Wir machen am meisten Urlaub!

Ein EU-Bericht hat wieder einmal für uns überraschende Erkenntnisse gebracht. Denn wir sind anscheinend am entspanntesten und gönnen uns am meisten Urlaub. Das sind immerhin auch 40 Stück an freien Tagen jährlich, da sind wir gleichauf mit den Dänen! Normalerweise liegt der Mittelwert in Europa bei 35 Tagen, also sind wir auf jeden Fall mehr als gut mit dabei, wenn es auch mal um den Urlaub geht.

Aber das heißt überraschenderweise überhaupt nicht, dass wir irgend wie nicht produktiv wären. Denn unser BIP kann sich sehen lassen, ein Fünftel stärker ist dieses nämlich als in ganz Europa im Schnitt. Überrascht euch das, das wir anscheinend die meiste Freizeit haben? Wen hättet ihr eher vorne gesehen, was Urlaub und Feiertage angeht?

40 Urlaubstage klingt für mich sehr unrealistisch. Die Mindestanzahl ist 24 Urlaubstage und ich habe 30 Urlaubstage. Viel mehr Urlaubstage gibt es auch nicht, es kommt da allerdings auf den Betrieb an. Manche vergeben noch Urlaub als Bonus für langjährige Mitarbeiter. Ich hätte uns irgendwie nicht vorne gesehen, wüsste aber auch nicht wer genauso viele Urlaubstage oder nur annähernd so viel hat, wie wir.

Man muss auch noch dazu sagen, Feiertage sind eben auch schon dabei, also da finde ich den Wert dann schon durchaus machbar, schließlich könnte ich bestimmt auf 10 Feiertage im Jahr kommen, falls ich mir denn da genauere Gedanken machen würde. Aber ich gebe dir Recht, ich war schon öfters Mal auch als Austausch bei Familien im Ausland und da hatte ich auch irgend wie das Gefühl, dass die Menschen dort viel mehr am Arbeiten sind und sich eher weniger Pausen gönnen als bei uns in Deutschland, denn mein Vater beispielsweise scheut sich überhaupt rein gar nicht davor, lieber einen Tag mehr als einen Tag weniger Pause einzulegen, was ja auch durchaus vertretbar und auch nachvollziehbar sein dürfte.

Ich glaube nicht, dass man das so sagen kann. Die (West-)Deutschen, haben eine andere Mentalität als all die südlichen Länder, wenn es ums Arbeiten geht.
Schaut man sich mal an wie locker man das mit der Arbeit in Frankreich, Spanien oder Italien sieht, sieht man deutlich die Unterschiede. Wenn 12 Uhr ist, wird ein Mittagsschläfchen gemacht. Völlig egal wie viele Touristen in den Straßen herumlaufen, zur Mittagszeit gehen die Rolläden herunter und die Menschen bestehen auf ihre Mittagsruhe.
Das geht finde ich auch völlig in Ordnung. Man macht sich keine Sorgen darum ob man mit längeren Öffnungszeiten 50 Touristen mehr in den Laden locken könnte, man sieht es einfach alles locker, und es funktioniert, da es alle so sehen. Es wird einfach auf andere Dinge Wert gelegt.

Deutschland ist wie ich finde eine Arbeiternation. Nach dem zweiten Weltkrieg haben die Menschen alles wieder aufgebaut. Klar gab es glücklicherweise Hilfe der Siegerländer, aber so steil bergauf wie es mit unserer Konjunktur damals gegangen ist, war nicht nur ein Wunder. Es lag auch an den vielen zielstrebigen Menschen die hart gearbeitet haben. Nicht umsonst wurden die Engländer irgendwann sauer, da Deutschland sie als Wirtschaftsmacht überholt hat.

Die Tage Urlaub die wir bekommen, stehen uns finde ich auch zu. Wie gesagt, im Gegensatz zu manchen anderen wird hier vieles dafür nicht so locker gesehen.

Das mit den 40 Tagen Urlaub im Jahr kommt schon hin, ich selber habe einen Anspruch auf 30 Tage bezahltem Urlaub, dazu kommen noch die freien Tage und ich bummele auch noch reichlich Überstunden ab so dass hier auch noch einmal mindestens 15 Tage zusätzlich bekomme.

Ich finde aber auch wer ordentlich und hart für sein Geld arbeitet der hat sich auch seinen Urlaub redlich verdient. Ob wir nun wirklich an der Spitze liegen kann ich trotz Studie nicht beurteilen, aber die Unterschiede in den freien Tagen sind selbst in Europa doch recht erheblich. In der Schweiz gibt es zum Beispiel meistens nur zwanzig Tage Urlaub.

Ich habe noch von niemandem gehört, der mehr als 30 Urlaubstage im Jahr hat. Ich habe die, und manch einer beneidet mich darum, denn viele haben 24 oder höchstens 27 freie Tage im Jahr, darunter auch mein Mann.

Überstunden, die abgebummelt werden können, kann man nicht als Urlaub zählen. Meine Mutter arbeitet in einem Altersheim, dort werden Überstunden geschoben ohne Ende, einige Kolleginnen meiner Mutter haben 200 Überstunden auf dem Konto, aber zum Abfeiern haben sie keine Gelegenheit. Die Überstunden kommen ja aufgrund des Personalmangels zustande.

Ist damit jetzt das verreisen gemeint oder der Urlaub als solcher? Da gibt es ja schon einen Unterschied. 40 Tage klingt erst einmal viel, aber es stimmt schon, wenn man die Feiertage mit dazu zählt, dann wird es in etwas hinkommen. Wobei ich manches Mal das Gefühl habe, dass das noch lang nicht ausreichend ist. Wenn man die Feiertage aber nicht mit zählen würde, dann kenne ich auch niemanden, der auf 40 Urlaubstage kommen würde.

Und ich habe auch das Gefühl, dass ein Großteil der hier lebenden und arbeitenden Menschen dann produktiv ist, wenn sie keinen Urlaub haben. Ich denke allerdings auch, dass das nicht mit anderen Ländern vergleichbar sein muss. Aber hier gibt es auch genug Firmen und Ämter, wo über die Mittagszeit nichts geht und wehe man will Freitag nach dem Mittag noch irgendwas von irgendwem. Das sind halt so ländertypische Angewohnheiten, mit denen man umgehen lernen muss. Und wenn ich eh eine ausgedehnte Siesta habe - vielleicht brauch ich dann gar nicht so viel Urlaub, wenn ich mich während der Arbeit schon mehr oder weniger ausruhen kann. Und irgendwo ist klar, dass man das Geld dann eben wieder rein holen muss.

Vielen arbeiten hier halt lieber durch und machen dann schön Urlaub und woanders lässt man es lockerer angehen und arbeitet entspannte und hat dann eben weniger Urlaub. Fragt sich nur, wer dann mehr etwas vom Leben hat und länger lebt.