Ist das Steuersystem wirklich gerecht?
iggiz18 hat geschrieben:Das Steuersystem ist nicht gerecht, aber die Mehrverdiener müssen schon mehr Steuern abdrücken, sonst wäre die Lücke zwischen Arm und Reich noch größer.
Das bestreiten ja auch die Wenigsten. Klar müssen breite Schultern mehr tragen als schmale und wer kaum Einkommen hat, dem kann man wohl kaum zumuten den Großteil der Steuerlast zu tragen. Aber genau das passiert ja auch nicht. Gerade Geringverdiener zahlen ja kaum Lohnsteuer und profitieren noch am stärksten von den Freibeträgen. Dagegen müssen ja gerade die Besserverdiener auf ihr hohes Einkommen ein Drittel bis fast die Hälfte an Lohnsteuer zahlen. Es gibt also da schon ein riesigen Unterschied in der Besteuerung und Lastverteilung.
Allerdings wird ja gerade wenn es um den Mindestlohn geht immer wieder gefordert, dass sich Arbeit auch lohnen muss. Das kann aber eben nicht nur für niedrige Einkommen gelten, sondern muss eben im gleichen Maße auch für Bessergestelte und Spitzenverdiener gelten. Wenn ich von einem Geringverdiener nicht verlangen soll, dass er für 5 Euro Buttostundenlohn arbeiten gehen soll, dann kann ich auch vom den Besserverdienern nicht verlangen, dass sie ab einem gewissen Einkommen, nachher 60, 70 oder noch mehr Prozent Lohnsteuer von ihrem Stundenlohn abführen sollen. Von daher denke ich macht es schon einen Sinn, die Einkommenssteuer ab einem gewissen Grad zu deckeln
Klehmchen hat geschrieben: Wenn ich von einem Geringverdiener nicht verlangen soll, dass er für 5 Euro Buttostundenlohn arbeiten gehen soll, dann kann ich auch vom den Besserverdienern nicht verlangen, dass sie ab einem gewissen Einkommen, nachher 60, 70 oder noch mehr Prozent Lohnsteuer von ihrem Stundenlohn abführen sollen. Von daher denke ich macht es schon einen Sinn, die Einkommenssteuer ab einem gewissen Grad zu deckeln
Abgesehen davon, dass bald ein Stundenlohn von 8,50 Euro gilt, ist jemand mit dem Stundenlohn von 5 Euro unter Garantie ein Aufstocker, der 80 Prozent seines Gehaltes an das Amt abführen muss und der bei Fehlverhalten auch entsprechend sanktioniert werden kann.
Natürlich hat so jemand kein Problem damit, wenn es irgendeinem Besserverdiener ebenso geht. Und damit dürften weniger irgendwelche anderen Arbeitnehmer gemeint sein, sondern vor allem solche Pleitebanker von der HRE, die noch ihre Boni einklagen wollen oder dem Unternehmensberater/FDP-Genossen, der vorschlug, Ärmere sollten doch auf Rattenjagd gehen.
Eigentlich würde doch jeder am liebsten weniger oder gar keine Steuern zahlen. Das betrifft sowohl diejenigen, die wenig verdienen als auch die Vielverdiener. Und als Vielverdiener gilt man glaube ich schon ab einem Netto-Einkommen von 2500. So viel ist das ja gar nicht, da lebt man nicht in Saus und Braus.
Es muss auch nicht immer so sein, dass diejenigen, die mehr verdienen, auch mehr arbeiten. Wenn ich da etwa an meinen Job denke - also an das, was ich hauptsächlich mache - das ist nicht gerade anstrengend. Man sitzt herum, hält ab und an ein Seminar oder schreibt bestimmte Dinge am PC, analysiert, wertet aus usw. Viel Stress ist das nicht und ich habe zwischendurch auch oft Zeit, um private Mails zu lesen usw. Das einzige, was mich stört, ist dass manche Teilnehmer an den Seminaren gewisse Ansprüche haben, denen ich wohl nicht gerecht werden kann oder dass die das Thema einfach nicht interessiert.
Aber ein einfacher Arbeiter, der am Fließband steht, ein Handwerker, der den ganzen Tag schuften muss oder auch eine Putzfrau, die den Dreck anderer wegräumen muss, die leisten sicherlich mehr und haben anstrengendere Stellen. Denn ich würde das sicherlich nie machen wollen, ich würde mich mit allen Mitteln davor drücken, putzen gehen zu müssen, weil mich das total ekeln würde. Umso mehr haben die Leute meine Anerkennung, die solche Jobs haben. Das sind dann aber auch meistens diejenigen, die wenig verdienen.
Ich habe eben das Glück, dass ich die Fähigkeit hatte, zu studieren und das auch ein Fach, was halbwegs gefragt ist. Aber eigentlich leiste ich weniger als einfache Arbeiter und ich gönne das denen daher auch, dass die weniger Steuern zahlen.
Zudem gibt es genug Möglichkeiten, seine Abgabenlast auf legale Art zu reduzieren. Ich habe etwa einen normalen Job, einen Vierhunderteuro-Job und bin noch selbstständig. Nur bei der Hauptstelle muss ich ganz normal Abgaben zahlen, der 400-EUR-Job ist steuer- und abgabenfrei und bei meiner Selbstständigkeit kann ich zig Dinge absetzen und muss auch keine Sozialabgaben entrichten. Und es kann ja im Prinzip jeder so machen.
Zitronengras hat geschrieben:Und es kann ja im Prinzip jeder so machen.
Eben nicht. Dies setzt eine einwandfreie Gesundheit voraus, die nicht jeder hat und es ist recht naiv, so etwas in die Welt zu posaunen. Theorie und Praxis sind 2 verschiedene paar Schuhe.
Juri1877 hat geschrieben:Abgesehen davon, dass bald ein Stundenlohn von 8,50 Euro gilt, ist jemand mit dem Stundenlohn von 5 Euro unter Garantie ein Aufstocker, der 80 Prozent seines Gehaltes an das Amt abführen muss und der bei Fehlverhalten auch entsprechend sanktioniert werden kann.
Genau darum geht es doch. Der Mindestlohn soll ja kaum, damit sich Arbeit wieder lohnen soll und man davon leben kann. Das ist doch das was alle gefordert haben, die diesen haben wollte. Und genau das gleiche fordere ich eben auch für das andere Ende der Fahnenstange. Zudem zahlt man ja selbst bei 8,50 Euro Bruttostundelohn kaum Lohnsteuern. Also selbst da kann man noch immer den selben Vergleich ziehen.
Ich kann auch nicht verstehen, was sozial daran sein soll bei einem Feldzug gegen eine kleine Zahl von Managern und Bankern, die gesamte Mittelschicht, die eben oftmals viel oder hart für ihr Geld arbeiten, bestrafen zu wollen. Man kann nunmal kein einzelnes Manager oder Bankersteuergesetz rausbringen. Steuergesetze sind immer für alle da und treffen bei entsprechender Vorraussetzung dann eben auch alle.
Und Zitronengras, es mag ja sein, dass dein Job nicht anstrengend ist für dich, aber dafür musstest du eben entsprechende Qualifikationen erwerben, ein Studium absolvieren usw.. Putzen dagegen könnte theoretisch jeder, der etwas Arbeitseifer mitbringt. Das soll jetzt keine Abwertung sein, aber es gibt eben viele Berufe, die setzen wenig bis gar keine Qualifikation und Ausbildung vorraus. Ich habe zum Beispiel neben meinem Studium im Lager eines großen Supermarktes gearbeitet und aushilfsweise auch im Markt. Das waren allesamt Tätigkeit, die konnte nach 1-2 Tagen Einarbeitung jeder Affe machen, weil man einfach nur arbeiten musste ohne groß nachzudenken. Dass solche Tätigkeiten dann eben geringer entlohnt werden, liegt auf der Hand.
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