Wer den Chef kennt, darf sich alles erlauben?!

Ehrlich gesagt wäre ich mir hier in diesem Fall nicht so sicher, ob der Mann sich da so viel rausgenommen hat, nur weil er den Chef kannte. Es könnte auch schlicht und einfach sein, dass er eben ein übertriebenes Selbstbewusstsein hat oder von sich aus einfach so dreist ist und nicht weiter darüber nachdenkt, wenn er parkt. So denkt er sich eben, die arbeiten ja eh noch, dann kann ich da auch noch eine Weile stehen. Das scheint mir nämlich eher der Grund dafür zu sein, dass er sich so benommen hat und weniger die Tatsache, dass er den Chef kennt. Denn gehen wir mal davon aus, dass du dich deswegen beim Chef beschwert hättest, dieser hätte den Mann sicherlich wegen seines Parkverhaltens gerückt und es ihm auch nicht durchgehen lassen, davon gehe ich zumindest mal aus.

Da ich ab und an als Ersatz einen Aushilfsjob an der Tankstelle annehme, kenne ich aber diese Situationen, Leute die sich einfach ein bisschen mehr herausnehmen, wenn sie den Chef kennen. So haben wir eben eine Chefin und da ich wirklich nur Ersatz bin, habe ich zu ihr relativ oft Kontakt, weil sie mich immer persönlich darauf anspricht, ob ich dann und dann mal kommen könnte. Wenn ich zur Arbeit kam, hielten wir häufiger schon mal ein bisschen Smalltalk und auf Dauer hatten einige der anderen Aushilfen dann den Eindruck, ich würde bevorzugt behandelt.

Zum Beispiel war es etwa so, dass ich mein Geld immer pünktlich zum Monatsersten erhielt und andere erst später, wenn die Chefin Zeit hatte für die Abrechnungen. Dann gab es auch Situationen, wo ich wegen Orchester oder anderen Sachen von einen Tag auf den anderen absagen musste und die Chefin sich jemanden anderen suchen musste. bei mir war das niemals ein Problem und sie sagte auch nie etwas zu mir, aber wenn andere das machten, gab es meist ein großes Theater, weswegen man denn nicht früher Bescheid gäbe. So entstand bei uns häufig der Eindruck, ich wäre besser dargestellt, weil ich die Chefin kannte. Man selbst empfindet das allerdings nicht unbedingt so.

Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass diese Situation, die du schilderst, etwas damit zu tun hat, dass derjenige, der dich kurzzeitig zugparkt hat, mit dem Chef befreundet ist. Natürlich gibt es Menschen, die meinen, sie könnten sich alles erlauben, weil sie den Chef kennen, aber ob nun die Person auch ausgerechnet zu diesee Sorte Mensch gehört, sei mal dahingestellt. Ich verstehe die Aufregung übrigens auch nicht wirklich. Der Autofahrer war doch vor deinem Feierabend wieder weg. Wenn er um 15.30 Uhr immer noch dortgestanden hätte, hättest du ja was sagen können, aber gleich jemanden anzukeifen, der mal kurzzeitig dort parkt und dann aber lange vor dir wieder fährt, muss doch auch nicht sein.

Bei einem meiner ehemaligen Arbeitsplätze gab es auch eine ähnliche Parksituation, nur vermutlich in anderer Größenordnung. Der Parkplatz war aber auch für uns viel zu klein und so wurde dort regelmäßig in dritter Reihe geparkt. Da hat sich aber auch keiner aufgeregt, weil jederzeit ermittelbar war, wer der Autofahrer ist und man hätte die Person dann einfach gebeten, das Auto kurz wegzufahren. Die meisten Leute hatten dafür auch extra einen Zettel und eine Telefonnummer sichtbar hinter die Windschutzscheibe gelegt.