Ist ein Promileben etwa mehr wert?

vom 26.07.2011, 10:10 Uhr

Ihr habt ja sicher alle von dem schrecklichen Anschlag beziehungsweise Massaker gehört, dass sich in Norwegen zugetragen hat. Als ich gestern die Nachrichten im Fernsehen gesehen habe und als ich heute einen Artikel im Internet darüber gelesen habe ist mir eine Sache aufgefallen, die mir so schon häufiger aufgefallen ist. Bei beiden Berichten die ich gesehen/ gelesen habe wurde sehr ausführlich über den Tod des Bruders der Prinzessin Mette- Marit. Es wurde betont, dass sie ja besonders leidet, da ihr eigener Bruder unter den Todesopfern ist. Jetzt denke ich mir aber: Moment mal, zahlreiche andere Menschen haben auch ihre engesten Verwandten verloren, trauern die etwa weniger? NEIN, natürlich nicht! Deswegen verstehe ich nicht, wieso so etwas breitgetreten wird und überall- nicht nur in einem Nebensatz- erwähnt wird.

Ist es euch auch schon aufgefallen, dass wenn bei irgendwelchen Katastrophen Bekanntheiten, Promis oder deren enge Verwandte darin verwickelt sind dies eigentlich immer als Aufhänger der ganzen Sache dient? Findet ihr das nicht auch ein wenig unangebracht? Schließlich sind auch Promis genauso Menschen wie all die anderen unbekannten Bürger auch.

» TeresaB » Beiträge: 144 » Talkpoints: 7,78 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mir ist bei der Berichterstattung über den schrecklichen Anschlag in Norwegen auch aufgefallen, dass ganz besonders auf den Tod von Mette-Martits Stiefbruder eingegangen wird. Dieser scheint sich ja schützend vor seinen Sohn geworfen zu haben. Etwas seltsam finde ich es schon, dass ständig dieser Stiefbruder erwähnt wird, denn es gibt auch genügend andere Opfer, die nicht besonders herausgehoben werden. Das hat natürlich ganz klar etwas damit zu tun, dass er eben durch die Verwandtschaft mit Mette-Marit für die Presse interesanter zu sein scheint. Auch andere Menschen haben ihre Lieben verloren, aber das wird so gut wie nicht erwähnt. Richtig finde ich das im Prinzip nicht, aber das ist doch immer so. Die Presse stürzt sich immer auf das, was ihrer Meinung nach die meiste Publicity bringt und das sind eben meist "Prominente". Natürlich ist deren Leben nicht wertvoller als das der anderen Menschen, aber sie dienen eben als Aufhänger, wie du schon richtig festgestellt hast. Ich kann das auch nicht ganz nachvollziehen, aber etwas daran ändern kann man auch nicht!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Es hat nichts damit zu tun, dass das Promi leben mehr Wert ist. Es ist einfach so, dass die Zeitungen schreiben, was die Leute lesen wollen. Und die meisten Leute lesen lieber etwas über Prominente als über "normale" Menschen. Natürlich ist es für jeden der irgendwie davon Betroffen ist einfach schrecklich. Nur kennt man die Königsfamilie einfach und daher wir darüber dann mehr geschrieben. Ich persönlich verstehe es auch nicht warum sich die Leute so dafür interessieren, aber so ist dass nun mal. Aber es ist ja auch bei allen Sachen so. So interessiert es ja auch bei Promis mehr wenn er seine Frau betrügt. Es geht ja schlichtweg darum, dass die Medien was zu berichten haben, so schrecklich es auch ist. Sie berichten ja nicht über die Prinzessin weil sie ihr dabei helfen wollen. Sie hat leider nicht die Chance für sich alleine zu trauern. Denn sobald man sie sieht sind alle Augen auf sie gerichtet. Ihr Stiefbruder gibt leider eine gute Geschichte ab weil er ja gestorben ist, weil er versucht hat seinen Sohn zu retten.

Ich persönlich finde man sollte alle für sich alleine Trauern lassen und nicht immer schauen wie ie Angehörigen wo Reagieren. Es ist einfach schrecklich was dort passiert ist und es wird sehr lange trauern, bis betroffene lernen mit ihrem Schmerz umzugehen. Ich persönlich denke an jeden der Betroffen ist, an die toten, die Hinterbliebenen und vor allem auch die Überlebenden. Was für ein Tragisches Erlebnis in so jungen Jahren. Ich weiß nicht ob ich mit 17 mit so einem Geschehnis hätte umgehen können. Es ist schon wirklich schrecklich und ich frage mich einfach, was Menschen dazu bringt, so etwas zu tun, aber das wird man wohl nie verstehen können.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hier geht es darum, dass es den Journalisten möglich ist, ein Opfer zu personalisieren. Hier geht es dann nicht mehr um die Anschlagsopfer als anonyme Menschenmenge, sondern man kann stellvertretend eine Person herausheben. Und daran knüpfen die Berichte jetzt an. Das soll das Geschehen in seiner Tragik noch einmal deutlich machen. Schließlich hat man jetzt auch eine prominente Person, welche öffentlich trauert. Übrigens ist es ja auch so, dass sie vermutlich auch nicht gefragt wurde, ob diese Leidensgeschichte so platziert werden soll oder nicht.

Es ist doch bei jeder Katastrophe so, dass im Idealfall Geschichten an konkreten Einzelpersonen besser verkaufen lassen, als wenn immer nur über anonyme Opfer zu berichten ist. Das war ja auch nach z.B. den Anschlägen vom 11. September in New York der Fall. Immer wieder wurden einzelne Personen herausgehoben, deren Geschichte sich verarbeiten ließ. Wäre das nicht gewesen, wäre es trotz der zahlreichen Opfer schneller ruhig geworden.

Wenn man sich mal die Katastrophe von Duisburg bei der Loveparade vor Augen hält, sieht man, was es für einen Unterschied macht, wenn eben keine Personen mit der Tragödie verknüpft werden können. Das Entsetzen ist für diejenigen, die davon nur aus den Medien erfahren eben bereits weiter weg, als es der Fall gewesen wäre, wenn die Geschehnisse an einer konkreten Person (trotz der großen Zahl an Opfern) festgemacht hätten werden können.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich bin der Meinung, dass mit dieser Berichterstattung, die sich besonders auf prominente Opfer konzentriert, nichts anders bewirkt werden soll als eine höhere Verkaufszahl, denn was interessiert es Dich, wenn Hubert Müller aus Hamburg, den Du überhaupt nicht kanntest, sich unter den Opfern befunden hat? Eben. Du verbindest mit ihm rein gar nichts, hingegen hast Du von einer Person des öffentlichen Lebens allerdings schon mehrmals gehört, ob Du sie nun toll findest oder nicht – aber das kurbelt nun einmal den Verkauf an.

Dass die Aussage einer solchen Meldung oder die Vielzahl solcher Meldungen implizieren soll, dass ein Promileben mehr wert ist als das eines nicht Prominenten, würde ich für überzogen halten und natürlich ist das auch nicht nur nicht der Fall, sondern ich bin mir sogar sicher, dass das niemand wirklich so empfindet. Schließlich geht es wirklich nur um den Bekanntheitsgrad dieser Personen und darum, dass es genügend Menschen gibt, die an ihnen interessiert sind, so also auch an Meldungen wie der ihres Todes.

Wenn diese Prominenten dann auch noch einem Anschlag zum Opfer gefallen sind, lässt sich das in den Medien natürlich entsprechend ausschlachten, einfach nur, weil eben ein gesteigertes Interesse von Seiten der Öffentlichkeit besteht und diese prominenten Menschen mehreren bekannt sind, auch über die Landesgrenzen hinaus. Das wird aber sicherlich auch schon alles sein und soll gar nicht die Aussage haben, dass hier irgendjemand mehr wert sei als ein anderer, so würde ich das tatsächlich nicht verstehen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich dachte bei der Überschrift erst einmal, dass sich darüber aufgeregt wird, dass man jetzt wieder so viel über Amy Winehouse hört, weil diese ja auch gestorben ist, aber das scheint ja anscheinend nicht der Fall zu sein. Ich habe persönlich nur am Rande davon mitbekommen, dass da auch eine etwas Bekanntere Dame erschossen wurde, aber ich finde nicht, dass über die größeren Menschenmengen jetzt auf einmal weniger berichtet wird. Aber ich habe das ganze Geschehen in Norwegen sowieso erst mitbekommen, als es nur noch um den Attentäter ging, daher weiß ich nicht genau, ob die rund 90 Menschen, die eben nun nicht mehr leben, so vernachlässigt wurden.

Aber ich muss derpunkt zustimmen, eine wirkliche Wahl und eine echte Schuld hat doch auch Mette-Marit nicht und die Medien dürfen eben schreiben, über was sie gerade Lust haben und durch diesen speziellen Todesfall können sie sich eben noch einmal aufspielen und noch einmal Interesse wecken und das merkt man dann auch im Internet, wenn eben Leute diese Nachricht mit Mette-Marit sehen und dann dadurch auch wieder auf die gesamte Masse der Todesopfer aufmerksam gemacht werden. Deshalb würde ich diese Behauptung jetzt in der Form nicht unmittelbar unterschreiben, da gehört schon noch ein wenig mehr dazu, als einfach zu sagen, dass bei Prominenten nun alles besser wäre.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


So ist es in der Tat. Egal um welchen Prominenten es auch gehen mag, es wird ein Theater gemacht, um dessen Tod, Krankheit oder Unfall. Da frage ich mich auch manchmal, ob die Promis etwas ganz besonderes sind.

Natürlich ist es auch schlimm, wenn ein Promi stirbt, aber wenn "Normalos" sterben, ist es mindestens genauso tragisch. Promis stehen nun mal in der Öffentlichkeit, und diese soll es dann ja auch erfahren, wenn eine Berühmtheit stirbt. Aber wenn ich dann, wie z.B. den Tod von Amy Winehouse im Fernsehen kommt, dann berichtet man ja ein paar Mal am Tag über die gleiche Situation. Da schaue ich dann nur in den Fernseher und sage mir, dass ich auch nicht ins Fernsehen komme, wenn ich sterbe. Und dass der Tod des Stiefbruders von Mette-Marit so oft im Fernsehen erscheint, finde ich auch nicht gut. Immerhin mussten viele Norweger ebenso sterben. In meinen Augen, "saßen alle in einem Boot" und daher sollte er nicht besonders in den Vordergrund gebracht werden. Viele Familien leiden genauso.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn man einen Menschen kennt, hat man zu einem Unglück noch einen viel stärkeren Bezug. Natürlich kennt niemand in Deutschland den Stiefbruder von Mette-Marit persönlich, aber Mette-Marit ist nahezu jedem ein Begriff - man glaubt Promis ja zu kennen - und so stellt die Presse mit dem Eingehen auf genau und konkret diesen Menschen einen noch stärkeren Bezug zu der Schlagzeile her, als das mit einem Bericht "nur" über anonyme Opfer der Fall wäre. Es gibt ja genug Menschen, die Neuigkeiten von Promis hinterher hecheln und so bekommt die Schlagzeile noch einen Tick mehr Aufmerksamkeit. In unserer Zeitung war der Artikel zu diesem Stiefbruder übrigens gar nicht so groß, sondern zwar eine gesonderte Meldung, aber dennoch eine Randnotiz.

Viel unangenehmer habe ich einen anderen Bericht empfunden, nämlich den über den Tod von Amy Winehouse. Der hatte in unserer Tageszeitung nämlich sowohl gestern als heute mindestens soviel Raum bekommen wie dieses schreckliche Attentat. Natürlich ist es schlimm, wenn eine so junge Frau sterben muss, aber man muss doch auch ganz klar sehen, dass Winehouse sich - warum auch immer - systematisch selber zugrunde gerichtet hat und es abzusehen war, dass sie nicht alt wird. Ich mag nicht sagen, dass sie "selber schuld" war, das finde ich immer etwas unangemessen, weil man nicht in einem Menschen hineinsehen kann, aber ich denke doch, dass es sehr viel schlimmer ist, wenn an die 80 Menschen, davon die Mehrzahl unschuldige Kinder und Jugendliche, die gerade erst zu leben begonnen haben und einen fröhlichen Ferienaufenthalt vorhatten von einem Fanatiker nieder gemetzelt werden als wenn eine durchgeknallte Popdiva sich selber mit Drogen und Alkohol vernichtet (Winehouse-Fans mögen mir verzeihen).

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Theoretisch sollte jedes Menschenleben gleich viel wert sein. Nur warum ist es dann schlimmer, wenn in Oslo Menschen sterben, als wenn sie in Afrika verhungern? Warum interessieren uns die Schreckensmeldungen aus manchen Ländern mehr? Mit der Entfernung zu Deutschland hat dies längst nicht immer zu tun.

Natürlich ist ein Artikel über einen Promi in der Zeitung mehr wert, als ein Artikel über mich. Der Playboy würde mich wahrscheinlich nicht einmal ablichten, wenn ich jene Summe zahle, die andere Frauen bekommen. Ist mein Körper also weniger wert, nur weil ich meine Brüste gratis bekommen habe?

Wer die Zeitung liest, möchte erfahren, was in der Welt los ist. Und dabei bevorzugt man bekannte Namen. Wenn sich ein Fußballer selbst umbringt, dann trauert halb Deutschland, wenn sich Lieschen Müller vor den Zug wirft, interessiert es niemanden, der sie nicht kannte.

Unabhängig davon würde ich aber auch nach meinem Ableben gar nicht in der Zeitung erscheinen wollen. Und ich hätte ehrlich gesagt auch keine Lust darauf Interviews zu geben, wenn gerade jemand aus meinem Umfeld verunglückt wäre! Das steht jedem frei, ob er sich dazu äußern möchte oder nicht. Und natürlich wird auch über eine Amy Winehouse berichtet, die immerhin weltweit viele Fans hat, die natürlich auch trauern.

Mein Opa ist auch durch einen Irren gestorben. Zwar nicht bei einem Attentat, sondern "nur" durch einen Autounfall, den ein 19jähriger provoziert hat. Zumindest würde ich es so nennen, wenn man Innerorts tagsüber meint mal sein Gaspedal ausprobieren zu müssen. Selbst um diesen Irren haben mehr Leute getrauert, was wohl auch an einem wesentlich größerem Bekanntenkreis lag und der Tatsache, dass der Unfall quasi vor seiner Haustür passierte. Ich denke aber nicht, dass die Bild an einem Exclusiv-Interview interessiert gewesen wäre und wenn dann hätte sich so mancher Leser dieser Zeitung doch eher gewundert und die Wenigstens von den Lesern hätte es interessiert. Dabei dürften die Bilder nicht weniger schlimm ausgehen haben, wenn auch der Unglücksort kleiner war.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es gibt einen Haufen Leute die damit ihre Brötchen verdienen die ach so harten Schicksalsschläge der Promis aufzuzeichnen und sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Ich denke das ist der einzige Grund weshalb so etwas in der Presse steht, natürlich neben der Sensationsgier einiger Zeitungsleser.

Natürlich ist ein Promi-Leben nicht mehr wert, aber für einen guten Bericht der auch in den Köpfen bleibt ist es immer gut der Sache ein Gesicht zu geben, aber das wurde hier ja auch schon erläutert.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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