Komplizierte Straßensysteme in Venedig
Wer zum Beispiel eine Großstadt wie Berlin besucht, der wird auf jeden Fall mit der Fülle der dort vorhandenen Straßen zu kämpfen haben, aber nicht mit der Nummerierung. Wer schon einmal in Venedig war, der wird wissen, dass dort die Uhren so total anders als bei uns gehen, was Straßen angeht, man glaubt es wirklich kaum. Nizoleti heißen diese kleinen Straßen auf italienisch und das kuriose bei ihnen ist, dass sie gar nicht wirklich wahrgenommen werden von den ganzen Besuchern der Stadt, sie werden eher so ziemlich übersehen, was ich aber schade finde. Denn hinter diese Nizoletis stecken so viele Geheimnisse. Denn zuerst einmal muss man wissen, dass es keine Stadtviertel gibt, wie in Europa zum Beispiel üblich, sondern regelrechte Sechstel. Und dann geht das ganze System auch nicht nach Straßen, wie wir es ja kennen, sondern nach eben diesen Sestrieres, Sechstel auf spanisch. Dass dies schon einmal zu Chaos führt, ist doch sonnenklar, schließlich kommt man so locker auf vierstellige Hausnummern, denn Venedig ist ja auch auf keinen Fall klein.
Auf jeden Fall wird es zu einem echten Abenteuer, wenn man denn jemanden in Venedig aufgrund seiner Hausnummern finden möchte. Dann muss man nämlich erst einmal einen Kiosk finden, der überhaupt alle Hausnummern führt, denn pro Stadtsechsel gibt es eben nur eine komplette Liste an Hausnummern, ziemlich eigenartig geregelt also das Ganze. Aber bei uns in Deutschland gibt es ja bekanntlicherweise eigentlich nur Straßen und Gassen, wenn man sich nach den Namen richtet. Aber die Italiener legen besonderen Wert auf die Ordnung bei den Bezeichnungen und so muss man auch diese schon fast studieren, um sie genau nachvollziehen zu können. Und selbst ich kann die verschiedenen Bezeichnungen gar nicht alle auswendig, aber zum Beispiel ist das einfachste sicherlich die "calle". Das ist aber keineswegs irgend eine Gasse, sondern bei der "calle" wird man lediglich auf einer Straßenseite Gebäude finden.
Wenn aber die "calle" einfach von der Länge her nicht mehr ausreicht, weil sie viel zu klein geraten ist, dann ist es schon keine "calle" mehr, sondern dann muss man von einem "ramo" sprechen. Das könnte man nun auch endlos so weiter führen, nahezu für jede kleinere Einschränkung erhalten die Straßen oder Gassen in Venedig bereits einen anderen Namen. Wer normale Straßen findet, der befindet sich höchstwahrscheinlich auf einer sogenannten "ruga" und wenn man auf einer Art Einkaufsmeile gerade entlang läuft, dann heißt das "mercrerie". Sollte man sich an einem der unzähligen Kanäle aber gerade aufhalten, dann ist von einer "fondamenta" die Rede. Ein Alleinstellungsmerkmal von Venedig, was nur diese eine Stadt hat, ist aber dann noch "sotoportego". Hierbei handelt es sich um eine Straße, die tatsächlich durch Löcher in einzelnen dafür vorgesehenen Häusern geht. Wer sich darunter nicht wirklich etwas vorstellen kann, der sollte sich einmal folgendes Bild anschauen, da findet man genau so einen "sotoportego".
Und was auch noch bemerkenswert ist, normalerweise kennt man aus Italien ja die Stradas, aber davon findet man als einziges Exemplar eine Strada Nova, mitten in den Lagunen angesiedelt. Aber nicht zu vergessen sind natürlich auch die Plätze nicht als laufende Sehenswürdigkeiten dort, welche ich auch einmal liebend gerne besuchen würde. Gute Plätze kann man übrigens unter diesem Link finden. Da ist meiner Meinung nach auf jeden Fall für eine eventuelle Fahrt mehr als genug dabei.
Habt ihr auch schon einmal bei einem Besuch in Venedig die kuriosen Straßensysteme bemerken können? Oder habt ihr euch den anderen Touristen angeschlossen und habt dieses wirklich aufregende und interessante Straßensystem einfach verpasst? Was haltet ihr von diesem Straßensystem, Tradition oder einfach nur unnötig verzwickt? Sollte man es auch so in Deutschland in größeren Städten handhaben? Falls ihr schon einmal in Venedig wart, wie kamt ihr mit dem besonderem Straßensystem denn zurecht?
Warum sollte man ein solches Straßensystem auch in Deutschland einführen? Das würde logischerweise nur zu Chaos führen, da selbst viele Italiener und auch Venezianer davon wenig bis gar nichts halten, sich allerdings damit arrangiert haben, weil zu einem nicht geringen Teil ja auch damit aufgewachsen. Eine Befragung unter den älteren Venezianern ergab allerdings vor einigen Jahren mal, dass viele dies gerne ändern, beziehungsweise vereinfachen würden. Sie gaben allerdings auch zu, dass es ganz praktisch wäre, weil die vielen Touristen, die sie nicht unbedingt mögen, dann immerhin einige Schwierigkeiten hätten.
Mir ist das bei einem Besuch in Venedig jedenfalls auch aufgefallen, auch wenn ich nicht einmal halb die Begeisterung dafür aufbringen kann, wie du es scheinbar vermagst. Es handelt sich dabei zweifelsohne um ein kompliziertes Straßenssystem, allerdings gibt es davon weltweit so viele, dass dieses nun auch kein wirklich besonderes mehr ist. Unnötig, würde man heute wohl sagen, aber in Venedig eben geschichtlich begründet.
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