Terroranschläge in Oslos Innenstadt
Ich wollte das in meiner Antwort keinesfalls verharmlosen! Die Tatsache, dass er nicht zu einem Netzwerk gehört, also die Tat alleine geplant hat und dadurch eben Einzeltäter ist, bedeutet nicht, dass er nicht Teil eines "Massenphänomens" ist.
Richtlinie, deine Antwort hat mich tatsächlich zum Grübeln gebracht. Ich lese bei meiner Mutter gerne den Focus (da er sich kaum bis gar nicht mit meiner Meinung deckt), dort jammert man schon seit über einem Jahr nach einer neuen konservativen Partei, träumt von Koch als Kanzlerkandidat und Eva Herman als "Frauenbeauftragten". Vor einigen Wochen war ein langes Pamphlet von Gloria von Thurn und Taxis im Focus zu lesen in dem sie sich zu den Themen Homosexualität, Abtreibung etc äusserte. Das war erschreckend.
Ich denke doch, wir sind uns einig, dass die mediale Panikmache gegen Islamisierung und "Überfremdung" (auch ein bemerkenswertes Wort) Nährboden für solche kranken Seelen ist. Die Frage ist wie jetzt darauf reagiert wird. Ich befürchte die amerikanische Variante "Computerspiele und Marilyn Manson/Kiss/Britney Spears sind schuld"
Wordoholic hat geschrieben:[...] Die Frage ist wie jetzt darauf reagiert wird. Ich befürchte die amerikanische Variante "Computerspiele und Marilyn Manson/Kiss/Britney Spears sind schuld"
Das vermute ich in der deutschen Presse auch eher. Komischerweise ist da auch schnell "nur noch" vom Amokläufer die Rede - nicht etwa von einem Terroristen. Klar, dass Killerspiele und Schützenvereinsmitgliedschaft nicht fehlen durften, das konnte ja gar nicht anders sein.
Die ersten Reflexe aller Terrorismusexperten waren ja "islamischer Terrorismus". Den scheint es aber nun aus der konservativen oder rechtskonservativen Ecke nicht zu geben. Da sind es dann nur verwirrte Einzeltäter - Amokläufer eben. Ich sehe da allerdings keine allzugroßen Unterschiede. Ist das überhaupt wichtig: Amokläufer oder Terrorist? Ich finde schon, denn die Reduktion auf einen Amoklauf verhindert, dass man sich mit bereits tief in den Gesellschaften verankerten Problemen auseinandersetzt, die möglicherweise mit Ursache dieser unglaublich entsetzlichen Tat sind.
Aber zumindest kommen ja momentan doch noch einige Dinge zur Sprache, schließlich ist seine "Europäische Unabhängigkeitserklärung" ja nicht einfach aus der Welt zu schaffen. Die norwegische Polizei soll ihn einen "christlichen Fundamentalisten" nennen - und was ist das im Kern anderes als eben ein islamistischer Fundamentalist. Ein Biedermann mit Kontakt zu rechten Kreisen, meherere Jahre Mitglied einer rechtspopulistischen Partei, konservativ - im Grunde nicht weit entfernt von einem ganz strammen CDU Wähler.
Ich denke persönlich, dass rechtes Gedankengut in den Köpfen vieler Menschen vorhanden ist. Genauso, wie die Antiislam-Propaganda, die durch die Medien geschürt wird. Aber in diesem Fall glaube ich, dass es sich eher um das Werk eines einzelnen Menschen handelte. Dass seine Grundgedanken vielen Leuten nicht fremd sind, steht außer Frage.
Aber Menschen mit dieser Radikalität finden sich sicher nicht so häufig. Es ist immer noch ein Unterschied, ob man eine Sache nur denkt, oder ob man so überzeugt davon ist, dass man sie in die Tat umsetzt. Ich habe bisher noch nichts weiter darüber gehört, ob der Mann eventuell psychisch krank ist, aber ich denke in diesem Fall, wäre es eine Überlegung wert.
Sicher handelt es sich hier um die Tat eines einzelnen Attentäters - es mag jetzt mal dahingestellt sein, ob er vielleicht noch aktive Mithelfer hatte.
Exkurs: So wundert mich z. B., dass es Aussagen von Jugendlichen gab, die mit großer Überzeugung von 2 Schützen berichteten. Das mag der Panik geschuldet sein, aber die Aussagen waren sehr konkret, zumindest so, dass man dem jedenfalls nachgehen müsste, womit ich die Medien meine. Seltsamerweise hat man davon noch nichts weiter gehört. Auch wundert mich, dass es keine Filmaufnahmen vom Geschehen gibt. 600 Jugendliche und 45 Minuten des Mordens. Es gibt keine Ansammlung von 10 Jugendlichen, bei denen nicht mindestens einer mit einem Handy herumfummelt. Das ist für mich extrem auffällig. Es gab ja auch zig Berichte von Jugendlichen, die während dieser Zeit mit Eltern oder Freunden telefoniert, gesimst oder getwittert haben. Interessant wäre, zu erfahren, ob ihnen die Handys z. B. von der Polizei weggenommen wurden.
Zurück zum Attentäter. Man macht es sich zu einfach, ihn als "schillernden" Einzelkämpfer hinzustellen. Gerade durch sein Geschreibsel - auch wenn es sich in weiten Teilen ironischerweise um ein Plagiat handelt - macht er doch deutlich, wie sehr verbreitet seine Denkweise inzwischen ist, denn in diesem Geschreibsel nimmt er mit vielen Zitaten Bezug auf aktuelle, reale Geschehnisse, Sichtweisen und Personen. Die Problematik daran: Flüstert man solche Sachen jemandem nur lange und intensiv genug ein, dann wird es für denjenigen Teil des Denkens und Teil seiner Wahrheit. Die große Gefahr: Unterstellt man hier einfacherweise psychische Krankheit, entbindet das davon, sich mit möglicherweise in der Gesellschaft verankerten Problemen und Ursachen auseinanderzusetzen.
Ich weiß nicht, wie hoch der Grad an persönlicher Verrücktheit sein muss, damit so etwas sich so verselbstständigt, dass man es auch in die Tat umsetzt, aber man sieht doch tagtäglich in der Welt, was passiert. Muss man dafür aber wirklich psychisch krank sein? Da muss ich gar nicht den islamistischen Attentäter heranziehen, auch der ist meist nur ein Einzeltäter. Es fällt auf: Ich habe ich in diesem Zusammenhang noch nie den Verdacht gehört, diese Leute seien psychisch krank. Es reicht doch schon der Blick in unsere kleine Welt, wo Jugendliche völlig grundlos Menschen zu Tode prügeln. Sind auch die psychisch krank oder hat deren Agression einfach ganz andere Ursachen?
Ich meine, mit der Diagnose "psychisch krank" machen wir uns es viel zu leicht. ABB hat in seinem Pamphlet sehr genau und erschreckend dargelegt, wie er die Welt sieht. Davon ist einiges wirklich abgedreht, aber man muss sich auch fragen: Woher hat der Kerl dieses Zeug, dass es ihn befähigt, so viele Menschen unglücklich zu machen? Und da muss man dann einfach nur mal lesen und dann kann man zumindest auch einige der Brandstifter identifizieren. Denn das alles ist nicht auf ABBs eigenem Mist gewachsen. Und diese Zündler sitzen auch in Deutschland, was interessanterweise von den Medien bisher nicht aufgegriffen wird. Henryk M. Broder, der jetzt exklusiv für die Welt schreibt, wird elfmal im Manifest des ABB zitiert. Im Netz wird das von Anfang an intensiv diskutiert, im TV habe ich davon bisher kein einziges Wort gehört. Die Einlassungen Broders auf Welt-Online sind gelinde gesagt dämlich, frei nach dem Motto: Das wird man ja wohl noch sagen dürfen und schließlich hat er ja nicht selbst geschossen. Auch seine erste Einlassung ggü. einem Journalisten nach der Tat war mehr als zynisch. Da waren ihm seine Autoersatzteile wichtiger als alles andere. Auch hier fährt man die einfache Strategie: Einzeltäter - psychisch krank - schlimm, aber muss ich mich nicht weiter mit beschäftigen. Ich habe von "Die Welt" aber auch wirklich nichts anderes erwartet.
Jede dieser Herrschaften hat bisher jede Mitverantwortung zurückgewiesen, ja teilweise stellt man sich nun selber als Opfer dar, aber genau da sehe ich das eigentliche Problem. Das sind die Leute, die ihre ideologische Gülle in die Welt absondern und auf deren Äckern dann Terroristen wie ABB groß werden. Wir werden sicher mehr davon erleben.
Erschreckenderweise habe ich mich schon vor Jahren gefragt, wann es zu so einer Tat kommt. Allerdings habe ich das aus der islamistischen Ecke befürchtet. Meine Angst war immer: Wenn jemand Schrecken verbreiten will, warum soll er dann in relativ gut überwachte Bahnhöfe, Flughäfen oder Atomanlagen gehen. Warum solche "großen Ziele"? Da stelle ich mir eher Einzeltäter oder kleine Gruppen von Attentätern vor, die z. B. in ein 300 Seelen-Dorf in der Eifel einfallen und mordend durch die Straßen ziehen. Das wäre ein deutliches Signal an die Menschen, dass sie nirgendwo mehr sicher wären. Irgendwie ist dieses schreckliche Szenario jetzt z. T. Wahrheit geworden. Deprimierend.
Aktuell wird gerade nach Helfern gesucht, in Norwegen gab es heute einen Bombenalarm. Inzwischen gibt es immer mehr Videos und Fotos vom Tathergang. Ich denke schon das die Polizei erst einmal alles einkassiert hat und das Material sichten wollte. Das finde ich auch nachvollziehbar.
Zuerst dachte ich auch da ist wohl irgendeine Bombe hochgegangen, vermutlich von Terroristen, aber anschließend ist ja klar geworden, dass es sich um einen entsprechenden norwegischen Landsmann handelt. Wie man allerdings so einen Anschlag und das entsprechende Blutbad auf der Insel an Kindern rechtfertigen kann, ist mir ein Rätsel.
Selbst rechte Gruppierungen aus Europa haben gesagt, Kinder umbringen ist nicht die richtige Lösung, um seine Ziele zu verwirklichen. Jetzt weiß man ja auch, dass der Täter mit verschiedenen Steroiden und Anabolika experimentiert haben soll damit er für seinen "Kampf" gerüstet ist und somit optimal gestärkt ist.
Weiterhin hat sich auch raus gestellt, dass er außerhalb von Oslo extra einen Bauernhof angemietet hatte, auf welchen er entsprechende Düngemittel geschafft hat. Aus diesen hat er dann wohl irgendwie Sprengstoff hergestellt und den Anschlag im Regierungsgebiet von Oslo verübt.
Irgendwie finde ich das schon sehr krank und Selbst sein Vater, den er schon lange nicht mehr gesehen hat, soll gesagt haben " vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er das nicht überlebt hätte". Der Vater schämt sich natürlich in Grund und Boden, irgendwie kann der einem echt leid tun, der Vater.
Solche Ereignisse sind einfach furchtbar. Ich bin sehr traurig, darüber, wie so etwas passieren kann. Außerdem hoffe ich, dass es in Zukunft nicht mehr so häufig Ereignisse von dieser Art geben wird. Ich hoffe außerdem, dass ich nicht der Einzige mit dieser Meinung bin, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dies nicht der Fall ist.
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