Tierarzthelferin - auf Dauer verkraftbar?

vom 28.07.2011, 16:34 Uhr

Durch meine vergangenen Besuche bei Tierärzten mit unserer Katze habe ich mich so manches Mal gefragt, ob dieser Job etwas für mich wäre. Rein vom Interessengebiet sicherlich, denn ich bin ein sehr tierlieber Mensch und von der Warte könnte ich mir durchaus vorstellen, als Tierarzthelferin zu arbeiten. Die andere Seite ist natürlich auch die Situation, wenn ein Tier eingeschläfert werden muss, weil es keine Heilung mehr gibt. Ich bin da wahrscheinlich zu zart besaitet, aber das könnte ich dann wieder nicht, weil ich jedes Mal heulen müsste. Aber nicht nur das Einschläfern, ich hätte schon Probleme damit, ein Tier leiden zu sehen.

Was denkt Ihr, muss man für diesen Job quasi abgestumpft sein oder passiert das im Laufe der Tätigkeit von selbst, wenn man diesen Beruf täglich ausübt?

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also abgestumpft ist man auf keinen Fall. Die Tierarzthelferinnen lernen nur mit der Zeit, wie sie mit kranken Tieren oder auch mit der Euthanasie umgehen müssen. Immerhin kann man so ein Tier von seinem Leiden erlösen. Die Helferinnen dürfen eben diese Sachen nicht so sehr an sich ran lassen. Das ist genauso wie bei Krankenschwestern. Außerdem müssen sie eben auch Blut, Erbrochenes und schlimme Verletzungen sehen können. Schließlich müssen sie ja auch bei Operationen assistieren und die Tiere anschließend versorgen.

Ich habe mal ein Praktikum beim Tierarzt gemacht. Da bekommt man schon ein paar Einblicke. Allerdings würde ich mir diesen Beruf erst durch meine eigenen Tiere zutrauen. Denn diese musste ich des öfteren schon verarzten und auch Operationsnähte pflegen und Abszesse spülen etc. Vielleicht machst du erst mal ein Praktikum und schaust mal, wie du mit allem so klar kommst.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich bin mir sicher, dass man abstumpft. Das passiert einfach zwangsläufig, dass ist auch bei Ärzten und normalen Krankenpflegern der Fall und ist an sich auch nur ein Selbstschutzmechanismus, denn wenn diese Pfleger sich alles so zu Herzen nehmen würden, wie weit würden sie dann wohl mit ihrer Arbeit kommen? Lange würden sie das wohl nicht aushalten und würden entweder selbst kündigen oder gekündigt werden, weil der Tierarzt sicherlich auch keinen Bock auf Heulsusen hat, die die ganze Zeit mit roten Augen durch die Praxis laufen, weil da ein Hund eingeschläfert werden musste und hier hat sich einfach vergiftet und dort wird dem Kaninchen das Bein amputiert.

Ich denke, dass man als Tierarzthelfer auch einfach eine gewisse Reife besitzen muss. Damit will ich nicht sagen, dass es unreif wäre, einem verstorbene Tier nachzuweinen, aber man sollte schon wissen, wo die Grenzen sind und das es einfach natürlich ist, dass Tiere sowie Menschen einfach sterben müssen, so dass man nicht jedes Mal zu heulen beginnt, wenn ein Tier eingeschläfert werden muss oder so. Das hilft auch keinem, besonders nicht den Tierbesitzern. Ich selbst würde keine Tierarzthelferin sein wollen, überhaupt ist einfach das Assistieren nicht so meine Sache. Ich hätte aber nichts dagegen, Tierarzt zu sein, auch wenn ich nun einen anderen Berufszweig gewählt habe.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich könnte so etwas auf keinen Fall machen. Ich bin ein tierlieber Mensch und den Tieren schon helfen ist ja toll, jedoch einschläfern muss eine Qual sein. Ich könnte so etwas nicht ertragen, ich müsste bestimmt heulen. Und Albträume würde ich davon bestimmt auch bekommen. Für mich wäre das mit Sicherheit nichts. Ich denke, man muss da schon etwas hart im nehmen sein um so etwas ertragen zu können.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Je häufiger man eine Einschläferung mitbekommt, denke ich schon, dass man da irgendwann einmal beginnt, sich gegen die tieferen Gefühle zu wehren. Letztendlich muss man sich ja auch als ausgebildete Tierarzthelferin mit den Gedanken vertraut machen, dass es eben zu solchen Einschläferungen kommt und dass man eben dabei sein muss. Ich vergleiche das ganz gern mit der Situation, wenn man als PflegerIn, als Arzt/ Ärztin oder dergleichen arbeitet und man den Menschen nicht mehr retten kann. Irgendwann muss jeder sterben. Ich denke aber, dass dieses Thema - Tod bei Tieren - auch ein Bestandteil der Ausbildung sein wird und dass man das Ganze auch psychologisch schulen kann.

Ich denke des weiteren, dass man da auch einfach ein professionelles Verhalten zu Tage bringen muss. Es wird sonst sehr schwierig werden, sich weiterhin auf die Arbeit zu konzentrieren und ich kann mir vorstellen, dass man dann auch die Befürchtung hat, wieder zur Arbeit zu gehen, weil man so eine Einschläferung nicht ein zweites Mal erleben möchte. Aber letztendlich gibt es bei solch einem Beruf keine andere Möglichkeit. Dafür gibt es aber auch wiederum schöne Momente, die dann doch die traurigen überleben.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Man muss für diesen Beruf einfach geeignet sein. Es ist nicht wie bei anderen Berufen, wo man lernen kann damit umzugehen. Aber es heißt ja nicht, dass man kaltherzig ist oder es einem nicht nahe geht, wenn man mit ansehen muss, wie Tiere eingeschläfert werden. Ich habe mein Schulpraktikum bei einem Tierarzt absolviert. Das Praktikum ging 2 Wochen lang und ich war gerade mal 16 Jahre alt. Es war für mich eigentlich von Anfang an klar, dass ich das Praktikum beim Tierarzt machen werde. Ich selber habe auch Haustiere und liebe Tiere allgemein. Daher wollte ich sehen, wie man den Tieren helfen kann. Ich wurde schon direkt am ersten Tag voll eingespannt. Eine extra Arzthelferin gab es dort nicht, sodass ich der Tierärztin bei jeder Behandlung assistieren musste. Ich war auch mehrmals dabei, als ein Hund oder eine Katze eingeschläfert werden musste. In dem Moment tat es mir auf jeden Fall sehr Leid für das Tier und auch für die Besitzer. Aber ich habe es nicht so an mich heran gelassen, als wenn mein eigenes Tier dort liegen würde. Was ich auch sehr spannend fand, was ich auch selber durchführen konnte, war die Sterilisation einer Katze. Die Tierärztin hat mich gefragt, ob ich es machen möchte. Und ich habe sofort "ja" gesagt. Es hat mir irgendwie nichts ausgemacht, die Operation zu machen.

Daher denke ich, dass man als Tierarzthelferin nicht so leidet, wie die Besitzer. Es ist nun mal nicht sein eigenes Tier, das man kennt und liebt. Aber es gibt sicherlich Menschen, die mit diesen Situationen nicht zurecht kommen, was ich auch verstehen kann. Das muss einem einfach liegen. Die 2 Wochen beim Tierarzt fand ich sehr interessant.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke schon, dass man im Laufe der Zeit abstumpft. Das passiert automatisch und auch oft ganz ungewollt. Denn wenn man oft dabei ist, dass ein Tier eingeschläfert wird, ist es eben irgendwann nichts ungewöhnliches mehr. Nichts anderes ist es doch bei Krankenschwestern und Ärzten, die oft dabei sind, wenn Leute sterben. Wobei ich das persönlich noch schlimmer finde als "nur" bei Tieren. Oder fragt doch mal die Rechtsmediziner. Die machen den ganzen Tag nichts anderes, als Tote auf zuschneiden. Wenn die nicht irgendwann abstumpfen würden, könnten sie ihren Beruf vermutlich nicht mehr ausüben.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Man muss nicht zwangsläufig abstumpfen. Das ist doch immer eine Frage des Charakters. Außerdem gilt das dann für jeden anderen Beruf auch. Oder glaubst du, dass auch alle Ärzte oder Krankenschwestern abgestumpft sind? Sicherlich nicht. Viele verwechseln nur Professionalität mit dem Abgestumpft sein und hier sollte man aber klar einen Unterschied machen, weil es definitiv nicht ein und dasselbe ist.

In erster Linie versucht man doch immer mit allen Mitteln dem Tier zu helfen und nur als aller letzte Möglichkeit kommt es in Betracht, dass man das Tier einschläfern muss. Und in diesem Fall geht man auch davon aus, dass das Tier andernfalls leiden muss und nur noch unter Schmerzen vor sich hin vegetiert. Sicherlich ist es unheimlich traurig, wenn man ein Tier gehen lassen muss, aber ist es nicht schlimmer, dass man es künstlich am Leben erhält (durch zum Beispiel Medikamente) nur, weil man selbst nicht um das Tier trauern will? Das ist doch purer Egoismus und hat mit Tierliebe in dem Moment herzlich wenig zu tun.

Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet stellt man schnell fest, dass Tierarzthelferinnen keines Falles herzlos oder abgestumpft sind. Ich denke aber, dass sie trotzdem gewisse Eigenschaften haben muss, damit sie diesen Beruf ergreifen kann. Und dazu sollte Feingefühl zählen. Man hat als Tierbesitzer doch ein ganz anderes Gefühl, wenn einem gut zugesprochen wird, man getröstet wird und vor allem das Tier toll behandelt wird, als wenn genau das nicht der Fall wäre.

Und bedenken muss man auch: wenn man dahin geht, dann handelt es sich um das eigene Tier. Weint ihr bei jedem Tier, was gestorben ist, wenn es das von Freunden oder Bekannten ist? Ganz sicher nicht. Aber ihr seid sehr traurig bei eurem eigenen Tier. Da könnt ihr doch nicht allen Ernstes erwartet, dass die Tierarzthelferin unglaublich mitgenommen ist, wenn EUER Tier eingeschläfert werden muss. Ihr seid doch anders herum auch nicht traurig, wenn ihr Tier gestorben ist. Manchmal frage ich mich wirklich, was einige hier erwarten. Ihr könnt davon ausgehen, dass eine Tierarzthelferin genauso unglaublich traurig sein wird, wenn es um IHREN Hund oder ihre Katze gehen würde.

Und wieso sollten Rechtsmediziner bitte da Gefühle zeigen? Die kennen doch die Menschen die da auf dem Tisch liegen genauso wenig. Würden die anders aber ihren Verwandten da haben, würden die das auch nicht machen. Ich frag mich echt, was das mit abgestumpft sein zu tun haben soll!

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


winny2311 hat geschrieben:Und wieso sollten Rechtsmediziner bitte da Gefühle zeigen? Die kennen doch die Menschen die da auf dem Tisch liegen genauso wenig. Würden die anders aber ihren Verwandten da haben, würden die das auch nicht machen. Ich frag mich echt, was das mit abgestumpft sein zu tun haben soll!


Du hast recht, dass sie die Menschen, die auf dem Tisch liegen, nicht kannten, da sie ihre Verwandten nicht selbst aufschneiden dürften, aber hast du mal darüber nachgedacht, was für Leute in der Regel bei einem Rechtsmediziner auf dem Tisch liegen? Das sind nicht die 90jährigen Omis, die friedlich eingeschlafen sind, sondern oft Leute, die eines nichtnatürlichen Todes gestorben sind. Da sind dann auch mal recht junge Leute dabei, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatten und leider auch immer mal wieder Kinder. Ein "normaler" Mensch würde da sicherlich Gefühle zeigen. Damit will ich nicht sagen, dass Rechtsmediziner unnormal sind, aber in ihrem Beruf können sie nun mal nicht alles an sich ranlassen, denn sonst könnten sie diesen Beruf nicht ausüben. Das ist erst mal professionell, das stimmt, aber wenn dann doch mal wieder nur ein "normaler" Mensch, und eben kein ermordetes Kind dort auf dem Tisch liegt, dann werden auch mal Witze gemacht und es wird über das Mittagessen geredet. Entschuldigung, aber DAS ist definitiv Abstumpfen. Lässt sich leider nicht immer verhindern.

Das hat jetzt aber auch nicht mehr viel mit dem Ausgangsthema zu tun. Was ich damit sagen will, ist, dass es Berufsgruppen gibt, die sicherlich mehr abstumpfen, als andere. Bei Tierärzten könnte man vielleicht von Professionalität sprechen, in anderen Berufsgruppen ist es aber definitiv nicht ungewöhnlich, mit der Zeit abzustumpfen.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ob man diesen Beruf verkraftet hängt von dem jeweiligen Menschen ab. Ich könnte eher Tierarzthelferin sein, als im Schlachthof zu arbeiten. Denn beim Tierarzt weiß man, dass man dem Tier hilft, wenn es getötet werden muss. Man darf es eben alles nicht so nah an sich ran lassen. In vielen Berufen muss man abgestumpft sein um ihn ausführen zu können.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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