Kinder - bis zu welchem Alter im Vordergrund?

vom 29.07.2011, 12:03 Uhr

Im Job hatten wir neulich eine interessante Diskussion. Anlass war eine Kollegin, die erzählte, dass sie ihren Mann auf eine Geschäftsreise nach New York begleiten würde. Da der Termin nicht sehr lange dauern wird, wird das eher ein verlängertes Wochenende werden. Zur Diskussion stand nun, ob Arbeitskollegen das auch gern tun würden oder eben nicht. Viele Arbeitskollegen waren eben nicht abgeneigt auch für kurze Zeit nach New York zu fliegen.

Ich selbst bildete eine der wenigen Ausnahmen, weswegen auch die Sprache auf meine Gründe kam. Die sind recht einfach: meinen Kindern würde ich einen solchen langen Flug nicht zumuten wollen und allein würde ich nicht unbedingt eine solche Reise antreten - es sei denn, es würde sich um eine Dienstreise handeln. Meine Kinder sind 7 und 10 Jahre alt.

Eine Kollegin mit einem dreijährigen Kind meinte daraufhin, dass ich doch endlich mal damit aufhören solle, meine Kinder überall mit hin schleppen zu wollen. Sie ist am Wochenende ständig unterwegs und das Kind immer bei einem der Großelternpaare. Eine Haltung, die ich wiederum nur schwer verstehen kann. Immerhin nabeln sich meine Kinder immer weiter von mir ab und in wenigen Jahren, wollen sie sicher ohnehin nicht immer alles in Familie machen. Die Zeit bis dahin möchte ich auch mit Beiden genießen. Immerhin habe ich mich bewusst für beide Kinder entschieden. Daher fällt es mir eben schwer zu verstehen, wie man denn die Zeit der engen Bindungen nicht so genießen kann.

Sicher brauche ich auch mal Zeit für mich allein, aber gerade besondere Ereignisse möchte ich den Kindern eben nicht vorenthalten sondern mit Ihnen teilen. Nun würden mich andere Meinungen dazu interessieren. Es geht mir gar nicht darum welche Haltung falsch und welche richtig ist - dazu sind die Haltungen einfach zu subjektiv. Einfach die Hintergründe würden mich hier interessieren.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also bei mir und meinem Bruder war das auch immer eine große Streitfrage, vor allem weil ich mich als jüngeres Kind sehr schnell benachteiligt fühlte, weil immer alles um meinen Bruder sich gedreht hat. Damals haben sich die Eltern schon so ein wenig von mir abgewendet und haben mir aber auch enormen Freiraum gelassen, was ich dann auch wieder andererseits sehr begrüßt habe. So durfte ich einfach ohne vorher um Erlaubnis zu fragen bei meinen Freunden übernachten oder auch mal länger auf die Kirmes und lauter solche Sachen. Das lag daran, dass meine Eltern sich einfach viel mehr um meinen Bruder gekümmert haben und ich demnach einfach nicht mehr so wichtig war für sie.

Aber sie konnten auch nicht wirklich gut loslassen von mir loslassen, wenn es um solche Fälle wie deinen geht. So musste ich bis 13 oder 14 Jahre immer noch mit auf den gemeinsamen Urlaub, obwohl ich ehrlich gesagt lieber etwas mit meinen Freunden in den Ferien unternommen hätte, deswegen fand ich das alles nicht wirklich prickelnd und das hat mich auch sehr gestört. Aber mit der Zeit haben sie auch diese Angewohnheit abgestellt und endlich angefangen, von mir loszulassen, sodass ich noch mehr Freiheiten genießen konnte als das freie Übernachten + Co.

Was jetzt aber deinen Fall angeht, finde ich das doch noch ein wenig zu früh, und ich finde es auch gut, dass du deinen Kindern noch etwas von der Welt zeigen möchtest, schließlich hast du Recht damit, dass sie später auch noch genügend alleine machen können und man die Zeit nutzen sollte für gemeinsame Ausflüge. Mehr möchte ich auch gar nicht dazu speziell jetzt sagen, schließlich möchtest du das ja auch anscheinend nicht unbedingt.

Bei uns aber käme es überhaupt nicht in Frage, wenn meine Eltern jetzt auf eine Geschäftsreise müssten. Schließlich machen sie erstens sowieso keine Geschäftsreisen, weil sie eben keine Geschäftsleute sind und zweitens, wenn es um eine größere Stadt sich drehen würde, wo man auch mal als Jugendlicher einen drauf machen und als Kind eben schöne Sachen erleben kann, da würden mein Bruder und ich niemals auf so eine Reise verzichten wollen. Zudem finde ich es auch immer ein wenig unangebracht, wenn die Eltern die schönsten Orte dieser Erde besichtigen und die Kinder sitzen daheim vor dem Fernseher und schauen sich wahrscheinlich gerade Berichte über genau diese Orte an, anstatt diese selbst auch einmal zu erleben. Ich finde nicht, dass dies unbedingt sein muss und das sollte man seinen Kindern nicht unbedingt zumuten.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Wenn ich die Wahl hätte, würde ich meinen Mann nach New York begleiten und die Kinder hier bei den Großeltern lassen. Es handelt sich ja nur um ein verlängertes Wochenende. Für die Kinder würde der Flug mehr Stress als Erlebnis bedeuten.

Ich habe eine Tochter die mittlerweile dreizehn Jahre alt ist. Ich habe sie früher selten zu den Großeltern gebracht, eine Auslandsreise hätte da eine Ausnahme gebildet. Die Großeltern meiner Tochter sind aber auch beide selbst noch berufstätig und könnten deshalb nicht ständig für das Enkelkind da sein. Was das "abnabeln" betrifft, so habe ich mich selbstständig gemacht, als meine Tochter sechs Jahre alt war. Von nun an, war ich den ganzen Tag abwesend. Sie musste also schnell lernen, tagsüber allein zu sein und ohne mich zurecht zu kommen. Sie konnte dann nur anrufen , wenn irgendwas war. Das hat auch wunderbar geklappt, muss ich sagen. Sie ist dadurch schnell selbsständig geworden und ich muss auch heute nicht ständig hinter ihr her rennen. Ich kann mich dadurch immer auf sie verlassen und bin da auch sehr dankbar dafür. Wenn Sie mich braucht, dann kommt sie von ganz allein und auch freiwillig. Sie weiß, dass ich dann auch für sie da bin. Aber sie hängt mir nicht ständig am Rockzipfel.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin definitiv der Meinung, dass man sich gut überlegen sollte, ob mein ein Kind möchte oder nicht, und dass ein Kind, dann nun einmal auch einfach bedeutet, dass man gebundener ist und nicht alles machen kann was man möchte. Aber ich finde man kann auch einmal ein Wochenende für sich haben. Kinder freuen sich doch normalerweise, wenn sie einmal ein Wochenende wo anders schlafen dürfen. Ich kann verstehen, dass du sie nicht mitschleppen wollen würdest wegen einem Wochenende, aber dass bedeutet ja nicht unbedingt das du auch komplett verzichten musst. Also ich denke wenn ich so eine Möglichkeit hätte, würde ich sie ergreifen. Es kommt ja nicht oft vor, dass man genau diese Chance hat und mit 7 und 10 Jahren sind Kinder alt genug um sie mal ein Wochenende bei jemandem zu bleiben. Ich finde dass ist bereits ein Alter wo man nicht mehr alle zusammen machen muss. Klar Urlaube sollte man schon noch zusammen machen, aber du stellst dir ja nicht die Frage sie mitzunehmen oder nicht sondern, ohne sie fahren oder gar nicht. Daher passt es nicht, als Begründung zu sagen du möchtest ihnen solche tollen Sachen nicht vorenthalten, denn du tust es ja egal was du machst, weil du sie ja sowieso nicht mitnehmen möchtest.

Ich finde bei einem dreijährigen Kind schaut dass schon wieder anders aus. Das Kind ist ja wirklich noch recht jung und vor allem sollte so etwas dann nicht öfter vorkommen, sondern eine Ausnahme bleiben, sonst hätte man sich wirklich keine Kinder anschaffen sollen.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin auch der Meinung, dass man sich überlegen sollte, ob man ein Kind bekommt oder nicht. Ich kenne auch viele Freundinnen, die ihr Kind eigentlich regelmäßig bei den Großeltern, Tanten oder sonst etwas lassen, weil sie mit dem Mann übers Wochenende wegfahren, Party machen oder so etwas in der Art. Das käme für mich wirklich nicht in Frage, denn ich will mich selbst um meinen Kleinen kümmern und mir käme das auch irgendwie so vor, als würde ich mein Kind irgendwo "abschieben", damit ich meinen Spaß haben kann.

Mit einem Kind ist man eben gebundener als vorher und das unterschätzen die meisten eben total. Klar muss man auch mal loslassen - mein Kleiner ist auch alle 2 Monate mal über Nacht bei den Großeltern oder meiner Schwester, aber es ist eben nicht die Regel. Mein Kleiner freut sich immer sehr, wenn er woanders schlafen kann und das ist auch immer für meinen Mann und mich wirklich schön, da wir dann mal Zeit für uns alleine haben und Sachen machen können, so denen wir sonst keine Gelegenheit haben.

Mein Mann und ich sind da auch absolut einer Meinung und wir hatten schon vor einer möglichen Schwangerschaft besprochen, dass wir dann eben in Kauf nehmen, nicht mehr so viel Freiheit zu genießen als ohne Kind. Das ist es uns aber auf jeden Fall wert. Es kommt natürlich auch immer auf das Alter der Kinder an. Wenn mein Sohn älter ist (ich denke so im Grundschulalter) ist es auch normal, wenn der Kleine mehrere Tage bei den Großeltern bleibt. Ich kenne das auch so aus meiner Kindheit: Ich war 4 Tage oder auch schon länger bei meiner Oma in Ferien und habe diese Zeit absolut geliebt. Ich denke bei meinem Sohn wird es da nicht anders sein.

Generell bin ich aber ohnehin jemand, der eher schwer loslassen kann. Manchmal übertreibe ich es da auch ein wenig, aber ich denke das kommt auch mit der Zeit. Ich bin eben manchmal ein wenig über besorgt - da unterscheide ich mich schon ziemlich von meinem Mann. Länger als einen Tag war ich noch nie von meinem Sohn getrennt. Nach New York würde ich ohne meinen Sohn niemals fahren, nicht wenn er so klein ist (derzeit 2 Jahre). Da würde ich dann lieber verzichten und bei meinem Sohn bleiben, da ich ihm eine so lange Reise nicht zumuten würde. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden - andere mögen auch meine Einstellung zu übertrieben sehen. Von daher kann ich andere auch nicht verurteilen.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich denke, als man das Kind oder die Kinder bekommen hat, war es noch gar nicht klar, dass es sich vielleicht ergibt, den Mann mal auf eine Dienstreise nach New York zu begleiten und mal ehrlich, ich denke, ich würde je nach Alter des Kindes/ der Kinder auch diese Chance wahrnehmen. Wer weiß, ob ich später noch einmal eine solche Chance erhalte und dann bereue ich es vielleicht, diese eine Möglichkeit verpatzt zu haben. Es kommt aber auch darauf an, wie ich mich sonst um das Kind/ die Kinder kümmere. Opfere ich mich für sie auf und bin sonst immer für sie da, denke selten an mich, dann ist es doch logisch, dass ich mir mal eine Auszeit gönne und diese Gelegenheit eben nutze. Voraussetzung ist hierbei natürlich, dass ich das Kind/ die Kinder in guten Händen weiß. Ansonsten würde ich wohl vor lauter Gedanken oder Sorgen um sie die Zeit gar nicht so genießen können. Und ich denke, es spricht sonst auch nichts dagegen, sich auch mal etwas zu gönnen, wenn man wie gesagt sonst sehr viel für die Kinder tut und gibt, eben, nicht jedes Wochenende auf Achse zu sein.

Ich habe ja schon öfter von der Familie erzählt, in der ich tätig war. Da taten mir die Kinder in der Tat leid, weil sie immer weniger von der Mutter hatten und das eben nicht nur seit kurzem, sondern mehr oder weniger von Geburt an. Durch ihre Selbstständigkeit ist die Mutter selten vor 21 oder 22 Uhr nach Hause gekommen, das heißt, die Kinder haben da schon geschlafen. Auch am Wochenende war sie oft unterwegs -beruflich- oder die Kinder waren bei den Großeltern untergebracht, weil die Mutter ihre Ruhe wollte und der Vater durch seinen Beruf ebenfalls stark eingespannt war. Doch das war nicht genug. Es kamen für die Mutter noch Auslandseinsätze dazu, das heißt, sie war und ist mehrere Tage und Nächte am Stück nicht mehr zu Hause gewesen und die Kinder haben sie erst nach Tagen zu Gesicht bekommen. Natürlich war sie dann immer gestresst, und die Kinder haben ihre Mutter vermisst. Dass es dadurch zu Konflikten war, kann man sich vorstellen. Jedenfalls habe ich auch schon öfter gedacht, warum sie überhaupt die beiden Kinder bekommen hat, denn letztendlich hat sie keine Zeit für die Kinder und verpasst wirklich viele Schritte, die die Kinder gemacht haben und machen. Ich habe dort so vieles nicht verstanden, aber habe eben so gut es ging für die Kinder gesorgt, um ihnen einen halbwegs normalen Tagesablauf zu geben. Die Selbstständigkeit war ja gut und schön, und ich weiß dadurch nicht, warum sie dann diese Auslandseinsätze nicht erst dann in Angriff genommen hätte, wenn die Kinder einfach ihr eigenes Leben leben. Das hätte nicht mehr allzu lang gedauert, da beide Kinder sich bereits in der Pubertät befinden.

Ich denke, dies hier ist wirklich ein Extrembeispiel und kann man nicht auf alle berufstätigen Eltern beziehen. Aber ich kann eben nicht verstehen, warum sie da nicht ein wenig mehr Rücksicht genommen hat, die Kinder brauchten ihre Mutter noch in diesem jüngeren Alter und nicht eine Mutter, die vielleicht alle materiellen Wünsche erfüllen kann. Hier wäre eine gesündere Mischung wirklich von Vorteil gewesen, und ich mag über diese Frau auch nicht urteilen, aber ein wenig erinnert sie mich doch an Deine Kollegin, JotJot.

Wenn man ein Kind/ Kind hat und man im Alltag schon nicht so viel Zeit miteinander verbringen kann, denke ich schon, dass es dann an freien Tagen schon wichtig ist, mehr von einander zu haben. Ich jedenfalls kann es schon verstehen, ab und zu Zeit für sich haben zu wollen und vielleicht auch mal etwas allein unternehmen zu wollen, wie eben eine Dienstreise nach New York mitzunehmen, aber es kommt eben auf die sonstige Zeit an, die man mit den Kindern verbringt. Doch auch hierüber möchte ich kein Urteil bilden, weil es einer Beurteilung einer Gesamtsituation gleich kommt, die man hier aber nicht ganz so einsehen kann.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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