicht weiter bzw. man denkt überhaupt nicht. Und hier liegt in der Tat das Hauptproblem, denn viele Leute plappern diesen Spruch einfach nur nach. Keiner denkt aber über den eigentlichen Sinn mehr nach. Und so können solche Aussagen auch schnell salonfähig werden keine Frage.
Ich kenne diesen Spruch auch und finde ihn immer ein bisschen unglücklich. Die Kernaussage an sich finde ich nicht einmal falsch, nämlich dass man ein gesellschaftsschädliches Subjekt nutzen sollte, um Wesen, die nichts Böses verbrochen haben, von den Qualen zu verschonen. Die Tiere haben niemandem etwas zuleide getan und jeder, der sich mit Tierversuchen mal ernsthaft auseinandergesetzt hat weiß auch, dass die Tiere dabei zu einem großen Teil so brutal gequält werden, dass es schmerzt, das zu lesen oder zu sehen. Auf der anderen Seite sind dann Menschen, die ihrerseits andere Lebewesen geschädigt haben und dafür keine Körperstrafen zu befürchten haben. Irgendwie kann man das unter einen Hut bringen, aber es ist ist letztendlich eine sinnlose Forderung und daher nicht der Rede wert.
Ob der Spruch moralisch vertretbar ist, muss jeder für sich entscheiden. Kindesmissbrauch ist schlimm, keine Frage, und die Täter sind auch keine wertvollen Menschen und sollten auch vernünftige Strafen bekommen. Bei Tierversuchen und Tierquälerei im Allgemeinen (mit und ohne Deckmäntelchen der sogenannten Wissenschaft) bin ich sehr stark sensibilisiert und hasse alle, die dies aktiv oder passiv unterstützen. Allerdings bringt es nichts, hier zu fordern, dass man die armen Tiere durch irgendwelche Pädophilen ersetzt. Davon gäbe es auch gar nicht genug. Allein meine Universität "benutzt" im Schnitt 13.000 Tiere pro Jahr. Ziel muss sein, dass man die beiden Themen trennt, so wie es sich gehört - dazu gehört auf der einen Seite, die Sinnlosigkeit von Tierversuchen einzusehen und auf (bessere) Alternativmethoden zu setzen und auf der anderen Seite, Straftäter (auch Pädophile) angemessen zu bestrafen - wie auch immer das dann aussieht.
Ich würde mir einen solchen Aufkleber nicht auf mein Auto kleben, weil ich Aufkleber zu 99 Prozent bescheuert finde. Solch ein Aufkleber wie der genannte rangiert für mich in einer Reihe mit den ganzen albernen (Fußball-)Vereinsaufklebern oder den ganzen kitschigen Aufklebern mit Babynamen. Was ich gut finde, sind sehr dezente Aufkleber von "Ärzte gegen Tierversuche" oder von einzelnen anderen seriösen Organisationen, die wirklich Sinn machen. Damit zeigt man eher Flagge als mit so einer Stammtischparole ohne echten Inhalt.
Ich halte davon relativ wenig. Ich finde Tierversuche absolut schlecht und nicht gut, aber was genau wollen die mit dem Spruch denn bitte ausdrücken? Da ist man doch keinen Deut besser, wenn man ein anderes Wesen, und sei es ein Kinderschänder, dafür missbraucht. Und ich bin grundsätzlich dafür, sich auf solches Niveau nicht hinab zu begeben.
Es sollte auch gar nicht zur Debatte stehen, dass Kindesmissbrauch etwas ganz schlimmes ist, aber auch hier sollte man nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt auch genug Kinderschänder, die richtig krank sind. Wie manche abartige sexuelle Neigungen haben, stehen diese eben auf Kinder. Und hier sollte man klar therapieren und sie vor allem von Kindern fern halten. Am idealsten ja, damit so etwas gar nicht passiert.
Den Spruch halte ich aus diesem Grund für reichlich kleinkariert. Ich finde beides abartig (Kindesmisshandlung und Tierversuche) und deswegen sollte man beides ganz einfach ganz unterlassen und nicht einen Gegenvorschlag machen, wen man stattdessen am besten für Versuche benutze kann.
Mit so einem Spruch bedient man nichts weiter als Vorurteile und niedere Instinkte und er ist prägend für das, was zur Zeit in unseren westlichen Gesellschaften passiert und akzeptiert wird, mit den Folgen, die wir letzte Woche erst "bewundern" durften. Vor 10-20 Jahren hätte man vielleicht noch Ärger wegen so etwas bekommen, heute aber, wo selbst ein Bundesbanker öffentlich die dümmsten, ausländerfeindlichen Ressentiments unter Beihilfe der Medien in die Welt posaunen darf, ist auch Platz für so etwas.
Inhaltlich zeigt der Spruch denn dann, wie Sarrazins Interpretationen, Parallelen zur Rassenlehre Hitlers. Menschliches Leben wird hier unterteilt in wert und unwert. Sog. Kinderschänder (komisch, dass man den Vergewaltiger nicht Frauenschänder nennt), werden hier unter die Stufe eines Tieres gestellt. Ich gehe davon aus, dass die meisten Nutzer solcher Aufkleber, T-Shirts usw. nicht über so viele Synapsen verfügen, diese Zusammenhänge zu erkennen, deswegen rege ich an, denen auf die Sprünge zu helfen.
So sollte man überlegen, ob man sich Aufkleber mit der Aufschrift "Hartz IV'ler" drucken lässt und im Fall des Falls so einen "Stoppt ..."-Aufkleber an der richtigen Stelle überklebt. Die Rache für soviel Dummheit wird dann hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen. Ich bin aber gegen Zerstörung von Eigentum, das müsste im Zweifel dann ja die Versicherungsgemeinschaft tragen, aber ich würde z. B. die Luft aus allen Reifen lassen. Das ist eine schöne Arbeit, die wieder reinzukriegen.
Es ist hier ja schon mal erwähnt worden, dass die Herkunft dieser Aufkleber (und die gibt es zu dem Thema in verschiedensten Ausführungen) in der rechtsextremen Szene zu finden ist. Das ist schon deshalb wichtig zu wissen, weil durch den Aufkleber das zugehörige Menschenbild nach außen gekehrt wird. Allein die Frage, wieso diese "Kinderschützer" Kinder schützen wollen, wo doch diese Kinder dann zu potentiellen "Kinderschändern" werden, sollte ausreichen, um zu zeigen, wie wenig durchdacht so wenig Inhalt sein kann.
Dann stellt man sich auch zu keinem Zeitpunkt die Frage, was ein Menschenleben Wert sein könnte. Hier wird definitiv der Mensch unter das Tier gestellt. Sobald ein Mensch das im Menschenbild sein kann (also durch Handlungen den Status "Mensch" verliert und zum "Untermenschen" werden kann), kann dies auch auf anders übertragen werden. Wieso sollte man hier nicht (wenn es keine Kinderschänder mehr gibt) dann auch andere, nicht passende Menschen nehmen? Homosexuelle wären ein gutes Opfer - oder aber Junkies, denn hier hätte man dann auch noch die Mehrheit sicher (wie eben beim aktuellen Thema). Das kann dann aber auch ausgeweitet werden, und man bezieht sich (immer auf die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung schielend) auf kriminelle Ausländer. Das wichtige im rechtsradikalen Weltbild, ist das Feindbild: sowohl einen Inneren als auch einen Äußeren! Nur wenn beides existiert, kann der braune Dreck zusammen gehalten werden. Dazu schafft man sich dann eben auch die Feinbilder. Der äußere Feind wird ja auch schon durch die bürgerliche Welt gesetzt: das sind die anderen. Innere Feinde muss man sich konstruieren.
Allein die Projektion des Hassbildes (das ist bei der Betrachtung des Täters und der Suche nach Befriedigung durch Rache) zeigt, dass eigentlich das Opfer beliebig ist und hier nur instrumentalisiert wird. Betrachtet man dann auch die Sichtweise derjenigen, die für solche "coolen" Sprüche verantwortlich sind, dann sollte klar sein, dass es zu keinem Zeitpunkt um "Kinderschutz" geht. Oder wie soll man "Kinderschutz" verstehen, wenn bestimmte Eltern (vornehmlich Ausländer oder Linke) gehetzt oder vertrieben werden sollen. Ist dies dann im Interesse der Kinder?
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