Jahrgangstreffen unverschämt vor einem bestimmten Alter?

vom 29.07.2011, 14:12 Uhr

Mein Vater steuert auf die 55 Jahre-Marke zu, aber eigentlich fühlt er sich noch nicht so wirklich, als ob er jetzt schon ein alter Haudegen wäre. Dementsprechend verärgert und enttäuscht war er dann auch, als er sah, dass in unserem Heimatblättchen ein Aufruf an seinen Jahrgang gestartet wurde, dass man sich nun zum Jahrgangstreffen verabreden wird in einem Eiscafé. Damit kam mein Vater überhaupt nicht zurecht und er meinte, dass er doch nun auch wieder nicht so alt wäre, dass er nun schon zu Jahrgangstreffen jedes Jahr gehen bräuchte.

Er fand, dass dies eher für die wirklich älteren Leute sei, vielleicht so ab 70 Jahren würde er über ein solches Treffen nachdenken, aber früher auf keinen Fall. Ich sagte dann zu ihm, dass solch ein Treffen doch eigentlich nur Vorteile mit sich bringt, da sieht man wieder vielleicht alte Klassenkameraden und auch den einen oder anderen, den man schon sehr lange nicht gesehen hat. Außerdem fügte ich eben noch an, dass er sich nicht so einen Kopf darüber machen sollte, schließlich würde das doch nicht vom Alter abhängen, ob es nun schon Jahrgangstreffen gibt oder auch nicht.

Aber ich habe das eher so ein wenig aus dem Grunde gesagt, weil ich meinem Vater nicht das Gefühl übermitteln wollte, dass er irgend wie alt ist, denn wirklich alt sieht er nun überhaupt nicht aus, der Bart wird bereits ein wenig gräuer, aber nun gut. Aber so im Nachhinein dachte ich mir schon, dass man sich da doch ziemlich alt vorkommen muss, wenn man so eine Einladung lesen muss, schließlich gibt es ja für die 20 oder 30-Jährigen auch noch keine Jahrgangstreffen, oder?

Wie steht ihr zu diesem Thema? Wenn ihr jetzt um die 50 Jahre alt wärt, und ihr würdet so eine Einladung im Heimatblättchen lesen oder sogar eine persönliche Einladung in eurem Briefkasten finden, wie würdet ihr darauf reagieren? Würdet ihr das als die reinste Frechheit ansehen oder würdet ihr die Einladung einfach wahrnehmen und euch nichts Weiteres dabei denken? Ab welchem Alter denkt ihr denn, dass solche Einladungen gerechtfertigt sind und in Ordnung gehen?

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich denke, dass es immer ganz auf die Person ankommt. Manche Leute fühlen sich, wenn sie ein bisschen über 50 Jahre alt sind, schon so, als ob sie weit über 60 Jahre alt wären und bald das Zeitliche segnen würden. Andere Menschen hingehen, wie zum Beispiel dein Vater, fühlen sich dann noch sehr jung und voller Leben. Für die zweite Gruppe von Menschen ist es dann natürlich ein komisches Gefühl, wenn sie auf einmal zu einem Jahrgangstreffen eingeladen werden, weil das ja eigentlich nur was für alte Leute ist.

Ich finde, dass dein Vater nicht zu diesem Treffen gehen muss, wenn er es nicht wirklich möchte. Schließlich würde er sich dadurch ja nur selbst deprimieren, weil er dann selbst auch denken würde, dass er jetzt schon total alt ist und nichts mehr mit seinem Leben anfangen kann.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Das kann man doch nicht am Alter festmachen, ab wann solche Treffen sinnvoll sind. Wir hatten im letzten Jahr 18 Jahre nach unserer Ausbildung unser erstes Treffen. Da waren wir 37 bzw. 38 Jahre alt und wir mussten da schon auf einen Klassenkameraden verzichten, welcher mit 35 Jahren verstorben war. Das kann so schnell gehen.

Mein Vater wäre jetzt 66 Jahre alt und neben ihm sind auch schon einige aus seinem Jahrgang verstorben. Von daher kann man mit solchen Treffen gar nicht früh genug beginnen, wenn man wirklich alle Leute aus einem Jahrgang noch mal sehen will.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Wie kommst du darauf, dass es keine Jahrgangstreffen für 20-30-jährige gibt? Es gibt sie schon und sogar für noch jüngere. In der 7. oder 8. Klasse haben wir nämlich mal eines von der alten Grundschulklasse organisiert. Und ein Jahr nach meinem Abitur hat unser Abiturjahrgang auch ein Treffen von allen Schülern organisiert (ob das dann allerdings großen Anklang gefunden hat, kann ich jetzt nicht sagen, da ich da nicht hin gegangen bin). Dass es das also nur für alte Omas und Opas gibt, stimmt so nicht unbedingt.

Ich finde auch nicht, dass das was mit dem Alter zu tun hat. Eher hat das doch damit zu tun, ob man die alten Mitschüler überhaupt noch mal wiedersehen will. Dein Vater scheint keine Lust zu haben, seine alten Schulfreunde jetzt wieder zu sehen, deswegen ist er gegen ein solches Treffen. Würde er sie wiedersehen wollen, dann hätte er auch nichts gegen ein Treffen einzuwenden. Vielleicht will er den Kontakt ja deswegen aufschieben, weil sie ihn gar nicht wirklich interessieren.

Wenn man das erste Treffen mit 70 Jahren macht, dann ist auch die Gefahr da, dass man die meisten gar nicht mehr sieht. Es werden dann ja schon einige gestorben sein und viele schon so alt, dass sie gar nicht mehr kommen können oder weite Strecken für so ein Treffen zurücklegen können oder würden. Außerdem ist man nach so langer Zeit, die man die Andren nicht gesehen hat, auch distanzierter und hat sich eventuell gar nichts mehr zu sagen. Ich würde daher schon für frühzeitige Treffen plädieren.

Wenn ich 50 Jahre alt wäre, würde ich vermutlich die Einladung erst mal gar nicht bekommen. Ich bin schließlich seit dem Abi umgezogen und mit den meisten aus der Schule habe ich kaum noch Kontakt, das wird bis ich 50 bin wohl ganz ausbleiben. Aber ich denke, ich würde die Einladung dann wegwerfen. Nicht, weil ich 50 Jahre für unpassend für ein Klassentreffen halten würde, sondern weil ich mich, wenn ich mich mit den Leuten treffen wollte, das dann lieber ohne ein blödes offizielles Klassentreffen machen würde, auf dem dann auch die Leute sind, mit denen man gar nichts mehr zu tun haben möchte. Genau genommen würde meine Reaktion mit 70 oder mit 25 nicht anders ausfallen.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde, ein solches Jahrgangstreffen hat nichts mit dem Alter zu tun. Je nach Zusammenhalt der damaligen Klasse bzw. des Jahrgangs finden solche Treffen durchaus auch schon mit 30 Jahren statt. Mit 50 Jahren finde ich ein solches Jahrgangstreffen eigentlich perfekt und alles andere als ungewöhnlich. Ich weiß von meinen Eltern, dass es immer mal Jahrgangstreffen mit dem alten Abschlussjahrgang oder auch von der Einschulung gab. Das waren dann Jahrgangstreffen des Abschlussjahrgangs nach 25 Jahren zum Beispiel. Oder auch "50 Jahre Einschulung". Aber es ist ja jedem selbst überlassen, ob er oder sie hingeht oder nicht. Mit 70 Jahren finde ich es aber auch schon fast zu spät, denn da wird die Gefahr immer größer, dass einige nicht mehr dabei sein können.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also meine ehemalige Klasse plante damals schon, dass das erste Klassentreffen nach 10 Jahren statt finden sollte. Diese sind nun auch bald um und ich bin mal noch keine 30. :D

Daher finde ich es quatsch, zu sagen, dass Jahrgangstreffen nur etwas für ältere Leute ist. Vielleicht hat dein Papa ja auch generell ein kleines Problem mit seinem Alter und hat daher etwas überzogen reagiert. Ich finde es aber toll von dir, dass du ihn vom Gegenteil überzeugen wolltest. Ich denke auch, dass es eine gute Gelegenheit ist, um frühere Bekannte und Klassenkameraden wieder zu sehen und vielleicht ein paar alte Kontakte wieder aufleben zu lassen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wie kommt ihr denn darauf, dass diese Treffen nun eine jährliche Einrichtung werden? Wenn ich das richtig sehe, dann wurde ein einziges Mal dazu in der Zeitung aufgerufen. Deshalb kann ich deinen Vater leider gar nicht verstehen. Und solche jährlichen Treffen kenne ich auch nicht wirklich. Zumindest nicht in Bezug zu Klassentreffen. Eher dann Familienkreise und ähnliches. Das sind Treffen von Eltern, deren Kinder gemeinsam zur Kommunion gegangen sind. Die finden durchaus regelmäßig statt. Zumindest ein harter Kern trifft sich regelmäßig, falls sich so eine Gruppe überhaupt gebildet hat.

Ich habe 1989 die Realschule verlassen. Das erste Klassentreffen hatten wir 1990. Und kamen auch ziemlich viele. Und die meisten waren zu dem Zeitpunkt noch nicht mal volljährig. Deshalb verstehe ich nicht, warum man sich alt fühlen muss, wenn man zu einem Klassentreffen geht.

Mit meiner Berufsschulklasse haben wir uns mal etwa zwei Monate lang wöchentlich getroffen. Klar kam nicht jeder zu jedem Treffen, aber es fand halt regelmäßig statt. Da waren die meisten auch gerade mal Anfang 20 Jahre alt. Allerdings spielten wir damals mit dem Gedanken, für Leute aus dem Fach halt eine Art regelmäßigen Stammtisch zu machen, an dem man sich austauschen konnte. Halt über berufstypische Dinge oder auch wo Stellen frei sind und so weiter. Irgendwann löste sich die Gruppe dann aber quasi auf. Aber die Abende waren sehr schön.

Mein Vater ist nun auch schon im Rentenalter und der geht gelegentlich zu irgendwelche Treffen. Wohl nicht von seiner Schulklasse, sondern irgendwie von anderen Klassen, in denen er Schüler kannte oder so. Ich blicke da nicht ganz durch und er erzählt da auch nicht wirklich von. Da geht er aber auch scheinbar öfters hin. Allerdings wohl erst seit nach dem Tod meiner Mutter (seiner Frau). Ob das nun im Zusammenhang steht, weiß ich nicht. Er hat da mal was erzählt, dass er wohl eingeladen wurde, aber nicht konnte und nach dem Tod meiner Mutter dann aber halt aus Interesse mal hingegangen ist.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich denke weder, dass man mit 55 Jahren schon als "alt" zu bezeichnen ist, noch, dass man sich darüber aufregen sollte, wenn man mit 55, 50 40, oder zu jedem anderen früheren Zeitpunkt eine Einladung zu einem Jahrgangstreffen bekommt.

Bei mir auf der Schule ist das so geregelt, dass jedes Jahr zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Ehemaligentreffen stattfindet. Da kann man hin, wenn man ein Jahr von der Schule ist, fünf Jahre, zehn Jahre etc. Wann immer man will. Diejenigen, die in dem entsprechenden Jahr ihr zehnjähriges Abitur feiern, werden gesondert eingeladen, da diese dann auch noch einmal eine Führung durch die Schule und einen Einblick in ihre Abiturarbeiten bekommen.

In der Tat ist es so, dass ich bereits fünf Jahre mein Abitur habe und wir vor drei Jahren schon ein "Jahrgangstreffen" gemacht haben. Das haben wir gemacht, da wir von unserer Abiturkasse, mit der wir unsere Abiturfeier gesponsort haben, noch so einiges übrig hatten. Ich fand es schön die alten Gesichter und Leute noch einmal wieder zu treffen zu sehen, was aus denen geworden ist. Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, dass es als Frechheit angesehen werden kann, wenn man eine Einladung zu sowas bekommt. Die Leute, mit denen man das Abitur gemacht hat sind in der Regel acht Jahre mit einem befreundet, manche sogar noch länger. Warum sollte man die nicht wiedersehen wollen. Nun muss man dazu sagen, dass wir dieses Treffen organisiert haben durch persönliche Kontakte, Facebook etc. und nicht durch einen Aufruf in der Zeitung, aber egal.

Auch kann ich es nicht verstehen, warum man so etwas erst mit 70 Jahren oder älter machen soll. Die meiste zeit des Lebens ist dann hinter einem und vielleicht möchte man schon vorher die eine oder die andere Freundschaft wieder aufblühen lassen oder generell mal pflegen. Was bringt es denn jemandem, wenn er sein halbes Leben hinter einem hat und dann zu einem Klassentreffen geht und dann sagt, ich hatte ein schönes Leben ohne euch, so in der Art? Entweder macht man das regelmäßig, um die Freundschaften und Kontakte zu pflegen, wofür solche Treffen auch gedacht sind, oder man lässt es ganz bleiben, aber man fängt doch nicht mit 70 damit an, das ergibt doch keinen Sinn.

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» Tassadar » Beiträge: 1245 » Talkpoints: -1,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also ich kann nicht nachvollziehen, warum ein Jahrgangstreffen mit "zu alt" gleichgesetzt wird. Natürlich kommt es auf den Rahmen an und wer sich aus welchen Gründen trifft, aber das Alter spielt da doch keine Rolle. Sich wegen so etwas alt zu fühlen, finde ich ehrlich gesagt völlig albern.

Wir haben von der Schule aus schon mehrere Treffen gemacht. Mein Abschluss war 1997, liegt also auch noch keine 50 Jahre zurück. Das erste Mal haben wir uns auf Basis der 10. Klasse bereits 1999 getroffen. 2007 hatten wir ein Treffen der ganzen Abiturstufe der Schule. Und letztes Jahr haben wir noch einmal das Treffen von 1999 wiederholt. Dabei hab ich mich überhaupt nicht alt gefühlt. Es war einfach mal wieder eine Gelegenheit mit einigen Leuten zu quatschen, die man sonst nicht sieht.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das finde ich überhaupt nicht. Ich finde nicht, dass ein Jahrgangstreffen an einem Alter geknüpft ist. Ich finde es auch durchaus legitim, wenn man schon nach fünf Jahren das erste Jahrgangstreffen veranstaltet. Und in dem Alter von dein Vater kann ich das deshalb nicht mehr nachvollziehen. Er muss doch auch schon länger aus der Schule sein. Und es macht doch gerade noch Freude, wenn die anderen Mitschüler von damals auch noch agil sind. Da können noch wieder wahre Freundschaften aufblühen. Ich finde einfach, dass sein Vater hier bisschen übertreibt. Ich würde mich freuen, wenn ich schon wieder früher von meinen anderen Klassenkameraden was hören würde. Jedenfalls ist das meine Meinung.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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