Wie die Gegend erkundigen, ohne als Tourist aufzufallen?
Für unser Urlaubsdomizil haben wir eine bekannte Gegend in Deutschland ausgesucht, in der wir noch nicht gewesen sind, ich aber schon immer dahin wollte. Nun steht der Urlaub ja in wenigen Wochen vor der Tür und wir freuen uns wie Bolle darauf. Immerhin haben wir doch für kleines Geld eine Unterkunft gefunden, die sehr gemütlich aussieht und auch die Gastwirtin wirkt sehr sympathisch. Ich denke, bei Ankunft werden wir sie fragen, wohin sich die Ausflüge lohnen und was man sich anschauen sollte. Doch mein Problem dabei ist, ich möchte nur ungern wie ein typischer Tourist wirken. Sicherlich wird es schon allein aufgrund des Dialektes -ich habe nämlich keinen, spreche fast immer reines Hochdeutsch- nicht so funktionieren, aber dennoch möchte ich eher Dinge sehen, die ein Tourist nicht unbedingt zu Gesicht bekommt.
Natürlich habe ich auch schon einige Recherchen im Internet betrieben und ich denke, es wird auf einige Spaziergänge, die ich Richtung Wandertouren zurückgehen. Auch ein Besuch im Nachbarland Österreich ist geplant, aber davon abgesehen möchte ich doch noch mehr sehen und vielleicht auch eine Art "heimatliches Wissen" erlangen. Kann man so etwas auch ohne Anleitung und vor Ort lebende Menschen erhalten, oder sollte man sich schon an den dortigen Bewohnern orientieren? Wie leicht oder wie schwer ist es, mit den Bewohnern von einer Urlaubsregion in Kontakt zu kommen? Legt Ihr darauf Wert oder zieht Ihr lieber Euer eigenes Ding durch? Orientiert Ihr Euch eher an den Touristen-Attraktionen oder seid Ihr schon so wie ich an das Leben in der Urlaubsregion interessiert? Gibt es außer Offenheit noch etwas, was man vielleicht als Eigenschaft mitbringen sollte?
In manchen Regionen lässt es sich nun einmal nicht vermeiden, dass man auffällt als Urlauber. In Deutschland ist es natürlich einfacher, weil man die Sprache und das Aussehen mitbringt. Aber auch hierzulade, wird längst nicht jeder der ausländisch aussieht, einen anderen Dialekt hat oder Deutsch nicht perfekt beherrscht, für einen Touristen gehalten.
Was ist denn für dich der typische Tourist? Ist es etwas äußerliches, wie weiße Tennissocken in Sandalen, Lederhosen oder ähnliches? Oder machst du Touristen eher an Kameras und Stadtplänen aus? Letzteres lässt sich ja doch recht leicht vermeiden.
In Wien habe ich es damals so gemacht, dass ich einfach losgefahren kann. Dann habe ich mich an den anderen orientiert. Wo viele Menschen ausstiegen, bin ich auch ausgestiegen aus der U-Bahn, um die Gegend zu erkunden. Wobei man in den Parks, Restaurants, etc. wo ich war, auch vermutlich auch viele Touristen fand. So ist es nun einmal in Großstädten.
Rund um die Touristenattraktionen gibt es ja oft nicht so viel. Wenn man sich dann doch dorthin begibt, ist man mitten drin im regionalen Leben. Fahre auf dem Weg zu einem Schloss nicht bis dorthin, sondern halte 20 Kilometer vorher oder steige zwei Haltestellen vorher aus und du bist meist weit entfernt von Touristen.
Dann stellt sich jedoch die Frage, was man dort möchte? Möchte man Menschen kennenlernen? So sollte man genauso vorgehen, wie man es sonst tun würde. Da man allerdings nicht erwarten kann, dass jeder sofort Zeit hat, um mit Besuchern einige Stunden zu verbringen sollte man Treffen vielleicht im Voraus planen.
Ich finde es im Urlaub auch immer schön, wenn ich das Land und die Leute wirklich kennen lernen kann. Aber in den meisten Regionen Deutschlands kann man mich auch aufgrund meines fehlenden Dialekts leicht als Touristin erkennen, wenn ich mal etwas sage. Im Ausland gilt dies natürlich erst recht. Deswegen muss ich sagen, dass ich mir keine große Mühe gebe, nicht als Touristin aufzufallen. Sicher bekommt man vielleicht andere Ziele als die typischen Touristenorte zu sehen, wenn man sich an die Einheimischen Leute hält. Das finde ich manchmal auch ganz spannend.
Aber in dem Fall reicht es mir eigentlich, an der Rezeption oder eben bei dem Vermieter des Zimmers mal zu fragen, was man an schönen Sachen in der Region anschauen kann. Ich finde es gar nicht schlimm, als Touristin erkannt zu werden, weil mir genau das schon mal geholfen hat. So wurde mir schon öfter Hilfe zuteil, wenn ich ratlos mit meinem Stadtplan herum stand. So kommt man dann auch mit Einheimischen ins Gespräch. Außerdem wurde mir in einer spanischen Stadt mal gesagt, dass ein tolles Museum an dem Tag freien Eintritt hatte. Das hätte ich sicher auch nicht erfahren, wenn ich nicht als Touristin erkannt worden wäre.
Ich mag es eigentlich auch nicht, immer sofort als Tourist erkannt zu werden, aber leider lässt sich das meistens nicht vermeiden. Ich fotografiere im Urlaub immer viel, weil ich Erinnerungen daran haben möchte, die ich mir später auch anschauen kann. Dadurch laufe ich eigentlich immer mit dem Foto herum, vor allem wenn wir in einer großen Stadt unterwegs sind, wo es viel zu fotografieren gibt. Teilweise packe ich meine Kamera da gar nicht in meine Tasche, sondern behalte sie gleich in der Hand, um immer ein Foto machen zu können, wenn sich ein schönes Motiv bietet. So gesehen kann ich es gar nicht verhindern, dass wir sofort als Touristen enttarnt werden. Meistens ist es dann auch noch so, dass mein Freund ein Rucksack trägt, worin sich unter Trinken befindet und das ist auch etwas, was man normalerweise nicht macht, wenn man in der Großstadt lebt.
Die Sprache sehe ich da gar nicht als ein so großes Problem an, denn im Gegensatz zu dem äußeren Erscheinungsbild hört dich ja nicht sofort jeder sprechen, aber jeder sieht eben sofort, wie du angezogen bist, was ihr als Gepäck dabei habt und ob ihr eventuell wie ich auch eine Fotokamera in der Hand haltet. Dass Menschen nicht immer den Dialekt sprechen, der in der jeweiligen Gegen gesprochen wird, finde ich auch nicht unbedingt einen Beweis dafür, dass es sich um Touristen handelt. Immerhin ist es so, dass mittlerweile viel umgezogen wird und wenn ich zum Beispiel nach München gezogen wäre, dann hätte ich auch nicht den bayerischen Dialekt beherrscht, aber wäre auch kein Tourist gewesen. So gesehen würde ich mir da in Großstädten keine Gedanken darum machen, aber wenn du nun abseits der Großstädte auf dem Land unterwegs bist, dann fällt es wahrscheinlich auf.
Grundsätzlich würde ich mir an deiner Stelle nicht so viel Gedanken machen. Wenn du nicht sofort als Tourist auffallen willst, dann lasse die Kamera einfach weg, ansonsten kannst du meiner Meinung nach nicht viel machen.
Urlaub zu machen und eine Reise zu unternehmen ist immer auch Verbunden mit einem gewissen Austausch unterschiedlichen Kulturen, unabhängig davon, ob es sich um eine Reise ans andere Ende der Welt, oder nur bis zum anderen Ende des eigenen Landes handelt.
Der sicherste Weg als Tourist aufzufallen ist, krampfhaft zu versuchen, genau dies zu vermeiden. Touristen, die versuchen sich möglichst einheimisch zu geben, die sich in größtmöglichem Maße anzupassen versuchen und womöglich sogar versuchen regionale Eigenarten zu adaptieren, werden in der Regel als erstes als Touristen erkannt.
Diese Art der Touristen wird häufig nicht besonders freundlich empfangen und wird wahrscheinlich nur in den seltensten Fällen wirklich einen Eindruck der Kultur und Mentalität bekommen. Wer sich verschlossen als Tourist verheimlicht, kann nicht erwarten mit offenen Armen empfangen werden, sondern wird häufig oberflächlich abgespeist.
Um „heimatliches Wissen“ zu erlangen ist es also wichtig offen mit seinem Dasein als Tourist umzugehen, offen einzugestehen, dass man nicht aus der Region kommt, aber ebenso glaubhaft zu zeigen, dass man mehr über Land und Leute erfahren möchte. In diesen Fällen sind die meisten Einheimischen gerne bereit Einblicke zu liefern, voller Stolz Traditionen und Heimat zu zeigen und Touristen möglichst viel am Leben teilhaben zu lassen.
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