Mit der Mutter ausgehen?

vom 24.07.2011, 02:40 Uhr

Ich habe einen Bekannten, der mit seiner Mutter zusammen wohnt. Das an sich ist kein Problem, allerdings wundern mich immer wieder einige Dinge. Vor ein paar Monaten sind wir zusammen in eine Bar gegangen, die eher von einem schwulen Publikum besucht wird. Wir kommen nicht aus derselben Stadt und sind daher getrennt zu der Bar gefahren und haben uns vor dem Laden verabredet. Als er ankam, sah ich, dass auch seine Mutter mit aus dem Wagen stieg. Das fand ich ein bisschen merkwürdig, weil ich mir nicht vorstellen könnte, meine Mutter oder ein anderes Familienmitglied dieser Art mit in einen solchen Laden zu nehmen. Wir saßen dann zusammen an einem Tisch und ich merkte, dass mein Bekannter in Gegenwart seiner Mutter etwas gehemmt wirkte. Seine Mutter ließ auch mehrmals kleine Sticheleien vom Stapel, die meinen Bekannten offensichtlich gekränkt haben. Er wurde immer stiller und sagte mir hinterher auch, dass es ihm etwas ausgemacht hat.

Er hat mir schon öfter erzählt, dass seine Mutter ihn mit manchen Aussagen verletzt und dass sie dies auch nicht einsieht. Solche Psycho-Spielchen kenne ich selbst aus meiner Familie auch, allerdings distanziere ich mich von den entsprechenden Leuten dann so weit wie möglich. Er hingegen nimmt seine Mutter dennoch häufiger mit, wenn er etwas unternimmt. Auch als er eine Beziehung hatte, war es wohl für ihn normal, dass er seine Mutter oft dabei hat.

Ich frage mich, warum er seine Mutter mitnimmt, obwohl er weiß, dass von ihr wieder verletzende Sprüche kommen werden. Abgesehen davon finde ich es auch eher ungewöhnlich, wenn seine Mutter dabei ist, während er sich mit seinen Bekannten oder gar mit Beziehungspartnern trifft. Natürlich ist sie nicht immer dabei, aber eben doch regelmäßig. Freitags und samstags kann er sich zum Beispiel auch erst abends verabreden, da er zunächst abwarten muss, ob seine Mutter an einem der Tage einkaufen gehen möchte. Wenn seine Mutter eine andere Meinung hat als er, vermittelt sie ihm auch gerne, dass seine Meinung absoluter Unsinn ist und dass er dumm sei. Er ändert daraufhin dann auch manchmal seine Meinung, zumindest wenn seine Mutter in der Nähe ist.

Ich habe eigentlich keinen ausgeprägten Familiensinn und kann auch nicht verstehen, wie man an jemandem hängen kann, der einem immer wieder verletzende Sprüche reindrückt. Haltet ihr dieses Verhalten für normal? Ich muss dazu sagen, dass der Bekannte auch bereits Ende zwanzig ist, also er ist kein Kind mehr. Dennoch scheint es so, dass die Mutter nach wie vor einen riesigen Einfluss auf ihn hat. Er sagt zum Beispiel auch, dass er sich das bieten lassen muss, weil seine Mutter seine Hilfe braucht. Daher würde er zum Beispiel auch keine Arbeitsstelle in einer anderen Stadt annehmen, obwohl er dort bessere Jobangebote wahrnehmen könnte als dort, wo er wohnt. Das finde ich schon sehr heftig.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Dein Bekannter verhält sich für mich wie das klassische Muttersöhnchen, das ohne seine Mutter einfach nicht kann. Ich denke, er ist in seiner Kindheit auch schon so stark von seiner Mutter bevormundet worden und hat nie eine eigene Unabhängigkeit entwickeln können. Das Argument von ihm, dass seine Mutter ohne ihn nicht zurechtkommt kann man auch in die Tonne treten. Wenn sie ohne ihn wirklich nicht mehr zurechtkommen würde, warum geht sie dann mit ihm aus? Wenn ich schon nichts mehr alleine schaffe gehe ich doch nicht noch mit aus. Ich denke viel mehr seine Mutter ist kontrollsüchtig und kann ihm nicht sein eigenes Leben leben lassen; bei mir ist es ähnlich, nur nehme ich meine Mutter eben nicht mit beim Ausgehen. Aber sie versucht mich ständig über meinen Kopf hinweg zu vertreten und denkt ich bin, obwohl ich volljährig bin, noch nicht in der Lage eigenständige Entscheidungen zu treffen.

Du solltest deinen Bekannten raten sich mal mit seiner Mutter auszusprechen und sich von ihr loszusagen. Denn für einen Mann, der auf die 30 zugeht ist solch ein Verhalten wirklich nicht mehr normal. Vielleicht hilft es ihm ja auch, wenn du diesen Thread ausdruckst und ihm zeigst, was andere über diese Situation denken. So kannst du deinen Bekannten vielleicht ein wenig veränderst; nur dass er immer noch stark an seiner Mutter hängen wird, kannst du, denke ich, nicht ändern. Vielleicht kommt sie ja zumindest nicht mehr regelmäßig beim Ausgehen mit.

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» freezer899 » Beiträge: 66 » Talkpoints: 31,31 »


Zu aller erst kann ich es auch überhaupt nicht verstehen, warum er denn mit seiner eigenen Mutter in so einen Klub kommt. Also ich persönlich würde mir da sehr uncool und unlässig bei so einem Auftritt vorkommen. Aber das ist seine Sache und eventuell brauchte er eben jemandem zum Fahren und da hat sich seine Mutter vielleicht als die einzige Alternative erwiesen. Warum ihr euch jetzt aber unbedingt in einem eher schwulimäßigen Club treffen musstet, das frage ich mich allerdings gleichermaßen. Aber diese Bar, um die es in deinem Beitrag geht, war ja eher normal, also keiner besonderen Szene anhängig, richtig? Und die generelle Frage, warum er denn die Mutter mitnimmt, könnte eben eventuell die Antwort haben, dass er sonst nicht zu den Treffpunkten kommen würde, vielleicht sagt seine Mutter dann, dass sie als Gegenleistung mitkommen möchte, wobei ich das schon wieder so ein wenig als Erpressung oder schlechtes Geschäft bezeichnen würde, denn ich stimme dir zu, wenn man sich mit Freunden oder sogar zu einem Date trifft, ist es nicht gerade passend, wenn seine eigene Mutter mit von der Partie ist.

Was hat denn dein Freund für einen Charakter? Du schreibst von einer eher schwulen Bar, ist dieser Mann so ähnlich drauf? Wenn ja, vielleicht lässt er sich ja auch komplett von seiner Mutter einschüchtern und hat Angst, daheim die Prügel zu bekommen und deswegen schleppt er sie überall mit, weil sie ihn überwachen möchte? So ein Verhalten fände ich von der Mutter dann aber schon sehr kurios und krass und dann wüsste sie auf keinen Fall, wie man denn mit seinem eigenen Kind umzugehen hat. Aber anscheinend hängt sich dein Freund ja wirklich an diese Frau, also glaubst du wirklich, dass dieses Verhalten von ihm kommt oder könnte es nicht doch sein, dass die Mutter da ordentlich Druck macht und er mit dem Druck eben nicht so ganz klar kommt?

Falls aber Ersteres der Fall wäre, dann würde ich ihn auf jeden Fall unmittelbar darauf ansprechen, denn manchmal merkt man das als Betroffener gar nicht so richtig, wenn einen eine bestimmte Person nur ausnutzt und eine bestimmte Person einem nur schlechtes tun möchte. Das ging mir auch schon einmal so, aber dann braucht es einfach seine Freunde und ein wenig Selbstvetrständnis, um einfach zu erkennen, dass diese Mutter nicht das beste für ihn ist. Ich weiß nicht, wie die Lage da bei ihm ist und ob du sie überhaupt kennst, aber ich würde ihm schon raten, von seiner Mutter sich abzuzweigen und loszubinden, denn wer lässt sich schon dumme Sprüche bei Treffen mit Freunden gerne gefallen?

Aber ich kann mir durchaus auch vorstellen, dass dein Freund einfach sonst nichts auf die Reihe bekommt, deswegen noch bei seiner Mutter wohnt und sie deswegen ihm den "nötigen Drill" verschaffen möchte. Das mag sich jetzt eher komisch anhören, aber eventuell meint sie es ja auch nur gut und möchte nur nicht, dass ihr Sohn irgend wann mal auf die Nase fällt und deswegen möchte sie ihn nun bereits so ein wenig vor der ganzen Sache "abhärten". Wieso das aber vor den Bekannten und Freunden geschehen muss, das weiß die Mutter wohl ebenfalls nur selber. Im Großen und Ganzen würde ich schon sagen, dass die ganze Geschichte vielleicht ganz leicht nachvollziehbar sein könnte, vielleicht steckt aber auch Tieferes dahinter.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Generell finde ich es in Ordnung, wenn man zusammen mit seiner Mutter in Clubs oder Bars geht. Allerdings kommt es dann auch für mich auf die Mutter an und welches Verhältnis das Kind zu ihr hat. Meine Mutter wäre nun gar nicht der Typ, um in eine solche Lokalität mir zu kommen und sie hätte daran auch gar kein Interesse.

Für mich klingt es so, als stünde dein Bekannter bei seiner Mutter ganz schön unter dem Pantoffel. Es hört sich schon etwas so an, wie in Beziehungen, wenn einer der Partner dem anderen hörig ist. Ich dachte auch, dass dein Bekannter vielleicht von seiner Mutter mit etwas unter Druck gesetzt wird. Sonst kann ich mir kaum vorstellen, dass er sie gerne und freiwillig mit zu Verabredungen nimmt und sich dort noch Seitenhiebe einfängt. Es ist ja auch nicht immer passend, wenn er seine Mutter zu allen Verabredungen mitnimmt. Hätte ich mit so einem Typen ein Date, so wäre er für mich gleich gegessen, denn ich wollte nicht auch noch seine Mutter mit am Tisch sitzen haben.

Frage deinen Bekannten doch mal, in welcher Hinsicht seine Mutter, seine Hilfe benötigt und er sie deswegen nicht alleine lassen kann. Ist seine Mutter irgendwie krank? Wenn er erst Ende 20 ist, dann lässt er sich doch schon sein Leben verbauen. Gerade, was seine beruflichen Chancen angeht, könnte er ja anscheinend mehr raus holen, wenn er sein Leben mal selbst in die Hand nimmt. Da verstehe ich auch seine Mutter nicht, dass sie ihm diese Chance nicht ermöglicht und ihn dabei unterstützt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Also ich halte dieses Verhalten für absolut nicht normal. Denn gerade, wenn die Mutter ihn oft verletzt, kann man es nicht verstehen, wenn er sie überall mit hin nimmt. Ich habe auch keinen ausgeprägten Familiensinn und würde nie einer meiner Eltern irgendwo mit hin nehmen. Sie sind mir außerdem viel zu peinlich und teilweise verletzen sie mich auch. Deswegen kann ich dieses Verhalten absolut nicht verstehen. Man distanziert sich doch von seinen Eltern, wenn sie schlecht zu einem sind. Vielleicht erpresst ihn seine Mutter auch? Denn sie wohnen ja zusammen und etwas anderes könnte ich mir sonst kaum vorstellen.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


@Nelchen : Deine Mutter ist anscheinend nicht gerade die perfekte Person dafür, meine wäre es aber ebenfalls überhaupt nicht und wohl auch die von Cologneboy in seinem Thread erwähnte ist es anscheinend nicht. Demnach würde ich einfach mal behaupten, dass nur in Einzelfällen eine Mutter wirklich so gut drauf ist, dass ich sie in einen Club oder eine Bar mit hin nehmen würde. Die Mutter ist für mich einfach die Mutter, aber wenn ich ausgehe, dann möchte sie sowieso generell nicht mit und deswegen kommt es da auch meistens zu keinerlei Diskussion, ob sie denn mitkommt oder nicht, aber das ist ja hier bei Cologneboy´s Freund anscheinend ein wenig anders.

Aber es stimmt auf jeden Fall, dass er seinem weiteren Lebensgang bestimmt nichts Gutes damit tun kann, wenn er immer so an seiner Mutter hängt, obwohl diese ihn eben anscheinend gar nicht richtig respektiert und immer nur komische Sprüche über ihn ablässt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob einfaches Fragen wirklich ausreichen würde, um das Problem in den Griff zu bekommen, schließlich steckt man nie wirklich in der Haut des Betroffenen und es kann eben gut sein, dass er sich dann schon irgend wie verletzt fühlt durch eine einfache Frage und er in seiner Mutter vielleicht auch so etwas wie eine Beschützerin sieht, obwohl sie ihn so unmöglich behandelt.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kenne auch so ein Exemplar von Mann, denn mein Exfreund war so eins. :) Der hat seine Mutter auch über alles gestellt, ist mit ihr zum Arzt, hat sonst auch alles für sie gemacht und erledigt und konnte auch nie ohne sie sein. Als Begründung kam dann auch immer, dass die Mutter nicht alleine klarkommen würde, obwohl ich das absoluten Schwachsinn finde. Ich denke die Mütter nutzen dann bewusst das "gute Herz" und das Pflichtbewusstsein der Söhne für ihre eigenen Zwecke aus. Das finde ich wirklich mehr als traurig und ich könnte mir nie und nimmer vorstellen, meinem Sohn später Mal sowas anzutun. Man möchte seine Kinder doch zu eigenständigen Menschen erziehen und dann muss man eben irgendwann mal loslassen. Das gehört eben dazu.

Ich denke diese Mütter haben einfach nur einen Kontrollzwang und wollen ihren Söhnen kein eigenes Leben gönnen. Besonders schlimm ist es immer dann, wenn es keinen Vater mehr gibt. Also ich kann sowas echt nicht nachvollziehen und finde das einfach nur traurig. Gerade bei deinem Beispiel ist das wirklich heftig. Wenn man noch nicht mal mehr alleine ausgehen und Spaß mit seinem Kumpels haben kann - das geht echt überhaupt nicht. Vor allem diese ganzen Sticheleien sind für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Sowas würde ich mir von meiner Mutter nicht gefallen lassen. Ich kenne deinen Freund nicht, aber ich bin der Meinung, dass man da dringend was unternehmen sollte. Der Druck, dem er anscheinend Tag für Tag ausgesetzt wird macht doch auch krank. Das ist einfach nur Psychoterror und hat mit Mutterliebe nun echt gar nichts mehr zu tun. Er verpasst doch so sein ganzes Leben und hat gar keinen Spaß mehr.

Also ich würde mit meiner Mutter auch ausgehen, weil sie eine ganz offene, flippige Person ist und man sich auch mit ihr sehen lassen kann. Ich habe eine sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter, worüber ich auch echt happy bin! Aber bei deinem Freund ist das ja kein freiwilliges Mitnehmen, wie es scheint. Sie scheint ihn emotional zu erpressen. Das habe ich schon bei vielen Müttern gehört, die ihren meist einzigen Sohn einfach nicht loslassen können. Wieso verbaut man seinem Sohn denn bitte alle beruflichen Perspektiven? Also ich finde da muss man unbedingt handeln, denn das geht einfach zu weit. Man kann sich ja auch nicht alles gefallen lassen, nur weil man der Mutter einiges zu verdanken hat. Irgendwann muss dann auch mal Schluss sein!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Als ich deine Geschichte gelesen habe, habe ich auch sofort daran denken müssen, dass er sich wie ein klassisches Muttersöhnchen verhält. Seine Mutter hält ihn regelrecht klein und es scheint mir, als wolle sie ihn vielleicht sogar kontrollieren und lässt ihn einfach nicht gern ohne sie weggehen.

Es gibt da ja verschiedene Möglichkeiten, über die wir alle nur mutmaßen können. Es kann natürlich möglich sein, dass die beiden ein sehr gutes Verhältnis haben und würde sich die Mutter entsprechend benehmen, würde man sie unter Umständen vielleicht sogar gerne mal mit wohin nehmen. Aber das passt hier eigentlich weniger, weil die Mutter ja stichelt und der Sohn sich in ihrer Gegenwart eher nicht gut fühlt. Da kann man sicherlich schon davon ausgehen, dass eher sie den Vorschlag gemacht hat, mitzukommen.

Da wäre ich wieder bei meiner ersten Vermutung: nämlich das der Bekannte von dir seiner Mutter regelrecht hörig ist. Es wäre vermutlich besser für ihn, wenn er bei ihr ausziehen würde. Eben weil sie sonst dafür sorgt, dass er kein eigenes Leben hat und das sich ein Großteil nur um sie dreht. Hat sie denn noch einen Mann oder wohnt der Bekannte mit seiner Mutter allein? Das würde ich dann nämlich noch kritischer sehen.

Wenn man eine tolle Mama hat und das Verhältnis stimmt, dann fände ich es nicht sonderlich schlimm, wenn man ab und an mal mit ihr weggeht. Wobei dann eher essen gehen oder so etwas. Mit zu Freunden würde ich meine Mutter ehrlich gesagt nicht nehmen, auch wenn das Verhältnis noch so eng ist. Ebenso auf Feiern oder Festen nicht. Da muss man dann auch sehen, wo es passt und wenn es nicht passt, sollte man es besser sein lassen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich finde das Verhalten deines Bekannten ziemlich komisch. Ich selber hatte jahrelang kein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, was sich dann aber in letzter Zeit auch einigermaßen gebessert hat. Trotzdem gehe ich ihnen dann aus dem Weg, wenn sie mal wieder solche "Phasen" haben und mich nerven oder komische Dinge sagen.

Für mich klingt es so, als würde dein Kumpel total unter dem Pantoffel seiner Mutter stehen und das finde ich in einem solchem Alter schon ziemlich peinlich. Ich kenne aber leider auch solche Exemplare. Ein Bekannter von mir muss sich nahezu jede freie Minute um seine Mutter kümmern und wenn andere Leute bei ihm zu Besuch sind, dann mischt sie sich auch ein und stellt ihn auch vor den Freunden bloß. Ich finde ein solches Verhalten nicht mehr normal, aber bei ihm kann man wenigstens noch sagen, dass seine Mutter ihn total unter Druck setzt, da sie eben schwer krank ist oder zu mindestens so tut. Daher macht sie dann viel auf die Mitleidstour um ihn zu manipulieren. Das könnte ich mir bei deinem Kumpel auch gut vorstellen. Es muss dabei ja nicht unbedingt eine Krankheit sein, aber vielleicht manipuliert sie ihn auf andere Art und Weise, so dass er denkt, dass er etwas ganz schlimmes tut, wenn er sie "verlassen" würde.

Ich würde mich ehrlich gesagt nicht mehr mit jemandem und seiner Mutter zur gleichen Zeit treffen. Vor allem nicht in einem Club oder ähnlichem. Du hast dich ja immerhin mit deinem Kumpel verabredet und seine Mutter hat euch wahrscheinlich auch etwas den Abend verdorben. Daher würde ich beim nächsten Mal auch explizit dazu sagen, dass du die Mutter nicht dabei haben willst und mal in Ruhe mit ihm reden, was denn da los ist und ihm auch erklären, wie Außenstehende die Sache sehen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Auch für mich hört sich das nach einer sehr extremen Bindung zwischen Mutter und Sohn an, die ich in dieser Form bisher eigentlich kannte, wenn ein Elternteil in einem Alter verstorben war, in dem das betreffende Kind, hier also der Sohn, noch relativ jung war und meinte, den anderen Elternteil irgendwie schützen zu müssen und möglicherweise auch, den verstorbenen Elternteil ersetzen zu wollen, also so eine Art Überforderung im Kindesalter, die später dann von mangelnden Durchsetzungsvermögen oder übermäßigem Pflichtbewusstsein – oder beidem – begleitet wird.

Dein Bekannter scheint für seine Mutter Verantwortung übernehmen zu wollen, der er auch nach seinen Maßstäben gerecht wird, was ich prinzipiell in Ordnung finde. Allerdings scheint er sich dennoch nicht in jeder Hinsicht durchsetzen zu wollen, ich denke nämlich nicht, dass er das nicht kann, wenn er ihr auch tatsächlich mal seine Meinung sagt. Können tut er das also schon, und ob die Mutter seine Meinung nicht gelten lässt, ist hier gar nicht das Problem, denke ich, zumal er sich dadurch ja nun offenbar nicht davon abbringen lässt, seine Meinung trotzdem zu formulieren.

Hast Du Deinen Bekannten mal gefragt, ob er mit seiner Bemühung um die Mutter eine Pflicht versucht wahrzunehmen und auszuführen, die er sich selbst auferlegt hat? Es wäre wirklich auch mal interessant zu erfahren, seit wann die beiden so leben, also wirklich auch in der Form, dass die Mutter den Sohn eher gängelt und versucht, eine Macht auf ihn auszuüben, die ihn eher klein hält, sodass er bestenfalls bei ihr bleibt. Wenn ich mir die Mutter hier in dieser Geschichte so betrachte, scheint sie davor nämlich wirklich Angst zu haben und ihrem Sohn deshalb auch kaum Luft zu lassen.

Kennst Du nähere Einzelheiten zum Hintergrund dieser Beziehung und weißt, ob hier der Vater verstorben ist und wann das etwa gewesen sein muss? Oder ist Dein Bekannter ohne Vater aufgewachsen und hat schon früh die Pflichten eines Erwachsenen übernehmen müssen, beispielsweise vielleicht sogar, weil die Mutter irgendwann konkrete Hilfe brauchte?

Mir selbst würde es nun auch nicht einfallen, meine Familie und insbesondere meine Eltern ganz gezielt zu Verabredungen mit Freunden mitzunehmen, wenn es nicht einen konkreten Anlass dafür gibt, wie beispielsweise einen Geburtstag oder einen Besuch ihrerseits, der schon länger geplant war und mit einer üblichen Verabredung zusammenfällt, die ich gern einhalten möchte, gerade, weil meine Eltern ganz gut in diese Runde passen und keiner der Verabredungsteilnehmer etwas dagegen hat, wenn sie mitkommen.

Ansonsten gehört doch vor allem dieser Bereich meines Lebens in meine Privatsphäre und ich würde mir nicht einfallen lassen, meine Eltern nur auf ihren Wunsch oder gar ihr ausdrückliches Verlangen hin mitzunehmen. Auch hätte ich keine Schuldgefühle, meine Eltern oder einen Elternteil, der allein mit mir lebt, zu Hause zu lassen, wenn ich mich mit einem Freund treffe, weil mir dafür kein Grund einfiele. Das Verhältnis zwischen meinen Eltern und mir ist allerdings sicherlich ein anderes als das hier geschilderte Verhältnis zwischen Deinem Bekannten und seiner Mutter, davon gehe ich jedenfalls sehr stark aus.

Vielleicht ist das ja auch ein weiterer ausschlaggebender Punkt in Deiner Geschichte und irgendwie hintergründig für das Verhalten Deines Bekannten. Möglicherweise hat er tatsächlich Schuldgefühle, wenn er seine Mutter nicht mitnimmt, allerdings wäre dann auch hierzu wieder der Hintergrund interessant und ich würde zunächst wissen wollen, weshalb er diese Schuldgefühle hat, bevor ich beurteilen wollen würde, ob ich das nun wiederum nachvollziehen kann oder nicht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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